Jean-François Champollion

Jean-François Champollion, Porträt von Léon Cogniet

Jean-François Champollion (* 23. Dezember 1790 in Figeac im Département Lot; † 4. März 1832 in Paris) war ein französischer Sprachwissenschaftler. Mit der Entzifferung der ersten Hieroglyphen auf dem Stein von Rosetta legte er den Grundstein für die wissenschaftliche Erforschung des dynastischen Ägyptens.

Leben

Leberschäden hinzu. Dennoch bewältigte der besessene Gelehrte ein ungeheures Arbeitspensum und gönnte sich kaum je eine Ruhepause.[1]

Er präsentierte nach Schulabschluss im August 1807 seinen Aufsatz der geographischen Beschreibung Ägyptens vor den Eroberungen durch Kambyses und wurde dafür zum Mitglied der Akademie von Grenoble ernannt. Von 1807 bis 1809 studierte er in Paris, wo er seine bereits umfangreichen Sprachkenntnisse um Arabisch, Persisch und Koptisch erweiterte.

Stein von Rosetta

Stein von Rosetta

In Paris arbeitete er auch erstmals mit dem Stein von Rosetta und leitete von diesem ein Alphabet des Demotischen ab. Das so gewonnene Alphabet half ihm, auch nicht-hieratische Papyri zu entschlüsseln, obwohl er sich der tatsächlich bestehenden Unterschiede damals noch nicht bewusst war.

1810 wurde Champollion in Grenoble Professor für alte Geschichte auf einer geteilten Stelle an der neu eröffneten Universität. Seine Arbeit an den Hieroglyphen wurde in den folgenden Jahren vor allem durch Mangel an Materialien, die Wirren der Rückübernahme Frankreichs durch die Royalisten und das dadurch verursachte Exil in Figeac von März 1816 bis Oktober 1817 behindert.

Jean-François Champollion in ägyptischer Tracht. Pastellgemälde von Giuseppe Angelelli, 1828/29

Zurück in Grenoble übernahm er zwei Schulen und heiratete im Dezember 1818 Rosine Blanc. Durch politische Intrigen ermüdet und seiner Ämter beraubt, reiste er im Juli 1821 wieder nach Paris. Dort konzentrierte er sich vor allem auf Übersetzungen zwischen Demotisch, Hieratisch und den Hieroglyphen. Lange Zeit musste Champollion Ungerechtigkeiten und den Neid seiner Kollegen ertragen, doch sein starker Charakter ließ ihn nie das Ziel aus den Augen verlieren, als Erster die altägyptischen Schriftzeichen zu entschlüsseln.[1]

Anhand einer quantitativen Symbolanalyse des Steins von Rosetta erkannte er, dass Hieroglyphen nicht nur für Worte allein stehen konnten.[2] Mithilfe der Namenskartuschen für Ptolemaios VIII., Kleopatra II. und III. auf einem Obelisken von William John Bankes, dem Stein von Rosetta, Abbildungen aus einem Tempel in Abu Simbel und anderen Papyri entdeckte er, dass einzelne Hieroglyphen für Buchstaben standen, andere für ganze Wörter, oder dass sie gar kontextbestimmend waren.

Im September 1822 gelang es ihm, ein vollständiges System zur Entzifferung der Hieroglyphen aufzustellen. Am 27. September 1822 stellte der Franzose den Mitgliedern der Akademie der Inschriften und der schönen Literatur in Paris einen Teil seiner Forschungsergebnisse zu den Hieroglyphen vor. Doch kaum hatte der Referent an jenem Tag ausgeredet, fielen die meisten zuhörenden Wissenschaftler über ihn her. Sie beschuldigten ihn des Plagiats oder zweifelten seine Übersetzungen schlichtweg an.[1] Er veröffentlichte Teile der Arbeit im Oktober 1822 (Brief an M. Dacier, den Ständigen Sekretär des ehrwürdigen Instituts, betreffend das Alphabet der phonetischen Hieroglyphen) und eine ausführliche Erklärung im April 1824 (Zusammenfassung des Systems der Hieroglyphen im Alten Ägypten). Heute feiert die Nachwelt den sogenannten „Brief an Monsieur Dacier“ als Meilenstein in der Entwicklung der Ägyptologie.[1]

Reisen

Champollions Grab auf dem Friedhof Père Lachaise

Auf der Suche nach weiteren ägyptischen Schriften verbrachte er die Zeit von Juni 1824 bis März 1826 in Italien, speziell in Turin. Dort fand und übersetzte er den „Königspapyrus Turin“ – eine sehr ausführliche Auflistung der ägyptischen Pharaonen-Dynastien. Er hielt diese Übersetzung eine Weile geheim, da sie die Zeitrechnung der Kirche insgesamt in Frage stellte.

Von August 1828 bis Dezember 1829 leitete Champollion eine französisch-toskanische Expedition nach Ägypten den Nil entlang bis Wadi Halfa. Viele dabei entdeckte Materialien sind die einzigen Zeugnisse der zu der Zeit oft als Steinbruch verwendeten Tempel.

Am 4. März 1832 starb Jean-François Champollion nur 41-jährig an einem Schlaganfall. Er ruht auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris.

Schriften

Literatur

(chronologisch sortiert)

  • Hermine Hartleben: Champollion. Sein Leben und Sein Werk. 2 Bände, Weidmann, Berlin 1906
    Neuauflage: Champollion. Sa vie et son œuvre 1790-1832. Traduction et documentation de Denise Meunier selon l’adaptation du texte allemand de Ruth Schumann Antelme. Présentation de Christiane Desroches Noblecourt. Pygmalion, Watelet/ Paris 1983, ISBN 2-85704-145-4.
  • Jean François Champollion: Lettres et journaux écrits pendant le voyage d’égypte. Jean-François Champollion brecueillis et annot. par Hermine Hartleben. Bourgois, Paris 1986, XXI.
  • Rudolf Majonica: Das Geheimnis der Hieroglyphen. Die abenteuerliche Entschlüsselung der ägyptischen Schrift durch Jean François Champollion. dtv junior Sachbuch, 1988, ISBN 3-423-79507-7.
  • Joël et Faltrept Gilles Polomski: Champollion, héritier du peuple. Association des Collectionneurs de Figeac, 1990, ISBN 2-9502652-1-9.
  • Wolfgang Helck: Kleines Lexikon der Ägyptologie. 1999, ISBN 3-447-04027-0, S. 59 f. → Champollion, Jean François.
  • Barbara S. Lesko: Champollion, Jean-François. In: Kathryn A. Bard (Hrsg.): Encyclopedia of the Archaeology of Ancient Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18589-0, S. 192–193.
  • Guy Chassagnard: Les frères Champollion - de Figeac aux hiéroglyphes. Figeac, Segnat 2001, ISBN 2-901082-12-2.
  • Lesley Adkins und Roy Adkins: Der Code der Pharaonen. Der dramatische Wettlauf um die Entzifferung der Ägyptischen Hieroglyphen. Lübbe, 2002, Gebunden, ISBN 3-7857-2043-2.
  • Monique de Bradké: Champollion et ses amis les pharaons. Éd. S.d.É., Paris 2004, ISBN 2-7480-1405-7.
  • Markus Messling: Champollions Hieroglyphen, Philologie und Weltaneignung. Kadmos, Berlin 2012, ISBN 978-3-86599-161-4.

Belletristik

Film

Commons: Jean-François Champollion – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Jean-François Champollion – Quellen und Volltexte (französisch)

Einzelnachweise

  1. a b c d Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen zdf1.
  2. Berthold Seewald, welt.de vom 25. September 2012, Ein 31-Jähriger entschlüsselt die Hieroglyphen