Laura Halding-Hoppenheit

Laura Halding-Hoppenheit beim CSD 2009 in Stuttgart.

Laura Halding-Hoppenheit (* 1942 in Reșița, Rumänien)[1] ist eine deutsche Wirtin und LGBT- und AIDS-Aktivistin sowie Kommunalpolitikerin der Linken in Stuttgart.[2]

Leben

Laura Halding-Hoppenheit studierte Kunstgeschichte und Archäologie in Bukarest und kam in den 1970er Jahren als Stipendiatin nach Hamburg, um dort zu promovieren. Aufgrund sprachlicher Verständigungsprobleme empfand sie sich in Deutschland unerwünscht und ging mit einem Freund eine Zweckehe ein, ließ sich aber nach sechs Wochen wieder scheiden. In Hamburg empfand sie dennoch Akzeptanz im Kreis der Schwulen.

Hiltram Roman F. Halding-Hoppenheit, Trauzeuge ihrer ersten Ehe, zweiter Ehemann und Vater ihrer beiden Kinder, bekam in Stuttgart eine Stelle als Chefredakteur des Burda Verlags.[3] Sie brach das Studium ab und ging mit ihm Mitte der 1970er Jahre nach Stuttgart. Seit der Scheidung engagiert sie sich in der baden-württembergischen Landeshauptstadt in der dortigen Schwulenszene. Insgesamt wurde sie dreimal geschieden.[4]

Gesellschaftspolitisches Engagement

Laura Halding-Hoppenheit arbeitete seit 1977 im Stuttgarter Kings Club in der Stuttgarter Calwer Straße, einem Schwulenlokal.[5] Sie verliebte sich in den Betreiber, heiratete und zerstritt sich mit ihm 1988.[6] 1989 eröffnete sie nach einer Arbeit in einem anderen Lokal zunächst unter dem Namen Lauras Club den Kings Club in der Stuttgarter Lautenschlager Straße wieder.[7] Zeitweise betrieb sie vier Szenelokale parallel.[4] Außerdem engagiert(e) sie sich unter anderem beim Verein zur Hilfe für suchtmittelabhängige Frauen Lagaya sowie in Mutter-Kind-Projekten und bezahlt aus eigener Tasche eine Straßensozialarbeiterin, die sich stundenweise im Frauen-Café La Strada um südosteuropäische Prostituierte in der Stuttgarter Altstadt kümmert.[8] Sie ist seit Mai 2014 Stuttgarter Stadträtin der Linkspartei, kandidierte aber schon 2003 auf der Bürgerliste als Kandidatin der Stuttgarter Wählervereinigung RosaListe Stuttgart.[9][10] Bei der Bundestagswahl 2017 ist sie Direktkandidatin für die Linke im Wahlkreis 285.[11]

Begegnung mit Helmut Berger

Von 1998 bis 2002 wohnte der Schauspieler Helmut Berger bei Halding-Hoppenheit.[12] Kennengelernt hatte sie ihn bei einer Modeshow von Harald Glööckler im Neuen Schloss. Sie brachte den suchtkranken Berger mehrfach in die Klinik, von wo er immer wieder ausriss und zurückkehrte. Sie kam mit seinem überheblichen Verhalten nicht klar, erteilte ihm im Kings Club Lokalverbot[13] und schickte ihn zuletzt nach Hause zu seiner Mutter nach Salzburg.[4]

Filmografie

Ehrungen

Im November 2011 wurde ihr von der baden-württembergischen Sozialministerin Katrin Altpeter der „Rosa-Detlef“-Preis verliehen.[19] Der Preis würdigt den Einsatz für Toleranz und gegen Ausgrenzung Homo-, Bi- und Transsexueller.[20] 2013 erhielt das Team ihres Clubs Kings-Club den „PositHIV-Preis“.[21] Sie ist Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande (23. Januar 2014).[22] 2014 setzte ihr der Regisseur Rosa von Praunheim ein filmisches Denkmal („Laura – Das Juwel von Stuttgart“).[23] Filmpremiere war am 1. Dezember 2014 anlässlich des Welt-AIDS-Tages im Stuttgarter Cinemaxx-Kino.[24] Sie ist Ehrenmitglied der Deutschen AIDS-Hilfe.[25] Das Hohenloher Tagblatt (Südwest Presse) aus Crailsheim betitelte sie gar als „Stuttgarter Original“.[26] Am 17. Oktober 2016 wurde sie von den Unternehmerfrauen des DEHOGA Baden-Württemberg für ihre unternehmerische Leistung und ihr soziales Engagement gegen Diskriminierung und Ausgrenzung von Minderheiten, vor allem der Homosexuellen, als „Unternehmerfrau des Jahres“ ausgezeichnet.[27]

Einzelnachweise

  1. Wahl zum 19. Deutschen Bundestag am 24. September 2017: Sonderheft Wahlbewerber, Bundeswahlleiter, August 2017, PDF S. 106, 245
  2. Axel Krämer: Grenzen der Sehnsucht: eine schwule Heimatkunde. Querverlag, 2005, S. 270.
  3. Andrea Jenewein: „Ich lebe verrückter als Mutter Teresa.“ Stuttgarter Nachrichten, 20. Januar 2014.
  4. a b c Laura Halding-Hoppenheit, Gastronomin. SWR1, 30. Mai 2014 (Podcast-Aufzeichnung).
  5. Renate Härtl: Laura – Eine Frau kämpft gegen den Strich., SWR2 Tandem, 17. März 2014.
  6. Erik Raidt, Ingmar Volkmann: „Der Besen hat viel Treibstoff“ Stuttgarter Zeitung, 1. Dezember 2014.
  7. a b Michaela Buchholz: Töpfe und Kehrwoche sind nicht ihre Welt., AGHZ, 3. September 2005.
  8. Bundesverdienstkreuz für Laura Halding-Hoppenheit. Leserbrief der Deutschen AIDS-Hilfe, Pforzheimer Rundschau, 23. Januar 2014.
  9. Heinz H. Poker: Chronik der Stadt Stuttgart. E. Klett Verlag, Stuttgart, 2003.
  10. Thomas Schwarz: Historische Wahlergebnisse in den Stuttgarter Stadtteilen 1946 bis 1999. Landeshauptstadt Stuttgart, Statistisches Amt, 2003, S. 319.
  11. Die Direktkandidaten im Wahlkreis 285. In: WeltN24. 4. September 2017, abgerufen am 15. September 2017.
  12. Porträt der Woche: Betreiberin des Kings Club setzt sich nicht nur für Schwule ein – Laura Halding-Hoppenheit: Mutter Teresa von Stuttgart. Stuttgarter Wochenblatt, 8. Januar 2013.
  13. Uwe Bogen: Die schönen Dinge des Lebens? Sie führen ins Verderben. 14. Dezember 2012.
  14. Thekla Bihaç, geborene König., Glückliche Tage.
  15. Vorlage:Filmportal.de Titel
  16. Robert Niedermeier: Die rote Diva: Laura Halding-Hoppenheit, queer.de, 30. November 2014
  17. Laura – Das Juwel von Stuttgart & Mario Wirz bei missingfilms.de
  18. Zapping-Alien@Mozart-Balls bei IMDb
  19. Rede von Sozialministerin Katrin Altpeter. MCC Gemeinde Stuttgart, 2011.
  20. Saskia Drechsel: Minister Stoch mit Rosa Detlef geehrt., Stuttgarter Nachrichten, 20. Oktober 2014.
  21. Verleihung PositHIV-Preis 2013. Netzwerk der An- und Zugehörigen von Menschen mit HIV und AIDS, 2013.
  22. Verdienstkreuz am Bande für Laura Halding-Hoppenheit, Land Baden-Württemberg, 23. Januar 2014.
  23. Uwe Bogen : Premiere von „Laura – Das Juwel von Stuttgart.“ Stuttgarter Nachrichten, 2. Dezember 2014.
  24. Laura – Das Juwel von Stuttgart, uebermorgenmagazin.de, 2014.
  25. Konferenz zum Leben mit HIV/Aids „Positive Begegnungen.“ Deutsche AIDS-Hilfe, 2. Februar 2009.
  26. Wenke Böhm: „Die Mutter aller Schwulen.“ (Memento vom 7. Mai 2016 im Internet Archive) Hohenloher Tagblatt, 10. April 2010.
  27. Powertag - DEHOGA Baden-Württemberg. In: www.dehogabw.de. Abgerufen am 18. Oktober 2016.