BHStB IIIa4

BHStB / BHLB / SHS IIIa4
JDŽ / JŽ 189
JDŽ 189-005, ex BHStB IIIa4 205
JDŽ 189-005, ex BHStB IIIa4 205
JDŽ 189-005, ex BHStB IIIa4 205
Nummerierung:siehe Lokomotivliste
Anzahl:34
Hersteller:Krauss/München
Krauss/Linz
Baujahr(e):1885–1896
Ausmusterung:1967
Bauart:C1’ n2st
Spurweite:760 mm (Bosnische Spur)
Länge über Kupplung:9.250 mm
Höhe:3.260 mm
Breite:1.990 mm
Kuppelachsradstand:3.000 mm
Gesamtradstand:6.000 mm
Kleinster bef. Halbmesser:35 m (bei Testfahrten)
50 m (im Betrieb / lt. JDŽ)
Leermasse:19,0 t
Dienstmasse:25,6 t
Reibungsmasse:19,5 t
Radsatzfahrmasse:6,5 t
Höchstgeschwindigkeit:50 km/h
Zulässig: 40 km/h
Indizierte Leistung:ca. 250–270 PSi
(≙ 184–199 kW)
Treibraddurchmesser:900 mm
Laufraddurchmesser:640 mm
Steuerungsart:Stephenson
Zylinderanzahl:2
Zylinderdurchmesser:290 mm
Kolbenhub:450 mm
Kesselüberdruck:12 atü
Anzahl der Heizrohre:97 (Ø 44 mm)
Heizrohrlänge:4.100 mm
Rostfläche:0,9 m²
Strahlungsheizfläche:3,92 m² (wasserberührt)
Rohrheizfläche:54,97 m² (wasserberührt)
Verdampfungsheizfläche:58,89 m² (wasserberührt)
Tender:Stütztender
Wasservorrat:2,7 m³
Brennstoffvorrat:2,0 m³ (ca. 1,6 t)
Lokbremse:Handbremse, ab 1894 Saugluftbremse
Zugbremse:ab 1894 Saugluftbremse
Zugheizung:Dampfheizung
Kupplungstyp:Trichterkupplung, ab 1888 Bosna-Kupplung

Die Reihe IIla4 war eine Klose-Stütztenderlokomotive in Bosnischer Spurweite mit dem erstmalig für Dampflokomotiven gebauten Klose-Lenkwerk der Bosnisch-Herzegowinischen Staatsbahn (BHStB, 1884 bis 1895) und der k. u. k. Bosnabahn (kkBB, 1879 bis 1895).

Ähnliche, etwas schwächere Lokomotiven beschafften auch die Königlich Sächsischen Staatseisenbahnen als Gattung III K sowie die Königlich Württembergischen Staatseisenbahnen mit den Tss 4 und Tss 3.

Geschichte

Prototyp von 1885
BHStB IIIa4 203 (undatiert)
189-013 im Jahr 1965 in Sarajevo
Die Typenskizze zeigt den kom­pli­zierten Mechanismus des Klose-Lenkwerks.

Auf Beschluss des Berliner Kongresses besetzte Österreich-Ungarn ab 1878 Bosnien und die Herzegowina. Für die Erschließung der infrastrukturschwachen Region entstanden Schmalspurbahnen mit 760 mm Spurweite, die wegen der schwierigen Geländeverhältnisse starke Steigungen und enge Bögen mit Radien von teilweise nur 35 Meter aufwiesen. Dem ständig zunehmenden Verkehr waren die zweiachsigen Tenderlokomotiven aus der Bauphase und die Doppellokomotiven der Reihe IIa2 mit der Zeit nicht mehr gewachsen.

In Zusammenarbeit des Zugförderungschefs Julius Kraft der k.k. Bosnabahn, Richard von Helmholtz als Chefkonstrukteur bei Krauss in München und Adolf Klose wurde deshalb eine neuartige Dampflokomotive mit einachsigem Stütztender, radial einstellbaren Kuppelachsen und Klose-Lenkwerk für die kkBB entworfen. Mit ihrer wesentlich höheren Leistung und Geschwindigkeit sowie vergrößerten Vorräten bei gleichzeitig gutem Bogenlauf war eine dringend notwendige Ausweitung des Verkehrsvolumens möglich. Aufgrund der radial einstellbaren Achsen erhielten die Lokomotiven im Eisenbahnerjargon den Namen „Radialka“.

Der 1885 gelieferte Prototyp bewährte sich prinzipiell, wegen notwendiger und laufender Verstärkungen am Oberbau und den Brücken kam die Lokomotive aber vorerst nur zwischen Zenica und Sarajevo regelmäßig zum Einsatz.[1] In der Zeit vom Herbst 1886 bis Mai 1887 wurden außerdem alle Bögen der Bosnabahn auf Radien von 60 m vergrößert. Die Anforderungen an die Lokomotiven der Serienlieferung waren deshalb nicht mehr so extrem, auch verringerte sich dadurch der Fahrwiderstand der Züge beträchtlich.[2] Krauss & Comp. in Linz lieferte von 1887 bis 1896 weitere 33 etwas verbesserte Lokomotiven an die Bosnabahn und die BHStB. Ob dabei der minimal befahrbare Radius angepasst wurde, ist nicht bekannt – das JDŽ-Typenblatt gibt aber jedenfalls nur 50 m dafür an.

Über viele Jahre bewältigten sie die Hauptlast des Verkehrs auf der Bosnabahn Brod–Sarajevo, der Narentabahn und der Strecke über den Komarpass nach Bugojno und Jajce. Erst ab 1894 wurden zur weiteren Beschleunigung des Personenverkehrs die 60 km/h schnellen IIa4 geliefert sowie ab 1900 die noch leistungsfähigeren Lokomotiven der Reihe IIIa5 für die langen Steigungen der Dalmatinerbahn und der Ostbahn. Beide Baureihen waren ebenfalls mit einem Klose-Lenkwerk aufgebaut.

Trotz des vielteiligen Trieb- und Laufwerkes bewährten sich die Lokomotiven ausgezeichnet im Betrieb und kamen bis August 1967 als JDŽ 189 zum Einsatz, wenn auch zunehmend in untergeordneten Diensten. Trotz einiger Bemühungen konnte aber keine der Lokomotiven erhalten werden.

Technische Merkmale

Die Lokomotiven hatten einen Außenrahmen, Innenzylinder mit außen liegenden Schieberkästen für die runden Flachschieber sowie eine Stephenson-Steuerung. Die mittige Treibachse war fest im Rahmen gelagert, als Kropfachse ausgebildet und hatte keine Spurkränze. Die beiden Kuppelachsen wurden durch die Bewegungen des einachsigen Klose-Stütztenders, der sich um einen Zapfen vor der Feuerbüchse drehen konnte, über ein Hebelwerk radial eingestellt.

Dadurch ergab sich eine sehr gute Bogenläufigkeit (zeitgenössisch Kurvenläufigkeit) der Lokomotive. Die durch die Radialeinstellung der beiden äußeren Radsätze notwendige Verlängerung und Verkürzung der Kuppelstangen erfolgte über den sogenannten Differentialkopf. Er befand sich auf dem Kurbelzapfen der Treibachse und war über einen Parallelogrammlenker mit den Achslagern der Lenkachsen verbunden. Je nach Winkelausschlag der Lenkachsen veränderte sich auch der Winkel des Differentialkopfs, wodurch die passende Länge der Kuppelstangen eingestellt wurde.

Die Vorräte waren in seitlichen Wasserkästen sowie im Kohlebunker auf dem Stütztender untergebracht. Während das Führerhaus des Prototyps und der ersten Serienlokomotiven hinten und seitlich komplett offen war, wurde zum besseren Schutz des Personals später auf dem Tender eine zweite Führerhaushälfte aufgebaut. Ab 1888 erhielten die Lokomotiven die Bosna-Kupplung und ab 1894 wurden sie mit der Saugluftbremse Bauart Hardy ausgerüstet.

Die Leistung der Lokomotive wurde mit 200 PS angenommen, bei ausgiebigen Probefahrten bis 1887 wurden allerdings Lasten von 250 t mit 28 km/h auf 7 ‰ befördert. Mit 200 t auf einer Steigung von 10 ‰ waren noch 21 km/h möglich und auf 13,6 ‰ 140 t mit 18 km/h. Daraus ergibt sich eine tatsächliche Spitzenleistung von bis zu 300 PS und stellte somit eine enorme Leistungssteigerung gegenüber den kleinen Vorgängerlokomotiven dar. Außerdem war eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h bei völliger Laufruhe möglich, für die damalige Zeit und umso mehr auf Schmalspur ein sehr beachtlicher Wert.

Lokomotivliste

HerstellerFabriks-
Nummer
BaujahrkkBB-
Nummer
BHStB-Nr.
bis 1895
BHStB-Nr.
BHLB-Nr.
SHS-Nr.
JDŽ-Nr.
ab 1933
Verbleibausge­mustert
Krauss/München10751885[3]21IIIa4 201189-0011919–1920 Usoratalbahn
Krauss/Linz1795188722IIIa4 202189-002ab 1949 Slovenske Konjice
179623IIIa4 203189-0031919–1920 Usoratalbahn
179724IIIa4 204189-004
179825IIIa4 205189-005
19711888IIIa4 4 → 31IIIa4 206vor 1933
197226IIIa4 207189-007Eisenhütte Zenica, dann Elektrobosna Jajce
2185188927IIIa4 208189-008
220928IIIa4 209189-009Eisenhütte Zenica
2210IIIa4 5 → 32IIIa4 210189-010
2230189029IIIa4 211189-011Bergwerk Kakanj
2507189130IIIa4 212189-012
250831IIIa4 213189-0131919–1920 Usoratalbahn
250932IIIa4 214189-014
2690189233IIIa4 215189-015
269134IIIa4 216189-016ab 1954 Wasserkraftwerk Jablanica
2692IIIa4 33IIIa4 217189-0171919–1920 Usoratalbahn
2693IIIa4 34IIIa4 218189-018vor 1945
28411893IIIa4 35IIIa4 219189-019PDI Sebešić, Bila Nova
2842IIIa4 36IIIa4 220189-020
2843IIIa4 37IIIa4 221189-021PDI Janj
285735IIIa4 222189-022
285836IIIa4 223189-023
287137IIIa4 224189-024
287238IIIa4 225189-025
287339IIIa4 226189-026
30671894IIIa4 38IIIa4 227189-027
32371895IIIa4 228189-028
3238IIIa4 229189-029
33381896IIIa4 230189-030
3386IIIa4 231189-031ab 1958 Bergwerk Kakanj
3387IIIa4 232189-032
3388IIIa4 233189-033
3389IIIa4 234189-006
BahngesellschaftZeitraum
kkBBk. u. k. Bosnabahn1879 bis 1895
BHStBBosnisch-Herzegowinische Staatsbahn1884 bis 1895
BHStBBosnisch-Herzegowinische Staatsbahnen1895 bis 1908
BHLBBosnisch-Herzegowinische Landesbahnen1908 bis 1918
SHSŽeleznice Kraljevine Srba, Hrvata i Slovenaca1918 bis 1929
JDŽJugoslovenske Državne Železnice1929 bis 1954
Jugoslovenske Železnice1954 bis 1991
Die Umzeichnung von SHS auf JDŽ fand erst 1933 statt.

Literatur

  • Johann Rihosek: Die Lokomotiven der Bosnisch-Herzegowinischen Landesbahnen. Reprint 2006, Wien.
  • Alfred Horn: Die Bahnen in Bosnien und der Herzegowina. In: Eisenbahn Sonderheft. Ployer, Wien 1964.
  • Keith Chester: The Narrow Gauge Railways of Bosnia-Hercegovina. Stenvalls, Malmö 2006, ISBN 91-7266-166-6.
  • Werner Schiendl: Die Eisenbahnen in Bosnien und der Herzegowina 1867 – 1918. Edition Bahn im Film, Wien 2014. ISBN 978-3-9503096-5-2.
  • Franz Gemeinböck, Werner Schiendl: Die Eisenbahnen in Bosnien und der Herzegowina 1918–2016. Edition Bahn im Film, Wien 2017, ISBN 978-3-9503096-7-6.
  • Raimar Lehmann: Dampflok-Sonderbauarten. Springer, Basel, ISBN 978-3-0348-6757-3.

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Die K. K. Bosna-Bahn in ihrer Entwickelung 1878–1888. Verlag der K. K. Bosna-Bahn-Direktion, Sarajevo, 10. September 1889, S. 51, abgerufen am 14. März 2024 (archiviert in BildSuche der Bayerischen Staatsbibliothek).
  2. Keith Chester: The Narrow Gauge Railways of Bosnia-Hercegovina. Stenvalls, Malmö 2006, ISBN 91-7266-166-6, S. 43.
  3. Nach Lehmann wurde die erste Maschine 1884 geliefert, im Widerspruch zu allen anderen Quellen.