Tschako

Tschako der französischen Leibgarde, ca. 1830
Schupo mit charakteristischem Tschako, 1937

Der Tschako ist eine vorwiegend militärische Kopfbedeckung von zylindrischer oder konischer Form. In der Regel besitzt er einen Augen-, manchmal auch einen Nackenschirm. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entstand aus der Flügelkappe der Husaren (in Preußen „Schackelhaube“)[1] der Tschako. Das ungarische Wort csákó bedeutet „Husarenhelm“. Aus dem Tschako entwickelten sich durch Verkleinerung und Materialeinsparung die Schirmmütze und das Käppi.

Der Tschako wurde von 1918 bis zur Schlacht am Tegeler Weg am 4. November 1968,[2] als Kopfbedeckung der Polizei in Deutschland verwendet.

Bei Drum Corps ist diese Kopfbedeckung verbreitet und dafür die englische Schreibweise und Aussprache Shako ([ʃækoʊ], [ʃeɪkoʊ] oder [ʃɑːkoʊ]) üblich.

Material

Anfänglich wurde der Tschako aus Filz, später auch ganz oder teilweise aus Leder gefertigt, um den Träger vor Säbelhieben zu schützen. Hinzu kam oft ein in der Regel metallener Kinnriemen (Schuppenkette), der zusätzlichen Schutz bot. Normalerweise waren Filz bzw. Leder in Schwarz gehalten, speziell bei den ungarischen Husaren wurde Filz in verschiedenen Farben verwendet. Bei der Polizei wurde der Korpus normalerweise aus Vulkanfiber hergestellt.

Geschichte

Veränderung des Tschakos der württembergischen Armee 1821–1851

Militär

Während der Napoleonischen Kriege setzte sich der Tschako in fast allen europäischen Heeren als Hauptkopfbedeckung für Fußtruppen, leichte Kavallerie sowie die Artillerie durch, da er besseren Schutz als der zuvor übliche Filzhut bot. Zudem war er billiger herzustellen als die beispielsweise in Österreich und Württemberg getragenen Lederhelme (Kasketts). Auf der Vorderseite waren ein metallener Beschlag sowie in der Regel ein kokardenartiges Feldzeichen, das sogenannte National, angebracht. Zu Paraden konnte ein Stutz aus Haaren oder Federn aufgesteckt werden.

In Deutschland wurde der Tschako ab 1843 zuerst in der Preußischen Armee von der Pickelhaube weitgehend verdrängt, so dass ihn dort bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges nur mehr die Jägertruppe, Maschinengewehr-Abteilungen, Teile der technischen Spezialtruppen wie Flieger-, Luftschiffer-, Telegraphentruppe, Seebataillone (Marineinfanterie), daneben Landwehr- und Landsturm verwendeten. 1897 bekam er eine Kokarde zusätzlich in den Reichsfarben (für rechts) zur bestehenden in den Landesfarben (nunmehr links), die seitlich unter den Ansatzrosetten des Kinnriemens bzw. der Schuppenkette, bei den Mannschaften an Knopf 91, angebracht waren.

Im Kaisertum Österreich 1806 eingeführt, wurde der Tschako in veränderter Form (z. B. die Infanterie-Modelle M1871 und M1891) seit 1868 nur noch zur Parade, im Wachdienst (falls nicht die Feldkappe befohlen war), im Ordonnanz- und Inspektionsdienst sowie in einzelnen Garnisonen auch außer Dienst an Sonn- und Feiertagen getragen. Im Feld und zum täglichen Dienst war indes eine zunächst Lagermütze genannte, seit 1871 dann Feldkappe titulierte Kopfbedeckung Vorschrift.

In der Mehrzahl der Armeen verlief die Entwicklung ähnlich. Heute wird der Tschako noch zu Repräsentationszwecken von Gardeeinheiten (z. B. Russland, Argentinien) oder Militärakademien (z. B. West Point oder St. Cyr) getragen.

In Belgien wurde ein schwarzer Filztschako noch 1914 von der Linieninfanterie getragen. Auf seiner Vorderseite befand sich eine in Messing geprägte Regimentsnummer. Im Gefecht zog man einen schwarzen Wachstuchüberzug über den Tschako, auf den die Regimentsnummer in weiß gemalt wurde. Zusätzlich war an dem Überzug vorne ein roter Wollpompon angebracht.

Polizei

Als Teil der Polizei-Uniform war der Tschako in Deutschland bis zum Ende des Ersten Weltkrieges ungebräuchlich; Polizeien und Gendarmerien in den Bundesstaaten des Kaiserreichs trugen als Kopfbedeckung meist die Pickelhaube. Zur Polizei kam der Tschako in Deutschland über Jägereinheiten der Armee, die im revolutionären Berlin des Jahres 1919 Polizei-Aufgaben wahrnahmen. Ab Mitte/Ende der 1920er Jahre löste er bei den meisten deutschen Polizeiorganen die bisherigen Kopfbedeckungen ab, wie bspw. in der Republik Baden die Pickelhaube der Beamten zu Fuß (Berittene besaßen den Tschako schon früher) oder die steife Kappe im Freistaat Sachsen, wie sie ähnlich auch in Österreich bei Offizieren und Beamten vorkam. Der Tschako wurde zum Dienst und zur Parade getragen; zum sogenannten kleinen Dienst (Innendienst und Dienstgänge jenseits des Streifendienstes) war meist eine Schirmmützen (Dienstmütze) üblich. Bei den Polizeien der Gemeinden, die alle die Polizeiausrüstung aus eigenen Mitteln bestreiten mussten, wurden jedoch die alten Kopfbedeckungen und Uniformen teilweise noch bis Mitte der 1930er Jahre getragen.[3]

Während der NS-Herrschaft wurde der weißmetallene achtstrahlige Polizeistern, mit den Wappen der Länder, durch einen die ganze Frontseite einnehmenden eichenlaubumkränzten Hoheitsadler aus hohlgeprägtem Weißmetall ersetzt, der in seinen Fängen ein ebenfalls umkränztes Hakenkreuz hielt. Zugleich ersetzte den bisherigen Ledertschako ein Modell aus Vulkanfiber, mit einem Überzug der Kopfhülse aus Filz oder Grundtuch in der Farbe des seit 1936/37 grünen statt blauen Uniformgrundtuchs. Begonnen wurde 1936 bei der Ordnungspolizei in Preußen und im Saarland, ab 1937 dann im Restreich. Die Umstellung geschah sogar im selben Reichsland nicht ad hoc, sondern nahm oft einige Monate in Anspruch. Vollzugsbeamte der Gendarmerie trugen den neuen Tschako mit mittelbraunem statt schwarzem Deckel und Sturmriemen. Offiziere hatten statt des Sturmriemens eine zuhakbarer Metallschuppenkette, die bei der Schutzpolizei weiß-, bei der Gendarmerie gelbfarben und bei Generalen vergoldet war (bei letzteren auch das Hoheitsabzeichen in Gold).

Nach 1945 blieb der Tschako in der britischen Besatzungszone, in Berlin und in der SBZ/DDR Teil der Polizeiuniform, wobei man wieder zu einem Ledermodell mit achtstrahligem Polizeistern zurückkehrte. In der DDR erging 1962 ein Ministerbefehl zu seiner Abschaffung[4], dessen Umsetzung sich in Ost-Berlin bis 1964 hinzog.[5] Die West-Berliner Polizei schaffte den Tschako 1968 ab.[6] In Nordrhein-Westfalen wurde der Tschako bis Anfang der 1970er-Jahre getragen.

Galerie

Literatur

  • Dieter Deuster: Deutsche Polizei-Uniformen 1936–1945. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-613-03105-0.
  • Ingo Löhken: Die Polizei-Uniformen in Preußen 1866–1945. Monarchie, Weimarer Republik, Drittes Reich. Podzun-Pallas, Friedberg 1986, ISBN 3-7909-0267-5.
  • Ingo Löhken: Polizei-Uniformen der Süddeutschen Staaten 1872–1932. Baden, Bayern, Hessen, Württemberg, Reichslande. Podzun-Pallas, Friedberg/H. 1988, ISBN 3-7909-0328-0.
  • Laurent Mirouze: Infanteristen des Ersten Weltkriegs. Verlag Karl-Heinz Dissberger, Düsseldorf 1990, ISBN 3-924753-28-8.
  • Erich Radecke: Geschichte des Polizei-Tschakos. Von der Alten Armee zur Polizei. Verlags-Anstalt Deutsche Polizei, Hilden / Rheinland 1981, ISBN 3-8011-0110-X.
Commons: Tschako – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tschako – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Schackelhaube. Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 665. Auskunft bei Zeno.org, abgefragt am 6. Februar 2020.
  2. Der Trend zur Abschreckung, taz 4. November 1988
  3. Die Geschichte der Polizei in Sachsen in Wort und Bild: Die Kommunalpolizei vor 1935, www.sachsen-polizeigeschichte.de, abgerufen am 22. Juni 2024
  4. Die Geschichte der Polizei in Sachsen in Wort und Bild: Die Deutsche Volkspolizei nach Gründung der DDR, www.sachsen-polizeigeschichte.de, abgerufen am 6. Juni 2019
  5. Birgitt Eltzel: Ex-Polizist zeigt Sammlung über die DDR-Volkspolizei. Berliner Zeitung vom 10. Januar 2007.
  6. Tschako 1945–1968. In: Polizei – Historische Schutzleute Berlin e. V. 20. Januar 2017, abgerufen am 19. Dezember 2021 (deutsch).