Diözesen der römisch-katholischen Kirche in Deutschland

Karte der deutschen Kirchenprovinzen und Bistümer
Karte der deutschen Kirchenprovinzen und Bistümer

Die römisch-katholische Kirche in Deutschland gliedert sich in 27 (Erz-)Bistümer der lateinischen Kirche, die in sieben Kirchenprovinzen zusammengefasst sind. Zudem gibt es als immediate Jurisdiktionsbereiche ein Militärordinariat für die Angehörigen der Bundeswehr sowie ein Apostolisches Exarchat der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Die heutige Struktur geht auf die Neuordnung im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung zurück.

Die Bistümer und Erzbistümer sind im Verband der Diözesen Deutschlands zusammengeschlossen, alle Bischöfe gehören der Deutschen Bischofskonferenz an.

Geschichte

Kirchenprovinzen in Mitteleuropa 1500

Die meisten Erzdiözesen stammen aus historischer Zeit, d. h., es handelt sich um alte, meist große Bistümer mit auch territorialer Herrschaftsbefugnis (z. B. Köln, Paderborn und Freising). Einige Bistümer waren zu früheren Zeiten Erzbistümer (z. B. Mainz und Trier).

Neuumschreibung nach dem Wiener Kongress

Eine größere Neuumschreibung der Diözesen erfolgte nach dem Wiener Kongress. Eine Neuordnung der katholischen Diözesen für die überwiegend protestantischen Gebiete im Nordosten erfolgte im Jahr 1929 mit dem Preußenkonkordat. 1945 ging mit den Ostgebieten das Erzbistum Breslau (abgesehen von der Zweigstelle Görlitz) an Polen über. Bis 1990 gab es in Deutschland fünf Erzdiözesen und damit fünf Kirchenprovinzen (Bamberg, Freiburg, Köln, München und Paderborn).

Neuordnung im Jahr 1994

Nach der Deutschen Wiedervereinigung wurde die Kirchenlandschaft in Deutschland neu geordnet. In der Folge entstand unter anderem das Erzbistum Berlin.[1] Dazu schloss der Heilige Stuhl im Jahr 1994 mit den betreffenden neuen Ländern Verträge zur Gründung des Bistums Magdeburg, des Bistums Görlitz und des Bistums Erfurt ab. Im selben Jahr wurde das Erzbistum Hamburg neu gegründet.[2][3]

Am 27. Juni 1994 wurde das Bistum Berlin durch die apostolische Konstitution Certiori christifidelium zum Erzbistum erhoben. Die zum gleichen Zeitpunkt neu entstandene Kirchenprovinz Berlin umfasst die Suffraganbistümer Dresden-Meißen (zuvor exemt) und Görlitz (neu zur Diözese erhoben).[4] Am 27. Juni 1994 wurde mit der Apostolischen Konstitution Solet usque die Apostolische Administratur Görlitz zum eigenständigen Bistum erhoben, das dem Erzbistum Berlin als Suffraganbistum zugeordnet wurde.[5] Am 27. Juni 1994 wurde das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen am 8. Juli 1994 mit der Apostolischen Konstitution Quo aptius zum Bistum erhoben und der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet.[6] Das Bistum Magdeburg wurde mit der Apostolischen Konstitution Cum gaudio vom 27. Juni 1994 mit Wirkung zum 8. Juli desselben Jahres vom Erzbistum Paderborn abgetrennt und zu einem eigenständigen Bistum erhoben. Zudem wurde es als Suffragandiözese der Kirchenprovinz Paderborn zugeordnet.[7] Das Erzbistum Hamburg wurde mit der Apostolischen Konstitution Omnium Christifidelium vom 24. Oktober 1994 mit Wirkung zum 7. Januar 1995 hauptsächlich aus Teilen des Bistums Osnabrück (mit dem gesamten Bischöflichen Amt Schwerin) sowie kleineren Gebieten des Bistums Hildesheim neu errichtet.[8]

Bistümer in Deutschland

Statistik

In der Tabelle sind die insgesamt 27 Bistümer (7 Erzbistümer und 20 Bistümer) aufgelistet. Das Erzbistum (in Fettdruck) bildet zusammen mit seinen Suffraganbistümern die jeweilige Kirchenprovinz, der Erzbischof (in Fettdruck) ist der Metropolit der zugehörigen Kirchenprovinz.

In der letzten Spalte bedeuten die Hintergrundfarben: <10 % über 10 %, aber unter Bundesschnitt (24,8 %)[9] 24,8 %[9]–50 % >50 % Katholikenanteil.

Liste der deutschen Erzbistümer und Bistümer nach Kirchenprovinz
Kirchenprovinz
Bistum
BistumspatroneDiözesanbischofBundes-
länder
Gebiete
[+/- Exklaven]
Fläche (2022[10])
[ km² ]
Einwohner (2022[10])
[ 1000 ]
Katholiken (2022[10])
[ 1000 ]
Anteil (2022[10])
[ % ]
BambergBambergHeinrich II.
Kunigunde von Luxemburg
Otto von Bamberg
Herwig GösslBY110.1222.11760729
EichstättWalburga
Willibald von Eichstätt
Gregor Maria Hanke OSBBY16.0251.00036036
SpeyerMariä Aufnahme in den HimmelKarl-Heinz WiesemannRP, SL16.2101.57246630
WürzburgKilian
Kolonat
Totnan
Franz JungBY1-18.5321.33566650
BerlinBerlinPetrus
Otto von Bamberg
Heiner KochBE, BB, MV, ST128.9626.0983736
Dresden-MeißenBenno von MeißenHeinrich TimmereversSN, TH117.3794.0541343
GörlitzHedwig von AndechsWolfgang IpoltBB, SN19.284672294
FreiburgFreiburgJungfrau Maria
Konrad von Konstanz
Stephan BurgerBW116.2294.8481.65234
MainzMartin von ToursPeter KohlgrafRP, HE, BW2+17.6923.02164221
Rottenburg-StuttgartMartin von ToursvakantBW1-119.5006.2621.66226
HamburgHamburgAnsgar von BremenStefan HeßeSH, HH, MV132.5205.9293646
HildesheimGodehard von HildesheimHeiner Wilmer SCJNI, HB129.0215.38353810
OsnabrückJosef von Nazaret
Crispinus und Crispinianus
Dominicus Meier OSB, ernanntNI, HB112.5802.21752023
KölnKölnMaria
Josef von Nazaret
Rainer Maria Kardinal WoelkiNW, RP1-16.1815.5221.73832
AachenMariaHelmut DieserNW14.0202.03493546
EssenMariaFranz-Josef OverbeckNW11.8902.54767927
LimburgGeorgGeorg BätzingHE, RP16.1842.51353921
MünsterPaulus von TarsusFelix GennNW, NI215.2684.3541.71339
TrierMatthiasStephan AckermannRP, SL1+112.8702.4751.21249
München und FreisingMünchen und FreisingKorbinianReinhard Kardinal MarxBY1+112.0823.8551.49939
AugsburgUlrich von Augsburg
Afra von Augsburg
Simbert
Bertram MeierBY1-113.5202.4751.18348
RegensburgWolfgang von Regensburg
Emmeram von Regensburg
Erhard von Regensburg
Rudolf VoderholzerBY114.6651.7811.07260
PassauValentin von Rätien
Maximilian vom Pongau
Konrad von Parzham
Stefan Oster SDBBY15.44263443268
PaderbornPaderbornLiborius
Kilian
Udo Markus BentzNW, HE, NI114.7504.8201.36528
FuldaBonifatius
Elisabeth von Thüringen
Michael GerberHE, TH, BY1+110.3181.73134820
ErfurtElisabeth von Thüringen
Bonifatius
Kilian
Ulrich NeymeyrTH113.1001.7181378
MagdeburgNorbert von Xanten
Katharina von Alexandrien
Mauritius
Gertrud von Helfta
Gerhard FeigeST, BB, SN124.1412.415743
Deutschland gesamt29+5357.59284.4[9]20.938[9]25[9]

Die flächenmäßig größte Diözese ist das Erzbistum Hamburg mit 32.520 km², die kleinste ist das Bistum Essen mit 1890 km². Die meisten Katholiken leben im Erzbistum Köln mit 1,74 Mio., die wenigsten im Bistum Görlitz mit 29.466. Den höchsten Katholikenanteil hat das Bistum Passau mit 68,1 %, den niedrigsten das Bistum Magdeburg mit 3,1 %. Die älteste Diözese ist das Bistum Trier aus dem Jahr 270, die jüngste das Bistum Görlitz aus dem Jahr 1994.


Immobilien

Die Bistümer besitzen in den Pfarrgemeinden einen hohen Bestand an Kirchen und Pfarrheimen. Die Gottesdienstbesuche gehen zurück, oft sind Pfarrheime nicht ausgelastet und die Kirchenaustritte nehmen zu. Der Unterhalt der Gebäude belastet unverändert die Kirchenkassen. Daher streben die Bistümer den Abbau des Immobilienbestandes in den Pfarreien an. Für die oft großen Grundstücke werden Investoren gesucht.[11]

Vermögen

Übersicht über das Vermögen (Bilanzsumme) derjenigen deutschen Bistümer, die ihr Vermögen offenlegten:

BistumVermögen
(in Mio. Euro)
Erzbistum Paderborn (2022)4.902[12]
Erzbistum Köln (2020)4.040[13]
Erzbistum München und Freising (2021)3.751[14]
Erzbistum Freiburg (2020)1.711[15]
Bistum Mainz (2021)1.432[16]
Bistum Limburg (2022)1.355[17]
Bistum Rottenburg-Stuttgart (2020)1.246[18]
Bistum Trier (2020)1.019[19]
Bistum Aachen (2018)849[20]
Erzbistum Berlin (2019)812[21]
Bistum Augsburg (2022)803[22]
Erzbistum Hamburg (2019)747[23]
Erzbistum Bamberg (2018)744[24]
Bistum Fulda (2019)730[25]
Bistum Eichstätt (2019)583[26]
Bistum Passau (2022)453[27]
Bistum Osnabrück (2022)347[28]
Bistum Würzburg (2019)231[29]
Bistum Speyer (2021)212[30]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Paul Leibinger: III. Bundesrepublik Deutschland. 1. Einführung: Das verfassungsrechtliche Grundverhältnis zwischen dem Staat und den Kirchen. In: Wilhelm Rees (Hrsg.): Katholische Kirche im neuen Europa: Religionsunterricht, Finanzierung und Ehe in kirchlichem und staatlichem Recht – mit einem Ausblick auf zwei afrikanische Länder. Austria: Forschung und Wissenschaft – Theologie, Band 2. LIT Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0244-8, S. 91 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Paul Leibinger: III. Bundesrepublik Deutschland. 1. Einführung: Das verfassungsrechtliche Grundverhältnis zwischen dem Staat und den Kirchen. In: Wilhelm Rees (Hrsg.): Katholische Kirche im neuen Europa: Religionsunterricht, Finanzierung und Ehe in kirchlichem und staatlichem Recht – mit einem Ausblick auf zwei afrikanische Länder. Austria: Forschung und Wissenschaft – Theologie, Band 2. LIT Verlag, Münster 2007, ISBN 978-3-8258-0244-8, S. 98 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Franz Kalde: Form und Inhalt der Papsturkunden zur Errichtung der Diözesen Erfurt, Görlitz, Magdeburg und Hamburg sowie der Kirchenprovinzen Berlin und Hamburg. In: Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte [= JMKOG] 1 (2005), S. 15–50.
  4. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Certiori christifidelium. In: AAS 87 (1995), n. 3. 27. Juni 1994, S. 217–218, abgerufen am 5. November 2019 (Latein).
  5. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Solet usque. In: AAS 87 (1995), n. 3. 27. Juni 1994, S. 219–221, abgerufen am 6. November 2019 (Latein).
  6. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Quo aptius. In: AAS 87 (1995), n. 3. 27. Juni 1994, S. 221–224, abgerufen am 6. November 2019 (Latein).
  7. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Cum gaudio. In: AAS 87 (1995), n. 3. 27. Juni 1994, S. 225–228, abgerufen am 6. November 2019 (Latein).
  8. Ioannes Paulus II: Constitutiones Apostolicae Omnium Christifidelium. In: AAS 87 (1995), n. 3. 24. Oktober 1994, S. 228–230, abgerufen am 5. November 2019 (Latein).
  9. a b c d e Pressestelle der Deutschen Bischofskonferenz: Kirchenstatistik 2022, Stand: 31. Dezember 2022.
  10. a b c d Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz: Bevölkerung, Fläche, Katholiken nach (Erz-)Diözesen Kirchenprovinzen 2022 (PDF; 0,5 MB), Stand: 31. Dezember 2022.
  11. Andreas Otto: Umnutzung oder Abriss? Bistümer wollen ihren Immobilienbestand senken. In: www.domradio.de. Bildungswerk der Erzdiözese Köln e. V., 5. Januar 2022, abgerufen am 7. Juni 2024.
  12. Erzbistum Paderborn: Finanzbericht 2022. (PDF; 2,19 MB) In: www.erzbistum-paderborn.de. Abgerufen am 26. Juni 2024.
  13. Erzbistum Köln: Jahresbericht 2020. Abgerufen am 31. Juli 2022.
  14. Erzbistum München und Freising: Jahresabschluss 2021. 31. Juli 2022, abgerufen am 13. April 2020.
  15. Erzbistum Freiburg: Haushaltsplan 2022/23. (PDF; 2,8 MB) Abgerufen am 16. November 2022.
  16. Bistum Mainz: Jahresbericht 2021. Abgerufen am 31. Juli 2022.
  17. Bistum Limburg: Jahresbericht 2022. (PDF; 15,66 MB) In: bistumlimburg.de. Abgerufen am 28. Mai 2024.
  18. Bistum Rottenburg-Stuttgart: Fakten und Facetten – Das Jahr 2020 in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. (PDF; 17,01 MB) Teil 2: Finanzen, Statistik und Jahresrechnung. In: www.drs.de. Abgerufen am 17. Oktober 2023.
  19. Bistum Trier: Geschäftsbericht 2021 (mit Jahresabschluss 2020). (PDF; 3,4 MB) Abgerufen am 26. Oktober 2020.
  20. Bistum Aachen: Finanzbericht 2018. Abgerufen am 10. November 2020.
  21. Erzbistum Berlin: Jahresbericht 2019 für das Erzbistum Berlin. Abgerufen am 6. Januar 2022.
  22. Bistum Augsburg: Lagebericht 2022. (PDF; 212 kB) In: bistum-augsburg.de. Abgerufen am 23. Januar 2024.
  23. Erzbistum Hamburg: Finanzbericht 2019. Abgerufen am 6. Dezember 2021.
  24. Erzbistum Bamberg: Jahresabschluss 2018. (PDF; 1,6 MB) Abgerufen am 10. November 2020.
  25. Bistum Fulda: Finanzbericht 2019. Abgerufen am 7. Januar 2022.
  26. Bistum Eichstätt: Finanzbericht 2019. (PDF; 1,8 MB) In: www.bistum-eichstaett.de. Abgerufen am 10. November 2020.
  27. Bistum Passau: Bilanz und GuV-Rechnung der Diözese Passau 2022. (PDF; 641 kB) In: bistumpassau.s3.amazonaws.com. Abgerufen am 1. Januar 2024.
  28. Bistum Osnabrück: Bilanz der Diözese Osnabrück 2022. (PDF; 2,62 MB) In: bistum-osnabrueck.de. Abgerufen am 11. März 2022.
  29. Bistum Würzburg: Bilanz der Diözese Würzburg zum 31. Dezember 2019. (PDF; 706 kB) Abgerufen am 16. März 2021.
  30. Bistum Speyer: Jahresabschluss zum 31. Dezember 2021 und Lagebericht Bistum Speyer. (PDF; 2,72 MB) In: www.bistum-speyer.de. Abgerufen am 27. Juli 2023.