„Einhandmesser“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Knife Spyderco Military C36GPBK.jpg|miniatur|Einhandmesser von ''[[Spyderco]]'' mit Bohrung]]
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[[Datei:CRKT M16 12 open.jpg|miniatur|Einhandmesser von CRKT mit Flipper]]


'''Einhandmesser''' sind eine spezielle Form der [[Taschenmesser]], die mittels einer an der [[Klinge]] angebrachten Öffnungshilfe einhändig geöffnet und je nach Verschlussmechanismus auch einhändig wieder geschlossen werden können. Diese Art der Messer findet beispielsweise dort Anwendung, wo ein schnelles Öffnen des Messers wichtig ist, zum Beispiel bei taktischen Messern oder Rettungsmessern. Ursprünglich wurde diese Messerart in den 1930er Jahren entwickelt, um auch Behinderten und [[Kriegsversehrte|Kriegsversehrten]], die nur noch über eine voll funktionsfähige Hand verfügten, die Benutzung eines Taschenmessers zu ermöglichen.
'''Einhandmesser''' sind eine spezielle Form der [[Taschenmesser]], die mittels einer an der [[Klinge]] angebrachten Öffnungshilfe einhändig geöffnet und je nach Verschlussmechanismus auch einhändig wieder geschlossen werden können. Diese Art der Messer findet beispielsweise dort Anwendung, wo ein schnelles Öffnen des Messers wichtig ist, zum Beispiel bei taktischen Messern oder Rettungsmessern. Ursprünglich wurde diese Messerart in den 1930er Jahren entwickelt, um auch Behinderten und [[Kriegsversehrte|Kriegsversehrten]], die nur noch über eine voll funktionsfähige Hand verfügten, die Benutzung eines Taschenmessers zu ermöglichen.
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=== Öffnungspin ===
=== Öffnungspin ===
Ein- oder beidseitig sind hier geschraubte oder genietete Pins auf der Klinge angebracht. Mit ihrer Hilfe kann die Klinge mit dem Daumen aufgeschoben werden. Der Öffnungspin ist die häufigste Öffnungshilfe. Er hat den Vorteil, dass insbesondere bei geschraubten Pins das Messer relativ einfach und ohne größere optische Einbußen auf beidhändige Öffnung umgebaut werden kann.
Ein- oder beidseitig sind hier geschraubte oder genietete Pins auf der Klinge angebracht. Mit ihrer Hilfe kann die Klinge mit dem Daumen aufgeschoben werden. Der Öffnungspin ist die häufigste Öffnungshilfe.
Er hat den Vorteil, dass insbesondere bei geschraubten Pins das Messer relativ einfach und ohne größere optische Einbußen auf beidhändige Öffnung umgebaut werden kann.
Allerdings hat er den Nachteil, dass er beim Schärfen auf dem Schleifstein im Weg ist.


=== Bohrungen in der Klinge ===
=== Bohrungen in der Klinge ===
Hierbei ist ein Auge die Klinge gebohrt, mit dessen Hilfe der Daumen die Klinge aufschieben kann. Diese Öffnungshilfe wurde vom [[Spyderco]]-Gründer Sal Glesser im Jahr 1981 patentiert.<ref>{{Internetquelle |url=//patents.justia.com/patent/4347665 |titel=Pocket knife patent |sprache=en |zugriff=2015-03-26}}</ref> Seitdem ist das kreisrunde Auge ein geschütztes Markenzeichen von Spyderco. Andere Hersteller bieten den gleichen Mechanismus in anderer Form an.
Hierbei ist die Klinge vollständig durchbohrt, die Öffnungshilfe ist Teil der Klinge selbst.


=== Flipper ===
=== Flipper ===
Der Flipper ist eine am Klingengelenk hervorstehende Nase. Im geschlossenen Zustand ragt er aus dem Heftrücken heraus. Zum Öffnen drückt der Zeigefinger auf den Flipper und stößt die Klinge aus dem Griff.
Eine weitere Möglichkeit ist ein Flipper am Messerrücken. Hierbei wird die Klinge über eine am Messerrücken vorstehende Nase geöffnet. Flipper finden oft zusammen mit federunterstützten Öffnern Anwendung.

Aufgrund des kurzen Weges kann der Finger der Klinge nur wenig Impuls mitgeben. Darum ist bei dieser Öffnungshilfe ein leichtgängiges Klingengelenk besonders wichtig. Dies wird mit Unterlegscheiben oder einem Kugellager erreicht. Gelegentlich wird die Klinge mit einer kleinen Nocke geschlossen gehalten, die es dem Finger erlaubt, mehr Kraft aufzubauen. Bei einigen Modellen muss dennoch ein Schwung aus dem Handgelenk angewendet werden, damit das Messer vollständig öffnet.

Die Ursprünge des Flippers sind heute vermutlich nicht nachzuvolliehen. Für heutige Messergenerationen hat Kit Carson diesen Mechanismus wieder populär gemacht.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.alloutdoor.com/2013/06/11/flipper-knife/ |titel=The flipper knife |datum=2013-06-11 |zugriff=2015-03-26}}</ref>


== Verschlussmechanismen ==
== Verschlussmechanismen ==
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== Abgrenzung zum Springmesser ==
== Abgrenzung zum Springmesser ==
Auch wenn Einhandmesser und [[Springmesser]] in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals gleichgestellt sind, so gibt es doch beträchtliche Unterschiede zwischen ihnen. Springmesser öffnen sich beim Betätigen eines Knopfes automatisch durch eine beim Schließen gespannte Feder; Einhandmesser hingegen müssen komplett von Hand geöffnet werden. Ein Zwischending ist der „Assisted Opener“, dessen Klinge erst wie ein Einhandmesser betätigt werden muss, dann aber mit Federkraft in die Endposition schnellt.
Auch wenn Einhandmesser und [[Springmesser]] in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals gleichgestellt sind, so gibt es doch beträchtliche Unterschiede zwischen ihnen. Springmesser öffnen sich beim Betätigen eines Knopfes automatisch durch eine beim Schließen gespannte Feder; Einhandmesser hingegen müssen komplett von Hand geöffnet werden.
Eine Zwischenstufe ist der ''federunterstützte Klappmechanismus'' ({{enS|''assisted opener''}}). Hierbei muss die Klinge erst etwa ein Drittel des Weges manuell geöffnet werden bis die Feder greift und in die Endposition schnellt.


== Recht ==
== Recht ==

Version vom 26. März 2015, 18:39 Uhr

Einhandmesser von Buck mit Öffnungspin
Einhandmesser von Spyderco mit Bohrung
Einhandmesser von CRKT mit Flipper

Einhandmesser sind eine spezielle Form der Taschenmesser, die mittels einer an der Klinge angebrachten Öffnungshilfe einhändig geöffnet und je nach Verschlussmechanismus auch einhändig wieder geschlossen werden können. Diese Art der Messer findet beispielsweise dort Anwendung, wo ein schnelles Öffnen des Messers wichtig ist, zum Beispiel bei taktischen Messern oder Rettungsmessern. Ursprünglich wurde diese Messerart in den 1930er Jahren entwickelt, um auch Behinderten und Kriegsversehrten, die nur noch über eine voll funktionsfähige Hand verfügten, die Benutzung eines Taschenmessers zu ermöglichen.

Öffnungshilfen

Um das Messer einhändig zu öffnen, verfügen Einhandmesser über spezielle Öffnungshilfen an der Klinge. Hierbei haben sich drei verschiedene Möglichkeiten etabliert:

Öffnungspin

Ein- oder beidseitig sind hier geschraubte oder genietete Pins auf der Klinge angebracht. Mit ihrer Hilfe kann die Klinge mit dem Daumen aufgeschoben werden. Der Öffnungspin ist die häufigste Öffnungshilfe.

Er hat den Vorteil, dass insbesondere bei geschraubten Pins das Messer relativ einfach und ohne größere optische Einbußen auf beidhändige Öffnung umgebaut werden kann. Allerdings hat er den Nachteil, dass er beim Schärfen auf dem Schleifstein im Weg ist.

Bohrungen in der Klinge

Hierbei ist ein Auge die Klinge gebohrt, mit dessen Hilfe der Daumen die Klinge aufschieben kann. Diese Öffnungshilfe wurde vom Spyderco-Gründer Sal Glesser im Jahr 1981 patentiert.[1] Seitdem ist das kreisrunde Auge ein geschütztes Markenzeichen von Spyderco. Andere Hersteller bieten den gleichen Mechanismus in anderer Form an.

Flipper

Der Flipper ist eine am Klingengelenk hervorstehende Nase. Im geschlossenen Zustand ragt er aus dem Heftrücken heraus. Zum Öffnen drückt der Zeigefinger auf den Flipper und stößt die Klinge aus dem Griff.

Aufgrund des kurzen Weges kann der Finger der Klinge nur wenig Impuls mitgeben. Darum ist bei dieser Öffnungshilfe ein leichtgängiges Klingengelenk besonders wichtig. Dies wird mit Unterlegscheiben oder einem Kugellager erreicht. Gelegentlich wird die Klinge mit einer kleinen Nocke geschlossen gehalten, die es dem Finger erlaubt, mehr Kraft aufzubauen. Bei einigen Modellen muss dennoch ein Schwung aus dem Handgelenk angewendet werden, damit das Messer vollständig öffnet.

Die Ursprünge des Flippers sind heute vermutlich nicht nachzuvolliehen. Für heutige Messergenerationen hat Kit Carson diesen Mechanismus wieder populär gemacht.[2]

Verschlussmechanismen

Es gibt Einhandmesser mit verschiedenen Verschlussmechanismen. Diese halten die Klinge im geöffneten Zustand arretiert, um ein versehentliches Schließen des Messers zu verhindern. Einige der Mechanismen sind von herkömmlichen Taschenmessern her bekannt, andere kommen fast ausschließlich bei Einhandmessern zum Einsatz.

Slipjoint

Der Slipjointverschluss ist von klassischen Taschenmessern her bekannt. Hier wird die Klinge von einer Feder offen gehalten, zum Schließen muss lediglich der Widerstand der Feder überwunden werden. Eine mechanische Verriegelung existiert nicht. Diese Verschlussart ist bei Einhandmessern bisher eher die Ausnahme. Messer dieser Bauart werden vorwiegend für Märkte in Ländern entwickelt, in denen Einhandmesser mit verriegelbarer Klinge einem Führverbot unterliegen.

Linerlock

Einhandmesser mit Liner-Lock

Der Liner-Lock ist der am weitesten bei Einhandmessern verbreitete Verschluss. Hier befindet sich eine Stahlblattfeder längs der Klinge, die im geschlossenen Zustand von der Klinge zur Seite gedrückt wird. Beim Öffnen der Klinge springt die Feder hinter die Klinge und arretiert diese. Die Sicherheit des Linerlocks hängt stark von der Qualität der Feder und Verarbeitung des Messers ab. Bei billigen Messern kann er sich unter Belastung öffnen, was eine Gefährdung des Anwenders zur Folge hat. Großer Vorteil des Linerlocks ist jedoch, dass das Messer durch ihn auch einhändig geschlossen werden kann.

Framelock

Klappmesser mit Lockback (oben) und Framelock (unten)

Der Framelock ist vom Prinzip her ein Linerlock, nur ist hier die Feder Teil des Griffes. Der Framelock hat den Vorteil, dass er eine dickere Feder erlaubt; nachteilig wirkt sich jedoch aus, dass das Design des Griffes durch die Feder bestimmt wird.

Lockback

Der Lockbackverschluss wird im Gegensatz zum Linerlock auch häufig bei Zweihandmessern wie dem Buck 110 verwendet. Ein Hammer hakt sich hier beim Öffnen hinten in der Klinge ein und muss durch Drücken eines Hebels im Messerrücken wieder entriegelt werden. Im Gegensatz zum Linerlock ist der Lockbackverschluss nur zweihändig zu schließen. Der in Deutschland bisweilen anzutreffende Begriff „Backlock“ ist nicht korrekt.

Axislock

Bei diesem Verschluss schiebt sich beim Aufklappen der Klinge ein federbelasteter Bolzen über einen flachen, nun obenliegenden Teil der Klinge. Das Entriegeln geschieht durch Zurückziehen des Bolzens. Diese Verriegelung ist einhändig und auch von Linkshändern zu öffnen, öffnet aber nicht durch Belastung der Klinge.

Abgrenzung zum Springmesser

Auch wenn Einhandmesser und Springmesser in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals gleichgestellt sind, so gibt es doch beträchtliche Unterschiede zwischen ihnen. Springmesser öffnen sich beim Betätigen eines Knopfes automatisch durch eine beim Schließen gespannte Feder; Einhandmesser hingegen müssen komplett von Hand geöffnet werden.

Eine Zwischenstufe ist der federunterstützte Klappmechanismus (englisch assisted opener). Hierbei muss die Klinge erst etwa ein Drittel des Weges manuell geöffnet werden bis die Feder greift und in die Endposition schnellt.

Recht

In vielen Ländern unterliegen Messer, die sich einhändig öffnen lassen, speziellen Gesetzen.

Situation in Deutschland

In Übereinstimmung mit dem aktuellen Waffenrecht dürfen Messer mit einhändig feststellbarer Klinge nicht geführt werden (§ 42a WaffG). Das Messer wird geführt, wenn über den fraglichen Gegenstand die tatsächliche Gewalt außerhalb der eigenen Wohnung, Geschäftsräume oder des eigenen befriedeten Besitztums ausgeübt wird.[3] Ein Verstoß dagegen ist eine Ordnungswidrigkeit und wird mit einem Bußgeld bis 10.000 Euro und Einziehung des Gegenstands geahndet.

Das Führen eines Einhandmessers ist jedoch erlaubt, sofern ein berechtigtes Interesse besteht. Dies liegt insbesondere dann vor, wenn das Führen der Gegenstände im Zusammenhang mit der Berufsausübung erfolgt, der Brauchtumspflege, dem Sport oder einem allgemein anerkannten Zweck dient, § 42a Abs. 3 WaffG. Kein berechtigtes Interesse ist jedoch die Selbstverteidigung.[4]

Einzelnachweise

  1. Pocket knife patent. Abgerufen am 26. März 2015 (englisch).
  2. The flipper knife. 11. Juni 2013, abgerufen am 26. März 2015.
  3. OLG Stuttgart, Beschluss vom 14. Juni 2011, Az. 4 Ss 137/11
  4. Seite des BMI mit den Änderungen vom 1. April 2008, aufgerufen am 11. August 2013