Antarktis

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Lage der Antarktis (Karte hebt durch Farbe und Verzerrung Antarktika hervor)
Antarktis, Geografie, Ansprüche und Forschungsstationen

Die Antarktis (wörtlich: Gegen-Arktis) umfasst die um den Südpol gelegenen Land- und Meeresgebiete. Als mathematisch-astronomische Zone wird sie durch den südlichen Polarkreis begrenzt und reicht somit bis 66° 33' südlicher Breite. Als geografische Grenze gilt die antarktische Konvergenz bei etwa 50° südlicher Breite, wo das kalte antarktische unter das wärmere subtropische Oberflächenwasser absinkt. Im Zentrum der Region liegt der Kontinent Antarktika, auch Südkontinent genannt, für den jedoch unkorrekterweise meist selbst die Bezeichnung Antarktis verwendet wird.

Die Antarktis wurde ab 1820 von verschiedenen Forschern und Seefahrern erschlossen. 1958 wird im Antarktisvertrag der politische Status der Antarktis geregelt.

Geografie

Übersicht

Die Antarktis als astronomische Zone umfasst 21,2 Millionen km2; die physisch-geografische Region ist 52 Millionen km2 groß. Antarktika ist mit fast 13,2 Millionen km2 etwa 2,7 Millionen km2 größer als Europa. Die genaue Größe ist nicht bekannt, da sich unter dem Schelfeis Wasser befindet. Man unterteilt den Kontinent in einen West- und einen wesentlich größeren Ostteil. Das höchste Gebirge ist das 5.140 m hohe Vinson-Massiv mit dem Mount Vinson im Westen (mitunter werden auch 4.897 m angegeben), der tiefste Punkt ist mit 2.538 m unter dem Meeresspiegel der subglaziale (unter dem Eis liegende) Bentleygraben im Ostteil der Antarktis.

Abgesehen von vielen kleinen Inseln ist der nächstgelegene Punkt eines anderen Kontinents Feuerland an der Südspitze Südamerikas, danach das Kap der guten Hoffnung, Tasmanien und Neuseeland.

Antarktika auf einem Satellitenfoto der NASA

Aufteilung

(alphabetisch sortiert)

Die Antarktis ist in mehrere große Gebiete, Meere und Schelfs unterteilt:

Landschaften, Gebirge und Hochländer:

Inselwelt:

Einige Inseln vor der Küste der Antarktis bzw. im Südpolarmeer:

Gletscher:

In den Randgebieten der Antarktis bewegen sich ihre Eismassen im Rahmen von zahlreichen Gletschern in Richtung der Küsten des Arktischen Ozeans; dazu zählen:

Schelfe:

Im Bereich der Küsten der Antarktis - also unter anderen in den Buchten des Südpolarmeers - befinden sich die Eismassen der Schelfe, die unter anderen von den Gletschern gespeist werden; dazu zählen:

Meere:

Die Antarktis ist umgeben vom Südlichen Ozean.

Ein Kontinent unter dem Eis

Das auffälligste Merkmal des antarktischen Kontinents ist die fast völlige Vereisung. Rund 90 % des irdischen Eises und 75 % der weltweiten Süßwasser-Reserven sind in der bis zu 4500 m dicken Eisdecke enthalten. Im antarktischen Winter erstrecken sich die Schelfeisgebiete weit ins Meer, die Eisdecke erstreckt sich dabei auf ein Gebiet von bis zu 30 Millionen km2. Nur etwa 280.000 km2 des Kontinents sind eisfrei, was etwa 2,4 Prozent der Gesamtfläche entspricht. Die mächtigsten Eisschichten liegen im Adelieland im Ostteil. Nur etwa 400 km von der Küste entfernt befindet sich ein tiefer subglazialer Graben, über dessen Grund sich das Eis 4776 m erhebt. Die dünnsten Eisschichten findet man über den bis zu 3500 m hohen subglazialen Gebirgen im Inneren des Kontinents.

Eisberge

Foto aus der Antarktis

Typisch für die Antarktis sind gigantische Tafeleisberge, die regelmäßig vom Schelfeis abbrechen („kalben“) und auf dem Meer treibend Tausende Kilometer zurücklegen können. Es kann mehrere Jahre dauern, bis ein großer Eisberg vollständig geschmolzen ist; allerdings kann ein großer Eisberg leicht in mehrere kleine auseinanderbrechen, zum Beispiel durch differenzielle Meeresströmungen. Diese Langlebigkeit großer Eisberge lieferte auch die Grundlage futuristischer Vorhaben, Eisberge als Süßwasserspeicher mit Schleppern etwa nach Afrika zu transportieren.

Am 30. April 1894 wurde mitten im Atlantischen Ozean bei 26° 30' S, 25° 40' W (südöstlich von Trindade) ein Eisberg gesichtet; es war die nördlichste Position eines antarktischen Eisberges, die je aufgezeichnet wurde.

Erdgeschichtliche Entwicklung

Die Landflächen der Antarktis waren vor mehr als 170 Millionen Jahren Teil der Landmasse des Großkontinentes Gondwana und befanden sich in der Nähe des Äquators. Nach dem Auseinanderbrechen von Gondwana infolge der Kontinentaldrift wurde die Antarktis langsam nach Süden bewegt. Während der Kontinent zu Beginn des Tertiärs vor ca. 65 Millionen Jahren noch tropisch bis subtropisch war (und zu dem Zeitpunkt noch mit dem Australischen Kontinent eine gemeinsame Landmasse bildete), kam es infolge der Drift Richtung Süden zu einer fortschreitenden Abkühlung. Vor etwa 30 Millionen Jahren hatte sich der Kontinent dem Pol bereits so weit genähert, dass es erste nennenswerte Eisfelder gab. Vor ca. 25 Millionen Jahren an der Wende der erdgeschichtlichen Epochen von Oligozän und Miozän begann infolge der Öffnung der Drake-Passage zwischen der Antarktis und Südamerika und der dadurch ausgelösten Bildung des Zirkumpolarstroms eine verstärkte Vereisung, welche die bis dahin den Kontinent bedeckenden Wälder verdrängte, aber erst seit etwa fünf Millionen Jahren ist der Kontinent von einem dicken Eispanzer nahezu vollständig bedeckt.

Klima

Gletscher in der Antarktis

Der antarktische Kontinent ist in aller Hinsicht ein klimatischer Extremfall. Von allen Erdteilen ist er

  • der kälteste: Die inländische Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei –55 Grad Celsius. Die Monatsmitteltemperaturen variieren aufgrund der Tageslänge – in der Polarnacht im antarktischen Winter scheint die Sonne gar nicht, im antarktischen Sommer hingegen 24 Stunden am Tag – auf dem Polarplateau zwischen –40 und –68 Grad Celsius, an der Küste zwischen ca. –18 Grad Celsius im Juni und einigen Grad über Null im wärmsten Monat Januar. Die tiefste jemals auf der Erde in der freien Natur gemessene Temperatur betrug –89,2 Grad Celsius und wurde am 21. Juli 1983 von der sowjetischen Wostok-Station auf dem Polarplateau, das häufig auch als Zentralplateau bezeichnet wird, aufgezeichnet.
  • der niederschlagärmste: In der Regel handelt es sich bei den antarktischen Niederschlägen um Schnee. Im Jahresdurchschnitt sind das etwas über 40 l/m2 im Inneren des Erdteils. Nach rein niederschlagsorientierten Definitionen sind also diese Gebiete eine Wüste (und zwar die größte der Welt). Zur Küste hin nimmt der Schneefall jedoch deutlich zu.
  • der windigste: Die Pol-Lage und die vom Polarplateau zur Küste hin wehenden konstanten Fallwinde wirken bestimmend nicht nur auf den Kontinent selbst, sondern auch auf das angrenzende Polarmeer. Im Juli 1972 wurde bei der Dumont-d’Urville-Station eine Windgeschwindigkeit von 327 km/h (91 m/s) gemessen.

Trotz der großen Kälte finden sich in der Antarktis eisfreie Zonen wie die Bunger-Oase. (vgl. Abschnitt Literatur)

Flora und Fauna

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Pinguine – die eigentlichen Ureinwohner der Antarktis (NASA)

Die Antarktis ist umgeben von einer riesigen Packeiszone, in der sich eines der üppigsten Ökosysteme der Welt entwickelt hat. In den Meeren wimmelt es von riesigen Schwärmen antarktischen Krills (Euphausia superba und andere). Dieser Krill bildet den Beginn der Nahrungskette für die zahlreichen Meeres- und Landtiere, wie Fische, Wale, Kalmare, Seelöwen, Seehunde, Pinguine und zahlreiche Meeresvögel.

Auf dem antarktischen Packeis brüten zwei Pinguinarten: Der Kaiserpinguin und der Adeliepinguin. Zu den auf dem antarktischen Kontinent brütenden Vögeln zählen jedoch auch 19 flugfähige Vogelarten wie beispielsweise der Königsalbatros sowie der Schneesturmvogel und der Silbersturmvogel, die beide zum Teil hundert Kilometer landeinwärts auf den auf dem antarktischen Kontinent liegenden Bergen brüten, die eisfrei hervorragen.

Unter den Robben, die in der Antarktis an Land gehen, sind vor allem die Weddellrobbe, der Krabbenfresser und der Seeleopard erwähnenswert. Im Sommer kommen noch mehr als 100 Millionen Zugvögel hinzu, die auf dem Packeis und den vorgelagerten Inseln brüten. Es wurde abgeschätzt, dass allein die Wale des Südlichen Ozeans etwa 55 Millionen Tonnen Tintenfische fressen, das entspricht etwa drei Viertel der Menge des Fischfangs der weltweiten Fischereiflotten.

Im Gegensatz zum vielfältigen Leben in den Ozeanen und an den Schelfeisrändern erscheinen die wenigen eisfreien Regionen, die auch als antarktische Oasen bezeichnet werden und die sich im Innern der Antarktis befinden, öde und leer, da hier kaum höher entwickelte Lebensformen vorgefunden werden. Stattdessen werden diese Gebiete vorwiegend von Mikroorganismen, Moosen und Flechten sowie einigen wirbellosen Tieren bevölkert. In der gesamten Antarktis gibt es nur zwei Blütenpflanzen: die Antarktische Schmiele (Deschampsia antarctica) und das Nelkengewächs Antarktische Perlwurz (Colobanthus quitensis). Durch den Menschen eingeschleppt wurden jedoch auch der Kriechende Hahnenfuß, die Wassersegge, die Rispengräser Poa annua und Poa pratensis sowie die Vogelmiere. Das größte dauerhaft landlebende Tier der Antarktis ist eine 12 Millimeter große, flügellose Zuckmückenart namens Belgica antarctica. Neben diversen Algen wurden mittlerweile mehr als 200 Flechtenarten, mehr als 100 Arten von Moosen und Lebermoosen sowie etwa 30 Macrofungi gefunden.

Die Antarktis bildet ein eigenes Florenreich, das antarktische Florenreich. Es umfasst die Südinsel Neuseelands, den süd-westlichen Teil Patagoniens und den antarktischen Kontinent und beherbergt dreizehn unterschiedliche Pflanzengattungen, wie zum Beispiel die Südbuche (Nothafagus), Gunnera oder Fuchsia, von denen die meisten allerdings nicht in der Antarktis selbst beheimatet sind.

Artenvielfalt am Meeresboden

Auch der Meeresboden der Antarktis ist von einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen bevölkert, vergleichbar mit der Vielfalt tropischer Riffe. Einige der Tiere sind schon hunderte von Jahren alt, was zuerst darauf schließen lässt, dass der antarktische Meerboden in diesen Zeiträumen nie größeren Veränderungen unterzogen war. Aber die Eisberge des antarktischen Eisschilds, die jährlich abbrechen und sich mit gewaltiger Kraft ins Meer schieben, pflügen den Meeresboden um. Mindestens fünf Prozent des Kontinentalsockels sind durch diesen Vorgang „vernarbt“. Dies bedeutet eine durchaus große Veränderung für die lokalen Lebensformen.

Rutscht ein Eisberg ins Meer, gleitet er oft bis zu einen Kilometer über glatte Flächen, ohne im Grund steckenzubleiben. Auf seinem Weg zieht er lange Gräben im Boden, bis er an einer Erhebung zum Stehen kommt, die deshalb auch „Eisbergfriedhof“ genannt wird. Bei diesem Prozess und dem anschließenden Schmelzen wird dieser Bereich des Meeresbodens für Jahre geschädigt.

Die Wiederbesiedlung des durchzogenen Bereichs beginnen Fische, gefolgt von Seesternen und Seeigeln. Mit der Rückkehr von Glasschwämmen als letzte „Pioniere“ stellt sich nach Jahrzehnten wieder ein Gleichgewicht ein.

Dieser Vorgang wiederholt sich zum Beispiel am Eisbergfriedhof des südöstlichen Weddellmeers ungefähr alle 35 Jahre, im Bereich des Kontinentalsockels alle 230 Jahre. Obwohl die Eisberge auf kurze Sicht eine Katastrophe für die Flora und Fauna des Meeres sind, sorgen sie auf lange Sicht für eine größere Artenvielfalt, da nach jedem Durchpflügen auch andere Spezies die Gegend neu besiedeln und sich weiterentwickeln.

Bevölkerung

Die Antarktis hat keine eigene Bevölkerung im eigentlichen Sinne, in den über 80 Forschungsstationen leben jedoch im Sommer ca. 4000 und im Winter ca. 1000 Menschen, wobei die genaue Anzahl stark variiert. Allein auf der größten Station, McMurdo, lebten im Juli 2005 (also mitten im antarktischen Winter) 79 Frauen und 162 Männer.

In der Antarktis wurden mindestens drei Kinder geboren: 1978 ein argentinischer Junge und 1986/1987 in der chilenischen Station ein Junge und ein Mädchen.

Forschungsstationen

Hauptartikel: Forschungsstationen in der Antarktis

Im südlichen Bereich innerhalb des 60. Breitengrades existieren nach Angaben von COMNAP 82 Forschungsstationen, davon sind 37 Stationen ganzjährig und 36 Stationen nur in den Sommermonaten im Einsatz.

Hervorzuheben sind hierbei die US-amerikanischen Stationen Palmer und McMurdo, deren Häfen die logistische Grundlage der meisten Aktivitäten in der Antarktis bilden, sowie die Amundsen-Scott-Südpolstation und aus deutscher Sicht die Neumayer-Station.

Forschung

Geografischer Südpol, im Hintergrund die Amundsen-Scott-Südpolstation

Die gegenwärtigen Aktivitäten in der Antarktis liegen zum großen Teil in der Forschung. Der Grund hierfür liegt in den einzigartigen Möglichkeiten, die die Antarktis in vielen Forschungsbereichen bietet. Aufgrund der hohen Kosten durch die Abgeschiedenheit des Kontinents und des hierdurch entstehenden logistischen Aufwandes konzentriert man die Forschungen allerdings meist auf Forschungsbereiche, in denen der Standort Antarktis entweder zwingend erforderlich ist, wie zum Beispiel biologische und geologische Forschungen, oder für die bessere Bedingungen herrschen als an anderen Orten auf der Erde wie zum Beispiel astrophysikalische oder aeronomische Forschungen. Da bisher noch nicht absehbar ist, wie die Nutzung des antarktischen Kontinents in der Zukunft aussehen wird, bekräftigen viele Nationen durch ihre Präsenz mit wissenschaftlichen Stationen ihre gegenwärtigen oder zukünftigen Ansprüche auf die Ressourcen des Kontinents (siehe unter Politik).

Astrophysik

(Hauptartikel: Geschichte der Astrophysik in der Antarktis)

Im Laufe des 20. Jahrhunderts erkannte man die Möglichkeiten, die die Antarktis für astrophysikalische Untersuchungen bietet. 1912 entdeckte Frank Bickerton, ein Mitglied der Mawson-Expedition, zufällig den ersten Meteoriten in der Antarktis. Seit 1969 wird systematisch nach Meteoriten gesucht, da die Antarktismeteoriten sehr gut konserviert sind und nur geringe Verwitterungsspuren zeigen. Seit den 1950ern werden Detektoren für kosmische Strahlung betrieben, seit den 1980ern untersucht und nutzt man den Standort auch vermehrt für die Infrarot-, Submillimeter-, Radio- und Neutrinoastronomie.

Biologie

Die Antarktis beherbergt Ökosysteme, die einzigartig auf der Erde sind. Zum einen liegen sehr extreme Umweltbedingungen vor, zum anderen ist die Region – durch Ersteres bedingt – noch weitgehend frei von menschlichen Einflüssen.

Ein ungewöhnliches und zugleich sehr einfaches Ökosystem liegt in den Trockentälern nahe der McMurdo-Station vor, das vorwiegend von Mikroorganismen, Moosen und Flechten und einigen wirbellosen Tieren bevölkert wird. Durch die wenigen vorkommenden Organismen können die Zusammenhänge und gegenseitigen Beziehungen sowie ihre Anpassung an die extremen Lebensbedingungen sehr umfassend untersucht werden.

Überraschenderweise stellte man fest, dass sich das Leben nicht nur auf die wenigen eisfreien Regionen beschränkt, sondern auch an unerwarteten Stellen nachgewiesen werden kann. In den Trockentälern wurden zum Beispiel Algen und Flechten gefunden, die innerhalb von Sandsteinfelsen leben. Selbst in den Weiten des antarktischen Eispanzers wurden in kleineren Eisspalten und Schmelzwasserseen auf den Gletschern verschiedene Algen und andere Organismen gefunden.

Im Gegensatz zum Land ist der Ozean reich an Leben. Hier interessiert die Forscher vor allem die Anpassung der Organismen an die niedrigen Temperaturen.

Geologie

Booth Island und Mount Scott

Über die gesamte antarktische Halbinsel zieht sich ein Gürtel von immer noch aktiven Vulkanen, darunter der fast 3800 m hohe Mount Erebus.

Antarktika setzt sich aus zwei Kontinentalplatten zusammen, der flächenmäßig weitaus größeren antarktischen Platte, die heute größtenteils von der Inlandeisplatte bedeckt ist, und einer kleineren, die hauptsächlich den westlichen Teil des Kontinents und die Antarktische Halbinsel einnimmt. Die intensive Untersuchung der Seymourinsel am Ausläufer der Halbinsel ergab reichhaltige Fossilienfunde, die auf gemäßigtere Zonen hinweisen. Diese Funde belegen, dass sich die Erdteile im Laufe der Zeit verschoben haben, und stützen damit Alfred Wegeners Modell der Kontinentaldrift (s.a. Abschnitt Erdgeschichtliche Entwicklung).

Glaziologie

Der antarktische Eisschild bedeckt nahezu den gesamten Kontinent und enthält etwa 75 % der Süßwasserreserven der Erde. Die Glaziologie untersucht die Struktur, die Geschichte und die interne Dynamik des Eispanzers. Das Ziel der Untersuchungen liegt im Verständnis der zukünftigen Entwicklung der Antarktis und des Einflusses möglicher Veränderungen auf das Weltklima. Die wichtigsten Erkenntnisse werden hierbei aus der Untersuchung von Eisbohrkernen gewonnen.

Klimatologie

Das antarktische Ozonloch am 15. Oktober 1987
Größte Ausdehnung des antarktischen Ozonlochs (6.9.2000, NASA GSFC)

Die von den Glaziologen gewonnenen Eisbohrkerne bilden auch für die Klimatologen eine wichtige Informationsquelle, da aus ihren Zusammensetzungen und ihren Schichtenaufbauten Rückschlüsse über die Klimageschichte der Erde gezogen werden können. Diese Eisarchive reichen weiter in die Erdgeschichte zurück als an jedem anderen Ort der Erde. Zugleich liefern sie komplementäre Informationen zu den Eisbohrkernen der Nordhalbkugel, wie z.B. aus Grönland, da durch die große räumliche Distanz der Probenentnahme regionale Unterschiede identifiziert werden können.

Weiterführende Informationen zu einem Klimaforschungsprojekt findet man im Artikel des Cape-Roberts-Bohrprojekts.

Medizin

Das Personal der Antarktisstationen wird nach strengen medizinischen und psychologischen Kriterien ausgewählt, da die Stationen meist über längere Zeit von der Außenwelt isoliert sind. Die medizinische und psychologische Beobachtung der Wissenschaftler bietet einzigartige Möglichkeiten, u.a. zur Untersuchung des Einflusses des Tag-/Nachtrhythmus, der Ernährung und des psychischen Wohlbefindens von kleinen Gruppen unter hohem Stress.

Meteorologie

Die Antarktis spielt für das Wetter der Südhalbkugel eine wichtige Rolle, deshalb werden auf dem Kontinent umfangreiche meteorologische Untersuchungen durchgeführt. Diese Untersuchungen werden seit den 1950ern an die Anrainerstaaten weitergegeben, da sie eine große Bedeutung in der Wettervorhersage einnehmen.

Auch aeronomische Untersuchungen, das heißt Untersuchungen der höheren Schichten der Erdatmosphäre, vor allem der Stratosphäre, haben im ausgehenden 20. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen. Den Schwerpunkt bilden hier Forschungen über das Ozonloch, das 1985 erstmals nachgewiesen werden konnte.

Ozeanografie

Der Südliche Ozean untergliedert sich in seiner Tiefenstruktur in drei Bereiche, das antarktische Oberflächenwasser, das zirkumpolare Tiefenwasser und eine darunter liegende stationäre Schicht. Im Bereich des Kontinentalschelfs sind hingegen nur zwei Bereiche unterscheidbar, über einer leicht modifizierten Schicht des zirkumpolaren Tiefenwassers liegt eine Schicht Schelfwasser.

Das zirkumpolare Tiefenwasser ist in das weltumspannende Zirkulationssystem der Ozeane eingebunden, so dass der Region eine große Rolle im globalen Wärmehaushalt zukommt.

Eine wesentliche Rolle spielen dabei die vertikalen Zirkulationsströme, die einen Austausch zwischen dem Tiefen- und Oberflächenwasser bewirken. Dies führt dazu, dass zum einen das Tiefenwasser durch Wärmeabgabe an die viel kältere Atmosphäre abkühlt, zum anderen aber auch mit Kohlendioxid und Sauerstoff aus der Luft angereichert wird.

Etwa 1.500 Kilometer vor den Küsten findet man mit der antarktischen Konvergenz eine stabile Strömung, den antarktischen Zirkumpolarstrom, die den Kontinent ostwärts umspült. Diese Strömung trennt das kalte antarktische Wasser von den wärmeren nördlicheren Ozeanen und sorgt dadurch für eine effektive Wärmeisolation der Antarktis, die wesentlich zu den extrem niedrigen Temperaturen des Kontinents beiträgt.

Infrastruktur

Die Entlegenheit der Antarktis und die extremen Klimaverhältnisse bedingen, dass Antarktika im Verhältnis zu ihrer Größe die bei weitem schwächste Versorgung mit Infrastruktur aller Kontinente aufweist. Unter Berücksichtigung der überaus niedrigen Bevölkerungszahl (max. rund 4.000) und der extrem niedrigen Bevölkerungsdichte (0,0001-0,0003 Einwohner/km²) ist die Kommunikations- und Verkehrsinfrastruktur aber dennoch relativ leistungsfähig, wenn auch mit enormem technischem Aufwand. Stark eingeschränkt ist aber etwa die Gesundheitsversorgung für die Bewohner: So gibt es den ganzen Winter über in der Antarktis keinen Zahnarzt.

Kommunikation

Von militärischen Kommunikationswegen und Amateurfunk abgesehen ist das Iridium-System nutzbar. Bis 2009 soll ein 1.700 km langes Glasfaserkabel zur Internetanbindung auf dem Polarplateau zwischen der Südpolstation und der ganzjährig besetzten Dome C-Station fertig gestellt sein, bei der bereits eine Anbindung an die geostationären Kommunikationssatelliten besteht.

Transport

Die US-amerikanische Marine unterhält zwei Seehäfen, McMurdo und Palmer, deren Nutzung jedoch durch die US-amerikanische Regierung stark reglementiert ist.

Die Versorgung der Festlandstationen wird überwiegend von Lockheed C-130 Hercules-Flugzeugen der New York Air National Guard übernommen. 27 Stationen besitzen Flughäfen und/oder Hubschrauberlandeplätze, eine Landebahn ist länger als drei Kilometer und sechs weitere sind zwischen zwei und drei Kilometer lang. Die Nutzung dieser Einrichtungen muss ebenfalls im Vorfeld von den betreffenden Regierungen genehmigt werden.

Weblinks: Liste der Flughäfen (englisch)

Politik

(Hauptartikel: Politischer Status der Antarktis)

Weit entfernt von den Welthandelsrouten, unwirtlich und lebensfeindlich, ist die Antarktis von der Kolonialisierung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts verschont geblieben. Auch die Staaten, die klassische Territorialansprüche geltend machen, mussten sich eingestehen, dass die tatsächliche Durchsetzung derartiger Ansprüche schlichtweg unrealistisch ist.

Auf Initiative des Geophysikalischen Jahres 1957/58 hin wurde daher eine Form der internationalen Zusammenarbeit gefunden, die ebenso einmalig ist wie die Antarktis selbst. Auf der Grundlage des Antarktisvertrags von 1959 hat sich das Antarktische Vertragssystem entwickelt, das unabhängig von der UNO ist und die Antarktis von wirtschaftlicher Ausbeutung und militärischer Nutzung freistellt. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges wurde ein internationales Vertragswerk geschaffen, das heute eine Schlüsselstellung in der internationalen Umweltpolitik inne hat.

Wirtschaft

Ein vollständig ausgebildetes Wirtschaftssystem existiert in der Antarktis nicht. Wichtigster Wirtschaftszweig ist die Forschung, die auch die Grundlage für die meisten anderen Arbeitsplätze in der Antarktis bildet. Größter Arbeitgeber in der Antarktis ist die für die US-Stationen zuständige Raytheon Polar Services Company.

Währung

Eine Besonderheit der Antarktis ist der antarktische Dollar. Er ist jedoch keine offizielle Währung, sondern lediglich eine 1996 herausgegebene Sammlerserie von selbst kreierten Banknoten des Antarctica Overseas Exchange Office. Mit einem Großteil des Erlöses wurden Forschungsprojekte in der Antarktis unterstützt.

Bodenschätze

Es wurden Lagerstätten von Eisenerz, Chrom, Kupfer, Gold, Nickel, Platin und anderer Mineralien sowie Kohle, Erdöl und Erdgas gefunden, der Antarktisvertrag verbietet jedoch bisher die wirtschaftliche Nutzung der Antarktis. Der Vertrag der 44 Nationen wird 2041 auslaufen.

Fischerei

In den reichen antarktischen Fischgründen wurden in der Saison 1998/99 offiziell knapp 120.000 Tonnen, durch illegalen Fischfang jedoch schätzungsweise das Fünffache, gefangen. 1998 wurden von der französischen und australischen Marine acht illegale Fischtrawler aufgebracht.

Tourismus

Obwohl die Antarktis für den Menschen eine lebensfeindliche Umgebung darstellt, erfreuen sich touristische Reisen dorthin zunehmender Beliebtheit. Die Abgeschiedenheit, fehlende Infrastruktur, Witterungsverhältnisse und strenge Umweltschutzauflagen machen diese Ausflüge jedoch zu einem Vergnügen, das nur sehr zahlungskräftigen Personen vorbehalten bleibt. Es gibt einige kommerzielle Angebote für Kreuzfahrten in die Antarktisregion. Darüber hinaus bieten Veranstalter Landausflüge auf den Kontinent und die vorgelagerten Inseln an. Außerdem ist es für Touristen möglich, mit einem Kleinflugzeug die US-amerikanische Amundsen-Scott-Südpolstation zu besuchen. Für Vollprofis gibt es auch die Gelegenheit, einige Berge auf dem antarktischen Kontinent zu besteigen und für Fans extremer Outdoor-Erlebnisse bietet sich ein Aufenthalt im Zeltlager „Patriot Hills“ an, das selbstverständlich nur per Kleinflugzeug zu erreichen ist. Alle Reisen in das antarktische Gebiet (dazu zählt alles südlich des 60. Breitengrades) unterliegen den Bestimmungen des 1991 in Kraft getretenen Umweltschutzprotokolls, welches Bestandteil des internationalen Antarktisvertrages ist.

Der Tourismus beschränkt sich im Wesentlichen auf die Monate November bis Februar. Während 1990/91 nur 1.000 Touristen in die Antarktis kamen, waren es in der Saison 2002/03 bereits 14.000. Nach den USA stellt Deutschland die zweitgrößte Besuchergruppe. Beliebtester Startpunkt für Antarktisreisen ist Ushuaia am Südzipfel Argentiniens. Von dort aus ist die antarktische Halbinsel durch die Drake-Passage zu erreichen und nur ca. zwei Tagesreisen entfernt.

Als besonders außergewöhnliche touristische Aktion gibt es seit 1995 regelmäßig einen Antarktis-Marathon mit einer sehr begrenzten Teilnehmeranzahl. Außerdem findet jeden Sommer zu Neujahr auf McMurdo das Musikfestival IceStock statt.

Geschichte

Lange vor der Entdeckung der Antarktis im Jahre 1820 nahm man die Existenz eines riesigen Südkontinents an, der ein Gegengewicht zu den Landmassen der Nordhalbkugel bilden sollte. Dieser Kontinent namens Terra australis ist auf zahlreichen Weltkarten der frühen Neuzeit abgebildet. Da einige dieser Darstellungen, zum Beispiel die Karte des Piri Reis von 1513, die Karte des Oronteus Finaeus von 1531, die Karte von Gerhard Mercator von 1569 oder die Karte von Philippe Buache von 1754, verblüffende Ähnlichkeiten mit der tatsächlichen Lage und Form der Antarktis aufweisen, gibt es Autoren, die vermuten, dass die Antarktis bereits lange vor dem offiziellen Datum 1820 entdeckt wurde.

Tatsächlich aber gibt es keinerlei Beweise für die Anwesenheit von Menschen in der Antarktis vor dem 19. Jahrhundert. Allerdings wurden durchaus schon Entdeckungsreisen im Südpolargebiet unternommen, so wurden zum Beispiel die Südlichen Shetlandinseln wahrscheinlich bereits 1599 durch Dirk Gerritz entdeckt. James Cook durchkreuzte den Südlichen Ozean in den Jahren von 1772 bis 1775 und überquerte dabei 1773 als wahrscheinlich erster Mensch den Südlichen Polarkreis, aber Packeis verhinderte, dass er die Antarktis selbst zu Gesicht bekam.

Die erste Sichtung der Antarktis kann nicht mit absoluter Sicherheit an einem Ereignis festgemacht werden: Kapitän Fabian von Bellingshausen von der russischen Marine, Kapitän Edward Bransfield von der britischen Marine und der US-amerikanische Robbenjäger Nathaniel Palmer sichteten die Antarktis innerhalb weniger Tage oder Wochen, wahrscheinlich war Bransfield am 27. Januar 1820 der erste. Die erste Landung fand nur ein Jahr später durch den US-amerikanischen Robbenjäger John Davis am 7. Februar 1821 statt. Der englische Seefahrer James Weddell konnte bei guten Witterungsbedingungen 1823 im nach ihm benannten Weddell-Meer bis auf 74° 15' Süd vorstoßen. Der französische König beauftragte daraufhin Jules Dumont d’Urville diesen Rekord zu brechen, doch dessen Reise 1837-1838 war erst im zweiten Anlauf erfolgreich, wo er das Adelie-Land sichtete.

Nachdem 1831 der magnetische Nordpol lokalisiert wurde, brach James Clark Ross mit seinen Schiffen Erebus und Terror 1839 zum magnetischen Südpol auf. Auf der Suche danach konnte Ross zwar dessen ungefähre Position bestimmen, ihn aber nicht erreichen. Dabei kartierte er auch die Ross-See, eine Seeregion, die später nach ihm benannt wurde.

Die eigentliche Eroberung der Antarktis aber begann 1895 mit dem 6. Internationalem Geographischen Kongress, der in Londons Imperial Institute stattfand. Am 3. August wurde auf diesem Kongress eine Resolution verabschiedet, die festhielt „that this Congress record its opinion that the exploration of the Antarctic regions is the greatest piece of geographical exploration still to be undertaken“ und forderte die Wissenschaftler der Welt auf, Expeditionen dorthin zu planen.

Wild wie kein anderes Land unserer Erde liegt es da, ungesehen und unbetreten. (Roald Amundsen, 1911)

In einer Zeit, in der die gesamte Welt entdeckt schien, empfand man die Antarktis als letzten unbekannten Flecken der Erde und die Eroberung dieses Teils der Erde wurde zur Metapher für den Triumph des Imperialismus. In diesem Sinne sagte Leonard Darwin, der Präsident der Royal Geographical Society während eines Abschiedsessen für Robert Falcon Scott, bevor dieser zu seiner Antarktisexpedition aufbrach: „Scott is going to prove once again that the manhood of our nation is not dead and that the characteristics of our ancestors who won the Empire still flourish among us“.

Die Gauss, eingeschlossen im Eis, während der ersten deutschen Südpolarxpedition am 29. März 1902.
Das Foto wurde aus einem Fesselballon aufgenommen und ist die erste Luftaufnahme in der Antarktis.

Die Antarktisexpedition von Scott (1901-1904) näherte sich dem Südpol bis auf 480 Meilen. Die erste deutsche Südpolarexpedition fand von 1901 bis 1903 unter der Leitung von Erich von Drygalski statt. Ausgestattet mit dem Schiff Gauss entdeckten die Forscher das Kaiser-Wilhelm-II.-Land und sichteten aus einem Forschungsballon den Gaussberg.

Die Expedition von Ernest Henry Shackleton (1907 - 1909), ehemals ein Mitglied von Scotts Mannschaft, näherte sich dem Südpol bis auf 97 Meilen, bevor er zur Umkehr gezwungen war. Erst am 14. Dezember 1911 erreichte Roald Amundsen mit einer norwegischen Expedition als erster den Südpol, einen Monat bevor Robert Falcon Scott und sein Team dort anlangten. Scott wurde auf seinem Rückweg durch einen Schneesturm aufgehalten - er und sein ganzes Team starben. Als vierter großer Antarktisentdecker dieser Zeit gilt Douglas Mawson, der erst Mitglied der „Expedition Discovery“ unter Leitung von Shackleton war und 1911 eine eigene Expedition in die Antarktis durchführte. Die zweite deutsche Südpolarexpedition unter der Leitung von Wilhelm Filchner entdeckte 1912 mit dem für 9 Monate im Packeis eingeschlossenen Expeditionsschiff Deutschland das Filchner-Ronne-Schelfeis und das Prinzregent-Luitpold-Land. Eine der legendärsten Expeditionen der Antarktis ist jedoch die 1914 begonnene Expedition Endurance, die zum Ziel hatte, die Antarktis zu überqueren, jedoch ebenso wie das Expeditionsschiff Deutschland im Packeis eingeschlossen wurde.

Eine neue Ära der Antarktisentdeckung begann mit dem US-amerikanischen Konteradmiral Richard Evelyn Byrd, der zwischen 1928 und 1956 insgesamt fünf Expeditionen in die Antarktis führte. Am 28./29. November 1929 überflog er dabei als erster den Südpol. Bei seinen Erkundungen legte er das Hauptaugenmerk auf Forschung, und er nutzte auch als erster ein Flugzeug auf dem Kontinent. Bei der vom Dezember 1946 bis April 1947 stattfindenden Operation Highjump, der größten Antarktisexpedition aller Zeiten, brachte Byrd 4.700 Menschen, 13 Schiffe und 23 Flugzeuge zum Stützpunkt Little America im McMurdo-Sund und ließ mehr als 70.000 Luftbildaufnahmen machen. Byrds Expeditionen legten die Basis für die moderne Kartierung und Erforschung des Kontinents.

1938 plante eine deutsche Expedition unter Vorsitz des erfahrenen Polarkapitän Alfred Ritscher die Reise zum Südpol. Als Schiff wurde die „Schwabenland“ ausgewählt, der schwimmende Flugzeugstützpunkt der Lufthansa, von dem mit Hilfe von Dampfkatapulten 10t schwere Dornier-Flugboote vom Typ „Wal“ starten konnten. Diese revolutionäre Technik verwendete die Lufthansa bereits seit 1934 für den Postverkehr mit Südamerika. Die „Schwabenland“ wurde noch im Herbst 1938 in Hamburger Werften für die Expedition antarktistauglich gemacht. Nach den Umbaumaßnahmen der „Schwabenland“ (sie war vorher hauptsächlich in Tropengewässern eingesetzt worden) verließ sie Hamburg am 17. Dezember 1938 und erreichte die Antarktis am 19. Januar 1939. In den folgenden Wochen wurden auf insgesamt 15 Flügen der beiden Flugboote „Boreas“ und „Passat“ fast 600.000 Quadratkilometer Fläche überflogen und fotografiert. Dabei wurden 11.000 Bilder gemacht. Knapp 1/5 der antarktischen Fläche wurde so erstmals dokumentiert und gleichzeitig, durch Abwurf von beflaggten Aluminium-Stangen, als deutsches Reichsgebiet deklariert. Der Name des neuentdeckten Landes war „Neuschwabenland“.

Nur einmal ist es in der Antarktis tatsächlich zu Kampfhandlungen wegen Gebietsansprüchen gekommen: 1952 schossen argentinische Soldaten auf britische Forscher, als diese versuchten, eine zerstörte Forschungsstation wieder aufzubauen. Argentinien beanspruchte die Antarktische Halbinsel, da diese Landzunge an ihrem nördlichen Ende nur etwa 1.480 km von der Südspitze Südamerikas entfernt ist.

Nach Amundsen und Scott stand erst am 31. Oktober 1956 wieder ein Mensch auf dem Südpol, als der US-amerikanische Konteradmiral George Dufek dort mit einem Flugzeug vom Typ R4D Skytrain landete.

Während des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957 fand eine große Zahl von Expeditionen statt, unter anderem erreichte der Neuseeländer Sir Edmund Hillary mit umgebauten Traktoren als erster nach Scott den Südpol auf dem Landweg, und der Brite Sir Vivian Fuchs erreichte den Südpol auf Shackletons Route.

Der Antarktisvertrag wurde am 1. Dezember 1959 unterzeichnet und trat am 23. Juni 1961 in Kraft.

Am 7. Januar 1978 wurde in der Nähe der Hope Bay mit Emilio Marcos de Palma das erste Baby auf dem Kontinent geboren. Seine Mutter wurde von der argentinischen Regierung nur aus dem Grund in die Antarktis gesandt, die argentinischen Ansprüche zu untermauern.

Am 28. November 1979 stürzte eine DC-10 der Air New Zealand auf einem Touristenflug am Mount Erebus durch einen Navigationsfehler ab. Dieser Unfall, bei dem alle 237 Passagiere und die 20 Besatzungsmitglieder starben, beendete die Ära der kommerziellen Touristenflüge auf den Kontinent. Die Risiken waren ohne jeglichen wissenschaftlichen Nutzen nicht mehr vertretbar. Am 13. November 1998 blieb eine LC-130 Hercules-Maschine der New York Air National Guard, die sich auf einem Versorgungsflug befand, in einer Gletscherspalte stecken.

1996 wurde durch Satellitenaufnahmen ein riesiger See aus flüssigem Wasser entdeckt. Der Wostoksee liegt unter einem 3.600 Meter dicken Eispanzer in der Nähe der russischen Station Wostok.

Reinhold Messner und Arved Fuchs konnten erstmalig 1989 den gesamten Kontinent in 92 Tagen zu Fuß durchqueren. 2001 folgten ihnen die beiden Antarktis-Abenteurerinnen Ann Bancroft und Liv Arnesen auf Skiern.

Verschiedenes

  • In vielen Karten ist ein Pol der Unzugänglichkeit (Pole of Inaccessibility) eingetragen, hierbei handelt es sich um den Punkt in der Antarktis, der am weitesten von einer Küste entfernt ist. Neben dem in der Karte eingetragenen Pol bei 83° 50' S, 65° 47' O, der sich auf die Eisfläche bezieht, gibt es einen weiteren Pol der Unzugänglichkeit bei 77° 15' S, 104° 39' O in der Nähe der Wostok-Station, der sich auf die Landmasse der Antarktis bezieht.
  • Viele Menschen und Organisationen (NGOs, z.B. die Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC)) versuchen, die Antarktis als ein von Menschenhand weitgehend unberührtes Schutzgebiet zu erhalten.
  • Die USA installierten 1961 in der McMurdo-Station einen Atommeiler. Der Reaktor wurde 1972 abgeschaltet und zusammen mit mehr als 100 Fässern verseuchter Erde in die USA zurückgebracht. Obwohl die Verseuchung anfangs bagatellisiert wurde, wurden später weitere 11.000 m³ Erde abgetragen und das Gelände erst im Mai 1979 wieder für die uneingeschränkte Nutzung freigegeben.
  • Die Antarktis ist praktisch frei von Schimmelpilzen und Fäulnis-Bakterien, deswegen muss zum Beispiel auch rohes Fleisch in den Küchen der Forschungsstationen nicht weiter gekühlt werden.
  • Insgesamt befinden sich unter den Eismassen etwa 70 Seen. Der Größte unter ihnen ist der Wostoksee, welcher sich vor mehreren Millionen Jahren gebildet hat. Bohrkerne aus der Umgebung des Sees deuten auf Lebensformen im See hin. Somit ist er der am längsten von der übrigen Welt abgeschnittene Lebensraum auf der Erde. Aus Sorge vor einer Kontamination mit Mikroorganismen sollen Probebohrungen in den See selbst erst dann durchgeführt werden, wenn geeignete technische Mittel zur Verfügung stehen.
  • Obwohl die Antarktis kein Staat ist, besitzt sie die eigene länderspezifische Top Level Domain ".aq".

Uhrzeit in der Antarktis

Die 24 Zeitzonen der Welt würden bei der Kommunikation bzw. Terminabstimmung zwischen den zahlreichen Forschungsstationen in der Antarktis große Probleme hervorrufen. Deshalb wurde für das ganze Gebiet der Antarktis als Standardzeit die UTC (Weltzeit) festgelegt. Polartag und Polarnacht machen Zeitzonen entlang der Breitengrade nahe des Polarkreises sowieso sinnlos, da es kaum Tag-/Nachtwechsel gibt. Man kann deshalb dort nicht, wie am Nordpol möglich, mit der Umschreitung des Pols alle Zeitzonen durchqueren.

Siehe auch

Literatur

Sachbuch

  • Sanford Moss und Lucia deLeiris: Antarktis. Ökologie eines Naturreservats. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg - Berlin - New York, 1992, ISBN 3-86025-051-5
  • Sara Wheeler: Terra incognita - Travels in Antarctica, London : Vintage, 1996, ISBN 0-09973-181-9
  • Klaus Odening: Antarktische Tierwelt, Einführung in die Biologie der Antarktis, 1. Aufl., Schriftenreihe Berliner Tierpark-Buch, 37, Leipzig : Urania, 1984
  • John May: Das Greenpeace-Buch der Antarktis, Ravensburger Buchverlag 1988, ISBN 3473461660
    • (Original: John May: The Greenpeace Book of Antarctica, London : Dorling Kindersley Ltd., 1988, ISBN 0-86318-283-6)
  • GEO-Magazin, September 1998, S. 157–161 (Artenvielfalt)

Karten

Belletristik

Wissenschaftliche Literatur

  • Wolf Dieter Blümel: Physische Geographie der Polargebiete, Stuttgart : Teubner, 1999, ISBN 3-519-03438-7
  • Johannes Oerlemans, Cornelis J. van Veen: Ice Sheets and Climate, Dordrecht : Reidel, 1984, ISBN 90-277-1709-5
  • Thomas Kulbe: Die Spätquartäre Klima- und Umweltgeschichte der Bunger-Oase, Ostantarktis, Bremerhaven : Alfred-Wegener-Inst. für Polar- und Meeresforschung, 1997, Zugl.: Potsdam, Univ., Diss., 1997
  • Martin Melles: Der Geschichte der Bunger-Oase auf den Grund gegangen. In: Lange, G. (Hg.): Eiskalte Entdeckungen, Forschungsreisen zwischen Nord- und Südpol, 188-195, Bielefeld: Delius Klasing Verlag, 2001, ISBN 3-7688-1257-X, Webseite des Autors
  • William. N. Krebs: Ecology of Neritic Marine Diatoms, Arthur Harbor, Antarctica, In: Micropaleontology, Vol.29, No.3, 1983, S. 267-297, ISSN 0026-2803
  • P. J. Tilbrook: The Biology of Cryptopygusantarcticus, In: M.W, Holdgate (Editor), Antarctic Ecology, New York : Academic Press, 1970, Bd. 2, S. 871–885, ISBN 0-12-352102-5
  • J. W. Wagele: Observations on Nutrition and Ultrastructure of Digestive Tract and Fat Body of the Giant Paranthurid Accalathura gigantissima Kussakin, In: Polar Biology 4 (1985) S. 33–43 ISSN 0722-4060
  • Francis. M. Auburn: Antarctic Law and Politics, London : Hurst, 1982, ISBN 0-905838-39-4
  • Rüdiger Wolfrum, Klaus Bockslaff (Hrsg.): Antarctic Challenge, conflicting interests, cooperation, environmental protection, economic development; proceedings of an interdisciplinary symposium, Interdisciplinary Symposium on the Antarctic Challenge, Duncker & Humblot: Berlin, (1.) 1984, ISBN 3-428-05540-3, (2.) Antarctic challenge II, 1985, ISBN 3-428-06068-7, (3.) Antarctic challenge III, 1988, ISBN 3-428-06550-6
  • Rüdiger Wolfrum: Antarktis, In: Die Internationalisierung staatsfreier Räume, die Entwicklung einer internationalen Verwaltung für Antarktis, Weltraum, Hohe See und Meeresboden, Beiträge zum ausländischen öffentlichen Recht und Völkerrecht, 85, Springer Verlag, Berlin 1984, S. 30–100, Zugl.: Bonn, Habil.-Schr., Diss., 1980, ISBN 3-540-13059-4 ISBN 0-387-13059-4

Weblinks

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