Y

Yy

Y bzw. y (gesprochen [ˈʏpsilɔn]; in der Schweiz auch [ˈiɡrɛk], „Y grec“ = griechisches I) ist der 25. Buchstabe des lateinischen Alphabets und ein Halbvokal. Ursprünglich war das Y kein Buchstabe des lateinischen Alphabets, sondern wurde später, nämlich zur Zeit Sullas, als 22. Buchstabe noch vor dem Z eingefügt und in lateinischen Texten nur zur Wiedergabe des Y in griechischen Lehnwörtern verwendet.

Wie das prinzipiell bei jedem Vokalbuchstaben möglich ist, steht y als Vokalbuchstabe in den Schreibsystemen moderner Sprachen teils für einen oder mehrere Vokale, teils je nach Stellung für Vokale oder einen Konsonanten (so im Englischen). In einigen Sprachen wird y aber auch als Konsonantenbuchstabe verwendet (so im Türkischen). y kommt auch als Bestandteil von festen Zeichenkombinationen (Digraphen) für einzelne Phoneme vor (so im Ungarischen).

Im Deutschen wird y ausschließlich in Lehn- und Fremdwörtern verwendet und hat dann (annähernd) den Lautwert der Herkunftssprache; die grundlegende Aussprache ist bei vokalischer Verwendung (langes/geschlossenes oder kurzes/offenes) [y] (im unbetonten Auslaut jedoch [i]), bei Verwendung als Konsonant oder Halbvokal [j].

Der Buchstabe Y hat in deutschen Texten eine durchschnittliche Häufigkeit von 0,04 %. Er ist damit nach Q und X der drittseltenste Buchstabe.

Herkunft

Griechisches Y

Proto-semitisches Waw-Zeichen Phönizisches Waw Griechisches Ypsilon Etruskisches U/Y Lateinisches Y
Proto-semitisches
Waw-Zeichen
Phönizisches Waw Griechisches Ypsilon Etruskisches U/Y Lateinisches Y

Der Name Ypsilon stammt aus dem Griechischen und bedeutet „schlichtes I“ (ὔ – ψιλον; ψιλον – schlicht, einfach, kahl, leer, bloß).

Das Ypsilon ist einer der jüngsten Buchstaben im lateinischen Alphabet und teilt sich einen Großteil seiner Geschichte mit dem U, dem V und dem W. Es hat seinen Ursprung im phönizischen Buchstaben Waw, der den Lautwert [w] hatte. Ins griechische Alphabet wurde der Buchstabe als Ypsilon übernommen, der ursprünglich auch den Lautwert [u] hatte. Auf dem Weg über die Etrusker wurde daraus das lateinische U.

Bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. hatte sich infolge des Sprachwandels der Lautwert des griechischen Ypsilon jedoch gewandelt, es stand nun für den Laut [y]. Als die Römer um diese Zeit begannen, verstärkt griechische Begriffe zu verwenden, behalfen sie sich zuerst mit der Umschreibung mit U, fügten jedoch dann das Ypsilon an das Ende ihres Alphabets hinzu.

Ligatur ij

Im Frühneuhochdeutschen und im Mittelniederländischen wurde der lange []-Laut bisweilen als ij wiedergegeben. Da diese Schreibung oft gleich aussah wie ein ÿ, wurde sie mit y verwechselt. In den alemannischen Dialekten und im Afrikaans wird ein solches y, das als Ligatur aus ij entstanden ist, bis heute verwendet. Im Niederländischen hingegen wird heute die Ligatur ij gebraucht.

Verwendung

Ein Y-förmiger Brückenpfeiler

Seit der Spätantike wird das Ypsilon im Griechischen (Υ/υ) als [i] ausgesprochen, bezeichnet also denselben Laut wie i. Daher und durch den Gebrauch griechischer Fremdwörter (bzw. auf griechischem Vorbild aufgebauter Kunstwörter) gibt es in den heutigen Orthographien anderer Sprachen sehr verschiedenartige Verwendungen des y:

  • y als Variante des Buchstabens i (z. B. Englisch, Französisch, Spanisch): Insbesondere wird das y am Wortende anstelle eines i verwendet (z. B. engl. happinesshappy oder span. reinarey). Ähnliche Tendenzen gab es bis ins 18. Jahrhundert auch in der deutschen Rechtschreibung; am längsten halten konnte sich diese Verwendung bei der Unterscheidung der Wörter sein – seyn (mit y wegen der Form sey), die bis ins 19. Jahrhundert üblich war.
  • y als Konsonant: Im Englischen und in englischen Transkriptionen nichtenglischer Namen hat das y am Wort- und Silbenanfang den Lautwert des deutschen j, z. B. yes, yellow; Yogyakarta.
  • y nur als Bestandteil von Digraphen (z. B. Katalanisch, Ungarisch: Als an sich nicht gesprochener Buchstabe wird das y zur Modifikation anderer Buchstaben verwendet, z. B. im Digraph ny für [ɲ].
  • y als Bezeichnung spezieller Laute (z. B. Polnisch, Walisisch, Finnisch).
  • Keine Verwendungen von y außer in Fremdwörtern und (geografischen und Familien-) Namen (z. B. Deutsch, Italienisch, Portugiesisch).
  • Seit Einführung des Buchdrucks ist das y manchmal als Ersatz für ähnliche Buchstaben bzw. Buchstabenkombinationen verwendet worden, so im Englischen anstelle eines þ (beispielsweise ye olde shoppe statt þe/the olde shoppe (der alte Laden)) oder im Frühneuhochdeutschen und Niederländischen anstelle eines ij (siehe oben).

Verwendung im Deutschen

In der heutigen deutschen Rechtschreibung wird das y fast ausschließlich in Fremdwörtern und Eigennamen verwendet. Bei griechischen Fremdwörtern hat sich unter dem Einfluss der Schulbildung die Aussprache [y] (ü) weitgehend durchgesetzt (beispielsweise Typ, Xylophon). Noch im früheren 19. Jahrhundert war hingegen die Aussprache [i] üblich.[1] Im Schweizer Hochdeutsch ist in verschiedenen griechischen Fremdwörtern noch die Aussprache [i] üblich, beispielsweise in Asyl. In Fremdwörtern aus anderen Sprachen wird im Allgemeinen die fremde Aussprache übernommen, z. B. bei englischen Fremdwörtern als [i] (meist Wortende, beispielsweise Party, Hobby) oder [aɪ] (beispielsweise Nylon), und am Wortanfang vor weiterem Vokalbuchstaben als [j] (beispielsweise Yen, Yoruba).

In Eigennamen (Familien- und geografischen Namen) wird y in der Regel wie ü gesprochen (Sylt, Thyssen, Byhleguhre-Byhlen), daneben auch als i (Kyffhäuser, Gysi). In alemannischen Namen wird das y regelmäßig als geschlossenes [i(ː)] ausgesprochen, beispielsweise in Schwyz oder Mythen, denn diese Verwendung geht auf das ij zurück (siehe oben). Ferner kommt das y als Variante von unsilbischem i (als Bestandteil von Diphthongen) in verschiedenen Namen vor, beispielsweise in Bayern, dessen y auf eine Anordnung von König Ludwig von Bayern von 1825 zurückgeht, welche im Zusammenhang mit der Wahl seines Sohnes Otto zum König von Griechenland steht (neben ay kommen auch die Kombinationen ey und oy vor). In Eigennamen kann y auch Bestandteil von anderen, sonst unüblichen Mehrgraphen sein: in uy (neben ui) für langes ü (z. B. Huy) oder für eu (Gruyter), in oey für langes ö (Oeynhausen).

Quellen

  1. Siehe Eintrag zum Buchstaben Y im Deutschen Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm
Commons: Y – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Y – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Siehe auch: Abkürzung, Akronym, beginnend mit dem Buchstaben Y oder y