Bandera de la Superación y la Discapacidad

Erste Variante der „Bandera de la Superación y la Discapacidad“ („Flagge der Überwindung und Behinderung“)

Die Bandera de la Superación y la Discapacidad (deutsch: Flagge der Überwindung und Behinderung) wurde von ihrem Schöpfer, Eros Recio aus Valencia,[1][2] dem ersten professionellen Tänzer mit Down-Syndrom,[3] 2017 unter dem Namen Bandera de la Discapacidad der Öffentlichkeit vorgestellt. Am 19. Dezember 2019 wurde der Name in Bandera de la Superación y la Discapacidad geändert.[4] Vexillologen (Fahnenkundler) bezeichnen die Flagge auf Englisch als Disability flag[5] bzw. Flag of disabilities.[6]

Bedeutung

Die Flagge soll ein Symbol für die Gesamtheit der Menschen mit Behinderungen sein. Sie soll auch den Kampf für die Rechte von Menschen mit Behinderungen, den Stolz auf den Behindertenstatus („Disability Pride“) und den paralympischen Sport symbolisieren.[1][7]

Die Farben der Flagge sind nach Angaben des Designers von den Paralympischen Spielen inspiriert, da viele diese als das wichtigste und relevanteste Ereignis für Menschen mit Behinderungen bewerten. In diesem Zusammenhang sollen nicht die wettbewerbsorientierten und meritokratischen Aspekte der Sieger ehrenden Veranstaltung betont werden. Es geht nicht darum, das von Rebekka Maskos kritisierte gängige Deutungsmuster des bewunderten „Helden mit Behinderung“ zu bestätigen,[8] der Eros Recio durchaus ist. Die Farben Gold, Silber und Bronze sollen zwar auch für die Überwindung diskriminierender Widrigkeiten stehen, mit denen Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft konfrontiert werden. Sie sollen aber vor allem dafür stehen, dass die Gemeinschaft der Menschen mit Behinderung im Kampf um ihre Rechte Siege erzielt hat und die neuen Errungenschaften verteidigen kann.[9][10] Diese Haltung ist Ausdruck des Stolzes, den die Disability Pride-Bewegung zum Ausdruck bringt und propagiert.

Die drei Farben sollen Eros Recio zufolge darüber hinaus auch die Hauptformen der Behinderung symbolisieren.[11]

Standardisierung der Farbtöne

Anders als etwa bei Nationalflaggen variiert bei verschiedenen Exemplaren der Flagge ihr genauer Farbton, obwohl Eros Recio seine Schöpfung durch den „Registro de la Propiedad Intelectual“ schützen ließ.[12] So gibt es Exemplare (z. B. die von Ivan Sache am 2. November 2018 überarbeitete Variante), in denen „Silber“ nicht in einer Art hellgrau, sondern in weiß wiedergegeben ist und in denen die Metallfarbe „Bronze“ deutlich dunkler ausfällt als in der Ursprungsvariante.[13]

Geschichte

Vom 1. bis zum 3. Dezember 2017 fand im Ministerium für Kultur in Lima (Peru) das „Erste Lateinamerikanische Treffen zur Behinderung, Kultur und sozialer Verantwortung“ statt.[14] Am dritten Tagungstag, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen, erklärten die anwesenden Fachminister aus Staaten Lateinamerikas die damals noch „Bandera de la Discapacidad“ genannte Flagge zum Symbol aller Menschen mit Behinderung.[1] Am selben Tag wurde ein Exemplar der Flagge dem europäischen Hauptquartier der Vereinten Nationen in Genf übergeben.[2] Mehrere Stadträte in Spanien haben diese Flagge offiziell ausgestellt.[15][16]

Am 17. Juli 2018 trat Recio bei einer offiziellen Veranstaltung in Miami mit Unterstützung der Bryan’s Art Foundation auf, einer Organisation von Künstlern mit Behinderungen in den USA.[17][2]

Am 3. Dezember 2018 wurde die Flagge von der Foment d’Esportistes amb Reptes (FER), einer olympischen und paralympischen Sportorganisation in Spanien, als Symbol für alle Menschen mit Behinderungen angenommen.[18][2]

Eine Petition, der zufolge die „Bandera de la Discapacidad“ am 3. Dezember jedes Jahres öffentlich gezeigt werden solle, fand 164 Unterstützer, die die Petition unterzeichneten.[19]

Es gibt auch eine Medienpräsenz (Recios und) der Flagge in anderen spanischsprachigen Ländern, z. B. in Mexiko.[20][21] Eine wesentliche Rezeption der Flagge und der Bestrebungen, sie zum weltweiten Symbol für die Menschen mit Behinderung zu machen, ist im deutschsprachigen Raum bisher nicht festzustellen.

Einfluss von „Disability Pride“

Die Bedeutung und das Konzept der Flagge haben sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt. Ihre Verbreitung in westlichen Ländern ist durch die Verbindung mit sozialen Bewegungen zu erklären, besonders mit der „Disability Pride“-Bewegung. Das Design der Flagge ist durch die Regenbogenfahne inspiriert.

Diese Bewegung hat ihre Wurzeln in den Aktivitäten anderer Minderheiten wie der Bürgerrechtsbewegung in den USA und der Gay-Pride-Bewegung. Die erste Disability Pride Parade in den Vereinigten Staaten fand 1990 in Boston (Massachusetts) statt. Seitdem finden Disability Pride Parades in vielen Orte in den USA statt.[22] Auch in anderen Ländern wie Norwegen, Vereinigtes Königreich, Südkorea und Deutschland gibt es inzwischen Disability Pride-Paraden.[23]

Die Chicagoer Disability Pride Parade beschreibt die Ziele dieser Parade in ihrem Leitbild:

  • Änderung der Art und Weise, wie Menschen über Behinderung denken und den Begriff „Behinderung“ definieren.
  • Beendigung des Empfindens von Scham von Menschen mit Behinderungen.
  • Förderung der Idee in der Gesellschaft, dass Behinderung ein und grundlegender Bestandteil der menschlichen Vielfalt ist, auf die Menschen mit Behinderungen stolz sein können.[24]

Diese Ideen inspirierten die Schaffung einer Flagge, die die Gemeinschaft der Menschen mit Behinderung weltweit symbolisieren und nicht nur bei Disability Pride-Veranstaltungen verwendet werden soll.

Beziehung zu Eros Recio

Eros Recio, der Schöpfer der Flagge, erklärte 2017, dass die Idee der Flagge entstanden sei, nachdem ihm bewusst geworden sei, dass es noch keine Flagge gab, die Menschen mit Behinderungen als Gruppe symbolisiere.[25]

Am 12. Dezember 2019 nahm Eros Recio an einem offiziellen Akt der „Escuela del Arte de la Seda“ (Große Seidenkunstschule) in Valencia teil, durch den eine „Bandera de la Superación y la Discapacidad“ aus Seide der Ausstellung hinzugefügt wurde. Aus diesem Anlass bekräftigte Recio in einer von ihm vorgetragenen Rede seine Aussage, dass diese Flagge alle Menschen mit Behinderungen repräsentiere. Wörtlich sagte er:[26][27]

«Es un gran orgullo que la institución del Colegio del Arte Mayor de la Seda, que en su día fue el motor industrial de toda la Valencia, haya solemnizado la bandera con la seda genuina de nuestra tradición más arraigada. Con esta bandera vamos a dar al mundo un mensaje de inclusión, solidaridad y libertad. Muchas gracias en nombre de todas las personas con discapacidad del planeta.»

„Es erfüllt mich mit großem Stolz, dass die Einrichtung der Großen Seidenkunstschule, die seinerzeit der Industriemotor von ganz Valencia war, die Flagge mit der echten Seide unserer tief verwurzelten Tradition gefeiert hat. Mit dieser Flagge geben wir der Welt eine Botschaft der Inklusion, Solidarität und Freiheit. Vielen Dank im Namen aller Menschen mit Behinderungen auf dem Planeten.“

Eros Recio: Große Seidenkunstschule[28]

Während des Festakts in der Großen Seidenkunstschule wurde mitgeteilt, dass die Flagge einen Namenszusatz erhalten habe, und zwar „Flagge der Überwindung“. Der Grund dafür liegt in der Absicht, den inspirierenden Charakter der Flagge hervorzuheben und die für ableistische Diskriminierung typische Ausgrenzung angeblich „Unfähiger“ zu vermeiden.[26][27]

Darüber hinaus wurden mehreren Teilnehmern, darunter José María Chiquillo, dem Präsidenten des Internationalen Netzwerks der Seidenstraßen der UNESCO,[29] und der Schriftstellerin Carmen Carrasco,[30][26] kleine „Flaggen der Überwindung und Behinderung“ als Anerkennung ihres Einsatzes für die Flagge überreicht.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c La bandera de las personas con discapacidad. In: ABC Blogs. 17. Dezember 2017, abgerufen am 18. März 2021 (spanisch).
  2. a b c d El Proyecto FER apadrina la bandera de la discapacidad. 3. Dezember 2018, abgerufen am 18. März 2021 (spanisch).
  3. Valencia: por primer vez un bailarìn profesional con sìndrome de Down actùa en Palau. 23. Dezember 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. April 2021; abgerufen am 26. März 2021 (spanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.porigualmas.org
  4. Julio Fontán: La bandera de la superación. Actualidad Fallera, 19. Dezember 2019, abgerufen am 16. April 2021.
  5. Disability flag. fahnenversand.de (Fahnenversand Nicolai Karcher), abgerufen am 26. März 2021.
  6. Disabilities Flag - Bandera de la Discapacidad. change.org, abgerufen am 27. März 2021.
  7. ABBE - La bandera de las personas con discapacidad. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. April 2021; abgerufen am 9. April 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.abbe.es
  8. Rebekka Maskos: Zwischen Idealisierung und Entwertung – Zur Identitätsbildung behinderter Menschen. S. 9. Ringvorlesung ZEDIS, Uni Hamburg, 8. Januar 2008, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 21. April 2021; abgerufen am 21. April 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zedis-ev-hochschule-hh.de
  9. Weiterleitungshinweis. Abgerufen am 9. April 2021.
  10. La bandera de la discapacidad ya 'ondea' en el fondo del mar. 3. August 2019, abgerufen am 9. April 2021 (spanisch).
  11. Rehatrans.com. Abgerufen am 20. März 2021 (europäisches Spanisch).
  12. La discapacidad ya tiene su propia bandera. Levante. El mercantil valenciano, 4. Dezember 2017, abgerufen am 16. April 2021.
  13. Disability flag. crwflags.com, abgerufen am 17. April 2021.
  14. I Encuentro Latinoamericano de Discapacidad, Cultura y Responsabilidad Social. Ministerio de Cultura Peru, 5. Dezember 2017, abgerufen am 2. April 2021 (spanisch).
  15. Ayuntamiento Huesca: El bailarín, creador de la bandera de la discapacidad, se fotografío con los concejales Ramón Lasaosa y Cristina de la Hera. 9. März 2020, abgerufen am 31. März 2021.
  16. Pilar Gómez de Magán: Izado de la Bandera de la discapacidad en la Plaza de la Constitución de #Torrevieja. twitter.com, 23. November 2019, abgerufen am 2. April 2021 (spanisch).
  17. About Us. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. April 2021; abgerufen am 29. März 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.bryansartfoundation.com
  18. Proyecto FER (Foment d’Esportistes amb Reptes) es un programa que apoya el esfuerzo de los deportistas valencianos. Abgerufen am 29. März 2021 (europäisches Spanisch).
  19. Disabilities Flag - Bandera de la Discapacidad. change.org, abgerufen am 29. März 2021 (deutsch).
  20. Instituto Nacional de Bellas Artes: El Primer bailarín profesional con Síndrome de Down y embajador de Buena Voluntad de la ONU, Eros Recio Peyró presenta la Bandera de la Discapacidad - Oro, plata y bronce. 17. September 2018, abgerufen am 2. April 2021 (spanisch).
  21. Cristina Gómez: La bandera de la discapacidad. 6. November 2020, abgerufen am 31. März 2021 (mexikanisches Spanisch).
  22. What is Disability Pride... And How to Display It. In: ameridisability.com. 12. Juli 2019, abgerufen am 11. April 2021 (englisch).
  23. Andrea Schöne: Stell dir vor, es ist Disability Pride und kaum einer bekommt es mit. In: Der Spiegel. 28. August 2020, abgerufen am 11. April 2021.
  24. Sara Goering: Rethinking disability: the social model of disability and chronic disease. In: Current Reviews in Musculoskeletal Medicine. Band 8, Nr. 2, 11. April 2015, ISSN 1935-973X, S. 134–138, doi:10.1007/s12178-015-9273-z, PMID 25862485, PMC 4596173 (freier Volltext).
  25. Mónica Ros: La discapacidad ya tiene su propia bandera. 4. Dezember 2017, abgerufen am 30. März 2021 (spanisch).
  26. a b c Bandera de la Superación y la Discapacidad en el Museo de la Seda. 16. Dezember 2019, abgerufen am 30. März 2021 (europäisches Spanisch).
  27. a b La bandera de la superación. Abgerufen am 30. März 2021 (europäisches Spanisch).
  28. Museo de la Seda Valencia
  29. UNESCO Silk Roads Programme | Programa de las Rutas de la Seda. Abgerufen am 30. März 2021.
  30. Acerca de mí. In: Carmen Carrasco. Abgerufen am 30. März 2021 (spanisch).