„Karl Mauss“ – Versionsunterschied

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1929 eröffnete er in [[Lübeck]] eine Zahnarztpraxis.<ref>[http://www.zahnarztpraxis-eppendorf.com/ueberuns.html Webseite der Praxis], in der dritten Generation von seiner Familie betrieben. Aufgerufen am 7. November 2013.</ref>
1929 eröffnete er in [[Lübeck]] eine Zahnarztpraxis.<ref>[http://www.zahnarztpraxis-eppendorf.com/ueberuns.html Webseite der Praxis], in der dritten Generation von seiner Familie betrieben. Aufgerufen am 7. November 2013.</ref>


1934 ließ er sich im Dienstgrad [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] beim Infanterieregiment 6 in Lübeck reaktivieren. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde er Kommandeur der [[7. Panzer-Division (Wehrmacht)|7. Panzerdivision]] und in der Endphase des Krieges wurde Mauss so schwer verletzt, dass ihm das linke Bein amputiert werden musste. [[Datei:Bundesarchiv Bild 183-2006-0822-500, Gotenhafen, Generalleutnant Karl Mauss.jpg|mini|Mauss in der Endphase in [[Gdynia|Gdynia (während der deutschen Besatzung: "Gotenhafen")]], Foto eines Angehörigen einer [[Propagandakompanie]] vom März 1945]]
1934 ließ er sich im Dienstgrad [[Hauptmann (Offizier)|Hauptmann]] beim Infanterieregiment 6 in Lübeck reaktivieren. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurde er Kommandeur der [[7. Panzer-Division (Wehrmacht)|7. Panzerdivision]] und im letzten Abschnitt der Endphase des Krieges wurde Mauss das linke Bein amputiert. Danach wurde er rückwirkend von der verbliebenen NS-Führung zum General ernannt und hoch dekoriert.<ref>Da M. ansonsten eine ziemlich graue Maus war, ist leider andere als Trivialliteratur nicht zu finden. Aber ich hoffe!</ref>

Nach dem Ende des NS-Regimes betrieb er von 1949 bis 1959 in Hamburg erneut eine Zahnarztpraxis.<ref>[http://www.zahnarztpraxis-eppendorf.com/ueberuns.html Webseite der Praxis]. Aufgerufen am 7. November 2013.</ref> Karl Mauss starb am 9. Februar 1959 in Hamburg an einem [[Herzinfarkt]].
Nach dem Ende des NS-Regimes betrieb er von 1949 bis 1959 in Hamburg erneut eine Zahnarztpraxis.<ref>[http://www.zahnarztpraxis-eppendorf.com/ueberuns.html Webseite der Praxis]. Aufgerufen am 7. November 2013.</ref> Karl Mauss starb am 9. Februar 1959 in Hamburg an einem [[Herzinfarkt]].



Version vom 19. Februar 2017, 12:51 Uhr

Karl Mauss (17. Mai 1898 in Plön/Holstein – 9. Februar 1959 in Hamburg) war ein deutscher Zahnarzt (1929-1934, 1949-1959) und General der Wehrmacht (1945).

Leben

Karl Mauss war der Sohn des Konditors Karl Mauß und dessen Ehefrau Minna, gebornene Lohoff.[1] Er besuchte ab 1904 das Johanneum zu Lübeck,[2] das ab 1905 in Form eines Realgymnasium geführt wurde. Die Eltern betrieben während seiner Schulzeit in Bahnhofsnähe ein Cafe mit Konditorei.[3] 1911 erwarben seine Eltern mit Otto Mauss, einem Onkel von Karl Mauss Junior das Metropol Kino, der Betrieb wurde von den Eltern geführt. Das Kino wurde im April 1921 geschlossen.[4] Mauss meldete sich 1914 als Kriegsfreiwilliger. Im von Mauss 1928 für seine Dissertation geschriebenen Lebenslauf ist kein Schulabschluss vermerkt.[5]

Mauss nahm als Fliegeroffizier am Ersten Weltkrieg teil. Nach dessen Ende wurde er Mitglied der Marine-Brigade Ehrhardt, einem antisemitischen Freikorps, das maßgeblich am Kapp-Putsch gegen die demokratische Republik beteiligt war und aus dem später die rechtsterroristische Organisation Consul hervorging,[6] sowie des rechtsradikalen und republikfeindlichen Bunds Oberland.[7][8] Mauss schied 1922 aus der Reichswehr aus.[9] Am 1. April 1922 heiratete er.[10]

Titelblatt der Dissertation

Nach beruflichen Versuchen als Verlags- und Handelsvertreter in Oberschlesien begann er 1925 ein Studium der Zahnmedizin an der 1919 neu gegründeten Universität Hamburg.[11] Maus schloss sich während des Studium einer Studentenverbindung an, heute betrachtet die Burschenschaft Germania Königsberg in Hamburg ihn als Mitglied.[12][13] Die Germania wurde allerdings erst 1950 in Hamburg (neu)gegründet. Sie nahm die zur völkischen Deutsche Wehrschaft gehörenden Mitglieder der 1920 gegründeten Askania Hamburg als alte Herren auf. Die Studienbedingungen waren von Überfüllung und Improvisation geprägt, für die Ausbildung der Zahnärzte wurden vier niedergelassene Zahnärzte aus der Stadt, darunter Alfred Rohrer (1886-1959) angeworben.[14][15] Rohrer regt das Thema von Mauss' Dissertation an: Zahnanomalien bei Idioten und Imbezillen.[16] und ist auf dem Titelblatt angegeben. Mauss versucht darin, mit einem erbpathologischen Konzept, in dem Degeneration und endokrinen Störungen enthalten sind, statistische Korrelationen von Zahnanomalien bei drei Gruppen von Patienten unterschiedlich stark ausgeprägter "geistiger Minderwertigkeit" ("debil", "imbezill", "idiotisch") zu ermitteln. Vergleichend stellt er sie neben "Kretine" mit "tierschnauzenähnlichem Aussehen" und "Kriminelle" - jeweils nicht näher definiert - und an "Erbsyphilis" Erkrankten,[17] einer schon damals kaum unterstützten Erkrankungsthese.[18] Es handelt sich bei dem von Mauss angewendeten Kategoriensystem um Kategorien des zeitgenössischen Rassehygienediskurses.

Der zweite Doktorvater bietet einen Hinweis auf die Herkunft der Patienten, er war der Direktor der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg, einer psychiatrischen Heil- und Pflegeanstalt. Es ist laut der Historikerin Brigitta Huhnke der zu den „Nestoren der nazistischen Eugenik-Bewegung“[19] zählende Wilhelm Weygandt. Mauss dankt auch dem Oberarzt Alfred Schäfer an der gleichen Klinik.[20] Das Dissertationsthema schließt auch an die Interessen von Weygandts an, der zu Kretinismus und frühkindlicher Idiotie zwischen 1900 und 1926 allein über zwanzig Arbeiten publizierte.[21]

1929 wurde Mauss zum Dr. med. dent. promoviert.

1929 eröffnete er in Lübeck eine Zahnarztpraxis.[22]

1934 ließ er sich im Dienstgrad Hauptmann beim Infanterieregiment 6 in Lübeck reaktivieren. Im Zweiten Weltkrieg wurde er Kommandeur der 7. Panzerdivision und im letzten Abschnitt der Endphase des Krieges wurde Mauss das linke Bein amputiert. Danach wurde er rückwirkend von der verbliebenen NS-Führung zum General ernannt und hoch dekoriert.[23]

Nach dem Ende des NS-Regimes betrieb er von 1949 bis 1959 in Hamburg erneut eine Zahnarztpraxis.[24] Karl Mauss starb am 9. Februar 1959 in Hamburg an einem Herzinfarkt.

Rezeption

Mauss und dessen Vita fanden eine positive bis heroisierende Aufnahme in Schriften völkisch-nationalistischer und militärtechnisch-journalistischer Autoren wie Dominique Venner und Günter Fraschka. Das Deutsche Soldatenjahrbuch aus dem Schild-Verlag (München) brachte 1978 einen längeren biographischen Artikel über Mauss.[25] Fred Frank publizierte 1996 bei Pabel einen Landser Großband: Dr. Karl Mauss. Brillantenträger und letzter Kommandant der 7. Panzerdivision (Nr. 732).

Die Hamburger Burschenschaft Germania erinnerte mit einem biographischen Artikel in den Burschenschaftlichen Blättern und einer Ehrenwache am Grab zum 50. Todestag 2009 an den „höchstdekorierte[n] Burschenschafter und Waffenstudent[en] des Zweiten Weltkrieges“[26]. Diese Burschenschaft wird als „neofaschistisch“ eingeschätzt,[27] Der Hamburger Senat stellte sie in den Kontext als „rechtsextremistisch“ bewerteter Organisationen.[28] Die Deutsche Burschenschaft widmet Mauss einen Eintrag unter "Militär, Widerstand" auf ihrer Homepage. Sie betont, Mauss sei "höchstdekorierter Burschenschafter im Zweiten Weltkrieg (Schwerter und Brillanten zum Ritterkreuz)" und "Retter tausender Frauen und Kinder aus Danzig und Ostpreußen zu den Schiffen."[29] Damit greift sie auf den wissenschaftlich widerlegten Mythos eines Primats der Rettung der Zivilbevölkerung statt auf die Tatsache eines "Kampfs bis zum letzten Mann" und der Ablehnung eines sowjetischen Kapitulationsangebots für Gdingen und Danzig in der Endphase zurück.[30]

Ebenfalls zum 50. Todestag brachte die zumindest in ihrem politischen Teil rechtsradikale Inhalte aufgreifende Preußische Allgemeine Zeitung[31] einen längeren biographischen Artikel. Mauss sei einer der tapfersten, ritterlichsten und höchst dekorierten Truppenführer der Wehrmacht, er sei gleichwohl der deutschen Öffentlichkeit nahezu unbekannt geblieben. Er habe vielen Ostpreußen die Flucht ermöglicht.[32] Olaf Haselhorst, ehemaliger Chefredakteur[33] des nach Einschätzung der Bundesregierung rextsextremen[34] Blattes "Der Schlesier", Organ der rechten Splittergruppe "Zentralrat der vertriebenen Deutschen",[35] rezensierte 2011 für die Deutsche Militärzeitschrift, die dem rechtsextremistischen Arndt-Verlag (Kiel) nahe steht,[36] Peter Stockerts im rechtsextremen Pour le Mérite Verlag erschienenes Buch Die Brillantenträger der deutschen Wehrmacht und bemerkte mit Bezug auf Mauss, es sei "den Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS ein Denkmal" gesetzt, das "umso notwendiger" erscheine, da die Menschen in Zeiten lebten, "die militärische Leistungen nicht mehr anzuerkennen bereit" seien.[37]

Schriften

  • Zahnanomalien bei Idioten und Imbezillen, Hamburg 1928 (Zahnmedizinische Dissertation)

Einzelnachweise

  1. Mauss, 1928 Lebenslauf
  2. Karl Mauss, Lebenslauf in seiner Dissertation 1928
  3. Digitalisat des Adressbuch der Stadt Lübeck von 1905
  4. siehe: Metropol (Lübeck) dort als Literatur angegeben: Petra Schaper: Kinos in Lübeck. Verlag Graphische Werkstätten GmbH, Lübeck 1987 ISBN 3-925402-35-7[1]
  5. Karl Mauss, 1928 Lebenslauf in seiner Dissertation
  6. Bruno Thoß, Brigade Ehrhardt, 1919/20, in: Historisches Lexikon Bayerns, siehe: [2].
  7. Christoph Hübner, Bund Oberland, 1921-1923/1925-1930, in: Historisches Lexikon Bayerns, siehe: [3].
  8. Anke Beyer/Anke Knigge/Johann Koch u.a., ... und er muss deutsch sein ... - Geschichte und Gegenwart der studentischen Verbindungen in Hamburg, Hamburg 2000, S. 208.
  9. Christian Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg. Front und militärisches Hinterland 1941/42, München 2010, 2. Aufl., S. 148.
  10. Mauss 1928 Lebenslauf
  11. Karl Mauss 1928 Lebenslauf in seiner Dissertation
  12. Anke Beyer/Anke Knigge/Johann Koch u.a. , ... und er muss deutsch sein ... - Geschichte und Gegenwart der studentischen Verbindungen in Hamburg, Hamburg 2000, S. 208.
  13. http://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/hamburger-burschenschaft-germania-von-verfassungsschutz-beobachtet-a-969894.html
  14. http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2005/2412/pdf/Werk.pdf S. 70
  15. Lebensdaten Rohrer, dito spätere Tätigkeit http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2008/3876/pdf/Diss_Hohmann-Teil1.pdf S. 84
  16. Karl Mauss, Zahnanomalien bei Idioten und Imbezillen, Hamburg 1928, Diss., S. 29.
  17. Dieser und die vorausgehenden Verweise siehe: Karl Mauss, Zahnanomalien bei Idioten und Imbezillen, Hamburg 1928, Diss., S. 3f., 19f., 25.
  18. Malte Thießen (Hrsg.), Infiziertes Europa. Seuchen im langen 20. Jahrhundert, München 2014.
  19. Brigitta Huhnke: Wilhelm Weygandt Webseite der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg, aufgerufen am 17. Februar 2017 Besprechung des Dokumentationsprojektes in Der Welt vom 22.02.2016.
  20. Kurzbiographie Schäfer: [4]
  21. http://ediss.sub.uni-hamburg.de/volltexte/2011/5162/pdf/Dissertation.pdf.
  22. Webseite der Praxis, in der dritten Generation von seiner Familie betrieben. Aufgerufen am 7. November 2013.
  23. Da M. ansonsten eine ziemlich graue Maus war, ist leider andere als Trivialliteratur nicht zu finden. Aber ich hoffe!
  24. Webseite der Praxis. Aufgerufen am 7. November 2013.
  25. Wolfgang Hausen: Generalleutnant Dr. med. dent. Karl Mauss. in: Deutsches Soldatenjahrbuch, Schild-Verlag, 1978, Bd. 26, S. 386–391.
  26. Zum 50. Todestag von Brillantenträger Karl Mauss in Burschenschaftliche Blätter vom 29. Januar 2010, Online aufgerufen am 8. November 2013.
  27. Anke Beyer/Anke Knigge/Johann Koch u.a. , ... und er muss deutsch sein ... - Geschichte und Gegenwart der studentischen Verbindungen in Hamburg, Hamburg 2000, S. 208.
  28. Wolfgang Gessenharter/Thomas Pfeiffer, Die Neue Rechte — eine Gefahr für die Demokratie?, Wiesbaden 2004, S. 123.
  29. http://www.burschenschaft.de/burschenschaft-was-ist-das/geschichte-tradition/weitere-informationen/bekannte-persoenlichkeiten/bekannte-burschenschafter/militaer-widerstand.html
  30. Johannes Bühler, Vom Bismarck-Reich zum geteilten Deutschland, Westberlin 1960, S. 875.
  31. Peter Oliver Loew, Ein Polenbild der deutschen Rechten? Inhalte - Funktionen - Gefahren, in: Dieter Bingen/Peter Oliver Loew/Kazimierz Wóycicki (Hrsg.), Die Destruktion des Dialogs: zur innenpolitischen Instrumentalisierung negativer Fremdbilder und Feindbilder (= Veröffentlichungen des Deutschen Polen-Instituts), Wiesbaden 2007, S. 328-344, hier: S. 330.
  32. http://archiv.preussische-allgemeine.de/2009/paz0609.pdf.
  33. http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2012/01/27/nazis-burschen-bundeswehr_8292 aufgerufen am 8. Februar 2017.
  34. Bundestagsdrucksache 14/ 4467 aufgerufen am 8. Februar 2017.
  35. Thomas Pfeiffer, Das informationelle Kapilarsystem. Die neurechte Publizistik im Medienmix einer Bewegung von rechts, in: Wolfgang Gessenharter/Thomas Pfeiffer (Hrsg.), Die Neue Rechte — eine Gefahr für die Demokratie?, Wiesbaden 2004, S. 187-198, hier: S. 189.
  36. Bundestagsdrucksache 16/ 1282, Seite 7, Punkt f aufgerufen am 8. Februar 2017.
  37. online (Memento vom 9. November 2013 im Internet Archive) aufgerufen am 6. Februar 2017.