Shawn Fain

Shawn Fain 2023

Shawn Fain (geboren am 30. Oktober 1968 in Kokomo, Indiana) ist ein US-amerikanischer Gewerkschafter. Er ist seit März 2023 Präsident der Automobilarbeiter-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW). Shain ist gelernter Elektriker. Er arbeitete bei Stellantis in einer Fabrik in Kokomo, Indiana. Er ist seit 29 Jahren Mitglied der UAW und ist in der Erneuerungsbewegung Unite All Workers for Democracy (UAWD) aktiv.[1][2][3][4] Fain war der erste UAW-Präsident, der direkt von den Gewerkschaftsmitgliedern gewählt wurde, und war eine zentrale Figur im Streik der in der Gewerkschaft United Auto Workers organisierten Automobilarbeiter im Jahr 2023.

Im Jahr 2023 kandidierte Fain für den Vorsitz der Gewerkschaft gegen den Amtsinhaber Ray Curry und führte eine Liste mit dem Namen UAW Members United an, die sich auf die Ablehnung von Korruption, Zugeständnissen und gestaffelten Lohnstrukturen konzentrierte.[5] Bei dieser ersten Wahl, bei der die Mitglieder der Gewerkschaft den Präsidenten direkt wählten, gewann Fain die Wahl mit 477 Stimmen[6], im März desselben Jahres trat er das Amt an.[7]

Im Amt setzt er sich für einen aggressiveren Verhandlungsstil, eine stärkere Beteiligung der Mitglieder und die aktive Unterstützung von Politikern, die die Ziele der Gewerkschaft teilen, ein.[8][3] Fains Arbeitskampfgeist und sein Verhandlungsstil trugen zu der Entscheidung der UAW bei, den Streik der United Auto Workers 2023 zu genehmigen.[9]

Kindheit, Schulzeit

Fain wurde am 30. Oktober 1968 in Kokomo, Indiana, geboren.[10][11][12] Er ist der Enkel von zwei UAW-GM-Pensionären. Sein Großvater begann 1937 bei Chrysler, dem Jahr, in dem die Chrysler-Arbeiter nach einem Sitzstreik der UAW beitraten.[13][14]

Sein Vater war Leiter des Kokomo Police Department.[15] Fain besuchte die Taylor High School.[16]

Der Streik der United Auto Workers von 2023

Wenige Tage nach seiner Wahl teilte Fain den Automobilherstellern mit, die Mitglieder der UAW hätten „den Status quo satt“.[17] Bei den Verhandlungen zum Tarifvertrag für 2023 setzte sich Fain für eine sofortige Lohnerhöhung von 20 Prozent für die Beschäftigten ein, gefolgt von jährlichen schrittweisen Erhöhungen auf insgesamt 46 Prozent, was seiner Meinung nach einfach nur ein Weg wäre, um mit den enormen Lohnerhöhungen der CEOs der Automobilunternehmen in den letzten Jahrzehnten Schritt zu halten. Die UAW senkte später die geforderte Erhöhung auf 36 Prozent.[18] Fain forderte außerdem das Ende der Lohn- und Leistungsstaffelung und die Rücknahme der Zugeständnisse, die die UAW während der Finanzkrise 2007–2008 gemacht hatte, einschließlich der Wiedereinführung des Lebenshaltungskostenausgleichs und solider Renten.[19][20] Fains harte Haltung bei den Vertragsneuverhandlungen trug dazu bei, dass die Gewerkschaft am 15. September beschloss, den Streik der United Auto Workers im Jahr 2023 zu beginnen.[21] Es war das erste Mal in der 88-jährigen Geschichte der UAW, dass die Gewerkschaft einen gleichzeitigen Streik gegen die „Big Three“ (die drei großen Automobilhersteller) führte.[22]

Fain hat mit seinem unorthodoxen Organisationsansatz viel Aufmerksamkeit erregt, und der Analyst Daniel Ives sagte gegenüber Reuters: „This is not your grandfather's UAW ... Fain is playing this like a chess player. He's leading 21st century negotiations for unions.“ (Übersetzung: „Das ist nicht die UAW Ihres Großvaters ... Fain spielt dieses Spiel wie ein Schachspieler. Er führt die Verhandlungen des 21. Jahrhunderts für die Gewerkschaften“.)[23] Fain nutzte während der Verhandlungen Social-Media-Plattformen und veröffentlichte kurze Videos im Dokumentarstil.[24]

In einem Gespräch mit der New York Times vom 5. Oktober 2023 erklärte er: „Billionaires in my opinion don't have a right to exist.“ (Übersetzung: „Milliardäre haben meiner Meinung nach keine Existenzberechtigung.“) Ihm wird auch zugeschrieben: „There's a billionaire class, and there's the rest of us.“ (Übers.: „Es gibt eine Milliardärsklasse und es gibt den Rest von uns.“)[25] Er erscheint häufig in Facebook-Lives, in denen er sich direkt an UAW-Mitglieder wendet und aus der Bibel und von Malcolm X zitiert.[24][26] In einem Livestream von Anfang August 2023 war Fain zu sehen, wie er ein Angebot des Autoherstellers Stellantis mit den Worten in den Papierkorb warf: „That's where it belongs – in the trash – because that's what it is“ (Übers.: „Da gehört es hin - in den Papierkorb - denn es ist Müll.“)[27][28] Im September 2023 sagte er: „The September strikes are so far proving effective, and should give employers second thoughts.“ (Übers.: „Die Septemberstreiks haben sich bisher als wirksam erwiesen und sollten die Arbeitgeber zum Nachdenken bringen.“)[29]

Die Massenorganisationsinitiative 2023

Am Ende des Streiks der United Auto Workers im Jahr 2023 versprach Fain, weitere Automobilunternehmen gewerkschaftlich zu organisieren: „Wenn wir im Jahr 2028 an den Verhandlungstisch zurückkehren, dann nicht nur mit den Big Three, sondern auch mit den Big Five oder Big Six“.[30] Am 7. Dezember 2023 gab die UAW bekannt, dass die Beschäftigten des Volkswagen-Werks in Chattanooga, Tennessee, mit gewerkschaftlichen Organisierungsbemühungen begonnen haben und mehr als 1.000 Mitglieder die Antragsformulare für den Beitritt zur Gewerkschaft unterschrieben haben.[31]

Weblinks

Commons: Shawn Fain – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neal Boudette: President Is Ousted in United Auto Workers Election In: The New York Times, 25. März 2023 (englisch). 
  2. Michael Wayland: Historic UAW Election Picks Reform Leader Who Vows More Aggressive Approach to Auto Negotiations In: CNBC, 25. März 2023. Abgerufen am 15. April 2023 (englisch). 
  3. a b Don Gonyea: Newly Elected United Auto Workers Leader Strikes Militant Tone Ahead of Contract Talks In: NPR, 7. April 2023. Abgerufen am 15. April 2023 (englisch). 
  4. UAW President Shawn Fain. In: UAW. 24. August 2023, abgerufen am 27. September 2023 (englisch).
  5. Neal E. Boudette: United Auto Workers Appear to Rebuke Leaders in First Vote by Members (Memento des Originals vom 2. Dezember 2022 im Webarchiv archive.today) In: The New York Times, 2. Dezember 2022. Abgerufen am 16. September 2023 (englisch). 
  6. 2023 UAW Officers Runoff Results. (englisch).
  7. Neal E. Boudette: United Auto Workers Usher In New Era of Leadership In: The New York Times, 27. März 2023. Abgerufen am 16. September 2023 (amerikanisches Englisch). 
  8. Michael Wayland: Historic UAW Election Picks Reform Leader Who Vows More Aggressive Approach to Auto Negotiations In: CNBC, 25. März 2023. Abgerufen am 15. April 2023 (englisch). 
  9. Everything You Need to Know About the Potential UAW Strike. In: NBC News. 14. September 2023, abgerufen am 15. September 2023 (englisch).
  10. David Streitfeld: New U.A.W. Chief Has a Nonnegotiable Demand: Eat the Rich In: The New York Times, 5. Oktober 2023. Abgerufen am 5. November 2023 (amerikanisches Englisch). 
  11. UAW reaches deal with General Motors that ends strikes against Detroit automakers pending votes. In: AP News. 30. Oktober 2023, abgerufen am 9. November 2023 (englisch): „The deal UAW President Shawn Fain closed on his 55th birthday is modeled on the ones agreed to with crosstown rivals Ford and Jeep-maker Stellantis, and would give workers higher raises than they’ve received in years.“
  12. Michael Sainato: The UAW Leader Fighting to Defend Autoworkers from 'Corporate Greed' In: The Guardian, 26. September 2023. Abgerufen am 10. Oktober 2023 (englisch). 
  13. UAW President Shawn Fain. In: UAW. 24. August 2023, abgerufen am 27. September 2023 (englisch).
  14. UAW Locals Map – Mapping American Social Movements. In: depts.washington.edu. Abgerufen am 17. September 2023 (englisch).
  15. Tom Krisher: Kokomo Native Wins Close Race to lead United Auto Workers Union. In: Kokomo Tribune. 26. März 2023, abgerufen am 16. September 2023 (englisch).
  16. Fain-Harrison, 20. Oktober 1991, S. 12 (englisch). 
  17. Joseph White, David Shepardson, Joseph White: New UAW Leader Tells Automakers: 'Our Membership Is Fed Up' In: Reuters, 27. März 2023. Abgerufen am 15. September 2023 (englisch). 
  18. How Much Do UAW Workers Make? What to Know About Today's Strikes (Memento des Originals vom 15. September 2023 im Webarchiv archive.today) In: The Washington Post, 15. September 2023. Abgerufen am 17. September 2023 (englisch). 
  19. Danielle Kay: The UAW Launches a Historic Strike Against All Big 3 Automakers. In: NPR. 15. September 2023; (englisch).
  20. Bill Vlasic: U.A.W. Makes Concessions to Help Automakers In: The New York Times, 3. Dezember 2008. Abgerufen am 15. September 2023 (englisch). 
  21. Everything You Need to Know About the Potential UAW Strike. In: NBC News. 14. September 2023, abgerufen am 15. September 2023 (englisch).
  22. Workers Strike at All 3 Detroit Automakers, a New Tactic to Squeeze Companies for Better Pay. In: AP News. 15. September 2023, abgerufen am 18. September 2023 (englisch).
  23. Bianca Flowers: UAW Union Embraces Social Media as Labor Talks Toughen Ahead of Deadline In: Reuters, 9. September 2023. Abgerufen am 16. September 2023 (englisch). 
  24. a b Bianca Flowers: UAW Union Embraces Social Media as Labor Talks Toughen Ahead of Deadline In: Reuters, 9. September 2023. Abgerufen am 16. September 2023 (englisch). 
  25. David Streitfeld: New U.A.W. Chief Has a Nonnegotiable Demand: Eat the Rich In: The New York Times, 5. Oktober 2023. Abgerufen am 5. November 2023 (englisch). 
  26. Joseph White: Auto Union Chief Shawn Fain Quotes Malcolm X, Shines on Facebook as Takes on Detroit Three In: Reuters, 14. September 2023. Abgerufen am 18. September 2023 (englisch). 
  27. David Shepardson: UAW Calls Stellantis Contract Offer 'Trash' In: Reuters, 9. August 2023. Abgerufen am 16. September 2023 (englisch). 
  28. Live Update | Live Update UAW President Shawn Fain Live Stream Update 8/8/23 from Detroit, MI | By UAW International Union | Facebook. In: www.facebook.com. Abgerufen am 16. September 2023 (englisch).
  29. »Vi bruger en ny strategi«: Tusindvis af ansatte i usædvanlig strejke på tre store amerikanske bilfabrikker (dänisch). 
  30. Nathan Bomey: UAW promises to deliver where it's failed before: the South. In: Axios. 2. November 2023, abgerufen am 7. Dezember 2023 (englisch).
  31. David Shepardson: More than 1,000 VW workers in Tennessee sign union representation cards -UAW In: Reuters, 7. Dezember 2023. Abgerufen am 8. Dezember 2023 (englisch).