Schloss Oberau

Schloss Oberau (2015)
Blick auf den baufälligen Turm (2007)
Blick von Südwesten auf die rückwärtige Fassade (2015)
Detail

Das Schloss Oberau ist ein im Dorf Oberau, Gemeinde Niederau, in Sachsen in der Nähe von Meißen gelegenes Wasserschloss, das über Jahrhunderte der sächsischen Adelsfamilie von Miltitz gehörte. Das Schloss ist eines der ältesten erhaltenen Wasserschlösser in Sachsen.

Geschichte

Im Jahr 1274 wurde Oberau erstmals als „Orwa“ erwähnt. Die ritterbürtige Patrizierfamilie Theler kaufte Seydelmann von Scharfenberg die Siedlung ab. Wohl zu dieser Zeit wurde an der Stelle des heutigen Schlosses ein Wehrturm erbaut, um den man einen Wassergraben anlegte. Aus dem Jahr 1286 ist der erste Umbau des Wehrturmes in einen wehrhaften Wohnturm bekannt. Die Besonderheit bei diesem Wohnturm ist die innen liegende Treppe und die außen liegenden Wohnräume. Bernhard von Miltitz kaufte am 3. März 1433 „Obir Aue“, Gohles und das wüste Dorf Droschkevis (in der Nähe des heutigen Waldbades). Doch schon Ende 1436 verkauft Bernhard von Miltitz all seinen Besitz mit Rechten und Kirchlehn an das Kloster Zelle. Ernst von Miltitz kaufte 1550 für 3.500 Gulden die Dörfer Oberau, Niederau und Gohlis samt Patronat und dem Recht, das Schulwesen zu regeln. Das Rittergut Oberau blieb bis 1783 im Besitz der Familie. Miltiz ließ neben dem Wohnturm einen wirkungsvollen, länglichen Neubau im Stil der Renaissance mit betonten Giebelaufsätzen (Valuten) erbauen. Bis zum Jahr 1594 war die umfassende Umgestaltung der Gebäude zu einem Renaissanceschloss weitestgehend abgeschlossen. Aus dieser Zeit stammt das Ritterrelief, dass keine spezielle Persönlichkeit darstellt. Im 17. Jahrhundert wurden im Schloss bemalte Holzdecken eingebaut, deren Bretter ab 1807 jedoch in anderer Weise verwendet wurden. Die Bemalung blieb aber erhalten.

Am 13. Februar 1706 bezog Karl XII. von Schweden im Zuge des Großen Nordischen Krieges im Schloss Quartier. Am 14. und 15. September 1706 übernachtete er hier erneut. Seine Truppen biwakierten in der Nähe von Weinböhla. Im August und September 1707 wohnte Karl XII. noch einmal im Schloss Oberau. Seine 34.000 Mann starken Truppen lagerten um Niederau.

Im Jahre 1803 wurde der Bau des Schlosses Oberau erneuert. Im Rahmen dieser Bauarbeiten entstanden wertvolle Stuckarbeiten.

In der Zeit von 1807 bis 1878 erhielt das Rittergut seine heute prägende Gestalt. Insbesondere am Anfang dieser Zeit erhielt das Schloss sein markantes Aussehen. Im Jahre 1817 übernahm Kanzler Ernst Friedrich Karl Amilius Freiherr von Werthern das Oberauer Rittergut, zudem damals die, von Leutnant Bonniot erbaute Kalkbrennerei, sowie mittlerweile eine Ziegelei, zwei Winzerhäuser und eine Brauerei gehörten. Der Kanzler begann kurz darauf abermals das Schloss und den angeschlossenen Garten umzugestalten. Zudem verbesserte er die Bewirtschaftung der zum Gut gehörenden Weinberge. Nach dem Tod des Freiherrn von Werthern im Jahre 1829 fiel das gesamte Gut in die Obhut seiner Witwe Freifrau von Werthern, einer Geborenen von Wuthenau. Ende 1853 hatte das Schloss eine einzelne Zugbrücke, die über den Wassergraben zum Schloss führte. Es gab 18 Zimmer, der Turm war mit Schiefer gedeckt und das Schloss war gelblich gestrichen. Im Jahr 1860 wurde der Nordostflügel errichtet, den man im Stil den bestehenden Gebäudeteilen anpasste. Das Schloss erhielt dadurch einen winkelförmigen Grundriss und einen neogotischen Treppenturm. Am 27. März 1865 kaufte der verwitwete Friedrich Henning von Arnim das Rittergut. Er ließ durch Umbaumaßnahmen den Schlossgiebel, den Turm und einen Flügel stilistisch den Volutengiebeln des Renaissancebaus angleichen. Später vererbte von Arnim das Rittergut an seine zweite Tochter Johanna Karoline und ihren Mann Karl Dietrich von Carlowitz auf Proschwitz. Nach dem Tod Johanna Karolines erbte die Tochter Franziska Elisabeth de Neergaard Schloss und Güter.

Das Schloss wurde am 4. Oktober 1937 unter Denkmalschutz gestellt. Nach dem Kriegsende wurden Vertriebene in das Schloss einquartiert. Das gesamte Gebäude wurde vom Keller bis zum Dach bezogen. Nachdem einige Familien wieder wegzogen, wurden einige Zimmer umgebaut. In der Folgezeit fanden noch immer zehn Vertriebenenfamilien im Schloss eine Unterkunft. Diese Umbauten wurden später auch von einem Kinderheim genutzt. Da für das Kinderheim nicht genügend Plätze vorhanden waren, plante man den Abriss des Schlosses. Der Abriss zögert sich jedoch hinaus, da im Schloss noch immer Umsiedlerfamilien wohnten. 1946 wurde das Rittergutsgebäude umgestaltet, um dieses anderweitig nutzen zu können. Von den Umbauten war auch der große Schlosspark erheblich betroffen.

Im Oktober 1994 wurde das Dach des stark vom Verfall bedrohten Schlosses winterfest gemacht. Die Schlosssanierung erhielt 1997 eine Förderung durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Daraufhin wurde im Frühjahr 1997 der Schimmelpilz im gesamten Schloss entfernt. Es blieben jedoch schwarze Flecken übrig. Am 13. September 1998 begann man mit der Sanierung des Schlossdaches. 1999 wurde das Schloss durch den Arbeitskreis Denkmalpflege übernommen. Im Sommer 2000 begann die Sanierung des Schlossteiches. Im Spätsommer 2001 war die erste Hälfte des Daches fast fertig. Allerdings gerieten die Arbeiten seit dieser Zeit immer wieder ins Stocken.

Im Sommer 2002 legte man in den unteren Geschossen (1. Etage und Erdgeschoss) weitere historische Zeugnisse frei. Zudem wurde die Sanierung der Mauern vom Schlossteich fortgesetzt. Die Sanierungsarbeiten am Dach wurden im November 2002 eingestellt, da die damit befasste Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auslief. 2003 und 2004 wurden Arbeiten zur Sicherung des Dachstuhls ausgeführt. Im März und April 2004 wurde ein Teil der Dachfläche durch gebrauchte Ziegel abgedichtet. Die Sanierung des Schlossteiches war in diesem Jahr weitgehend fertiggestellt. Im Zeitraum 2006 bis 2012 wurde die Turmkappe restauriert und 2013 per Kran aufgesetzt. Am 31. Januar 2024 wurde der Schlossgraben wieder mit Wasser angefüllt.[1]

Der Förderverein Wasserschloss Oberau bietet Führungen im Schlossareal an, deren Einnahmen der Erhaltung des Areals zugutekommen.

Weblinks

Commons: Schloss Oberau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wasser marsch am Schloss Oberau. Abgerufen am 2. Februar 2024.

Koordinaten: 51° 11′ 5,5″ N, 13° 33′ 16″ O