„Chiemsee“ – Versionsunterschied

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== Etymologie ==
== Etymologie ==
Der Gewässername wurde erstmals 790 bezeugt (Kopie der entsprechenden Urkunde aus dem 12. Jahrhundert). Das Grundwort ist das althochdeutsche ''se(o)'' oder ''seeo'' für See, Meer, Teich oder Gewässer und das Bestimmungswort bezieht sich auf den Siedlungsname ''Chieming''. Der See ist demnach nach der Siedlung [[Chieming]] benannt. Der Siedlungsname wiederum lässt sich wahrscheinlich auf den Personennamen ''Chiemo'' zurückführen, der mit dem Zugehörigkeitssuffix ''-ing'' versehen wurde und sich wiederum wohl auf den keltischen Personenbeinamen ''Chemus'' zurückführen lässt.<ref>vgl. Reitzenstein, Wolf-Armin von: Lexikon bayerischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung: Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, München: Beck, 2006, S. 55 ISBN 9783406552069.</ref>
Der Gewässername wurde erstmals 790 bezeugt (Kopie der entsprechenden Urkunde aus dem 12. Jahrhundert). Das Grundwort ist das althochdeutsche ''se(o)'' oder ''seeo'' für See, Meer, Teich oder Gewässer und das Bestimmungswort bezieht sich auf den Siedlungsnamen ''Chieming''. Der See ist demnach nach der Siedlung [[Chieming]] benannt. Der Siedlungsname wiederum lässt sich wahrscheinlich auf den Personennamen ''Chiemo'' zurückführen, der mit dem Zugehörigkeitssuffix ''-ing'' versehen wurde und sich wiederum wohl auf den keltischen Personenbeinamen ''Chemus'' zurückführen lässt.<ref>vgl. Reitzenstein, Wolf-Armin von: Lexikon bayerischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung: Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, München: Beck, 2006, S. 55 ISBN 9783406552069.</ref>


== Entwicklung ==
== Entwicklung ==

Version vom 20. Januar 2018, 16:39 Uhr

Chiemsee
Geographische Lage Alpenvorland
Zuflüsse Tiroler Achen, Prien, Runst, Grabenstätter Mühlbach, Krebsbach, Lohbach, Lienzinger Bach, Mühlbach, Mühlbach, Kleebach, Bauerlbach, Moosbach, Bernauer Achen, Neumühler Bach, Neue Rott, Alte Rott, Überseer Bach
Abfluss Alz
Inseln Herreninsel, Fraueninsel, Krautinsel, Schalch
Orte am Ufer Prien am Chiemsee, Breitbrunn am Chiemsee, Gstadt am Chiemsee, Seebruck, Chieming, Bernau am Chiemsee, Übersee
Daten
Koordinaten 47° 51′ 43″ N, 12° 24′ 4″ OKoordinaten: 47° 51′ 43″ N, 12° 24′ 4″ O
Chiemsee (Bayern)
Chiemsee (Bayern)
Höhe über Meeresspiegel 518,2 m ü. NHN
Fläche 79,9 km²[1]
Breite 9,2 km[1]
Volumen 2.047,84 Mio. m³dep1 [1]
Umfang 64 km[1]
Maximale Tiefe 73,4 m[1]
Mittlere Tiefe 25,63 m[1]
pH-Wert 8,3
Einzugsgebiet 1.398,56 km²[1]

Besonderheiten

drittgrößter deutscher See

Karte des Chiemgaus mit dem Chiemsee

Der Chiemsee [ˈkiːmzeː], auch „bayerisches Meer“ genannt, ist mit einer Fläche von 79,9 km² der größte See in Bayern und nach dem Bodensee und der Müritz der drittgrößte See in Deutschland. In Bayern hat allerdings der Starnberger See ein um die Hälfte größeres Wasservolumen.

Der Chiemsee enthält 2,048 km³ Wasser und hat eine 63,96 km lange Uferlinie; zusammen mit der Uferlänge der Inseln sind es 83 km. Das Einzugsgebiet umfasst 1.398,56 km², davon liegen 605 km² in Bayern. Seine Inseln sind die Herreninsel (238 ha), die Fraueninsel (15,5 ha) und die Krautinsel (3,5 ha), die zusammen die Gemeinde Chiemsee bilden, sowie die gemeindefreie Insel Schalch (22 m²). Er zählt zum gleichnamigen gemeindefreien Gebiet Chiemsee im Landkreis Traunstein.

Etymologie

Der Gewässername wurde erstmals 790 bezeugt (Kopie der entsprechenden Urkunde aus dem 12. Jahrhundert). Das Grundwort ist das althochdeutsche se(o) oder seeo für See, Meer, Teich oder Gewässer und das Bestimmungswort bezieht sich auf den Siedlungsnamen Chieming. Der See ist demnach nach der Siedlung Chieming benannt. Der Siedlungsname wiederum lässt sich wahrscheinlich auf den Personennamen Chiemo zurückführen, der mit dem Zugehörigkeitssuffix -ing versehen wurde und sich wiederum wohl auf den keltischen Personenbeinamen Chemus zurückführen lässt.[2]

Entwicklung

Der Chiemsee entstand wie viele andere Voralpenseen am Ende der Würm-Kaltzeit vor ca. 10.000 Jahren als Ausschürfung eines Gletschers (Zungenbeckensee). Ursprünglich bedeckte der See eine Fläche von fast 240 km², also etwa das Dreifache der heutigen Wasserfläche.

Zwischen 1810 und 2012 schob sich die Uferlinie des Achen-Delta (Mündung der Tiroler Achen) durch Sedimentfracht um ca. 320 ha nach Norden in den See hinein. Zwischen 1902 und 1904 senkte man den Seespiegel um 70 cm ab. Dadurch wurden große Flächen trockengelegt.[3]

See und Umgebung

Blick von der Fraueninsel auf den Chiemsee

Der größte Zufluss des Sees ist die Tiroler Achen im Südosten, der einzige Abfluss die Alz im Norden. Er spült wie auch die Prien und weitere kleinere Zuflüsse Sand und Geröll in den See, so dass dieser langsam verlandet. Der tiefste Bereich des Chiemsees (73,4 m) ist bekannt unter dem Namen Unschuldige-Kinder-Grube.[4] Die Stelle, an der der Seegrund auf 445 m ü. NHN hinabreicht, liegt im Zentrum des Sees bei 47° 52′ 49,2″ N, 12° 27′ 19,2″ O.

Die Landschaft um den Chiemsee, der Chiemgau, ist eines der beliebtesten Erholungsgebiete Bayerns. Der landschaftliche Reiz des Chiemsees ergibt sich durch die unmittelbare Nähe der Chiemgauer Berge (Hochfelln, Hochgern, Hochplatte und Kampenwand). Der See steht unter dem Schutz der internationalen Ramsar-Konvention.

Bekannt ist der See vor allem durch zwei seiner drei größeren Inseln: Auf der Fraueninsel befindet sich seit dem Jahr 772 die Abtei Frauenwörth, ein Kloster der Benediktinerinnen. Noch bekannter ist die Herreninsel, auf der zwei Schlösser stehen: Ein Landschaftspark mit dem Alten Schloss (einem ehemaligen Kloster) sowie das Neue Schloss Herrenchiemsee des „Märchenkönigs“ Ludwig II., das dem Schloss von Versailles nachempfunden ist. Die dritte Insel – die Krautinsel – ist unbewohnt. Außerdem gibt es drei sehr kleine Inseln: Der Schalch westlich der Fraueninsel sowie zwei namenlose, baumbestandene Inselchen 54 bzw. 80 Meter südlich der Krautinsel, mit jeweils wenigen Quadratmetern Fläche.

Im Westen, nördlich der Herreninsel, ist der Chiemsee durch Buchten tief gegliedert, von West nach Ost heißen sie Schafwaschener/Aiterbacher Winkel (dazu zählt im Süden auch der Grünmanndl-Winkel), Kailbacher Winkel und Mühlner Winkel. Die größere der zwischen diesen Buchten in den See ragenden Halbinseln, Sassau, weist eine Länge von 1,8 Kilometer auf, und die Halbinsel Urfahrn noch gut die Hälfte dessen.

Der Chiemsee gliedert sich in den größeren, offenen Weitsee im Nordosten (mit der Chieminger Bucht im Osten) sowie in den Inselsee im Südwesten. Fast die gesamte Wasserfläche des Sees mit der winzigen Insel Schalch und mit einigen Schwemmlandinseln im Mündungsdelta der Tiroler Achen ist ein gemeindefreies Gebiet des Landkreises Traunstein. Die Grenze zum Landkreis Rosenheim läuft genau am West- und Nordwestufer des Sees, spart aber die kleine Mündungsbucht Irschener Winkel der Bernauer Ache am Südwesteck aus, die zur Gemeinde Bernau am Chiemsee gehört, und den Aiterbacher Winkel, die nordwestliche der drei schon erwähnten größeren Buchten, die auf der Gemarkung von Rimsting liegt. Die Gemeinde Chiemsee besteht aus den drei größeren Inseln und ist damit eine dreiteilige Kreisexklave Rosenheims.

Der See ist Eigentum des Freistaates Bayern, für dessen Verwaltung die Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen zuständig ist.

Am 24. November 1989 wurde nach Gesamtkosten von 280 Millionen DM die Ringkanalisation um den Chiemsee eröffnet. Vor dem Bau des Ringkanals flossen jährlich rund 115 Tonnen Phosphat in den See. Die beiden Äste der 68 Kilometer langen Rohrleitung treffen sich in Prien. Von dort wird das Abwasser zu einer 4,5 Kilometer entfernten Kläranlage geleitet, dann fließt es nach 9 Kilometern in den Inn.

Seeschwankungen

1903 untersuchte Anton Endrös aus Traunstein die Seeschwankungen des Chiemsee und legte die Ergebnisse in seiner Dissertation der Königl. Technischen Hochschule in München vor. Auf Grund der unregelmäßigen Oberflächengestalt und Beckenform ergeben sich verschiedenste uninodale bis trinodale Schwingungen. Die Periodendauer reicht von wenigen Minuten bis zu einer dreiviertel Stunde. Die höchsten Amplituden ergeben sich bei durchziehenden Gewitterfronten, wobei maximale Schwankungen von 30 cm auftreten.[5]

Der Tidenhub liegt bei 1 mm.[6]

Panoramaansicht auf den Chiemsee: rechts die Fraueninsel

Ökologie

Fauna

Seltene Weißbart-Seeschwalbe auf Boje, welchen einen sensiblen Uferabschnitt vor der Freizeitnutzung schützt.

In der Freiwasserzone des Sees sind Zander, Seeforelle, Regenbogenforelle, Seesaibling, Renke und Mairenke anzutreffen, in der Uferzone Hecht, Aal, Wels, Spiegelkarpfen, Schleie, Brachse, Güster, Rotauge, Rotfeder, Hasel, Aitel (Döbel), Schied (Rapfen), Nerfling (Aland), Zährte, Laube (Ukelei) und Elritze. In der Bodenzone kommen die Große Bodenrenke (Coregonus), Kleine Bodenrenke (Kilch), Rutte (Quappe), Barbe, Nase, Perlfisch, Flussbarsch, Kaulbarsch, Bartgrundel, Schmerle und Koppe (Groppe) vor.

Kultur

Der Chiemsee hat als reizvolles Motiv zahlreiche Maler inspiriert, weshalb es unzählige Werke in der Malerei gibt, die den Chiemsee und dessen Inseln, aber auch die nähere Umgebung des Chiemgaus thematisieren. Um den Priener Maler Paulus hat sich ein Zirkel von Malern gebildet, die gemeinhin als „Chiemseemaler“ bezeichnet werden. Paulus hat seine Bilder nach seinem Tod der Gemeinde hinterlassen, die eine ständige Ausstellung seiner Werke veranlasst hat.

Sport und Freizeit

Beliebte Ausflüge mit dem Raddampfer Ludwig Fessler

Der See stellt auch ein wichtiges Erholungsgebiet für die umliegenden Regionen dar. Neben dem Badebetrieb an verschiedenen Orten rund um den See wird vor allem der Segelsport am Chiemsee gepflegt; daneben wird der See auch mit Ruder- und Tretbooten befahren. Motorboote sind nur mit Ausnahmegenehmigung und unter strengen Auflagen erlaubt; Elektroboote sind dagegen häufiger anzutreffen. Ebenso wie Motor- oder Elektroboote benötigen Segelboote mit mehr als 9,20 m Länge oder mit einem Hilfsmotor über 4 kW oder mit Wohn-, Koch- oder sanitären Einrichtungen eine Zulassung des Landratsamtes Traunstein und ein Kennzeichen sowie einen privatrechtlichen Gestattungsvertrag mit der Bayerischen Schlösserverwaltung. Sinngemäß das Gleiche gilt für Liegeplätze an Bojen oder Stegen. Tauchen ist nur mit Genehmigung des Landratsamtes zulässig.

Der von Radfahrern und Spaziergängern genutzte Uferweg rund um den Chiemsee führt meist direkt am Wasser entlang und ermöglicht Ausblicke auf den See.

Fotos

Philatelistisches

Mit dem Ausgabedatum 1. Juli 2015 gab die Deutsche Post AG in der Briefmarkenserie Deutschlands schönste Panoramen ein Postwertzeichen im Panoramaformat und im Nennwert von 45 Eurocent heraus. Der Entwurf stammt vom Grafiker Olaf Neumann aus Iserlohn.

Siehe auch

Literatur

  • Emmeran Bayberger: Der Chiemsee, Erster Theil. in: Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig 1888, S. 1–77 (Digitalisat des gesamten Mitteilungsheftes)
  • Emmeran Bayberger: Der Chiemsee, Zweiter Theil. in: Mitteilungen des Vereins für Erdkunde zu Leipzig 1889, S. 1–86 (Digitalisat des gesamten Mitteilungsheftes)
  • Arno Berleb: Die Schifffahrt am Chiemsee. Schiffe und Menschen auf dem bayerischen Meer. Edition Förg, Rosenheim 2005, ISBN 3-933708-16-8
  • Klaus Bovers: Der Chiemgau – Weiß-blau und weltoffen. Von Inseln, Bergen, Menschen und Meer. 66 Lieblingsplätze und 11 Almen. Gmeiner Verlag, Meßkirch 2014, ISBN 978-3-8392162-7-9.
  • Paul Höfling: Die Chiemsee-Fischerei. Beitrag zu ihrer Geschichte. Beiträge zur Volkstumsforschung Bd. 24, München 1987
  • Michael Lohmann: Chiemsee-Naturführer. Landesbund für Vogelschutz, Prien ²1988.
  • Josef Reiter, Wolfgang Dietzen: Natur- & Kulturführer Chiemsee. Chiemgauer Verlagshaus, Breitbrunn am Chiemsee 2010, ISBN 978-3-9813620-0-8
Commons: Chiemsee – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Chiemsee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Chiemsee – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Daten.
  2. vgl. Reitzenstein, Wolf-Armin von: Lexikon bayerischer Ortsnamen: Herkunft und Bedeutung: Oberbayern, Niederbayern, Oberpfalz, München: Beck, 2006, S. 55 ISBN 9783406552069.
  3. WWA Traunstein: Chiemseekonferenz 2014 - Verlandung des Chiemsee PDF 4MB
  4. Wolfgang Dietzen: Natur- und Kulturführer Chiemsee, S. 14
  5. Anton Endrös: Seeschwankungen (Seiches) beobachtet am Chiemsee. Dissertation an der K. Technischen Hochschule in München. Traunstein, 1903.
  6. giz.wettzell.de: Walter Züm: Gezeiten sind überall, S. 12 (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)