Reichenbach im Vogtland
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 37′ N, 12° 18′ O | |
Bundesland: | Sachsen | |
Landkreis: | Vogtlandkreis | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Reichenbach im Vogtland | |
Höhe: | 380 m ü. NHN | |
Fläche: | 34,47 km2 | |
Einwohner: | 20.273 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 588 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 08468, 08491 (Jägerhaus) | |
Vorwahl: | 03765 | |
Kfz-Kennzeichen: | V, AE, OVL, PL, RC | |
Gemeindeschlüssel: | 14 5 23 340 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 1 08468 Reichenbach im Vogtland | |
Website: | ||
Oberbürgermeister: | Dieter Kießling (CDU) | |
Lage der Stadt Reichenbach im Vogtland im Vogtlandkreis | ||
Reichenbach im Vogtland ist eine Große Kreisstadt mit 20.273 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2023) im sächsischen Vogtlandkreis.
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt liegt in Südwestsachsen, etwa 18 km von Plauen und 19 km von Zwickau entfernt.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden im Vogtlandkreis sind Heinsdorfergrund, Lengenfeld, Limbach, Mylau und Neumark. Im Norden grenzt Reichenbach an die zum thüringischen Landkreis Greiz gehörende Gemeinde Mohlsdorf-Teichwolframsdorf und an die Kreisstadt Greiz.
Greiz | Mohlsdorf-Teichwolframsdorf | Neumark |
Mylau | Heinsdorfergrund | |
Limbach | Lengenfeld | Lengenfeld |
Stadtgliederung
Zu Reichenbach gehören die Ortsteile Oberreichenbach, Friesen, Cunsdorf, Brunn, Rotschau und Schneidenbach. Seit dem Jahr 2000 besteht die Verwaltungsgemeinschaft Reichenbach im Vogtland, der Reichenbach und Heinsdorfergrund angehören.
Geschichte
Hohes und spätes Mittelalter
Die Ursprünge der Stadt liegen vermutlich in einer slawischen Ansiedlung am Raumbach. Im Jahre 1085 soll der Naumburger Bischof Günther I. von Wettin im Zuge deutscher Besiedelung eine hölzerne Kirche geweiht haben.[2][3] Diese wurde um 1100 in Stein ausgeführt, bald darauf jedoch von einfallenden heidnischen Slawen zerstört und um 1140 wieder aufgebaut. Nachweislich ließen sich Anfang des 12. Jahrhunderts auch fränkische Siedler nieder. Um 1180 erfolgte schließlich die großräumige Besiedlung des nördlichen Vogtlandes durch Deutsche. Der Ort entwickelte sich im Tal nahe der Burg Mylau in verkehrsgünstiger und sicherer Lage bald zu einer aufstrebenden Kleinstadt.
Der Name, damals noch Richenbach, vermutlich nach den wasserreichen Bächen im Gebiet der heutigen Altstadt benannt, ist urkundlich erstmals 1212 belegt, die jedoch ältere Siedlung erhielt schon um 1240 Stadtrecht und wird in einer Urkunde von 1271 als „civitatis richenbach“, also befestigte Kleinstadt mit Verteidigungs-, Handels- und Selbstverwaltungsrechten, erwähnt.
Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind noch am Sebastian-Bach-Platz in größerem Umfang sichtbar, an die ehemaligen Stadttore erinnert unter anderem der Straßenname Mylauer Tor zwischen Markt und Roßplatz, dem ehemaligen Viehmarkt. Der Standort des Oberen Tores ist durch die Nachbildung einer kursächsischen Postmeilensäule aus dem Jahre 1724 markiert. Der genaue Verlauf der einstigen Stadtmauer ist anhand eines historischen Stadtmodells im Neuberinmuseum erkennbar. Erstaunlich ist hierbei die Lage der Stadtkirche St. Peter und Paul, deren älteste Teile im Turmfuß ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert stammen, außerhalb der Befestigung, was auf wahrscheinlich hölzerne Vorgängerbauten oberhalb der fränkischen Siedlung – also zwischen Altstadt und ummauerter Stadt – hinweist.
Die Stadt wurde im Frühjahr 1430 samt Kirche von Hussiten völlig zerstört. Aufgrund ihrer günstigen Lage wurde sie wieder aufgebaut und entwickelte sich zu einer regional bedeutsamen Handwerker- und Händlersiedlung.
Frühe Neuzeit
Nach dem Dreißigjährigen Krieg etablierte sich die Tuchmacherei und brachte Wohlstand in die Stadt. Nach vorangegangenen Stadtbränden bemühte man sich auch um größere Feuersicherheit, allerdings vorerst ohne Erfolg. 1681 brannten 135 Wohnhäuser nieder. 1690 erließ der Rat eine Feuerlöschordnung. Zu jener Zeit waren um die 300 Tuchmacher in der Stadt tätig, bis 1720 waren es etwa 500. Am 17. August 1720 ereignete sich ein weiterer Stadtbrand, bei dem etwa 500 der 700 Wohnhäuser vernichtet wurden. Die weitgehende Zerstörung des Ortes führte zu einem wirtschaftlichen Niedergang, da viele Handwerker den Ort verließen und sich andernorts eine neue Existenz aufbauten.[4]
An die als bedeutende Poststraße genutzte alten Frankenstraße im Verlauf der heutigen B 173 („Hofer Chaussee“) erinnert neben der kursächsischen Distanzsäule im Zentrum auch die noch zum Teil erhaltene kursächsische Ganzmeilensäule am Gasthaus Schwarze Katze in Oberreichenbach.
19. und frühes 20. Jahrhundert
Reichenbach gehörte bis ins 19. Jahrhundert zum Amt Plauen[5] und ab 1874 zur Amtshauptmannschaft Plauen. 1833 wurde das historische Rathaus in der Mitte des Marktplatzes als markantestes Gebäude bei einem erneuten Stadtbrand zusammen mit Wohnquartieren und einem ganzen Scheunenviertel vernichtet.
1846 beschleunigte die Eröffnung des ersten Reichenbacher Bahnhofs als vorläufige Endstation der Bahnstrecke Leipzig–Hof (Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn) die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. Von der Eisenbahn gingen in den folgenden Jahren mit Streckenerweiterungen und Neubauten in Richtung Nürnberg und in die Orte des Umlandes immer wieder Impulse für Industrieansiedlungen aus, was die längst verschwundenen Nebenbahnen auch heute noch im Reichenbacher Stadtbild markiert.
Die Industriebetriebe lockten zahlreiche neue Bewohner in die Stadt, die hauptsächlich in den Kammgarn- und Streichgarnspinnereien oder Webereien Arbeit fanden. Zu einer exportorientierten, international bekannten Firma entwickelte sich zum Beispiel die 1883 gegründete Woll- und Seidenweberei Schultz & Donner. Zudem siedelten sich metallverarbeitende Betriebe an und im frühen 20. Jahrhundert folgte unter anderem die Papierherstellung und -verarbeitung.
August Horch setzte seinen Innovations- und Unternehmergeist von 1902 bis 1904 ebenfalls in Reichenbach in die Tat um und baute mit dem Horch Tonneau das erste sächsische Automobil. 1903 stellte er das erste deutsche Auto mit einem Vierzylindermotor vor, das Modell 3 mit einem Hubraum von 2382 cm³ und einer Leistung von 22 PS (16 kW).
Das Städtische Elektrizitätswerk mit Überlandzentrale machte Reichenbach 1909 zu einer modernen Stadt und der 1926 errichtete Wasserturm sicherte den erheblich gestiegenen Wasserbedarf der Stadt. Im gleichen Jahr wurde der Grundstein für den Neubau einer bis heute in Deutschland einzigartigen Bildungseinrichtung gelegt. Unter der Leitung von Stadtbaumeister und Architekt Rudolf Ladewig[6], der auch den Wasserturm gestaltete, entstand in zweijähriger Bauzeit die Höhere Textilfachschule, heute ein Standort der Westsächsischen Hochschule.
1924 wurde Reichenbach bezirksfrei.
1945 bis 1989
Am 21. März 1945 wurden bei amerikanischen Bombenangriffen 161 Reichenbacher getötet, 73 Gebäude komplett zerstört und 675 beschädigt.[7] Die damalige Albertschule, heute Friedensschule, wurde zu dieser Zeit als Lazarett benutzt; der Schutzbunker davor sollte die Bewohner vor derartigen Angriffen schützen.
Wie durch ein Wunder wurde der Bahnhof nur leicht beschädigt und es ging nur die Bebauung im heutigen Park des Friedens und entlang der Bahnhofstraße verloren. Die bedeutendsten Bombenopfer waren der Kaiserhof an der Stelle des heutigen Neuberinhauses, Gasthof und Hotel Goldenes Lamm an der Stelle der heutigen Sparkasse am Postplatz und die Großdruckerei Carl Werner.
Am 17. April 1945 wurde die Stadt Reichenbach, nachdem sie von Oberbürgermeister Dr. Otto Schreiber auf Drängen des Feuerwehr-Unterführers Hermann Thoß[8] entgegen den Befehlen kampflos übergeben wurde, von US-amerikanischen Truppen besetzt, die wiederum am 1. Juli 1945 von der Sowjetarmee abgelöst wurden. Die kampflose Übergabe der Stadt an die US-Amerikaner ersparte Reichenbach ein Inferno dreier Bombenangriffe.
Die Stadt gehörte bald darauf zur neu gegründeten DDR und wurde Kreisstadt des 55.000 Einwohner zählenden neuen Kreises Reichenbach.
Ab 1989
Reichenbach blieb weiterhin Kreisstadt des Landkreises Reichenbach, verlor jedoch nach der Deutschen Wiedervereinigung neben vielen Arbeitsplätzen zahlreiche Einwohner. 1995 wurde die Stadt Teil des Vogtlandkreises und war somit nicht mehr Kreisstadt, behielt jedoch zahlreiche Stellen des neuen Landratsamtes und erhielt den Titel Große Kreisstadt. Vom 7. bis 9. September 2007 fand in Reichenbach der Tag der Sachsen statt.
Die Stadt profitiert von ihrer Lage an der A 72 zwischen den Oberzentren Plauen und Zwickau und der Nachbarschaft zur thüringischen Kreisstadt Greiz. Sie selbst ist als Mittelzentrum in der langfristigen Raumordnung verankert, sodass mittlerweile zahlreiche neue Arbeitsplätze in den Industrie- und Gewerbegebieten entstanden sind. Das Stadtbild ist von sanierten Gründerzeitbauten und Wohngebieten verschiedenster Art geprägt und verlor vor allem im Rahmen der 5. sächsischen Landesgartenschau (1. Mai – 18. Oktober 2009) und von Stadtumbauprogrammen die einst charakteristische Dichte von historischen, aber wenig ansehnlichen Industriebauten.[9] Gleichwohl wurden und werden auch vergleichsweise historisch wertvolle Gebäude in der Innenstadt abgerissen und Überkapazitäten in den DDR-Großwohnsiedlungen am Stadtrand abgebaut. Insbesondere in der Innenstadt versucht die Stadtverwaltung mit Grünflächengestaltung und Schaffung von Parkmöglichkeiten auf den entstandenen Brachflächen die Attraktivität zu steigern.[10] In einigen Bereichen (Am Graben, Kirchgasse, Johannisgasse, Obere und Untere Dunkelgasse) ist das für eine Altstadt typische Stadtgefüge durch Abrisse erheblich beeinträchtigt.
Eingemeindungen
Oberreichenbach wurde am 1. Januar 1908 eingemeindet. Cunsdorf folgte 1924.[11] Brunn und Friesen wurden am 1. März 1994 eingegliedert[12], Rotschau am 1. Januar 1996[13]. Schneidenbach kam am 1. Januar 1999 hinzu.[14]
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1960 31. Dezember):
1834 bis 1925
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1933 bis 1984 |
1990 bis 2003
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2005 bis 2013
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Datenquelle ab 1998: Statistisches Landesamt Sachsen
Politik
Gemeinderat und Bürgermeister
Seit der Gemeinderatswahl am 25. Mai 2014 verteilen sich die 22 Sitze des Stadtrates folgendermaßen auf die einzelnen Gruppierungen:
- CDU: 8 Sitze
- LINKE: 4 Sitze
- Bürgerinitiative BITex (BITex): 4 Sitze
- Gewerbeverein Reichenbach e. V. "Gemeinsam für Reichenbach" (GVR): 2 Sitze
- SPD: 2 Sitze
- FDP: 1 Sitz
- GRÜNE: 1 Sitz
Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt ist seit 1. August 2001 Dieter Kießling (CDU)
Wappen
1753 tauchte das erste Mal das Stadtwappen auf einem Gesangbuch auf. Blasonierung: In Blau eine goldene Mauer mit zwei rotbedachten goldenen Türmen, jeder mit einem großen und zwei kleinen Fenstern, der rechts mit goldenem Knopf, der links mit goldener Fahne; zwischen den Türmen golden nimbiert und gekleidet der heilige Petrus mit silbernem Gesicht und silbernen Händen, in der Rechten einen goldenen Schlüssel und in der Linken ein Buch mit rotem Einband und silbernem Buchblock haltend.
Städtepartnerschaften
Reichenbach unterzeichnete 1988 einen Städtepartnerschafts-Vertrag mit Nordhorn in Niedersachsen. Seit 2005 besteht des Weiteren eine Städtepartnerschaft zu Jędrzejów in Polen. Der Ortsteil Rotschau unterhält eine Städtepartnerschaft zur Gemeinde Rocov in Tschechien.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Museen
Das Neuberin-Museum zum Leben und Werk der Bühnenreformerin Friederike Caroline Neuber wird durch den Kulturraum Vogtland-Zwickau als regional bedeutsame Einrichtung gefördert. Zu den Ausstellungen gehören die Theatergeschichte des 18. Jahrhunderts, die Stadtgeschichte und Sonderausstellungen.
Musik
Die Vogtland Philharmonie Greiz Reichenbach hat ihren Sitz im 1946 bis 1949 errichteten Neuberinhaus.
Bauwerke
Sehenswert sind der im Stil des Neuen Bauens errichtete Wasserturm, der auch eine Aussichtsplattform bietet,[16] sowie die Pfarrkirche St. Peter und Paul mit einer Silbermann-Orgel von 1725. Der älteste Teil der Kirche ist der romanische Turmstumpf mit quadratischem Grundriss aus dem 12. Jahrhundert, auf dem 1780 ein achteckiger barocker Aufbau errichtet wurde. Weitere Kirchen sind die evangelische Trinitatiskirche und die katholische Kirche St. Marien. Vier Kilometer westlich der Stadt, unweit von Netzschkau, befindet sich die Göltzschtalbrücke, die größte Ziegelsteinbrücke der Welt.
Gedenkstätten
- Grabfeld auf dem Hauptfriedhof für 189 KZ-Häftlinge aus dem Außenlager Lengenfeld (Vogtland) des KZ Flossenbürg
- Gedenkstein auf dem gleichen Friedhof für Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime aus dem Kreis Reichenbach: Erich Knabe, Helmut Walther, Ewald Purfürst, Alfred Hoffmann, Otto Richter, Paul Beierlein, Alfred Fuchs, Reinhard Rödel, Paul Kölbel, Harwig Luckter, Felix Mauersberger und Max Kranz
- Gedenktafel der FIR am ehemaligen Hotel Goldener Anker am Marktplatz zur Erinnerung an die zahlreichen politischen Gegner der NS-Diktatur, die dort in einem frühen „Schutzhaftlager“ gefangen und gefoltert wurden
- Grabstätten und Gedenkstein im Bürgerholz für 245 sowjetische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die im Umkreis von Reichenbach Opfer von Zwangsarbeit wurden
- Ehrenmal von 1946 in der Bahnhofstraße für alle Opfer des Faschismus. Seit 1990 gilt es allen „Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“
- Grabstätten auf dem Friedhof des Ortsteiles Cunsdorf für vier polnischen und einen jüdischen Häftling, die während des Zweiten Weltkrieges Opfer von Zwangsarbeit wurden
Naturdenkmäler
In Mühlwand befindet sich die Tropfsteingrotte Alaunwerk Mühlwand, ein ehemaliges Alaunschieferbergwerk im Tal der Göltzsch, welches farbenprächtige Sinter aufweist. Etwa einhundert Meter weiter göltzschabwärts, in Richtung Rotschau, liegt das geologische Denkmal Liegende Falte.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Frühlingsmarkt mit Maibaumstellen (am 1. Mai)
- Musikschul-Sommerfest (jährlich im Juni)
- Reichenbacher Orgelsommer (jährlich von Juni bis September)
- Musik im Park (jährlich Anfang Juli)
- freemix and friends . unplugged – Benefizkonzert (jährlich Anfang August)
- Reichenbacher Bürgerfest (jährlich um den 3. Oktober)
- Reichenbacher Weihnachtsmarkt (erstes Wochenende im Dezember)
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straßenverkehr
Die Stadt hat eine Anschlussstelle an der Autobahn A 72. Die Bundesstraßen 94 und 173 führen durch das Stadtgebiet.
Bahnverkehr
Der Obere Bahnhof ist ein Fernbahnhof an der Sachsen-Franken-Magistrale und war bis 2013 der südliche Endpunkt des elektrischen Streckennetzes in Westsachsen. Die Elektrifizierung wurde bis Hof weitergeführt. Nördlich von Reichenbach befindet sich bei Werdau das Bogendreieck Werdau mit Abzweigungen nach Norden in Richtung Werdau, Gößnitz und Leipzig und nach Osten in Richtung Zwickau und Chemnitz. Im benachbarten Neumark (Sachsen) hat die Vogtlandbahn ihr Wartungs- und Reparaturzentrum. Seit Juni 2001 war Reichenbach eine Station im ICE-Streckennetz der Deutschen Bahn. Da die ICE-Strecke Nürnberg-Dresden damals wie gegenwärtig nicht durchgängig elektrifiziert ist, kam mit der Deutschen Bahn AG der dieselbetriebene ICE TD zum Einsatz, der auf der kurvenreichen Strecke durch die Neigetechnik Fahrzeitgewinne einbrachte. Nach häufigen Pannen wurde er bereits im Dezember 2002 von übergangsweise eingesetzten lokbespannten IC-Zügen bzw. in IC-Farben umlackierten Triebwagen der Baureihe 612 als InterCitys abgelöst. Seit Dezember 2006 verkehrt auf der Sachsen-Franken-Magistrale der Franken-Sachsen-Express als Regionalexpress, der im Auftrag der Deutschen Bahn von DB Regio betrieben wird.
Stadtverkehr
Im Stadtverkehr betreibt der Reichenbacher Verkehrsbetrieb Gerlach GmbH fünf Stadtbuslinien, wovon drei zur Linie C zusammengefasst sind. Die Linien bedienen die zentralen Umsteigepunkte Oberer Bahnhof und Roßplatz/Postplatz im Stadtzentrum, wo Übergänge zu den zahlreichen Regionalbuslinien ins Umland und die benachbarten Städte bestehen. Am Oberen Bahnhof besteht Anschluss zu den Regional- und Fernzügen.
Ansässige Unternehmen
Zwischen dem bebauten Stadtgebiet und der A 72 befinden sich ein Gewerbegebiet und zwei zusammenhängende Industriegebiete, welche die Stadt gemeinsam mit der Gemeinde Heinsdorfergrund ausgewiesen hat. Ein weiteres Gewerbegebiet mit einigen Industriebetrieben befindet sich an der B 173 (Zwickauer Straße) am nordöstlichen Stadtrand.
Vorherrschende Branchen sind Druck- und Papierverarbeitung, Einzelhandel, Maschinenbau/Metallverarbeitung, Textilindustrie und Tourismus.
Das privat betriebene Paracelsus-Klinikum Reichenbach ist mit 185 Betten ein Krankenhaus der Regelversorgung.
Das Eisenbahnverkehrsunternehmen IntEgro Verkehr hat seinen Sitz in der Stadt.
Medien
Lokale Medien aus/für Reichenbach im Vogtland sind:
- Freie Presse – Reichenbacher Zeitung (regionale Tageszeitung)
- Vogtlandanzeiger – Auerbach, Reichenbach (regionale Tageszeitung)
- Vogtlandradio (regionaler Radiosender)
- Vogtland Regional Fernsehen (VRF) (Regionalfernsehsender, über Kabelfernsehen)
In Reichenbach betreibt die Deutsche Telekom AG auf einem Fernmeldeturm aus Beton einen Rundfunksender für UKW unter anderem für Vogtlandradio. Der Sender Reichenbach/Vogtland ist nicht zu verwechseln mit dem Mittelwellensender Reichenbach in Reichenbach/Oberlausitz, über den das Programm von MDR Info auf 1.188 kHz abgestrahlt wird.
Bildung
Hochschule
Die Westsächsische Hochschule Zwickau betreibt in Reichenbach den Fachbereich Architektur sowie die Fachgruppe Textil- und Ledertechnik mit den dazugehörigen Studiengängen Architektur (Bachelor und Master) sowie Textil- und Ledertechnik (Diplom mit verschiedenen Vertiefungsrichtungen).
Öffentliche Schulen
Die Stadt verfügt über ein Gymnasium (Goethe-Gymnasium), eine Oberschule (Weinholdschule) und drei Grundschulen (Dittesschule, Friederike-Caroline-Neuber-Schule und Weinholdschule). Darüber hinaus verfügen die angrenzenden Städte und Gemeinden über weitere Grund- und Oberschulen, die auch von Reichenbacher Schülern besucht werden. In Reichenbach befindet sich außerdem eine Förderschule für körperlich und geistig Behinderte.
Privatschule
Die städtischen Allgemeinbildungsangebote werden von der HANSA-Handelsschule (Fachoberschule) ergänzt.
Berufliche Bildung
Neben dem vom Vogtlandkreis betriebenen Beruflichen Schulzentrum für Technik existieren weitere Stätten der beruflichen Bildung, wie zum Beispiel das Bildungswerk der Sächsischen Wirtschaft (bsw) oder die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW).
Außerschulische Bildung
Die Volkshochschule des Vogtlandkreises bietet an ihrem Reichenbacher Standort zahlreiche Kurse an, die vor allem dem Erwerb von Sprachkenntnissen dienen. Darüber hinaus offerieren zahlreiche Kulturvereine und die Musikschule Vogtland umfangreiche Freizeit-Bildungsangebote.
Bibliotheken
Die städtische Jürgen-Fuchs-Bibliothek bietet ein reichhaltiges Angebot an Belletristik, Kinder- und Sachliteratur an. Sie befindet sich auf zwei Etagen im historischen Rathaus am Markt und wurde nach einem der großen Söhne der Stadt benannt.
Außerdem verfügt das Goethe-Gymnasium über eine Schulbibliothek mit umfangreicher Lehr- und Sachbuchsammlung im Schulteil Goetheschule sowie die Fachgruppe Textil- und Ledertechnik der Westsächsischen Hochschule über eine Zweigbibliothek der Hochschulbibliothek Zwickau am Standort in der Reichenbacher Klinkhardtstraße hinter dem historischen Hochschulgebäude.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- 1849: Robert Wilke (1804–1889), Baumeister der Göltzschtalbrücke
- Wilhelm Usbeck (1807–1883), Kirchenvorstand, Kassierer der Sparkasse und Träger des Albrechtsordens
- Johann Carl Friedrich Jacob (1805–1877), Schulrektor
- 1895: Otto von Bismarck (1815–1898), erster deutscher Reichskanzler
- 1899: Carl Heinrich Müller (1828–1900), Reichenbacher Unternehmer (Tuchmacher)
- 1903: Hugo Klinkhardt (1842–1906), 28 Jahre Bürgermeister der Stadt
- 1911: Leonie Sarfert (1831–1913), Unternehmerin und Gründerin der Kleinkinderbewahranstalt
- 1925: Otto Eduard Schmidt (1855–1945), Pädagoge und Schriftsteller
- 1926: Wilhelm Polster (1847–1929), Oberbürgermeister
- 1932: Philipp Wagner (1867–1946), Bürgermeister und Heimatforscher
- 1982: Kurt Schwabe (1905–1983), Chemiker, Pionier der elektrochemischen Sensorik, Hochschullehrer und Rektor der Technischen Universität Dresden
- 1982: Heinrich Dathe (1910–1991), Direktor des Tierparks Berlin
- 1984: Gretchen Knoch (1909–2005), Antifaschistin
- 1987: Wolfgang Mattheuer (1927–2004), Maler, Graphiker und Bildhauer
- 2004: Otto Paetz (1914–2006), Maler und Grafiker
- 2009: Hans-Günter Ehlert (* 1941), Chefarzt des Kreiskrankenhauses
1933 wurden auch Adolf Hitler und Martin Mutschmann zu Ehrenbürgern ernannt, jedoch nach Kriegsende aus der offiziellen Liste gestrichen.
Söhne und Töchter der Stadt
- Friedrich Rappolt (1615–1676), Altphilologe, Pädagoge und Theologe
- Adam Friedrich von Glafey (1692–1753), Rechtshistoriker und Archivar
- Friederike Caroline Neuber (1697–1760), gen. „Die Neuberin“, deutsche Theater-Reformatorin
- Franz Karl Conradi (1701–1748), Rechtswissenschaftler
- Karl August Böttiger (1760–1835), Philologe, Archäologe, Pädagoge und Schriftsteller
- Johann Friedrich Krause (Generalsuperintendent) (1770–1820), evangelisch-lutherischer Theologe, Generalsuperintendent in Weimar
- Carl Friedrich Solbrig (1807–1872), Unternehmer und Politiker, sächsischer Landtagsabgeordneter
- Carl Bernhard Speck (1831–1905), konservativer Politiker, sächsischer Landtagsabgeordneter
- Fedor Flinzer (1832–1911), Illustrator, Autor und Pädagoge
- Gustav von Metzsch-Reichenbach (1835–1900), Rittergutsbesitzer, Kammerherr, geboren im Ortsteil Friesen
- Karl Georg Levin von Metzsch-Reichenbach (1836–1927), sächsischer Ministerpräsident, geboren im Ortsteil Friesen
- Emil Schreiterer (1852–1923), Architekt (Architekturbüro Schreiterer & Below)
- Otto Eduard Schmidt (1855–1945), Pädagoge und Schriftsteller
- Emil Claviez (1866–1931), Textilfabrikant, Erfinder und Komponist
- Georg Zöphel (1869–1953), Rechtsanwalt, Politiker und Präsident der Creditreform
- Arthur Arzt (1880–1953) Politiker, Reichstagsabgeordneter (SPD)
- Richard Benz (1884–1966), Germanist und Schriftsteller
- Ernst Beutler (1885–1960), Literaturhistoriker und Goethe-Forscher
- Arnulf Meinhold (1899–1943), Radsportler (Schrittmacher)
- Walter Hochmuth (1904–1979), Politiker (KPD), DDR-Diplomat
- Kurt Schwabe (1905–1983), Chemiker, Pionier der elektrochemischen Sensorik, Hochschullehrer und Rektor der Technischen Universität Dresden
- Harry Behr (1907–1966), Maler, Grafiker und Autor
- Rudolf Krause (1907–1987), Rennfahrer
- Heinrich Dathe (1910–1991), Direktor des Berliner Tierparks
- Wolfgang Mattheuer (1927–2004) Maler, Grafiker und Bildhauer
- Hans Joachim Schädlich (* 1935), Schriftsteller
- Karlheinz Schädlich (1931–2007), Historiker
- Josef Bachmann (1944–1970), Attentäter von Rudi Dutschke
- Jürgen Fuchs (1950–1999), DDR-Bürgerrechtler und Schriftsteller
- Alfred Stiegler (1904–1972), Bürgermeister von Düren
- Andreas Lindenlaub (* 1949), Politiker (DSU) und ehemaliger Abgeordneter der Volkskammer der DDR
- Heike Taubert (* 1958), Thüringer Sozialministerin (2009–2014), Thüringer Finanzministerin (seit 2014) (SPD)
- Petra Heß (* 1959), Thüringer Ausländerbeauftragte (SPD)
Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Georg Friedrich Spitzner (1688–1764), Amtmann in Reichenbach
- Karl von Metzsch (1804–1880), Besitzer des Ritterguts Reichenbach, Vater der dort geborenen Gustav und Georg von Metzsch-Reichenbach
- Oskar Theodor Kuntze (1827–1911), Jurist und Politiker, Bürgermeister von Reichenbach
- Carl Eduard Schubert (1830–1900), Orgelbauer
- Rudolf Ladewig (1893–1945), von 1925 bis 1934 Architekt in Reichenbach, später Widerstandskämpfer und Opfer des Nationalsozialismus
Literatur
- Elisabeth Dressel: Familienbuch Reichenbach, Vogtl. mit Oberreichenbach und Schneidenbach, Unterheinsdorf, Klein-Weißensand und Cunsdorf (Landkreis Vogtlandkreis, Sachsen) 1530-1630. Leipzig: AMF 2012 (= Mitteldeutsche Ortsfamilienbücher der AMF 67)
- Gero Fehlhauer: Mit der Reichsbahn über die Zonengrenze. EK, Freiburg 2009, ISBN 978-3-88255-728-2
- Alfred Harendt: Bomber über Reichenbach, in: Die Stunde Null. Tatsachenberichte über Erlebnisse aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges, Berlin 1966, S. 28
- Johann Balthasar Olischer: Entwurff einer Chronica der alten Voigtländischen Stadt Reichenbach. Friedrich Lankischens Erben, Leipzig 1729 (Digitalisat)
- Richard Steche: Reichenbach. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 11. Heft: Amtshauptmannschaft Plauen. C. C. Meinhold, Dresden 1888, S. 69.
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz von Reichenbach
- Kirchen und Gemeinden der Stadt
- Reichenbach im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
Einzelnachweise
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Sachsens am 31. Dezember 2023 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus vom 9. Mai 2011 (Gebietsstand 01.01.2023). Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, abgerufen am 21. Juni 2024. (Hilfe dazu).
- ↑ K. F. Collmann: Reußische Geschichte. Erich Schlemm, Greiz, 1892, S. 7
- ↑ Ernst Devrient: Das Bistum Naumburg: Die Diözese, Walter de Gruyter, Berlin, 1998, S. 750
- ↑ Curt Röder (Hrsg.): Vogtländisches Jahrbuch, 11. Jahrgang, Plauen 1994, S. 175/176.
- ↑ Historisches Ortsverzeichnis Sachsen
- ↑ Kurzbiografie von Rudolf Ladewig auf den Internetseiten der Stadt Reichenbach, zuletzt abgerufen am 11. Januar 2011
- ↑ Textauszug aus Reichenbach im Vogtland der Stadt Reichenbach vom Senioren Computer Club Reichenbach
- ↑ Alfred Harendt: Bomber über Reichenbach, in: Die Stunde Null, Berlin 1966, S. 28
- ↑ Präsentation zur Umgestaltung des Industrieareals für die Landesgartenschau 2009 (PDF; 2,7 MB)
- ↑ Stadtumbau Reichenbach im Vogtland (PDF; 12,7 MB)
- ↑ Reichenbach im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen
- ↑ Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1996
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1999
- ↑ Ergebnisse der Gemeinderatswahl 2014
- ↑ Wasserturm Reichenbach auf der Webseite des Tourismusverbandes Vogtland e.V.