„Santorin“ – Versionsunterschied

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'''Santorin''' ({{ELSneu2|Σαντορίνη}} {{F.Sg.}}, ''Sandorini'', meist ''Santorini'' transkribiert, von italienisch ''Santa Irene'') ist der Name eines kleinen [[Archipel]]s im Süden der [[Kykladen]] sowie von dessen Hauptinsel, die im Griechischen zumeist '''Thira''' ({{ELSneu|Θήρα}} {{F.Sg.}}, nach Transkription aus dem Altgriechischen auch ''Thera'') genannt wird. Santorin liegt etwa 100 km nördlich von [[Kreta]], erstreckt sich auf rund 92,5 km² Landfläche und wurde 2001 von etwa 13.400 Einwohnern bewohnt.
'''Santorin''' ({{ELSneu2|Σαντορίνη}} {{F.Sg.}}, ''Sandorini'', meist ''Santorini'' transkribiert, von italienisch ''Santa Irene'') ist der Name eines kleinen [[Archipel]]s im Süden der [[Kykladen]] sowie von dessen Hauptinsel, die im Griechischen zumeist '''Thira''' ({{ELSneu|Θήρα}} {{F.Sg.}}, nach Transkription aus dem Altgriechischen auch ''Thera'') genannt wird. Santorin wurde 2001 von etwa 13.400 Einwohnern bewohnt.


== Geographie und Geologie ==
== Lage und Geographie ==
Die Santorin-Inselgruppe liegt im südlichen [[Ägäisches Meer|Ägäischen Meer]] etwa 120 km nördlich von [[Kreta]]. Die nächstgelegenen Inseln sind [[Anafi]] 22 km östlich und [[Ios]] 19 km nördlich; [[Milos]] liegt etwa 77 km nordwestlich. Die ringförmig angeordneten Inseln Thira, Thirasia und Aspronisi bilden den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera, in deren Zentrum die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni liegen. Der Santorin-Archipel hat einen Durchmesser von etwa 16 km. Die Gesamtfläche beträgt rund 92,5 km². Aufgrund der geologischen Entwicklung gehören auch die [[Christiana-Inseln]] und der [[Kolumbos (Unterwasservulkan)| Kolumbos Unterwasservulkan]] zum Santorin-Archipel.


Von der 150 bis 350 m hohen Caldera-Wand ist die [[Abdachung]] von Thira und Thirasia nach außen hin sanft. Lediglich im Südosten von Thira unterbricht das ''Profitis Ilias-Massiv'' mit 567 m die höchste Erhebung des Archipels diesen sanften Abfall. Vielerorts bildet ein breiter schwarzer Lavastrand den Übergang zum Meer. An anderen Stellen reicht die Bimsdecke bis ans Meer und bildet dann Steilküsten. Auf Thira mit Ausnahme des ''Profitis Ilias-Massivs'' und auf Thirasia prägen tiefe Erosionsrinnen in der weichen Bimsdecke, verursacht durch winterliche Regenfälle, die Topographie.
=== Die Inseln von Santorin ===
Die Hauptinsel Thira hat eine sichelförmige Gestalt und bildet mit den ihr gegenüber liegenden kleinen Inseln [[Thirasia]] (Therasia) und [[Aspronisi]] eine alte [[Caldera (Krater)|Caldera]]. Die höchste Erhebung der Hauptinsel, der Eliasberg (565 m), wird von [[Marmor]] und Tonschiefer, also nicht-vulkanischen Gesteinen aufgebaut.


Die maximale Ausdehnung der sichelförmigen Hauptinsel Thira beträgt vom ''Kap Mavropetra'' (Ακρωτήριο Μαυρόπετρα) im Norden bis zum ''Kap Exomitis'' (Ακρωτήριο Εξωμύτης) im Süden 17,4 km. Die Breite variiert zwischen 1,2 km im Norden bis etwa 6 km im Süden. Etwa 70% der Inselfläche ist von teilweise massiven Bimsstein Schichten bedeckt. Im Norden werden diese Schichten von älteren Vulkanen im Süden von älteren [[Lavadom]]en unterbrochen. Jeweils 15% entfallen auf Lava und Schlacken sowie auf das metamorphe Grundgebirge.
Nach innen zu fallen die Küsten von Thira und Thirasia gegen 200 bis 300 Meter senkrecht zum Meer ab, welches stellenweise eine Tiefe von über 200 [[Fathom (Längeneinheit)|Faden]] (365,8 m) besitzt; nach außen senken sich die Inseln allmählich zum Strand hin. Landeinwärts, wo die vulkanischen Massen durch die Länge der Zeit verwittert sind, bringt der Boden besonders Wein (in siebzig Arten, früher auch Gerste und Baumwolle) hervor. Weitere Produkte waren bis in die 1980er-Jahre die [[Santorinerde]] (vulkanischer [[Bims]]), eine Art [[Trass]], die zu Wasserbauten (Bims + gebrannter Kalk = hydraulischer Zement) verwendet wird, und Bleierz (in antiker Zeit wohl auch Kupfer- und Golderze; die Bergwerke liegen unter dem Meeresspiegel unterhalb von Megalochori).


Die Caldera von Santorin umfaßt eine Fläche von etwa 84,5 km², die Ausdehnung beträgt in Nord-Süd Richtung etwa 11 km, in West-Ost Richtung fast 8 km. Die absolute Höhe beträgt im Norden von Thira vom Meeresgrund etwa 700 m. Der Caldera-Boden besteht aus vier Teilbecken. Das nordöstliche Teilbecken erreicht eine Tiefe von nahezu 400 m und wurde vermutlich mit den Vorgängen der Minoischen Eruption gebildet.
In der Mitte haben sich in historischer Zeit durch unterseeische Ausbrüche mitten im Meer neue Eruptionskegel gebildet, die als Kamenes-Inseln bezeichnet werden. So erhob sich 198 v. Chr. das Eiland Hiera, jetzt [[Palea Kameni]] ''(„alte Verbrannte“)'', das sich später immer mehr vergrößerte; 1573 entstand das Eiland Mikri Kameni ''(„kleine Verbrannte“)'' und 1707 bis 1709 die Insel [[Nea Kameni]] ''(„neue Verbrannte“)'', welche noch fortwährend Schwefeldämpfe ausstößt. Seit Mitte Februar 1866 tauchten in unmittelbarer Nähe von Nea Kameni unter heftigen vulkanischen Eruptionen zwei neue Inseln auf, die Georgsinsel und Aphroessa; sie bestanden aus Lava, aus deren glühenden Spalten Dämpfe entwichen.


=== Geologische Entwicklung ===
=== Die einzelnen Inseln ===
{| class="prettytable sortable"
!align=left|Name
!align=left|griechischer Name
!align=left|Fläche<br />km²<ref name="ChArnold">{{Literatur | Herausgeber= Charles Arnold | Titel= Die Inseln des Mittelmeers | TitelErg= Ein einzigartiger und vollständiger Überblick | Auflage=2. | Verlag=marebuchverlag | Ort=Hamburg | Jahr=2008 | ISBN= 3866480962}}</ref>
!align=left|Höhe
!align=left|Lage
|- valign=top
| Thira
| Θήρα {{F.Sg.}}
| style="text-align:right" | 79,194
| style="text-align:right" | 567
| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.4035996|EW=25.4563522|type=isle|dim=20000|region=GR-82|name=Thira}}
|- valign=top
| Thirasia
| Θηρασία {{F.Sg.}}
| style="text-align:right" | {{0}}9,246
| style="text-align:right" | 295
| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.4355777|EW=25.3391933|type=isle|dim=10000|region=GR-82|name=Thirasia}}
|- valign=top
| Nea Kameni
| Νέα Καμένη {{F.Sg.}}
| style="text-align:right" | {{0}}3,338
| style="text-align:right" | 127
| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.4043595|EW=25.3973007|type=isle|dim=3000|region=GR-82|name=Nea Kameni}}
|- valign=top
| Palea Kameni
| Παλαιά Καμένι {{F.Sg.}}
| style="text-align:right" | {{0}}0,525
| style="text-align:right" | {{0}}98
| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.3976584|EW=25.3802204|type=isle|dim=2000|region=GR-82|name=Palea Kameni}}
|- valign=top
| Aspronisi
| Ασπρόνησι {{N.Sg.}}
| style="text-align:right" | {{0}} 0,142
| style="text-align:right" | {{0}}70
| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.3834943|EW=25.3481197|type=isle|dim=1000|region=GR-82|name=Aspronisi}}
|- valign=top
| Agios Nikolaos
| Άγιος Νικόλαος {{M.Sg.}}
| style="text-align:right" |
| style="text-align:right" |
| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.4573695|EW=25.3722703|type=isle|dim=500|region=GR-82|name=Agios Nikolaos}}
|- valign=top
| Kimina
| Κίμινα {{N.Pl.}}
| style="text-align:right" |
| style="text-align:right" |
| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.4172161|EW=25.3238189|type=isle|dim=500|region=GR-82|name=Kimina}}
|- valign=top
| Christiani
| Χριστιανή {{F.Sg.}}
| style="text-align:right" | {{0}}1,188
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| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.249167|EW=25.203056|type=isle|dim=1500|region=GR-82|name=Christiani}}
|- valign=top
| Askania
| Ασκανιά {{F.Sg.}}
| style="text-align:right" | {{0}}0,257
| style="text-align:right" | 160
| {{Coordinate|text=DMS|NS=36.233889|EW=25.213333|type=isle|dim=500|region=GR-82|name=Askania}}
|- valign=top
| Eschati
| Εσχάτη {{F.Sg.}}
| style="text-align:right" |
| style="text-align:right" | {{0}}15
| {{Coordinate|text=DMS|NS= 36.22|EW=25.229722|type=isle|dim=100|region=GR-82|name=Eschati}}
|}


== Geologie ==
Den Kern der Insel Santorin bilden metamorphe Gesteine des [[Mesozoikum]]s, vor allem [[Marmor]]e und Tonschiefer- und Phyllitfolgen, die auch die höchsten Berge der Insel Thera bilden. Diese Gesteine haben zum Teil eine [[Blauschiefer]]-(Hochdruck-Niedrigtemperatur)-Metamorphose erlebt. Sie ist Teil einer Kette von Vulkaninseln im rückwärtigen Bereich der [[Subduktionszone]] in der Ägäis.
Im [[Pliozän]] vor etwa 3&nbsp;Millionen Jahren verursachten Bewegungen an den Plattenrändern den Einbruch und die Überflutung des ''Kykladen-Massivs''. Am Südrand führte die [[Subduktion]] der [[Afrikanische Platte|Afrikanischen Platte]] unter die [[Ägäische Platte]] zum Aufschmelzen des Krustenmaterials und zur Bildung eines vulkanischen [[Inselbogen]]s. Der Santorin-Archipel liegt im zentralen Bereich dieses so genannten [[Kykladenbogen]]s.


Die Basis des Santorin-Archipels bildet ein nichtvulkanisches Grundgebirge aus [[Trias (Geologie)|obertriassischen]] [[Riffkalk]]en und [[Tertiär (Geologie)|tertiären]] [[Phyllit]]en, die teilweise in Marmor umgewandelt sind. Bei Athinios ist im [[Tortonium|Obermiozän]] in diese metamorphen Gesteine [[Granit]] [[Intrusion (Geologie)|eingedrungen]]. Den Hauptteil des Santorini-Archipels bilden mehrere Vulkankomplexe, die das Grundgebirge teilweise überlagern.
Vor etwa zwei Millionen Jahren, nach neueren Altersbestimmungen möglicherweise sogar vor nur einer Million Jahren, begann die [[Vulkanismus|vulkanische]] Aktivität, die zum Entstehen der Inselgruppe von Santorin führte. Dabei bildeten sich im Südwesten und später im Norden Vulkaninseln, die durch die Ablagerungen der späteren Ausbrüche langsam zu einer Insel zusammenwuchsen. Mindestens ein Dutzend dieser Ausbrüche hatte einen [[Vulkanexplosivitätsindex|VEI]]-Wert von 6 oder mehr, stieß also mehr als zehn Kubikkilometer Asche, [[Lava]] und Geröll aus. Vermutlich vier dieser Ausbrüche gaben der beinahe beispielhaften Caldera von Santorin ihre heutige Gestalt. Etwa alle 20.000 bis 30.000&nbsp;Jahre gibt es einen Ausbruch von dieser Größe, den letzten vor weniger als 4.000&nbsp;Jahren.


Dieses Grundgebirge bildete als Rest des ''Kykladen-Massivs'' eine nicht-vulkanische Insel und reicht vom ''Profitis Ilias-Massiv'' sowie den ''Gavrilos Hügel'' im Südosten bis zur Caldera-Wand bei ''Athinios'' und dem ''Kap Thermia'' im Westen. Die vulkanische Tätigkeit setzte vor etwa 1,6&nbsp;Millionen Jahren bis 600.000&nbsp;Jahren ein. Ein Eruptionszentrum südwestlich des ''Kykladen-Massivs'' bildete eine neue Insel, die bestehende wurde teilweise überdeckt. Vor 500.000&nbsp;Jahren entstand im Norden von Thira ein weiterer Vulkan, während durch weitere Aktivitäten im Süden die vulkanische und die nicht-vulkanische Inseln vereinigt wurden. Zwei gewaltige Eruptionen vor 200.000 und 180.000&nbsp;Jahren förderten eine bis zu 70&nbsp;m mächtige Bimsstein Schicht und überlagerten die bisherigen Vulkane. Aufgrund der Entleerung der Magmakammer kam es zu einem vulkanotektonischen Einbruch und zur Bildung der ersten Caldera.
== Klima ==
[[Bild:Café in Akrotiri.jpg|thumb|Café in Akrotiri]]
Santorin weist (wie die Kykladen allgemein) die meisten Sonnenstunden in Griechenland auf. Während der Sommermonate Juni bis September sind kaum mehr als ein Regentag je Monat zu verzeichnen. Die durchschnittlichen Tagestemperaturen reichen im August bis zu 29&nbsp;°C, die Wassertemperaturen erreichen den Höchststand von 25&nbsp;°C ebenfalls im August. Die [[Regenzeit|Hauptregenzeit]] fällt in die Zeit von Dezember bis Februar mit bis zu durchschnittlich neun Regentagen je Monat. Die Lufttemperaturen fallen bis auf durchschnittlich 11&nbsp;°C in dieser Zeit.


Insgesamt förderten zwölf explosive Eruptionen mit einem [[Vulkanexplosivitätsindex|VEI]]-Wert von 5 oder höher (für die Minoische Eruption wird ein VEI-Wert von 7 diskutiert) in den vergangenen 200.000&nbsp;Jahre die Hauptmenge der vulkanischen Produkte. Aktiven Phasen folgten Ruheperioden, anhand verkohlter Pflanzenreste konnte die Bodenbildung während längerer Ruhephasen nachgewiesen werden. Die Gestalt des Archipels veränderte sich mehrfach. Kräftigen Eruptionen folgte viermal die Bildung einer Caldera. Dieser wiederholte Wechsel von Vulkanbildung und vulkanotektonischen Einbrüchen ist heute im nördlichen Teil der Caldera nachweisbar. Infolge von drei explosiven Eruptionen entstanden die ''Skaros-Caldera'' vor weniger als 100.000&nbsp;Jahren, die ''Kap Riva-Caldera'' vor 21.000&nbsp;Jahren und die heutige Caldera vor etwa 3.600&nbsp;Jahren verursacht durch die Minoische Eruption. In deren Folgezeit setzten nahe dem Zentrum der Caldera unterseeische Eruptionen mit Lavaausflüssen ein und bauten in mehreren Phasen während der vergangenen 2.200&nbsp;Jahren den ''Kameni-Vulkan'' mit den gleichnamigen Inseln vom Caldera-Grund in 500&nbsp;m Meerestiefe auf.
== Geschichte ==


Mit drei Ausbrüchen im 20.&nbsp;Jahrhundert ist der ''Kameni-Vulkan'' der einzig tätige Vulkan im östlichen Mittelmeer.

=== Historische und aktuelle Beobachtung der Vulkanaktivitäten ===
Von vulkanischen Aktivitäten in der Caldera von Santorin und der Entstehung der Kameni Inseln berichten bereits antike Gelehrte wie [[Strabon]], [[Plutarch]] sowie [[Pausanias]], zahlreiche Beobachtungen sind überliefert. Die Beschreibungen der Entstehung von Nea Kameni ab 1570 sind besonders gut bekannt. Der französische Geologe [[Ferdinand André Fouqué]] verfolgte 1866 mehrere Monate die Ausbrüche von Nea Kameni und verfasste darüber eine Monographie. [[Hans Reck]] gab ein umfassendes Werk über die Eruptionsperiode von 1925 bis 1928 heraus. Dagegen fanden die älteren Inseln Thira und Thirasia lange Zeit kaum Beachtung. Die Entdeckung und Ausgrabung von Akrotiri stellte erste Fragen, seit den 1960er Jahren wird die Entstehung der älteren Inseln international erforscht.

Im Sommer 1995 nahm das ''Institut für Studium und Observation des Santorini Vulkans (I.S.M.O.SA.V.)'' im Rahmen eines von der EU finanzierten Forschungsprogramms zur Vulkan Überwachung die Arbeit auf. <ref>Institut für Studium und Observation des Santorini Vulkans (I.S.M.O.SA.V.), Ινστιτούτου Μελέτης και Παρακολούθησης του Ηφαιστείου Σαντορίνης (ΙΜΠΗΣ) [http://ismosav.santorini.net/index.php?id=376&L=1]</ref>

== Geschichte ==
=== Die Namen der Insel ===
=== Die Namen der Insel ===


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== Literatur ==
== Literatur ==
* {{Literatur | Autor= Walter L. Friedrich | Titel= Feuer im Meer | TitelErg= Der Santorin-Vulkan, seine Naturgeschichte und die Atlantis-Legende | Auflage= 2. | Verlag= Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag | Ort= München | Jahr= 2005| Seiten= 264 | ISBN=3-8274-1582-9}}

;Geologie
* {{Literatur | Autor= H. Pichler, D. Günther und S. Kussmaul | Titel= Inselbildung und Magmen-Genese im Santorin-Archipel | Verlag= Springer | Ort= Berlin / Heidelberg | Sammelwerk= Naturwissenschaften | Band= 59 | Nummer=5 | Jahr=1972 | Monat=Mai | Seiten=188-197}}
* {{Literatur | Autor= Timothy H. Druitt and V. Francaviglia | Titel= Caldera formation on Santorini and the physiography of the islands in the late Bronze Age | Verlag= Springer | Ort= Berlin / Heidelberg | Sammelwerk= Bulletin of Volcanology | Nummer=54 | Jahr=1992 | Seiten=484-493}}
* {{Literatur | Autor= Floyd W. McCoy & Grant Heiken | Titel= The Late-Bronze Age explosive eruption of Thera (Santorini), Greece – Regional and local effects | Sammelwerk= Volcanic Hazards and Disasters in Human Antiquity, Special Paper 345 of the Geological Society of America | Ort= Boulder | Jahr= 2000 | Seiten= 43–70 | ISBN= 0-8137-2345-0}}

;Natur
* {{Literatur | Autor= Helmut Schmalfuss | Titel= Santorin - Leben auf Schutt und Asche | TitelErg= Ein naturkundlicher Reiseführer | Verlag= Verlag Margraf | Ort= Weikersheim | Jahr= 1991 | ISBN= 3-8236-1124-0}}
* {{Literatur | Autor= Thomas Raus | Titel= Vascular plant colonization and vegetation development on sea-born volcanic islands in the Aegean (Greece) | Verlag= Springer | Ort= Netherlands | Sammelwerk= Plant Ecology | Volume= 77 | Nummer=1-3 | Jahr=1988 | Monat=November | Seiten=139-147}}
* {{Literatur | Autor= Burkhard Biel | Titel= Contributions to the flora of the Aegean islands of Santorini and Anafi (Kiklades, Greece) | Sammelwerk=Willdenowia | Nummer=35 | Jahr=2005 | Seiten=87-96}}


;Karten
* {{Literatur|Autor=Walter L. Friedrich|Titel=Feuer im Meer – Der Santorin-Vulkan, seine Naturgeschichte und die Atlantis-Legende|Verlag=Spektrum Akademischer Verlag|Ort=Heidelberg|Jahr=2004|Auflage=2.|ISBN=3-8274-1582-9}}
* {{Literatur|Titel= Karte 10.24, Σαντορίνη Santorini, 1:40.000 | Verlag=Anavasi|Ort=Athen |ISBN=960-8195-34-9}}
* {{Literatur|Autor=F. Hiller von Gaertringen|Titel=Alt-Thera vor der Gründung von Kyrene|Sammelwerk=[[Klio (Zeitschrift)|Klio]]|Band=33|Jahr=1940|Seiten=57–72|ISSN=1438-7689}}
* {{Literatur|Autor=Lois Knidlberger|Titel=Santorin. Insel zwischen Traum und Tag|Verlag=Hornung|Ort=München|Jahr=1965|ISBN=3-87364-036-8}}
* {{Literatur|Titel= Karte 108, Σαντορίνη Santorini, 1:35.000 |Verlag=Road Editions|Ort=Athen|ISBN=960-8481-04-6}}
* {{Literatur|Autor=Hans Lohnmann|Titel=Die Santorin-Katastrophe – ein archäologischer Mythos|Sammelwerk=Naturkatastrophen in der antiken Welt|Herausgeber=Eckart Olshausen, Holger Sonnabend|Ort=Stuttgart|Jahr=1998|ISBN=3-515-07252-7}}
* {{Literatur|Autor=Sturt W. Manning|Titel=A test of time. The volcano of Thera […]|Verlag=Oxbow Books|Ort=Oxford|Jahr=1999|ISBN=1-900188-99-6}}
* {{Literatur|Autor=Rainer Vollkommer|Titel=Santorin und die Geschichte vom versunkenen Atlantis|Sammelwerk=Sternstunden der Archäologie|Herausgeber=Rainer Vollkommer|Verlag=Beck|Ort=München|Jahr=2000|Seiten=85–100|ISBN=3-406-45935-8}}
* {{Literatur|Autor=Georges E. Vougioukalakis|Titel=Santorini. Guide to „The Vulkano“|Verlag=Institute for Study and Monitoring of the Santorini Vulcano (I.S.MO.SA.V.)|Ort=Santorin|Jahr=1996|ISBN=960-85685-0-6|ISBNistFormalFalsch=J}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 14. Februar 2010, 15:51 Uhr

Santorin
Santorin
Santorin
Gewässer Ägäisches Meer
Geographische Lage 36° 25′ N, 25° 26′ OKoordinaten: 36° 25′ N, 25° 26′ O
Santorin (Erde)
Santorin (Erde)
Anzahl der Inseln 5
Hauptinsel Thira
Gesamte Landfläche 92,5 km²dep1
Einwohner 13.402 (2001)

Santorin (Vorlage:ELSneu2 (f. sg.), Sandorini, meist Santorini transkribiert, von italienisch Santa Irene) ist der Name eines kleinen Archipels im Süden der Kykladen sowie von dessen Hauptinsel, die im Griechischen zumeist Thira (Vorlage:ELSneu (f. sg.), nach Transkription aus dem Altgriechischen auch Thera) genannt wird. Santorin wurde 2001 von etwa 13.400 Einwohnern bewohnt.

Lage und Geographie

Die Santorin-Inselgruppe liegt im südlichen Ägäischen Meer etwa 120 km nördlich von Kreta. Die nächstgelegenen Inseln sind Anafi 22 km östlich und Ios 19 km nördlich; Milos liegt etwa 77 km nordwestlich. Die ringförmig angeordneten Inseln Thira, Thirasia und Aspronisi bilden den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera, in deren Zentrum die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni liegen. Der Santorin-Archipel hat einen Durchmesser von etwa 16 km. Die Gesamtfläche beträgt rund 92,5 km². Aufgrund der geologischen Entwicklung gehören auch die Christiana-Inseln und der Kolumbos Unterwasservulkan zum Santorin-Archipel.

Von der 150 bis 350 m hohen Caldera-Wand ist die Abdachung von Thira und Thirasia nach außen hin sanft. Lediglich im Südosten von Thira unterbricht das Profitis Ilias-Massiv mit 567 m die höchste Erhebung des Archipels diesen sanften Abfall. Vielerorts bildet ein breiter schwarzer Lavastrand den Übergang zum Meer. An anderen Stellen reicht die Bimsdecke bis ans Meer und bildet dann Steilküsten. Auf Thira mit Ausnahme des Profitis Ilias-Massivs und auf Thirasia prägen tiefe Erosionsrinnen in der weichen Bimsdecke, verursacht durch winterliche Regenfälle, die Topographie.

Die maximale Ausdehnung der sichelförmigen Hauptinsel Thira beträgt vom Kap Mavropetra (Ακρωτήριο Μαυρόπετρα) im Norden bis zum Kap Exomitis (Ακρωτήριο Εξωμύτης) im Süden 17,4 km. Die Breite variiert zwischen 1,2 km im Norden bis etwa 6 km im Süden. Etwa 70% der Inselfläche ist von teilweise massiven Bimsstein Schichten bedeckt. Im Norden werden diese Schichten von älteren Vulkanen im Süden von älteren Lavadomen unterbrochen. Jeweils 15% entfallen auf Lava und Schlacken sowie auf das metamorphe Grundgebirge.

Die Caldera von Santorin umfaßt eine Fläche von etwa 84,5 km², die Ausdehnung beträgt in Nord-Süd Richtung etwa 11 km, in West-Ost Richtung fast 8 km. Die absolute Höhe beträgt im Norden von Thira vom Meeresgrund etwa 700 m. Der Caldera-Boden besteht aus vier Teilbecken. Das nordöstliche Teilbecken erreicht eine Tiefe von nahezu 400 m und wurde vermutlich mit den Vorgängen der Minoischen Eruption gebildet.

Die einzelnen Inseln

Name griechischer Name Fläche
km²[1]
Höhe Lage
Thira Θήρα (f. sg.) 79,194 567 36° 24′ N, 25° 27′ O
Thirasia Θηρασία (f. sg.) 09,246 295 36° 26′ 8″ N, 25° 20′ 21″ O
Nea Kameni Νέα Καμένη (f. sg.) 03,338 127 36° 24′ 16″ N, 25° 23′ 50″ O
Palea Kameni Παλαιά Καμένι (f. sg.) 00,525 098 36° 23′ 52″ N, 25° 22′ 49″ O
Aspronisi Ασπρόνησι (n. sg.) 0 0,142 070 36° 23′ 1″ N, 25° 20′ 53″ O
Agios Nikolaos Άγιος Νικόλαος (m. sg.) 36° 27′ 27″ N, 25° 22′ 20″ O
Kimina Κίμινα (n. pl.) 36° 25′ 2″ N, 25° 19′ 26″ O
Christiani Χριστιανή (f. sg.) 01,188 285 36° 14′ 57″ N, 25° 12′ 11″ O
Askania Ασκανιά (f. sg.) 00,257 160 36° 14′ 2″ N, 25° 12′ 48″ O
Eschati Εσχάτη (f. sg.) 015 36° 13′ 12″ N, 25° 13′ 47″ O

Geologie

Im Pliozän vor etwa 3 Millionen Jahren verursachten Bewegungen an den Plattenrändern den Einbruch und die Überflutung des Kykladen-Massivs. Am Südrand führte die Subduktion der Afrikanischen Platte unter die Ägäische Platte zum Aufschmelzen des Krustenmaterials und zur Bildung eines vulkanischen Inselbogens. Der Santorin-Archipel liegt im zentralen Bereich dieses so genannten Kykladenbogens.

Die Basis des Santorin-Archipels bildet ein nichtvulkanisches Grundgebirge aus obertriassischen Riffkalken und tertiären Phylliten, die teilweise in Marmor umgewandelt sind. Bei Athinios ist im Obermiozän in diese metamorphen Gesteine Granit eingedrungen. Den Hauptteil des Santorini-Archipels bilden mehrere Vulkankomplexe, die das Grundgebirge teilweise überlagern.

Dieses Grundgebirge bildete als Rest des Kykladen-Massivs eine nicht-vulkanische Insel und reicht vom Profitis Ilias-Massiv sowie den Gavrilos Hügel im Südosten bis zur Caldera-Wand bei Athinios und dem Kap Thermia im Westen. Die vulkanische Tätigkeit setzte vor etwa 1,6 Millionen Jahren bis 600.000 Jahren ein. Ein Eruptionszentrum südwestlich des Kykladen-Massivs bildete eine neue Insel, die bestehende wurde teilweise überdeckt. Vor 500.000 Jahren entstand im Norden von Thira ein weiterer Vulkan, während durch weitere Aktivitäten im Süden die vulkanische und die nicht-vulkanische Inseln vereinigt wurden. Zwei gewaltige Eruptionen vor 200.000 und 180.000 Jahren förderten eine bis zu 70 m mächtige Bimsstein Schicht und überlagerten die bisherigen Vulkane. Aufgrund der Entleerung der Magmakammer kam es zu einem vulkanotektonischen Einbruch und zur Bildung der ersten Caldera.

Insgesamt förderten zwölf explosive Eruptionen mit einem VEI-Wert von 5 oder höher (für die Minoische Eruption wird ein VEI-Wert von 7 diskutiert) in den vergangenen 200.000 Jahre die Hauptmenge der vulkanischen Produkte. Aktiven Phasen folgten Ruheperioden, anhand verkohlter Pflanzenreste konnte die Bodenbildung während längerer Ruhephasen nachgewiesen werden. Die Gestalt des Archipels veränderte sich mehrfach. Kräftigen Eruptionen folgte viermal die Bildung einer Caldera. Dieser wiederholte Wechsel von Vulkanbildung und vulkanotektonischen Einbrüchen ist heute im nördlichen Teil der Caldera nachweisbar. Infolge von drei explosiven Eruptionen entstanden die Skaros-Caldera vor weniger als 100.000 Jahren, die Kap Riva-Caldera vor 21.000 Jahren und die heutige Caldera vor etwa 3.600 Jahren verursacht durch die Minoische Eruption. In deren Folgezeit setzten nahe dem Zentrum der Caldera unterseeische Eruptionen mit Lavaausflüssen ein und bauten in mehreren Phasen während der vergangenen 2.200 Jahren den Kameni-Vulkan mit den gleichnamigen Inseln vom Caldera-Grund in 500 m Meerestiefe auf.

Mit drei Ausbrüchen im 20. Jahrhundert ist der Kameni-Vulkan der einzig tätige Vulkan im östlichen Mittelmeer.

Historische und aktuelle Beobachtung der Vulkanaktivitäten

Von vulkanischen Aktivitäten in der Caldera von Santorin und der Entstehung der Kameni Inseln berichten bereits antike Gelehrte wie Strabon, Plutarch sowie Pausanias, zahlreiche Beobachtungen sind überliefert. Die Beschreibungen der Entstehung von Nea Kameni ab 1570 sind besonders gut bekannt. Der französische Geologe Ferdinand André Fouqué verfolgte 1866 mehrere Monate die Ausbrüche von Nea Kameni und verfasste darüber eine Monographie. Hans Reck gab ein umfassendes Werk über die Eruptionsperiode von 1925 bis 1928 heraus. Dagegen fanden die älteren Inseln Thira und Thirasia lange Zeit kaum Beachtung. Die Entdeckung und Ausgrabung von Akrotiri stellte erste Fragen, seit den 1960er Jahren wird die Entstehung der älteren Inseln international erforscht.

Im Sommer 1995 nahm das Institut für Studium und Observation des Santorini Vulkans (I.S.M.O.SA.V.) im Rahmen eines von der EU finanzierten Forschungsprogramms zur Vulkan Überwachung die Arbeit auf. [2]

Geschichte

Die Namen der Insel

Nach der Sage entstand die Insel aus einem Klumpen Erde, der von der Argo ins Meer geworfen wurde, und wurde zunächst unter dem Namen Vorlage:ELSalt (Kalliste, „die Schönste“, bei Pausanias und Herodot überliefert) von Phöniziern bewohnt. Laut Pausanias gründete Theras, Sohn von Autesion, hier acht Generationen später eine spartanische Kolonie und benannte sie nach sich selbst Vorlage:ELSalt (Thera), was auch als „die Wilde“ wiedergegeben werden kann. Dies könnte die Herkunft des Namens durch dorische Siedler im 11. Jahrhundert v. Chr. wiedergeben.

Auch der Name Vorlage:ELSalt (Strongyle, „die Runde“), der bei Plinius überliefert ist, wurde auf die Insel bezogen, wahrscheinlich meinte er jedoch eine andere Vulkaninsel mit dem Namen, nämlich Stromboli. Des Weiteren gibt es Vermutungen, dass die auf Tafeln in Knossos gefundene Bezeichnung qe-ra-si-ja eine in Santorin verehrte Göttin bezeichnet, die als Qe-ra-si-ja (Therasia, „die Göttin von Thera“) auch in Kreta verehrt wurde. Somit wäre der Name Thera älteren, vielleicht vorgriechischen Ursprungs.

Die Venezianer nannten die Insel im Mittelalter nach einer hier errichteten Kapelle einer Heiligen Irene (italienisch Santa Irene, Vorlage:ELSneu, Aja Irini) Santa Irini, was später zu Santorini wurde und im Deutschen analog zu Athen und Turin ohne Endvokal als Santorin wiedergegeben wurde.

Nach der Gründung des modernen Griechenland erhielt die Insel wie viele Orte wieder ihren antiken Namen, die außerhalb Griechenlands bekanntere Bezeichnung Santorin wird jedoch weiter benutzt.

Minoische Zeit

Thera in minoischer Zeit

Im Jahr 1867 wurden erstmals Ruinen aus minoischer Zeit (der Begriff „minoisch“ war damals noch nicht gebräuchlich, sondern wurde erst von Arthur Milchhöfer geprägt) vom französischen Geologen Ferdinand André Fouqué ausgegraben. Die Mauerreste wurden damals als Bauernhäuser gedeutet, die zu einem bescheidenen minoischen Außenposten gehörten.

Genau einhundert Jahre später grub der griechische Archäologe Spyridon Marinatos bei Akrotiri, und fand unter meterdicken Ascheschichten eine nahezu perfekt erhaltene bronzezeitliche Stadt mit Überresten von Gebäuden, Straßen und Plätzen. Die ersten Spuren von Besiedlung stammen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr., der Jungsteinzeit. Im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. wurde Thera zu einem der bedeutendsten Häfen der Ägäis. Objekte aus Zypern, Syrien und Ägypten lassen auf ein weites Handelsnetz schließen. Den hohen Grad der Zivilisation bezeugen die an eine Kanalisation angeschlossenen Baderäume, die vielfältigen Handwerke und nicht zuletzt die faszinierenden 3500 Jahre alten Fresken. Um bzw. kurz vor 1500 v. Chr. – oder, falls sich das unten diskutierte Datum bestätigt, um 1630 v. Chr. – scheint die Epoche des blühenden minoischen Hafens auf Thera beendet.

Minoische Eruption

Datum und Folgen der letzten großen Eruption sind bis heute Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte. Populär war die erstmals von Auguste Nicaise formulierte Theorie, der Ausbruch des Santorin habe die minoische Kultur etwa um 1500 v. Chr. ausgelöscht. Doch die Theorie vom Zusammenhang des Untergangs der Kultur der Minoer und einem Vulkanausbruch auf Thera kam ins Wanken, als minoische Keramik genauer typologisiert und datiert wurde. Auf Kreta gibt es noch Keramikstufen, die sich auf Thera nicht fanden. Folglich fand der Ausbruch mit der Verschüttung der minoischen Siedlung Akrotiri mindestens ein halbes Jahrhundert vor dem Zusammenbruch der minoischen Kultur statt.

Vor einigen Jahren wurde versucht, den Zeitpunkt des Ausbruchs mit naturwissenschaftlichen Methoden neu zu datieren. So ergab die Untersuchung der Eisschichten auf Grönland durch den dänischen Gletscherforscher Claus Hammer Hinweise auf die Eruption eines Vulkans um das Jahr 1645 v. Chr. (± 20 Jahre). Diese Tephra-Ablagerungen werden allerdings auch mit dem Ausbruch des Mount Aniakchak in Verbindung gebracht. Ein noch genaueres Ergebnis lieferte die dendrochronologische Untersuchung jahrtausendealter Bäume der Art Langlebige Kiefer aus Kalifornien. Dabei ließ sich ein extrem kalter Sommer für das Jahr 1627 v. Chr. nachweisen. Diese Funde wurden mit Aufzeichnungen nach dem Ausbruch des Tambora 1815 verglichen. Er führte damals zu einer Abkühlung des Weltklimas, dem sogenannten Vulkanischen Winter. Die Folge war ein sogenanntes Jahr ohne Sommer.

13 C14-Daten von Samen aus den Zerstörungsschichten (VDL) auf Santorin selber ergaben ein Durchschnittsdatum von 3345 vor heute (uncal.), also 1683–1611 v. Chr. (cal.) und bestätigen den frühzeitlicheren Ansatz.[3] Vergleichbare Daten stammen aus Milet und Rhodos.

Der Dendrochronologe Michael Friedrich von der Universität Hohenheim hat 72 Jahresringe eines Olivenastes ausgewertet, den der Vulkanologe Tom Pfeiffer im minoischen Bims auf Santorin entdeckte. Der zugehörige Baumstamm wurde beim Vulkanausbruch unter einer 60 Meter hohen Bimsschicht begraben (Fundort etwa zwei Kilometer südöstlich von Thera). Jeder der Jahresringe wurde dendrochronologisch verglichen und einzeln mit der C14-Methode untersucht. Danach fand der Ausbruch mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent zwischen 1627 und 1600 v. Chr. statt.[4]

Steilküste im Westen von Santorin

Des Weiteren haben Holzproben an Eichen aus den irischen Hochmooren ergeben, dass für die Zeit zwischen 1627 und 1618 v. Chr. fast jegliches Wachstum fehlt. Dies lässt ebenfalls auf sinkende Temperaturen und/oder erhöhte Feuchtigkeit für diesen Zeitraum schließen. Als Folge eines abgekühlten Weltklimas dürften die Ernten der Minoer über Jahre hinweg miserabel ausgefallen sein. So meinen der Belgier Jan Driessen und der Brite Colin MacDonald Hinweise zu haben, dass es in der Phase SM IB (der Zeitabschnitt nach dem Vulkanausbruch und dem Zusammenbruch der minoischen Herrschaft auf Kreta) tiefgreifende Umbrüche in der minoischen Kunst und Architektur gab, die auf soziale Spannungen oder sogar einen Bürgerkrieg in Folge des Santorin-Ausbruchs schließen lassen.[5] Die Thesen von Driessen und MacDonald sind jedoch umstritten. Insbesondere wird die Methode kritisiert, anhand von Architektur- und Kunstentwicklungen auf gesellschaftliche, soziale und politische Entwicklungen zu schließen. Wahrscheinlich wurde die Krise der Minoer von den Konkurrenten auf dem griechischen Festland (besonders aus der Ost-Peloponnes) erkannt, und ein Heer überfiel Kreta. Ab diesem Zeitpunkt überwiegen mykenische Funde auf Kreta (vgl. auch Sage vom Sieg des mythischen Helden Theseus über den König Minos).

Die letzte große Eruption fand – nach den naturwissenschaftlichen Datierungsmethoden – somit etwa 1628 v. Chr. statt, beinahe 200 Jahre vor dem bisherigen angenommenen Zeitpunkt des Zusammenbruchs der Minoischen Herrschaft auf Kreta und rund 100 Jahre vor dem bisher durch archäologische und historische Befunde ermitteltem Datum. Dieses Datum (etwa 1525/00 v. Chr.) wurde unter anderem mit Hilfe von minoischen Importstücken in Ägypten bestimmt, sowie durch Keramikfundvergleiche, wodurch man die Katastrophe durch die ägyptische Chronologie datieren konnte. Danach gab es einen friedlichen Kulturzusammenhang zwischen den Minoern und dem beginnenden Neuen Reich, während nach der physikalischen Datierung des Santorinausbruches, die von Asche begrabenen Schichten mit der Hyksoszeit korrelieren müssten, was sich archäologisch bisher nicht nachweisen ließ.[6]. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Eruption und dem Zusammenbruch der „minoischen“ Kultur (etwa 1450 v. Chr.) existiert auch nach den archäologischen Erkenntnissen nicht. Dennoch glauben einige Forscher, dass eine solche Katastrophe nicht spurlos an den Minoern vorbei ging. Der Grund für das Verschwinden der minoischen Kultur könnten indirekte Folgen des Vulkanausbruches von 1628 v. Chr. gewesen sein, welche die minoische Kultur stark in Mitleidenschaft zogen: Es wird spekuliert, dass der Vulkan einen Tsunami auslöse, dessen bis zu 12 m hohe Wellen Kretas Häfen im Norden sowie einen Teil der Schiffsflotte (Handelsschiffe und Fischerboote) zerstört haben könnte. Ausgrabungen in Chania (Westkreta) sowie Amnissos, dem Hafen von Knossos, offenbarten jedoch keine größeren Schäden durch eine Flutwelle in jener Zeit.

Dem Ausbruch gingen einige Erdbeben voran. Die Bewohner verließen daraufhin die Insel und hatten genügend Zeit, ihre beweglichen Habseligkeiten mitzunehmen. Bei den Ausgrabungen der Stadt Akrotiri wurden weder Leichen noch Schmuck oder andere persönliche Gegenstände gefunden. Neben den Architekturresten traten hauptsächlich große Vorratsgefäße zu Tage, die beim Verlassen der Inseln aufgrund ihres Gewichts zurückgelassen wurden. Einige Zeit nach den Erdbeben wurde Akrotiri offenbar erneut aufgesucht, und man begann Schäden an den Gebäuden auszubessern bzw. einsturzgefährdete Wände niederzureißen. Kurz darauf wurde die Insel aber offenbar wieder verlassen, da nun die eigentliche Katastrophe (der Vulkanausbruch) begann. Es werden insgesamt vier Stufen unterschieden. Zunächst wurde feiner Bimsstein ausgeworfen. Danach herrschte vermutlich eine Zeit lang Ruhe, doch die Insel blieb verlassen. In der 2. und 3. Stufe wurden immer größere Bimssteine ausgeworfen. Durch deren Wucht wurden viele Gebäude beschädigt. An einigen Stellen ist die Bimssteinschicht, die sich im Laufe dieser Phase der Eruption auf der Insel bildete, bis zu 60 Meter dick. Schließlich wurden in der 4. Stufe aus dem Erdinnern riesige Magmamengen aus dem Krater geschleudert. Der Hohlraum, der dadurch unter der Erdkruste entstand, ließ diese langsam einbrechen, wodurch die große, tiefe Caldera entstand bzw. größer wurde, die sich mit Wasser füllte. Dass es schon vor der Minoischen Eruption eine Vor-Caldera gab, beweisen Stromatolithen, die durch die Explosionen aus dem Flachwasserbecken der Caldera auf die Kraterhänge geschleudert wurden. Noch heute kann man durch ihre Verteilung mit Hilfe der Ballistik errechnen, wo sich der Hauptexplosionspunkt (Krater) des Vulkans befand. Auch die auf den Kraterinnenwänden abgelagerten Bimsmassen zeigen, dass es schon vor der minoischen Eruption nach innen geneigte Kraterwände gab. In die im Norden geschlossene Caldera wurde ein Durchgang gesprengt. Schon in der minoischen Zeit gab es im Zentrum eine Vulkaninsel (sogenannte Prä-Kameni-Insel), auf der sich eventuell minoische Gebäude (Heiligtümer?) befanden. Ein minoisches Wandgemälde, das in Akrotiri gefunden wurde, könnte die Vor-Caldera zeigen.

Nach neueren Erkenntnissen war die Eruption noch wesentlich größer als bisher schon angenommen. Ging man früher davon aus, dass sie eine Stärke von 6 auf der Vulkanexplosivitätsindex-Skala, die von 0 bis 8 reicht, hatte, wird mittlerweile sogar eine Stärke VEI 7 diskutiert. Statistisch ist ein Ausbruch dieser Stärke nur einmal pro Jahrtausend zu erwarten.

Nach der Minoischen Eruption

Blick von Thira auf den mit Wasser gefüllten Krater

Einige Zeit nach dem Ausbruch wurde Thera wieder von Minoern besiedelt, sie verschwanden dann jedoch etwa zeitgleich mit den Minoern auf Kreta (um 1450 v. Chr.). In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel von Phöniziern besiedelt.

Im 9. Jahrhundert v. Chr. wurde das Eiland von den Lacedaemoniern (Dorern) als Stützpunkt auf der Ost-West-Handelsroute in der Ägäis übernommen und ausgebaut. Die geographische Lage und die spezifische Geomorphologie machte die Insel zu einem idealen Marinestützpunkt. Die Siedler aus Sparta bauten die Stadt Alt-Thera auf einem Grat des Berges Messavouno.

Bis zum Ende der Perserkriege im Jahre 478 v. Chr. blieb Thera ein unabhängiger Staat des antiken Griechenlands. Nach Herodot existierten sieben Städte auf der Insel. Laut Herodot schickte die Insel nach einer siebenjährigen Dürre Kolonisten unter anderem nach Nordafrika. Diese gründeten dort das einst so mächtige Kyrene, das im Peloponnesischen Krieg auf Seiten der Spartaner stand. Nach Beendigung der Perserkriege regierte Athen auch über Thera. Von den folgenden wechselvollen Jahren blieb auch Santorin nicht verschont. Nach der Aufteilung des Reiches Alexanders des Großen fiel Thera in den Einflussbereich der Ptolemäer.

Wie ganz Griechenland fiel auch Thera im Jahre 146 v. Chr. für einige Jahrhunderte unter römische, dann unter byzantinische Herrschaft. Mit den Kreuzzügen kamen die Franken, 1208 entriß Marco Sanudo, Herzog von Náxos, die Insel dem lateinischen Kaiser in Konstantinopel. Dann gehörte sie den Venezianern. Seit dieser Zeit heißt die Insel Santorin nach der im orthodoxen Christentum Heiligen Irene. Im Jahr 1537 wurde die Insel schließlich von den Osmanen unter Khair ad-Din Barbarossa eingenommen, deren Herrschaft bis zur griechischen Revolution von 1821 dauerte.

Verwaltungsgliederung und Ortschaften

Blick auf den Ort Fira

Die Inselgruppe gliedert sich seit der griechischen Gemeindereform von 1997 in zwei Gemeinden. Der Norden der Insel Thira und Thirasia bilden zusammen mit den Felseneilanden Agios Nikolaos und Kimina die selbständige Landgemeinde Ia (Κοινότητα Οίας) mit dem gleichnamigen Hauptort (auch als Oia transkribiert), der Großteil der Insel Thira mit allen übrigen Inseln bildet die Gemeinde Thira (Δήμος Θήρας), deren Hauptort Fira an der Westküste durch die typische Bauweise mit niedrigen, weißen Häusern und Mauern touristisch bekannt ist. Zur Gemeinde Thira gehören ferner die etwa 18 km südwestlich der Hauptinsel gelegenen, unbewohnten Christiana-Inseln (Χριστιανά) Christiani (Χριστιανή), Askania (Ασκανιά) und Eschati (Εσχάτη), die den südlichsten Punkt der Präfektur Kykladen bilden, sowie die kleine Insel Anydros (Άνυδρος) oder Amorgopoula (Αμοργοπούλα), die knapp 25 km nordöstlich von Thira liegt.

Sehenswürdigkeiten

  • Ausgrabungen von Alt-Thera
  • Ausgrabungen von Akrotiri
  • Steilküstenweg von Fira nach Ia
  • Neues archäologische Museum und die Ausstellung der minoischen Wandmalereien (3D-Rekonstruktionen) im Nomikos-Ausstellungszentrum, das Gysi-Museum und das alte archäologische Museum bei der Seilbahn Fira
  • Inseln im Krater (Palea Kameni und Nea Kameni)
Steilküste mit der Ortschaft Oia und dem Hafen Ammoudi
Steilküste mit der Ortschaft Firá und dem Althafen

Tourismus und Verkehr

Der Flughafen Thira ist im Linienverkehr via Athen zu erreichen. In der Zeit Mai bis Oktober ist er auch mit Charterflugzeugen aus ganz Europa erreichbar.

Ab Piräus gibt es mehrmals täglich Fähren (mit verschiedenen Zwischenstopps). Santorin ist eine beliebte Station von Kreuzfahrt-Schiffen.

Wichtige Badestrände und Orte sind:

  • Kamari, der auch als der „schwarze Strand“ bezeichnet wird,
  • Perissa, und
  • der rote Strand bei Akrotiri und die Balos-Bucht nördlich von Akrotiri an der Innenküste der Caldera.

Literatur

  • Walter L. Friedrich: Feuer im Meer. Der Santorin-Vulkan, seine Naturgeschichte und die Atlantis-Legende. 2. Auflage. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München 2005, ISBN 3-8274-1582-9, S. 264.
Geologie
  • H. Pichler, D. Günther und S. Kussmaul: Inselbildung und Magmen-Genese im Santorin-Archipel. In: Naturwissenschaften. Band 59, Nr. 5. Springer, Berlin / Heidelberg Mai 1972, S. 188–197.
  • Timothy H. Druitt and V. Francaviglia: Caldera formation on Santorini and the physiography of the islands in the late Bronze Age. In: Bulletin of Volcanology. Nr. 54. Springer, Berlin / Heidelberg 1992, S. 484–493.
  • Floyd W. McCoy & Grant Heiken: The Late-Bronze Age explosive eruption of Thera (Santorini), Greece – Regional and local effects. In: Volcanic Hazards and Disasters in Human Antiquity, Special Paper 345 of the Geological Society of America. Boulder 2000, ISBN 0-8137-2345-0, S. 43–70.
Natur
  • Helmut Schmalfuss: Santorin - Leben auf Schutt und Asche. Ein naturkundlicher Reiseführer. Verlag Margraf, Weikersheim 1991, ISBN 3-8236-1124-0.
  • Thomas Raus: Vascular plant colonization and vegetation development on sea-born volcanic islands in the Aegean (Greece). In: Plant Ecology. Nr. 1-3. Springer, Netherlands November 1988, S. 139–147.
  • Burkhard Biel: Contributions to the flora of the Aegean islands of Santorini and Anafi (Kiklades, Greece). In: Willdenowia. Nr. 35, 2005, S. 87–96.
Karten
Commons: Santorin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Charles Arnold (Hrsg.): Die Inseln des Mittelmeers. Ein einzigartiger und vollständiger Überblick. 2. Auflage. marebuchverlag, Hamburg 2008, ISBN 3-86648-096-2.
  2. Institut für Studium und Observation des Santorini Vulkans (I.S.M.O.SA.V.), Ινστιτούτου Μελέτης και Παρακολούθησης του Ηφαιστείου Σαντορίνης (ΙΜΠΗΣ) [1]
  3. Sturt W. Manning, Christopher Bronk Ramsey, Walter Kutschera, Thomas Higham, Bernd Kromer, Peter Steier, Eva M. Wild: Chronology for the Aegean Late Bronze Age 1700–1400 B.C. In: Science. Nr. 312, 28. April 2006, ISSN 0036-8075, S. 565–569.
  4. W. L. Friedrich, B. Kromer, M. Friedrich, J. Heinemeier, T. Pfeiffer, S. Talamo: Santorini Eruption Radiocarbon Dated to 1627–1600 B. C. In: Science. Nr. 312, April 2006, ISSN 0036-8075, S. 548.
  5. Jan Driessen, Colin F. MacDonald: The troubled island. Minoan Crete before and after the Santorini Eruption. Universität Lüttich, Lüttich 1997.; rezensiert in Peter Warren: Driessen and Macdonald: The Troubled Island. Minoan Crete before and after the Santorini Eruption. In: American Journal of Archaeology. Nr. 105, 2001, ISSN 0002-9114, S. 115 ff. (ajaonline.org).
  6. Gottfried Derka: Hundert verlorene Jahre. In: EPOC. Nr. 6, 2008, ISSN 1865-5718, S. 82 ff.