Abu Walaa

Ahmad Abdulaziz Abdullah A. (* 1984), genannt Abu Walaa, ist ein irakischstämmiger salafistischer Prediger in Deutschland. Er steht im Verdacht, Nummer 1 des Islamischen Staats (IS) in Deutschland zu sein und junge Muslime in Deutschland für den Dschihad des IS anzuwerben.[1]

Hintergrund

Abu Walaa betätigte sich in Hildesheim als islamischer Prediger und war durch seine Videopredigten überregional vielen Muslimen bekannt. Er predigte in der 2012 gegründeten Moschee des Deutschsprachigen Islamkreises Hildesheim (DIK). Gegen den Verein läuft seit einer Razzia im Juli 2016 ein vom Niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius eingeleitetes Verbotsverfahren. Der Generalbundesanwalt beim Bundesgerichtshof teilte mit, er sei bei zahlreichen salafistischen Veranstaltungen als Redner aufgetreten. Er geht davon aus, dass das Ziel des von ihm angeführten Netzwerks gewesen sei, Personen an den IS nach Syrien zu vermitteln.

Abu Walaa hatte auf seiner Facebook-Seite rund 25.000 Fans. Auch auf verschiedenen anderen islamistischen Seiten auf Facebook war er zu sehen. Bekannt wurde er als „Prediger ohne Gesicht“, weil er in seinen Videos meist nur von hinten zu sehen ist. Oft trägt er einen schwarzen Umhang mit Kapuze, ähnlich der Darstellung des Propheten Mohammed in der islamischen Ikonografie. Walaa lag mit anderen salafistischen Predigern wie Abdul Adhim Kamouss und Pierre Vogel im Streit. Beide vertreten zwar ein fundamentalistisches Weltbild, lehnen den IS aber entschieden ab und warnen ihre Anhänger davor, sich der Terrormiliz anzuschließen. Der IS rief seine Anhänger daher zur Tötung von Vogel auf.[2] Vogel postete nach der Festnahme Walaas auf seiner Facebookseite „Möge Allah uns vor dem Übel des ‚Abu Walaa‘ und seinen Lügen bewahren“.[3]

Ermittlungen

Obwohl die Behörden schon länger gegen Abu Walaa ermittelten und der Verfassungsschutz ihn beobachtete, konnte ihm über einen langen Zeitraum nichts Gerichtsfestes nachgewiesen werden. Die Bundesanwaltschaft fand schließlich im Deutsch-Türken Anil O. (Jahrgang 1994) einen Kronzeugen. Er berichtete, wie Abu Walaa ihn in seiner Hildesheimer Moschee für den Dschihad begeisterte. O. war im August 2015 mit seiner Familie aus Deutschland über die Türkei nach Syrien gereist und hatte sich dem „Islamischen Staat“ angeschlossen. Dort wurde er im Umgang mit Waffen ausgebildet. Er forderte von dort aus Muslime in Deutschland auf, ebenfalls in das vom IS kontrollierte Gebiet zu kommen. Der Generalbundesanwalt ließ O. Ende September 2016 bei seiner Rückkehr aus Syrien am Flughafen Düsseldorf festnehmen.

Festnahme

Am Morgen des 8. November 2016 nahm die Polizei Abu Walaa in Bad Salzdetfurth und vier mutmaßliche Komplizen in Hildesheim sowie Nordrhein-Westfalen fest.[4] Ihnen wurde die Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung nach § 129b StGB vorgeworfen. Der nordrhein-westfälischen Innenminister Ralf Jäger sagte nach der Festnahme: „Uns ist ein empfindlicher Schlag gegen Chefideologen der salafistischen Szene in Deutschland gelungen. … Es ist heute zum Abschluss gekommen, was über viele Monate in guter Zusammenarbeit der Landeskriminalämter in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und der Bundesanwaltschaft ermittelt wurde.“[5]

Einzelnachweise

  1. http://www.focus.de/politik/deutschland/terrornetzwerk-um-abu-walaa-ermittlungsakten-zeigen-radikalisierungsmethoden_id_6394282.html
  2. Mordaufruf gegen Salafisten. Pierre Vogel steht auf IS-Abschussliste bei n-tv vom 14. April 2016
  3. Polizei stellt den "Prediger ohne Gesicht" bei Spiegel-online vom 8. November 2016
  4. Christoph Sydow: Festnahme von "Abu Walaa": Polizei stellt den "Prediger ohne Gesicht". In: SPIEGEL ONLINE. Abgerufen am 9. November 2016.
  5. Reinhard Bingener, Reiner Burger: Terrorverdächtige festgenommen: Das Netz des Abu Walaa. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 8. November 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 9. November 2016]).