Frühlingsstimmen

Frühlingsstimmen (op. 410) ist ein Konzertwalzer für Orchester bzw. für Koloratursopran und Orchester von Johann Strauss (Sohn). Er wurde im Jahre 1883 komponiert. Der Koloraturwalzer wurde Bianca Bianchi und der Klavierauszug dem Komponisten Alfred Grünfeld gewidmet.[1] Bei der Uraufführung am 1. März 1883 im Theater an der Wien sang die Sopranistin Bianca Bianchi. Der Walzer wurde schon bald zum Gassenhauer und wurde auch als Einlagearie in Opern anderer Komponisten (z. B. von Léo Delibes und Gioachino Rossini) gesungen.[2] Die Spieldauer beträgt etwa 6–9 Minuten.

Die Motive beschäftigen sich thematisch mit dem Frühling. Dabei wird zum Beispiel die mit dem Frühling verbundene Fröhlichkeit und Frische durch die sprunghaften Dur-Motive verkörpert oder die Vogelstimmen durch Querflöten-Parts.

Liedtext

Einspielung für zwei Klaviere von Rawicz und Landauer (1931)

Zum Walzer wurde von Richard Genée ein Liedtext geschrieben, der auf die Musik singbar ist:

Die Lerche in blaue Höh entschwebt,
der Tauwind weht so lau;
sein wonniger milder Hauch belebt
und küßt das Feld, die Au.
Der Frühling in holder Pracht erwacht,
ah alle Pein zu End mag sein,
alles Leid, entflohn ist es weit!
Schmerz wird milder, frohe Bilder,
Glaub an Glück kehrt zurück;
Sonnenschein, ah dringt nun ein,
ah, alles lacht, ach, ach, erwacht!
Da strömt auch der Liederquell,
der zu lang schon schien zu schweigen;
klingen hört dort wieder rein und hell
süße Stimmen aus den Zweigen!
Ah leis' läßt die Nachtigall
schon die ersten Töne hören,
um die Kön'gin nicht zu stören,
schweigt, ihr Sänger all!
Voller schon klingt bald ihr süßer Ton.
Ach ja bald, ah, ah ja bald!
Ah, ah, ah, ah!
O Sang der Nachtigall, holder Klang, ah ja!
Liebe durchglüht, ah, ah, ah,
tönet das Lied, ah und der Laut,
süß und traut, scheint auch Klagen zu tragen,
ah ah wiegt das Herz in süße Träumerein,
ah, ah, ah, ah, leise ein!
Sehnsucht und Lust
ah ah ah wohnt in der Brust,
ah, wenn ihr Sang lockt so bang,
funkelnd ferne wie Sterne,
ah ah zauberschimmernd wie des Mondes Strahl,
ah ah ah ah wallt durchs Tal!
Kaum will entschwinden die Nacht,
Lerchensang frisch erwacht,
ah, Licht kommt sie künden,
Schatten entschwinden! ah!
Ah des Frühlings Stimmen klingen traut,
ah ja, ah ja ah o süßer Laut,
ah ah ah ah ach ja!

Anmerkungen

Ursprünglich hieß der Walzer Bianchi-Walzer. Der Titel wurde aber noch vor dem Druck in seinen heutigen Namen umgewandelt. Die instrumentale Version ist ganz anders gesetzt (instrumentiert) als die Gesangsversion. Dieses Orchesterwerk wurde am 18. März 1883 im Konzertsaal des Wiener Musikvereins unter der Leitung von Eduard Strauß uraufgeführt. Beide Versionen fanden beim Publikum großen Zuspruch. Auch heute sind beide Versionen des Walzers auf den Konzertprogrammen zu finden. Richard Genée, der den Text verfasste, hat wohl, laut der Naxos CD Beschreibung, an der musikalischen Ausgestaltung zumindest beim Koloraturwalzer mitgewirkt.

Die Spieldauer beträgt auf der unter Einzelnachweisen angeführten CD 7 Minuten und 6 Sekunden. Je nach der musikalischen Auffassung des Dirigenten kann sich diese Zeit um bis zu etwa einer Minute plus oder minus verändern.[3]

Einzelnachweise

  1. Angabe zum Stück auf klassika.info – Grünfeld erstellte auch eine Klavierbearbeitung des Walzers (vgl. CD-Aufnahme von Rudolf Buchbinder).
  2. In der Literatur finden sich widersprüchliche Angaben, ob die Uraufführung ein unmittelbarer Erfolg war oder ob sich der Walzer erst auf Umwegen 'durchsetzte'. – Details zur Rezeptionsgeschichte: Otto Schneidereit, Johann Strauß und die Stadt an der schönen blauen Donau, Berlin: VEB Lied der Zeit, 4. Aufl. 1982, S. 233–234; Anton Mayer, Johann Strauß – Ein Pop-Idol des 19. Jahrhunderts, Wien usw.: Böhlau 1998, S. 185; Johann Strauß – Zum 150. Geburtstag. Ausstellung der Wiener Stadtbibliothek 22. Mai bis 31. Oktober 1975. Katalog von Fritz Racek, Wien: Wiener Stadtbibliothek 1975, S. 82–83 Kat. 422
  3. Quelle: Englische Version des Booklets (Seite 75) in der 52 CDs umfassenden Gesamtausgabe der Orchesterwerke von Johann Strauß (Sohn), Hrsg. Naxos (Label). Das Werk ist als zwölfter Titel auf der 27. CD zu hören.