Benutzer:Durstina

Geographie der Stadt Dorsten 

1.Die Naturlandschaft Im Westen der Westfälischen Bucht liegt beiderseits der unteren Lippe die Stadt Dorsten. Der Naturraum reicht im Norden und Nordosten an die „Hohe Mark“ und die Rekener Kuppen, welche die Wasserscheide zwischen Lippe und Borken-Bocholter Aa bilden. Im Südosten und Süden begrenzen die „Recklinghäuser Haard“ und der „Vestische Rücken“ (die Wasserscheide zur Emscher) die flache Dorstener Mulde. Den westlichen Rand zur niederrheinischen Tiefebene bildet von N nach S die Folge der geringen Erhöhungen der „Erler Heide“ ( die Wasserscheide zur Alten Issel) und der „Emmelkämper Mark“ nördlich, der Dorstener „Hardt“ und „Kirchhellener Heide“ südlich der Lippe. Geologisch gehören die Hohe Mark und die Recklinghäuser „Haard“ mit leicht verfestigten „Halterner Sanden“ und verkieselten Sandsteinbänken zur geologischen „Oberen Kreide“. Die maximalen Höhen reichen bis 130 m und 180 m über NN. Im Westen sind während des Tertiärs durch Meerestransgression die oberen Kreideschichten bis auf ca. 60 m über NN erodiert. Darauf hat der Ur-Rhein während des Altpleistozaens Kiesablagerungen hinterlassen, sodass dieser flache Höhenzug als Rhein-Hauptterrase zitiert wird. - Die Lippe durchbricht die Höhen der „Hohen Mark“ und der Recklinghäuser „Haard“ beim Halterner „Annaberg“. Sie durchfließt bis Dorsten in der Länge von rd. 15 km eine durch Großmäander in der Eem-Warmzeit vertiefte und auf ca. 7 km verbreiterte Talung. Von Dorsten bis Schermbeck wird die Rheinhautterrasse durchbrochen, und der Fluß tritt in die niederrheinische Tiefebene ein. - Die „Dorstener Lippetalung“ ist die Mittelachse der drei Kleinlandschaften, die sich mit der „Lembecker Sandebene“ im N und der „Dorsten-Altendorfer Sandebene“ im S zur heutigen Dorstener Landschaft fügen. Die Oberfläche der Landschaft ist in der Weichsel-Kaltzeit und im Holozän durch Erosion und Ablagerungen der Flüsse, Bäche und Winde geprägt. Der Flußlauf der Lippe ist beidseitig von der Insel- und der Niederterrasse begleitet, welche die eiszeitliche Rinne aufgefüllt haben. Nördlich und südlich grenzen daran Restflächen der Mittelterrasse, in die Bachläufe mit ihren Talungen eingeschnitten sind. Diese sind in der Lembecker Sandebene der Hammbach, der mit seinen Oberläufen (Rhader-, Midlicher Mühlbach und Wienbach) ein Einzugsgebiet von 147 qkm entwässert, und der Rapphofsmühlenbach mit dem Schölsbach, deren Einzugsgebiet 128,5 qkm beträgt. Beide sind die letzten größeren Lippezuflüsse vor der Mündung in den Niederrhein. Sowohl auf der Niederterrasse wie auf den höheren Flächen sind durch Windablagerungen Sandanwehungen bis zu Dünenbildungen entstanden. Zusammen mit den Flußsanden („Halterner Sande“) ist Sand die weitestverbreitete Bodenart. Nur wenige Ablagerungen von saale-eiszeitlicher Grundmoräne nördlich und holozänen Bach-Anschwemmungen südlich der Lippe bildeten stellenweise mergelige und lehmige Böden. Von besonderer Wichtigkeit sind in der Flußlandschaft die Ausprägungen des Flußlaufs während unterschiedlicher Klimaperioden und die relativen Höhen von Wasserspiegel, Hochwasserstand, und Grundwasserstand zu Insel- und Niederterrassenflächen. Die Abläufe des Flusses in Warm- oder Kaltzeiten verhalten sich erheblich unterschiedlich. In Kaltzeiten schwanken die Abflußmengen extrem und infolgedessen auch die Erosion oder Aufschüttung. Der Fluß bildet verschiedene Rinnen, die - mit Ablagerungen gefüllt (s. Rheinhauptterrasse westlich Dorsten) - wechseln. Eine solche ehemalige glaziale und periglaziale Abflußrinne prägte nördlich des heutigen Lippelaufs die breite Niederung von „Gälken Heide“ und Wienbachtal bis zum "Holsterhäuser/ Emmelkämper Bruch" . In Warmzeiten ist der Wasserablauf gleichmäßiger, Hoch- und Niedrigwasser halten sich innerhalb der ausgeprägten Ufer, zwischen denen der Fluß in einem beständigen Flußbett mäandriert. Die Mäander sind klein. Das Hochufer wird von Hochwassern nicht überschritten, sondern der Fluß verbreitert sein Hochwasserbett. Die erodierten Bestandteile liegen als Sandbänke im Flußlauf. Zwischen Lauf und Hochwasserbett bildet sich die bewaldete Flußaue. Die Lippe mit ihrem Bett, der Aue, der Insel- und Niederterrasse hat bei Dorsten unter natürlichen Bedingungen im Mittel von O nach W fallend folgende Höhenstufen über NN: Lippeufer links (stadtseitig) +26-27m, rechts +27.5-28,5m; Inselterrasse + 29-32 m; Niederterrasse um 40 m. Das Gefälle der Niederterrasse von ONO nach SSW beträgt um 0,05%, außerdem fällt das Gelände zum Fluß hin. Die Abtragung in den vergangenen 2000 Jahren beträgt bis zu 1 m, wie die römischen Lagergräben erkennen lassen. Das Gefälle zwischen Lippe mit 0,044% und Niederterrasse ist diskordant, d.h. im Glazial war das Gefälle des Flusses stärker. Flußabwärts wird diese Tendenz noch deutlicher. Die Ursache liegt im Anstieg der Wasserspiegel von Nordsee, Rhein und unterer Lippe nach der Eiszeit. - Das Industriezeitalter hat mit Regulierungen, Laufverlegungen beim Bau des Wesel-Dattelnkanals und Bodensenkungen infolge des fast 100 jährigen Bergbaus die ursprüngliche Landschaft total verändert. - Die Breite der Hochwasser führenden Aue und von Teilen der tieferen Inselterrasse zwischen den Hochufern beträgt bei der Stadt Dorsten rd. 550m, zwischen Holsterhausen und Hardt rd. 1500 m. Allgemein waren die Flußbetten im Naturzustand breiter und flacher als im heutigen regulierten Zustand. Die Breite des Flußlaufs bei Dorsten schwankte um 50 m. Im 18. Jahrhundert erstmals gemessene Tiefen des mittleren Wasserstands liegen unter 1 m, und die Hochwasserstände erreichten 5 m. Das 1890 gemessene Hochwasser erreichte den Pegelstand von fast NN +32 m, d.i. bis vor das Lippetor der Stadt. Hierin kommen jedoch bereits Faktoren der preußischen Lipperegulierung um 1820 zur Auswirkung. In der Insel- und Niederterrasse hat die Lippe die Mündugen der Nebenbäche flußabwärts „verschleppt“. Dies besonders an der Stever zwischen Olfen und Haltern deutliche Phänomen gilt auch für den rechtslippischen Hammbach und seine linkslippische Parallelerscheinung den Rapphofs-Mühlenbach mit dem Schölzbach als ehemaligem Unterlauf. (Der Rapphofs-Mühlenbach hieß vor 1609, d.h. vor Errichtung der Mühle, „Hasselbecke“ nach seinem Ursprung in [Buer-]Hassel). In dem heutigen Poldergebiet wurden die Bachmündungen zurückverlegt. Als Biotope waren die Auen und vermoorten Niederungen mit Erlen, Weiden, Pappeln, Birken, Seggen und Schilf bewachsen, wogegen auf den trockenen und an Nährstoffen armen Sandböden die Stieleichenwälder vorherrschten. In dem beschriebenen Naturraum mit der Fläche von ca. 300 qkm gehören heute 171 qkm zur Stadt Dorsten. Die größte Ausdehnung von N nach S misst fast 20 km, die O-W-Ausdehnung bis zu 11 km. Die Stadtfläche Dorstens ist die größte im Kreis Recklinghausen. Ein Teil gehört heute zum Naturpark „Hohe Mark“, dessen Name sich räumlich nicht mit der historischen Hohen Mark deckt. Quellen: Die Topographische Karte von K.L.v.Le Coq, Sektion XV, 1805, bildet den Raum vor der preußischen Lipperegulierung ab. Die Urmeßtischblätter 1:25000 Dorsten, Drewenack, Haltern, Marl, Wulfen , aufgenommen 1842, erfassen die Landschaft vor ihrer Industrialisierung. Immer noch nützlich ist: Krakhecken, Maria: Die Lippe, Arbeiten der geograpischen Komission im Provinzialinstitut für Westfälisch Landes- und Volkskunde 2. Münster 1939. Zur Geologie sei hingewiesen auf die "Geologische Karte von NRW 1:10000, Blatt C 4306, Hrg. Geolog. Landesamt, Krefeld 1975, ferner: Hesemann, Julius: Geologie Nordrhein Westfalens, Paderborn 1975. Die jüngste Dissertation ist von Herget, Jürgen: Die Flußentwicklung des Lippetals, Bochumer Geogr. Arbeiten, Heft 62, Bochum 1997 (betrifft auch morpholog. Details zur Lippe bei Dorsten).Materialreich ist auch: Koppe,Werner: Die Lippewasserstrasse, Bielefeld 2004. Speziell zur Dorstner Talung:Schuknecht,Franz, in :Vestische Zeitschrift Bd. 90/91, Recklinghausen 1991/92, S.17-52