Sushi

Sushi (jap. 寿司, seltener auch 鮨 oder 鮓) ist ein japanisches Gericht, das hauptsächlich aus kaltem Reis, überwiegend rohem Fisch und Nori (getrockneter und gerösteter Seetang) besteht und optisch ansprechend wirken soll.

Weitere Zutaten sind, je nach Art des Sushi, Gemüse und Ei. Hin und wieder findet man auch Variationen mit Fleisch, diese gehören jedoch nicht zu den traditionellen Sushi.

Der gekochte Reis wird beim Auskühlen mit einer Würzmischung (Sushi-zu) aus Reisessig, Salz und Zucker versetzt (die Zugabe von Mirin ist möglich, wenn auch nicht üblich) und erhält damit einen sushi-typischen, leicht süß-sauren Geschmack und einen deutlichen Glanz. Neben dem Sushi-zu dienen noch Wasabi (sehr scharfe Paste aus grünem, japanischen Meerrettich) und Sojasauce als Würzmittel. Als Beilage wird Gari (süß-sauer eingelegter Ingwer (jap.: shōga)) gereicht. Der Ingwer wirkt verdauungsfördernd und neutralisiert den Geschmack zwischen den verschiedenen Sushi.

Das Nomen Sushi stammt von dem gleichlautenden Adjektiv sushi (modernes Japanisch: sui), was sauer, säuerlich bedeutet und einen essig-artigen Geschmack beschreibt. Eng verwandt mit Sushi ist Sashimi, bei dem der Fisch nicht auf Reis serviert wird.

Passende Getränke zum Sushi sind grüner Tee, japanisches Bier (beispielsweise Asahi oder Kirin), allerdings gewöhnlich nicht Sake (Reiswein), der sich geschmacklich nicht mit dem essigsauren Reis verträgt.

Datei:Sushi4.jpg
Sushi-Platte

Eine beliebte Speise zu Sushi ist die Misosuppe.

Sushi ist eine ausgewogene, kalorienarme und leicht bekömmliche Mahlzeit. Sushi ist fettarm, eiweißreich und wegen der verwendeten Meeresalgen besonders jodhaltig.

Restaurants, die auf den Verkauf von Sushi spezialisiert sind, werden als Sushi-ya (jap.: 寿司屋): bezeichnet.

Geschichte

Sushi entstand urprünglich als Konservierungsmethode für Fisch. Der Fisch wurde gesalzen und in gekochtem Reis (als Schutzschicht) in Erdlöchern eingelegt, wo er fermentierte, was weitere Fäulnis verhindert. Der Reis wurde nachher weggeworfen. Der Fisch ähnelte danach vermutlich eher dem schwedischen Surströmming als dem heute für Sushi verwendeten Fisch.

In einem Land wie Japan, wo man immer auf Ökonomie und Sparsamkeit bedacht war, konnte man sich mit dieser Reis-Verschwendung nicht auf Dauer anfreunden und so entdeckte man in Zeiten des Mangels, dass auch der Reis durchaus noch genießbar und wohlschmeckend war; so entstand die Ur-Form von Sushi, die sog. Sushi-Torte.

Die heutige Form des Sushi entstand in Edo (dem heutigen Tokyo), wo sich etwa ab dem 18. Jahrhundert immer mehr Menschen auch teuren frischen Fisch leisten konnten. Abgeschlossen war die Entwicklung zum modernen Sushi erst im frühen 20. Jahrhundert und auch heute experimentieren japanische Köche noch mit immer neuen Varianten.

Sushi-Formen

Nigiri
  • Nigiri-Sushi (握り寿司 Nigiri-Zushi, dt. handgeformtes Sushi): Der Reis wird hierbei mit der Hand zu einer kleinen, zwei fingerbreiten Rolle gedrückt und mit Fisch oder Omelette belegt. Manchmal werden Nigiri noch mit einem Streifen Nori zusammengebunden.
  • Maki-Sushi (巻き寿司 Maki-Zushi, dt. gerolltes Sushi) sind mit einer Bambusmatte (Makisu) gerollte Stücke. Maki-Sushi ist das bekannteste Sushi im Wetsten. Es wird für gewöhnlich in Nori eingepackt.
    Hosomaki
    • Hoso-Maki (細巻き, dt. dünne Rolle) sind dünne, aus einem halben Nori-Blatt hergestellte Reisrollen, die mit Fisch oder Gemüse gefüllt werden. Die fertige Rolle wird in sechs gleich große Stücke geschnitten. Wichtig ist, dass für die Füllung nur eine Zutat verwendet wird.
    • Futo-Maki (太巻き, dt. dicke Rolle) sind dicke, aus einem ganzen Nori-Blatt hergestellte Reisrollen, die mit einer Kombination aus Fisch und Gemüse gefüllt werden.
    • Ura-Maki (裏巻き, California Roll, dt. von innen gerollt) sind Hoso- oder Futo-Maki, bei denen der Reis außen am Nori-Blatt angebracht und oft sehr dekorativ mit Sesamsamen oder kleinen Fischeiern verziert wird. Ura-Maki gehören nicht zu den traditionellen Maki und haben ihren Ursprung vermutlich unter japanischstämmigen Amerikanern an der Pazifikküste der USA.
    • Temaki (手巻き, dt. handgerollt): hierbei wird das Nori zu einer Tüte gerollt und mit Reis und den Zutaten wie bei Maki-sushi gefüllt.
      Gunkanmaki
  • Gunkanmaki-Sushi (軍艦巻き寿司 Gunkanmaki-Zushi, dt. Schlachtschiff-Rollen-Sushi) sind einzelne kleine, auf der Seite liegende Rollen aus Nori-Blättern mit einem Reisboden, auf dem die Füllung aufgetragen wird. Gunkanmaki werden beispielsweise für Fischeier verwendet, da diese wegen ihrer Druckempfindlichkeit nicht als Nigiri oder Hosomaki verarbeitet werden können.
  • Chirashi-Sushi (散らし寿司 Chirashizushi, dt. gestreutes Sushi): hier werden der Reis und die Beilagen offen in einer Schale angeboten. Im häuslichen Bereich unterscheidet sich das Chirashi etwas. Hier ist es eine Schale mit Reis, in den allerlei Kleingeschnittenes, wie z.B. Pilze, Lotuswurzeln, Karotten und Schrimps zugegeben wird (chirasu - verstreuen).
  • Oshi-Sushi (押し寿司 Oshi-Zushi, dt. gepresstes Sushi) Sushireis, marinierter Fisch und andere Zutaten wie etwa Shisoblätter, werden lagenweise in eine hölzerne Form gelegt und mit Gewichten belegt, für geraume Zeit gepresst. Der entstehende Laib wird vor dem Essen in mundgerechte Stücke geschnitten.
  • Sashimi (刺身) wird in vielen Sushi-Kochbüchern erwähnt, ist aber eigentlich kein Sushi, sondern besteht nur aus ästhetisch zubereiteten Fisch und Meeresfrüchten ohne Reis, siehe auch japanische Küche.

Zutaten

  • Sushi-Reis (Kome, auch Ketan oder Nikishi) bekommt man im Asialaden, als Ersatz geht notfalls auch Rundkorn-Reis. Nichtklebende Langkorn-Reissorten sind für Sushi nicht geeignet. Die Zubereitung des Reises ist die hohe Kunst des Sushi, weshalb bei der Ausbildung zum Sushi-Koch ein großer Teil der Zeit darauf verwendet wird.
  • Sushi-zu: Eine Würzmischung aus Reisessig, Zucker und Salz, evtl. Mirin, mit der der Reis versetzt wird. Wer keinen Alkohol trinkt, kann den Mirin auch durch etwas mehr Zucker ersetzen.
  • Nori-Blätter: industriell hergestellte quadratische Platten aus getrocknetem und gerösteten grünem Seetang.
  • Fisch: Für Sushi eignet sich nur Meeresfisch bester Qualität. Der Fisch muss in einer Frische vorliegen, bei der er nahezu geruchlos ist. Wer vom Meer weiter entfernt lebt, fährt oft mit ganz frisch aufgetautem Tiefkühlfisch besser als mit ungefroren transportiertem. Noch leicht gefrorener Fisch lässt sich auch besser in gleichmäßig dünne Scheiben schneiden. Sehr beliebte und auch in Europa leicht erhältliche Fischsorten sind Lachs (Sake oder auch Shake, der in Japan allerdings nicht traditionell ist) und Thunfisch (Maguro) - der fettere aber auch teurere Thunfischbauch wird auch Toro genannt. Sehr beliebt sind auch der (junge) Gelbschwanz (Hamachi) sowie der Butterfisch. Schwieriger wird es bei Meerbrasse (Tai) und anderen Fischen, die das warme Wasser bevorzugen. Weitere Fisch - bzw. Meeresfrüchtesorten sind: Tintenfisch (Ika), Octopus (Tako), eingelegte Makrele (Saba), Tiefseegarnelen (Amaebi), Herzmuschel (Torigai), Krabbenfleisch bzw. Krebsfleisch (Kani), Garnele (Ebi), Jakobsmuschel (Hotategai), Wolfbarsch (Suzuki), Hornmuschel (Hokkigai), gegrillter Aal (Unagi), Seeaal (Anago), Venusmuschel (Akagai), rote japanische Venusmuschel (Aoyagi). Neben Fischen werden auch Rogen (Fischeier), Muscheln, Garnelen, Seegurken, bestimmte Arten von Quallen und andere Meeresfrüchte verwendet. Nicht alle Fischarten können roh verzehrt werden. Insbesondere Süßwasserfisch wird wegen der Parasitengefahr auch gegrillt (gebraten), gekocht oder eingelegt serviert.
  • Gemüse: Besonders Maki werden gerne mit Gemüse gefüllt. Geeignet sind hier unter anderem Gurke (Kappa), Karotte (Nijin), eingelegte Klettenwurzel (Gobo), eingelegter Rettich (Daikon), Avocado und eingelegter oder getrockneter Kürbis (Kampyo)
  • Tamago: süßes Omelett, das mit Dashi, Sojasauce und Mirin gewürzt und schichtweise in einer Pfanne gebraten wurde. Die rechteckigen Scheiben werden als Nigiri-Sushi serviert.
  • Wasabi: beißend scharfe Paste aus grünem, japanischen Meerrettich. Wasabi wird vom Sushikoch als Würzmittel verwendet. Ob und wie Wasabi vom Gast hinzugegeben wird, hängt sehr stark von der Exklusivität des Restaurants ab. Während in gewöhnlichen Sushi Bars der Wasabi vom Gast sowohl direkt auf die Sushi aufgetragen, als auch aufgelöst in der Sojasauce verwendet wird, so ist dieses Verhalten in qualitativ hochwertigeren Resturants nicht angemessen. Billige Wasabiprodukte bestehen oft aus grün gefärbtem normalem Meerrettich oder sogar Senfpulver.
  • Gari: süß-sauer und in feinsten Scheiben eingelegter Ingwer, der zwischen den einzelnen Sushi gegessen wird.

Gegessen wird mit Stäbchen oder auch Fingern, wobei man immer nur die Seite mit dem Belag und nicht mit dem Reis in die Sojasauce-Wasabi Mischung eindippt (damit sich dort keine abbrechenden Reiskrümel ansammeln), aber nicht mit Messer und Gabel. Üblicherweise besteht eine Mahlzeit (oder auch ein Snack) aus verschiedenen Sushi-Varianten, die in manchen Sushi-Bars auf einem gekühlten Laufband, meist paarweise, dem Kunden angeboten werden (Running Sushi; Kaiten-Sushi; die Teller behält man, damit wird am Ende abgerechnet), oder als Sushi-Box zum Mitnehmen verkauft werden.

Gesundheitliche Risiken des Sushi-Verzehrs

Da in den letzten Jahren das Angebot von Sushi-Produkten in Sushi-Bars, japanischen Spezialitätenrestaurants etc. zugenommen hat, kam zwangsläufig auch die Frage nach den gesundheitlichen Risiken dieser Lebensmittelgruppe auf, deren Hauptanteil roher Fisch ist. Von Veterinäruntersuchungsämtern wurden deshalb Sushi-Zubereitungen sensorisch, mikrobiologisch, chemisch-physikalisch und parasitologisch untersucht. Es ergab sich dabei, dass über 70 % der untersuchten Sushi-Erzeugnisse in einem erfreulichen Zustand vorlagen. Sensorisch zeigten sich bei der Überprüfung der Produkte vor der Zubereitung keine Besonderheiten. Rund 83 % der Sushi-Produkte wiesen unbedenkliche Gesamtkeimzahlen auf. Doch zeigten die Untersuchungen auch, dass die Keimzahlen während des Zubereitungsprozesses schnell ansteigen. Das staatliche Veterinäruntersuchungsamt Krefeld kam somit zu dem Ergebnis, dass Herstellung und Verzehr von Sushi aus frischem oder gefrorenem Fisch kein Problem darstellt, wenn optimale hygienische Bedingungen eingehalten werden. Der verwendete Wasabi wirkt zudem auf natürliche Weise desinfizierend.

Ein weiteres gesundheitliches Risiko stellt der Befall der rohen Fisch-Produkte mit Parasiten dar. Nach japanischen Untersuchungen seien durch den vermehrten Verzehr von Sushi Wurmkrankheiten wie die Anisakiasis, der Befall mit dem Heringswurm, angestiegen auf landesweit einige hundert Fälle pro Jahr. Der Mensch nimmt mit dem Verzehr von Sushi die im rohen Fisch enthaltenen winzigen Wurmeier unbemerkt auf. Aus den Eiern schlüpfen im menschlichen Körper die parasitischen Würmer, die – je nach Art - im ausgewachsenen Zustand sich sogar unter der Haut entlangschlängeln und dort Hautreizungen hervorrufen oder (seltener) in die Lunge vordringen. Die Symptome können eventuell erst ein bis vier Jahre nach der Infektion auftreten, so dass die Betroffenen den Wurmbefall oft nicht mit dem Sushi-Verzehr in Verbindung bringen. Die Wurmeier werden zuverlässig abgetötet, wenn der gefrorene Fisch in der Fabrik 24 Stunden bei extrem tiefen Temperaturen (-200 °C) gelagert wird, was in Japan bei den betroffenen Arten inzwischen üblich ist. Hierzu kann man anmerken, dass eben nicht alle Fischarten für den rohen Verzehr geeignet sind! Ungeräucherter Lachs und Heringe sind beispielsweise problematisch. Diese Problematik ist übrigens auch in Europa, nämlich bei den holländischen Matjes bekannt, auch diese dürfen daher heute nur noch aus zuvor tiefgefrorenem Fisch zubereitet werden.

Als problematisch sind auch bestimmte Algen einzustufen, mit denen die Sushi-Spezialitäten angereichert werden. Die jodreichen Algen bergen nämlich nach Ansicht von Ernährungsexperten gerade für die durch das hierzulande verbreitete Jodsalz bereits ausreichend jodversorgten Europäer gesundheitliche Risiken, denn die durch den Sushi-Verzehr aufgenommenen höheren Jodmengen können bei ihnen zu einer Überfunktion der Schilddrüse oder zu Hauterkrankungen führen. Diese Gefahr besteht für Erwachsene nur bei sowohl häufigem als auch ausgiebigem Verzehr von Sushi; kleinen Kindern sollte jedoch sicherheitshalber kein Sushi gegeben werden.

Werden den Sushi-Produkten etwa AFA-(Aphanizomen flos-aquae)-Algen, eine besondere Form von Cyanobakterien, zugesetzt, können Gifte, die von bestimmten Stämmen dieser Blaualgen gebildet werden, das menschliche Nervensystem angreifen und schädigen. Andere Cyanobakterien, die in nicht genügend gereinigten AFA-Algen mit enthalten sind, erzeugen leberschädigende Gifte, so genannte Microcystine.

Rekorde

  1. Ein 715 amerikanische Pfund (324 kg) schwerer Blauer Thunfisch wurde 1992 am Fischmarkt in Tokio für 83 500 US-Dollar verkauft. Daraus entstanden 2400 Sushi, die für je 75 US-Dollars verkauft wurden. Der Erlös bei der Verwertung des Thunfischs für Sushi lag deshalb bei 180 000 US-Dollar. Mithin war das der bisher teuerste Fisch der Welt.
  2. Die längste Sushi-Rolle der Welt wurde am 23. September 2000 in Aichi (Japan) von 315 Mitarbeitern von Toyota innerhalb einer Stunde zubereitet. Die Rolle hatte einen Durchmesser von 5 cm, wog etwa 2.200 kg und war 1,11 km lang. Der Rekord ist im Guinness-Buch der Rekorde aufgeführt.

Siehe auch

Vorlage:Wiktionary1

Vorlage:Kandidat (Lesenswert)