Volkmarsen

Wappen Deutschlandkarte
Volkmarsen
Deutschlandkarte, Position der Stadt Volkmarsen hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 25′ N, 9° 7′ OKoordinaten: 51° 25′ N, 9° 7′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Kassel
Landkreis: Waldeck-Frankenberg
Höhe: 259 m ü. NHN
Fläche: 67,47 km2
Einwohner: 6830 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 101 Einwohner je km2
Postleitzahl: 34471
Vorwahl: 05693
Kfz-Kennzeichen: KB, FKB, WA
Gemeindeschlüssel: 06 6 35 020
Stadtgliederung: 6 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Steinweg 29
34471 Volkmarsen
Website: www.volkmarsen.de
Bürgermeister: Hartmut Linnekugel (parteilos)
Lage der Stadt Volkmarsen im Landkreis Waldeck-Frankenberg
KarteHatzfeld (Eder)Battenberg (Eder)Allendorf (Eder)Burgwald (Gemeinde)Rosenthal (Hessen)Gemünden (Wohra)Haina (Kloster)Frankenberg (Eder)FrankenauBad WildungenLichtenfels (Hessen)KorbachWillingen (Upland)Diemelsee (Gemeinde)DiemelstadtVöhlVolkmarsenBad ArolsenTwistetalWaldeck (Stadt)EdertalNordrhein-WestfalenLandkreis KasselSchwalm-Eder-KreisLandkreis Marburg-Biedenkopf
Karte
Volkmarsen von der Kugelsburg aus fotografiert

Volkmarsen ist eine Kleinstadt im nordhessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg.

Geografie

Volkmarsen und Kugelsburg

Lage

Volkmarsen liegt in Nordhessen, rund 28 km (Luftlinie) westnordwestlich von Kassel am Nordrand des Waldecker Tafellands und an dessen Abflachung zum Diemeltal hin. Der Naturpark Habichtswald befindet sich östlich der Stadt.

Durchflossen bzw. tangiert wird Volkmarsen vom Diemel-Zufluss Twiste im Westen, in die südwestlich der Kernstadt die Watter und nördlich die Wande und die östlich verlaufende Erpe münden. Neun Bäche durchziehen die Gemarkung, ehe ihr Wasser über die Twiste in die Diemel geführt wird. Ein von der Twiste abgeleiteter Kanal als zusätzlicher Schutz vor den Stadtmauern ist noch heute im Westbereich der Altstadt als „Mühlengraben“ zu sehen.

Nachbargemeinden

Volkmarsen grenzt im Norden an die Stadt Warburg (Kreis Höxter in Nordrhein-Westfalen), im Osten an die Gemeinde Breuna und die Stadt Wolfhagen (beide Landkreis Kassel), im Süden und Westen an die Stadt Bad Arolsen, sowie im Nordwesten an die Stadt Diemelstadt (beide im Landkreis Waldeck-Frankenberg).

Stadtgliederung

Zu Volkmarsen gehören neben der namengebenden Stadt Volkmarsen die Ortsteile Ehringen, Herbsen, Hörle, Külte und Lütersheim mit dem Naturdenkmal Hollenkammer.

Geschichte

Die evangelische Kirche erhält neue Bronzeglocken, 2010
Stadt mit Burgruine um 1800
Rathaus

Volkmarsen wurde im Jahre 1155 erstmals urkundlich in einer Corveyer Zehntliste erwähnt. In einem Schutzbrief von Papst Gregor IX. wurde Volkmarsen 1233 erstmals als Stadt bezeichnet. 1304 verpfändete das Kloster Corvey eine Hälfte der Stadt und der Kugelsburg an den Erzbischof von Köln; die zweite Hälfte erwarb sein Nachfolger im Jahr 1440. Seit 1507 gehörten die Stadt und die Burg zum Herzogtum Westfalen, nachdem das Kloster Corvey auf seine Rechte auf Rückerwerb verzichtet hatte. 1802 okkupierte Hessen-Darmstadt das Herzogtum Westfalen. Dabei kam es fast zum bewaffneten Konflikt, als sich Truppen von Hessen-Darmstadt und von Hessen-Kassel um den Besitz der Stadt stritten. Gleichzeitig erhob Erbprinz Wilhelm von Nassau-Oranien als neu eingesetzter Fürst von Nassau-Oranien-Fulda Ansprüche auf die Stadt. Zunächst konnte sich Hessen-Darmstadt durchsetzen, bis 1806 besagter Erbprinz die Stadt erhielt, die aber schon ein Jahr später zum napoleonischen Königreich Westphalen kam und zum Sitz des sogenannten Cantons Volckmarsen wurde. Nach dem Wiener Kongress 1814 erhielt Preußen die Stadt, trat sie aber 1817 an Kurhessen ab. 1866 wurde der Ort dann wieder preußisch, als Kurhessen von Preußen annektiert wurde. Seit 1945 gehört die Stadt zum Land Hessen.

Gebietsreform

Im Rahmen der Gebietsreform in Hessen kam Volkmarsen am 1. August 1972 aus dem damaligen Landkreis Wolfhagen zum Landkreis Waldeck, der 1974 zum Landkreis Waldeck-Frankenberg erweitert wurde.[2] Am 1. Februar 1971 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Ehringen, die ebenfalls dem Landkreis Wolfhagen angehörte, eingegliedert.[3] Am 1. August 1972 kamen Herbsen, Hörle, Külte und Lütersheim (alle im Landkreis Waldeck) kraft Landesgesetz hinzu.[2][4]

Zwischenfall beim Rosenmontagszug 2020

Beim Rosenmontagszug kam es am 24. Februar 2020 zu einem Zwischenfall, bei dem ein Autofahrer aus bislang ungeklärter Ursache in eine Gruppe feiernder Karnevalisten fuhr. 52 Personen wurden verletzt, der Autofahrer sowie eine weitere Person, die Filmaufnahmen des Geschehens angefertigt hat, festgenommen. Die hessische Generalstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.[5]

Religion

Durch die Zugehörigkeit der Stadt zum Herzogtum Westfalen während und nach der Reformation blieb die katholische Konfession in der Kernstadt Volkmarsen vorherrschend. Die katholische Kirchengemeinde Volkmarsen ist seit 1821 dem Bistum Fulda zugeordnet.

Die evangelische Kirchgemeinde konnte Mitte des 19. Jahrhunderts ihre eigene Kirche errichten. Im August 2010 erhielt diese neue Bronzeglocken, deren Tonfolge b-des-es auf das Geläut der katholischen St.-Marien-Kirche abgestimmt ist. Die evangelische Kirchgemeinde gehört seit 2008 dem Kirchenkreis Twiste-Eisenberg an.

Eine von Hobbyarchäologen entdeckte Schachtmikwe in einem Fachwerkgebäude im Steinweg belegt bereits für das ausgehende Mittelalter eine jüdische Gemeinde in Volkmarsen. Das Ritualbad konnte dendrochronologisch in das frühe 16. Jahrhundert datiert werden. Architektonische Elemente ordnen die Mikwe jedoch einem mittelalterlichen Bautyp zu.[6] Die Volkmarsener Mikwe weist Parallelen zur Friedberger Mikwe auf.

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 6. März 2016 lieferte folgendes Ergebnis,[7] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[8][9]

Sitzverteilung in der Stadtverordnetenversammlung 2016
      
Insgesamt 31 Sitze
Parteien und Wählergemeinschaften %
2016
Sitze
2016
%
2011
Sitze
2011
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 38,0 12 41,9 13 40,1 13 39,0 12
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 26,7 8 31,7 10 28,4 9 34,4 11
FWG Freie Wählergemeinschaft Volkmarsen 15,1 5 14,2 4 17,2 5 15,0 5
Unabhängige Unabhängige Liste Volkmarsen[10] 6,4 2 7,3 2
FDP Freie Demokratische Partei 4,1 1 4,9 2 7,1 2 6,2 2
AfD Alternative für Deutschland 9,8 3
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 7,2 2 5,3 1
Gesamt 100,0 31 100,0 31 100,0 31 100,0 31
Wahlbeteiligung in % 54,7 54,7 57,6 64,3

Bürgermeister

Nach der hessischen Kommunalverfassung ist der Bürgermeister Vorsitzender des Magistrats, dem in der Stadt Volkmarsen neben dem Bürgermeister acht ehrenamtliche Stadträte angehören. Bürgermeister ist seit 22. August 1998 der parteilose Hartmut Linnekugel.[11][12]

Städtepartnerschaften

Volkmarsen unterhält partnerschaftliche Beziehungen zu

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Katholische Pfarrkirche St. Marien, 2014
Scheidwarte südlich von Volkmarsen im NSG Scheid

Heimatmuseum

Im Haus Dr. Bock, Kasseler Str. 6, befinden sich das Volkmarser Heimatmuseum und die Ausstellung, die Geschichtswerkstatt und das Dokumentations- und Informationszentrum des Vereins „Rückblende – Gegen das Vergessen e.V.“ über jüdisches Leben in Volkmarsen und Umgebung.[13]

Geopark

Auf dem Volkmarser Stadtgebiet gibt es drei Stationen des Geoparks Grenzwelten: Kugelsburg, Sauerbrunnen und Bergbaustollen des Ralekesberges.[14]

Bauwerke

Kulturdenkmäler

  • Alter Gerichtsplatz, westlich des Stadtteils Ehringen
  • Jüdisches Ritualbad (Mikwe) aus dem 16.–18. Jahrhundert, 2013 in einem Privathaus im Steinweg[15]

Naturdenkmäler

  • Hollenkammer, kleine Sandstein-Felshöhle nahe dem Stadtteil Lütersheim
  • Huckershöhlen, zwischen Volkmarsen und Lütersheim
  • Volkmarser Sauerbrunnen, Mineralwasserquelle mit staatlicher Anerkennung als Heilquelle

Lokale Sagen

Eine Reihe volkstümlicher Sagen und Legenden sind aus der Gegend von Volkmarsen überliefert: siehe Volkmarser Sagen.

Verkehr

Bahnhof Volkmarsen
Kurhessenbahn im Bahnhof Volkmarsen

Der Bahnhof Volkmarsen liegt an der Strecke aus Marburg, die ab hier Richtung Kassel fortgeführt wird. Stündlich verkehrt ein Regional-Express zum Bahnhof Kassel-Wilhelmshöhe und nach Korbach Süd. Der Regionalbusverkehr bietet Verbindungen nach Korbach, Warburg und Breuna. Zudem fährt ein Anruf-Sammel-Taxi (AST) von allen Volkmarser Bushaltestellen in fast alle Orte im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Volkmarsen liegt im Verbundgebiet des NVV. Bei dem Ort befindet sich eine Anschlussstelle der A 44 (Abschnitt DortmundKassel).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Literatur

  • Paul Lebrecht Kailuweit: Chronik der Stadt Volkmarsen. Geschichts- und Heimatverein Volkmarsen e. V., Volkmarsen, Band 1, 1993; Bd. 2, 1996
  • Michael Gosmann: Eine unbekannte Stadtansicht Volkmarsens mit der Kugelsburg von 1803. In: SüdWestfalen Archiv. Landesgeschichte im ehemals kurkölnischen Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Arnsberg, Arnsberg 2001, S. 167–171
  • Manfred Schöne: Das Herzogtum Westfalen unter hessen-darmstädtischer Herrschaft 1802–1816. Olpe 1966
  • Wolf Vervoort: 750 Jahre Stadt Volkmarsen – Chronik einer Kleinstadt. Herausgeber: Festausschuß zur 750-Jahrfeier der Stadt Volkmarsen, Druckerei Hans Sauerland, Volkmarsen 1983
  • Wolf Vervoort: Führer durch die Altstadt Volkmarsen und ihre Gemarkung. Heimat- und Geschichtsverein Volkmarsen, Volkmarsen 2004
  • Ernst Klein: Verschwundene Nachbarn – Verdrängte Geschichte. 2. Auflage. Rückblende Gegen das Vergessen e.V., 2012/2013 (304 Seiten)
  • Ernst Klein: Altes mit jungen Augen sehen – Volkmarsen – meine Stadt in Geschichte und Gegenwart. Ernst Klein, 2013 (110 Seiten, 200 Fotos)
  • Ernst Klein: „aber es ist besser als Butterbrot in D.“ – Geschichte ist gelebtes Leben. Ernst Klein, 2016 (250 Seiten).
  • Literatur über Volkmarsen In: Hessische Bibliographie[17]
Commons: Volkmarsen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Volkmarsen – Reiseführer
Wikisource: Volkmarsen – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Landkreise, kreisfreie Städte und Gemeinden, Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. a b Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Hofgeismar, Kassel und Wolfhagen (GVBl. II 330-17) vom 11. Juli 1972. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1972 Nr. 17, S. 225, §§ 6 und 14 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  3. Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Abs. 3 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 409, 411.
  5. Anna Fischhaber: Was wir wissen - was wir nicht wissen. In: Süddeutsche Zeitung. 25. Februar 2020, abgerufen am 25. Februar 2020.
  6. Artikel in der Jüdischen Allgemeine vom 4. Juli 2014
  7. Ergebnis der Gemeindewahl am 6. März 2016. Hessisches Statistisches Landesamt, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen im April 2016.@1@2Vorlage:Toter Link/www.statistik-hessen.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  8. Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 27. März 2011
  9. Hessisches Statistisches Landesamt: Ergebnis der Gemeindewahl am 26. März 2006
  10. Unabhängige Liste Volkmarsen
  11. Hessisches Statistisches Landesamt: Direktwahlen in Volkmarsen (Memento des Originals vom 24. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik-hessen.de
  12. Waldeckische Landeszeitung vom 20. April 2016: Vierte Amtseinführung für Bürgermeister Linnekugel abgerufen am 2. August 2016
  13. Webseite des Arbeitskreises Rückblende – Gegen das Vergessen e.V.
  14. Webseite des „Nationalen GeoParks GrenzWelten! – Geostationen“
  15. Einzigartiges jüdisches Ritualbad in Volkmarsen entdeckt. In: Hessische/Niedersächsische Allgemeine. Abgerufen am 13. Dezember 2013.
  16. „Verein für Computergenealogie e.V.“ zu Sanitätsrat Dr. med. Franz Josef SCHERF
  17.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!