„Baschkiren“ – Versionsunterschied

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==== Iranischstämmige Hypothese ====
==== Iranischstämmige Hypothese ====
Neben der finnisch-ugrische und alttürkischen These der baschkirischen Ethnogenese existiert darüber hinaus auch eine These, die den Baschkiren einen [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen]] Ursprung zuschreibt. Das heißt, dass [[Iranische Völker|iranischsprachige Völkerschaften]] des Urals und des [[Kaspisches Meer|Kaspischen Meeres]] als Basis der heutigen Baschkiren herangezogen werden. Diese Völkerschaften werden heute unter den Namen [[Saken]], [[Sarmaten]] und/oder [[Massageten]] summiert, die in der Fachliteratur auch unter dem ethnisch-[[Konföderation|konföderativen]] Sammelbegriff „[[Skythen]]“ bekannt sind.<ref>Муратов Б. А. Скифо-сарматский этнический компонент в истории и этногенезе башкир//Тезисы XXXVIII Урало-Поволжской археологической студенческой конференции (31 января — 3 февраля 2006). — Астрахань: «Астраханский университет», 2006.</ref>
Neben der finnisch-ugrische und alttürkischen These der baschkirischen Ethnogenese existiert darüber hinaus auch eine These, die den Baschkiren einen [[Indogermanische Sprachen|indogermanischen]] Ursprung zuschreibt. Das heißt, dass [[Iranische Völker|iranischsprachige Völkerschaften]] des Urals und des [[Kaspisches Meer|Kaspischen Meeres]] als Basis der heutigen Baschkiren herangezogen werden. Diese Völkerschaften werden heute unter den Namen [[Saken]], [[Sarmaten]] und/oder [[Massageten]] summiert, die in der Fachliteratur auch unter dem ethnisch-[[Konföderation|konföderativen]] Sammelbegriff „[[Skythen]]“ bekannt sind.<ref>Муратов Б. А. Скифо-сарматский этнический компонент в истории и этногенезе башкир//Тезисы XXXVIII Урало-Поволжской археологической студенческой конференции (31 января — 3 февраля 2006). — Астрахань: «Астраханский университет», 2006.</ref>

Nach dieser Theorie bildeten indo-iranische Stämme der Eisenzeit, die ein archäologisch erforschtes Siedlungszentrum im 3. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr. im Südural hatten, das Hauptelement im Prozess der Ethnogenese der Baschkiren. Im Zentrum stehen die sako-sarmatischen und dako-massagetischen Stämme des Südurals und der Kaspischen Region, die in der modernen Geschichtswissenschaft gemeinhin als iranischsprachige Stämme bezeichnet werden. Grundlage für diese Hypothese bildeten früher Forschungen zur Mythologie, Archäologie und Anthropologie.<ref>{{Literatur |Autor=Danilko, Elena Sergejewna; Abramitschewa, Kristina Igorewna; Kusejew, Rail Gumerowitsch |Titel=Башкиры |Hrsg=Данилко Елена Сергеевна, Кузеев Раиль Гумерович |Sammelwerk=Serie Narody i Kultury |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Nauka |Ort=Moskau |Datum=2015 |ISBN=978-5-02-039182-6 |Seiten=662}}</ref> In jüngerer Zeit auch zur Phonetik und Hydronymik der alten Bevölkerung des Südurals. Das iranische [[Substrat (Linguistik)|Sprachsubstrat]] bilde eine der wichtigsten Komponenten bei der Bildung der baschkirischen Sprache.<ref>Гайсина Г. Р. 2007: Исторические корни башкирско-персидских языковых взаимоотношений // Гуманитарные науки в Башкортостане: история и современность: Материалы Международной научно-практической конференции, посвященной 75-летию Института истории, языка и литературы Уфимского научного центра РАН / И. Г. Илишев и др. (ред.). Уфа, 65.</ref><ref>Аминев З. Г., Ямаева Л. А. 2011: Древнеиранский компонент в традиционной культуре башкир // Панорама Евразии. 1 (7), 41–47</ref>
Nach dieser Theorie bildeten indo-iranische Stämme der Eisenzeit, die ein archäologisch erforschtes Siedlungszentrum im 3. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr. im Südural hatten, das Hauptelement im Prozess der Ethnogenese der Baschkiren. Im Zentrum stehen die sako-sarmatischen und dako-massagetischen Stämme des Südurals und der Kaspischen Region, die in der modernen Geschichtswissenschaft gemeinhin als iranischsprachige Stämme bezeichnet werden. Grundlage für diese Hypothese bildeten früher Forschungen zur Mythologie, Archäologie und Anthropologie.<ref>{{Literatur |Autor=Danilko, Elena Sergejewna; Abramitschewa, Kristina Igorewna; Kusejew, Rail Gumerowitsch |Titel=Башкиры |Hrsg=Данилко Елена Сергеевна, Кузеев Раиль Гумерович |Sammelwerk=Serie Narody i Kultury |Band= |Nummer= |Auflage= |Verlag=Nauka |Ort=Moskau |Datum=2015 |ISBN=978-5-02-039182-6 |Seiten=662}}</ref> In jüngerer Zeit auch zur Phonetik und Hydronymik der alten Bevölkerung des Südurals. Das iranische [[Substrat (Linguistik)|Sprachsubstrat]], welches sich beispielhaft am baschkirischen Toponym "Avdon" zeigt, bilde eine der wichtigsten Komponenten bei der Bildung der baschkirischen Sprache.<ref>Гайсина Г. Р. 2007: Исторические корни башкирско-персидских языковых взаимоотношений // Гуманитарные науки в Башкортостане: история и современность: Материалы Международной научно-практической конференции, посвященной 75-летию Института истории, языка и литературы Уфимского научного центра РАН / И. Г. Илишев и др. (ред.). Уфа, 65.</ref><ref>Аминев З. Г., Ямаева Л. А. 2011: Древнеиранский компонент в традиционной культуре башкир // Панорама Евразии. 1 (7), 41–47</ref> Danach setz sich "Avdon" aus den [[Indoiranische Sprachen|indoiranischen]] Wörtern für Wasser ("ab") und Strom ("danu") zusammen, die gleichzeitig mit der relig. Figur "Api" des skythischen Pantheons, verknüpft sind.<ref>[https://doi.org/10.18454/RULB.2020.21.1.12 Bukharova et al. 2020]</ref>


=== Weitere Geschichte ===
=== Weitere Geschichte ===

Version vom 18. Januar 2021, 00:00 Uhr

Baschkiren in traditioneller Tracht, Ufa, 2016
Regionen großer baschkirischer Bevölkerungsanteile in der russischen Republik Baschkortostan und benachbarten Gebieten der Föderationskreise Wolga und Ural

Die Baschkiren (baschkirisch Башҡорт/Baschqort, Plural: Башҡорттар/Baschqorttar) sind eine turksprachige Ethnie im russischen Uralgebirge. Sie sind die Titularnation der Autonomen Republik Baschkortostan.

Die Baschkiren sind sprachlich eng mit den Wolga-Ural Tataren verwandt und wurden gemeinsam mit diesen im 16. Jahrhundert von Russland unterworfen. Seit ihrer Eroberung durch Iwan IV. sind sie russische Untertanen und bilden im heutigen Russland das zweitgrößte muslimische Volk.

Zusammen mit den benachbarten Tataren waren die Baschkiren für ihre Bienenzucht bekannt. Ferner züchten sie auch gelockte Ponys, die Baschkire genannt werden. Sie nutzen sie als Reit- und Zugtiere, zur Fleischproduktion, eine Modeepoche lang zur Produktion von Fohlenfellen sowie zur Milchgewinnung. Doch im Gegensatz zu den Tataren bildeten sie, da sie überwiegend als Hirten lebten, keine modernisierende Elite heraus.[1]

Gemeinsam mit Tataren und Kasachen erklärten sie im Dezember 1917 ihre Autonomie und nahmen gemeinschaftlich mit diesen Kontakt zu den Orenburger-Kosaken auf.[2] Im Gegensatz zu den anderen turksprachigen Bevölkerungsgruppen der Region werden die Baschkiren, wie auch die benachbarten Tschuwaschen, nicht den Wolga-Ural-Tataren zugerechnet.

Etwa 68 Prozent der Baschkiren lebt heute als Mehrheitsbevölkerung in der russischen autonomen Republik Baschkortostan, der Rest in den angrenzenden Oblasten Tscheljabinsk und Orenburg sowie in Tatarstan und in Sibirien, dort vor allem im Autonomen Kreis der Chanten und Mansen.

Bevölkerungszahl

Junge Baschkiren in idealisierter Nationaltracht mit Mützen aus Rotfuchsfell.

Insgesamt gibt es weltweit ca. 1,8 Millionen Baschkiren. Davon leben

Die Zahl der Baschkiren ist wie die der meisten anderen Ethnien in Russland abnehmend. Bei der vorangegangenen allrussischen Volkszählung im Jahr 2002 wurden noch 1.673.389 Baschkiren gezählt.[6]

Religion

Alte baschkirische Dorfmoschee im regional traditionellen Stil in Islambajewo im Südural-Gebirge

Die meisten Baschkiren bekennen sich zum sunnitischen Islam, dem vor der Zeit der Sowjetunion alle Baschkiren angehörten. Der tatsächliche Anteil der sich mit islamischer Tradition identifizierenden oder gläubigen Baschkiren ist heute schwer zu bestimmen. Er war als Folge der atheistischen Politik sowjetischer Zeit rückläufig. Eine Umfrage unter der baschkirischen Stadtbevölkerung ergab, dass sich nur 48 % im Jahr 1991 als Muslime identifizierten.[7] Der Anteil auf dem Land war größer und stieg allgemein in nachsowjetischer Zeit wieder an. Die baschkirisch-muslimischen Gemeinden sind – allerdings nur teilweise – im Dachverband Zentrale Geistliche Verwaltung der Muslime Russlands mit Sitz in Ufa organisiert.

Zum sunnitischen Islam konvertierten die meisten Baschkiren erst im 14.–15. Jahrhundert unter der tatarisch-mongolischen Herrschaft der Goldenen Horde. Noch der muslimische Gesandte Ibn Fadlān, der 921/22 auch die Baschkiren besuchte, beschreibt sie allgemein als paganer Religion, erwähnt aber auch einen einzelnen Baschkiren, der sich unter dem Einfluss der teilweise muslimischen benachbarten Wolgabulgaren zum Islam bekannte. Der muslimische Reisende Abu Hamid al-Gharnati, der im 12. Jahrhundert das christliche Königreich Ungarn besuchte, beschreibt dabei die Anwesenheit einer muslimischen Minderheit im Land, unter denen einige Religionsschüler auch aus Baschkirien gekommen sein sollen. Nach historischen und archäologischen Erkenntnissen konvertierte die Mehrheit der Baschkiren aber erst ab der Herrschaftszeit von Usbek Khan (reg. 1312–1342), der die Islamisierung der Goldenen Horde vorantrieb, und in den folgenden Jahrzehnten zum Islam.

Geschichte

Ethnogenese der Baschkiren

Baschkiren in Russland

Die ethnische Herkunft der heutigen Baschkiren gilt als umstritten. In der Forschung dominieren drei Hypothesen.[8]

Finno-ugrische Hypothese

Die finno-ugrische Hypothese war besonders im 18./19. Jahrhundert weithin anerkannt[9], heute hält sie die Mehrheit der Wissenschaftler für überholt. Nach ihr seien die Baschkiren Nachfahren der Finno-Ugrier, besonders der zum ugrischen Zweig gehörenden Wolga-Magyaren, die unter mongolisch-tatarischer Herrschaft seit dem 13. Jahrhundert eine Variante des Tatarischen angenommen hätten.

Diese Hypothese basiert ursprünglich auf den Quellenangaben der mittelalterlichen (nahe an Baschkirien vorbei) Reisenden Johannes de Plano Carpini und Wilhelm von Rubruk über jenseits der Wolga lebende Ungarn und über Übereinstimmungen der baschkirischen Sprache mit dem Magyarischen/ Ungarischen. Weitere Quellenbasis war der Reisebericht einer Gruppe ungarischer Dominikaner-Missionare um Bruder Julianus den Ungarn, die das legendäre Herkunftsgebiet der Magyaren suchten und kurz vor der mongolischen Eroberung (1236) berichteten, das Land Magna Hungaria 1234/35 gefunden zu haben, mit deren Bewohnern („Heiden“) sie sprechen konnten und das sie beschrieben. Neuauswertungen des Berichts im 20. Jahrhundert bewiesen aber am Jahr der Eroberung, an der Lokalisierung und am übersetzten Namen der Hauptstadt, dass die Dominikaner um Julianus nicht in Baschkirien, im Süden des ungarischen Ursprungsgebietes waren, sondern im nordwestlicheren Reich der Wolgabulgaren, in dessen Ostteil und östlichem Grenzgebiet damals noch ugrischsprachige „Wolga-Magyaren“ lebten.

Entwickler der finno-ugrischen Hypothese war Philipp Johann von Strahlenberg, spätere Vertreter beispielsweise Wassili Nikititsch Tatischtschew, Daniil Chwolson und zuletzt Gyula Németh. Von Anhängern dieser Theorie werden die Baschkiren vielfach als türkisierte Nachfahren einstiger finno-ugrischer Stämme betrachtet, die zwischen Wolga, Ural und Kama als Bienenzüchter und Hirten gesiedelt und dann im 10./11. Jahrhundert den sunnitischen Islam angenommen hätten (Ibn Fadlān beschreibt die Baschkiren 922 noch als Heiden). Teilweise findet sich die obsolete These des 19. Jahrhunderts in halbwissenschaftlicher Literatur noch heute.[10] Allerdings gehen viele Hypothese-Modelle bis heute von einer teilweisen, aber nicht mehr von einer dominanten oder alleinigen Beteiligung finno-ugrischer Stämme an der baschkirischen Ethnogenese aus.[11]

Turkstämmige Hypothese

Der Turk-Hypothese zufolge wanderten zunächst Stämme im 1. Jahrtausend wahrscheinlich aus östlicheren Gebieten in den Südural und vermischten sich mit der dortigen Vorbevölkerung. Durch den westwärts gerichteten Zustrom weiterer mittelalterlicher Gruppen petschenegischer, kiptschakischer und anderer türkischsprachiger Nomaden, bildete sich bis zum 15.–16. Jahrhundert das baschkirische Volk in seiner heutigen Zusammensetzung aller Stämme, Clans und Teilgruppen. Nach diesem Modell bildeten Turkstämme das zentrale Element bei der Ethnogenese der Baschkiren. Die Mehrheit der Forscher tendiert zu dieser Hypothese.

Diese Hypothese entstand, als seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer mehr mittelalterlich-islamische Quellen aus dem 9.–13. Jahrhundert erforscht wurden, die ausnahmslos berichteten, dass die Baschkiren schon damals turksprachig bzw. turkstämmig waren. Unter ihnen waren auch sehr ernst zu nehmende Autoren, wie der Geograph Al-Masʿūdī, der Gesandte Achmet ibn Fadlan, der selbst bei den Baschkiren war, oder der Sprachgelehrte der Turksprachen Mahmud al-Kāschgharī, der auch die baschkirische Sprache dokumentierte, die alle die Baschkiren zu den „Türk“ zählten. Im 19. Jahrhundert sahen sich ein Teil der Baschkiren selbst als Nachfahren nogaischer Nomaden, die am südlichen Ural gesiedelt hatten.

Die türkische Hypothese über die Herkunft der Baschkiren wurde in den Studien von Pjotr Rytschkow, T. Muller, Johann Gottlieb Georgi und Wassili Florinski begründet. In der Folge wurde die Hypothese später von Sergei Rudenko und in der Sowjetunion von Nail Bikbulatow, Nijas Maschitow und Rail Kusejew unter Verwendung anthropologischer, archäologischer, linguistischer und ethnographischer Daten weiterentwickelt.[12][13]

Iranischstämmige Hypothese

Neben der finnisch-ugrische und alttürkischen These der baschkirischen Ethnogenese existiert darüber hinaus auch eine These, die den Baschkiren einen indogermanischen Ursprung zuschreibt. Das heißt, dass iranischsprachige Völkerschaften des Urals und des Kaspischen Meeres als Basis der heutigen Baschkiren herangezogen werden. Diese Völkerschaften werden heute unter den Namen Saken, Sarmaten und/oder Massageten summiert, die in der Fachliteratur auch unter dem ethnisch-konföderativen Sammelbegriff „Skythen“ bekannt sind.[14]

Nach dieser Theorie bildeten indo-iranische Stämme der Eisenzeit, die ein archäologisch erforschtes Siedlungszentrum im 3. Jh. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr. im Südural hatten, das Hauptelement im Prozess der Ethnogenese der Baschkiren. Im Zentrum stehen die sako-sarmatischen und dako-massagetischen Stämme des Südurals und der Kaspischen Region, die in der modernen Geschichtswissenschaft gemeinhin als iranischsprachige Stämme bezeichnet werden. Grundlage für diese Hypothese bildeten früher Forschungen zur Mythologie, Archäologie und Anthropologie.[15] In jüngerer Zeit auch zur Phonetik und Hydronymik der alten Bevölkerung des Südurals. Das iranische Sprachsubstrat, welches sich beispielhaft am baschkirischen Toponym "Avdon" zeigt, bilde eine der wichtigsten Komponenten bei der Bildung der baschkirischen Sprache.[16][17] Danach setz sich "Avdon" aus den indoiranischen Wörtern für Wasser ("ab") und Strom ("danu") zusammen, die gleichzeitig mit der relig. Figur "Api" des skythischen Pantheons, verknüpft sind.[18]

Weitere Geschichte

Mythologie und Glaubensvorstellungen

Ornamentik der baschkirischen Stickerei als mythologische Symbolsprache

Gegenstand systematischer Untersuchungen von Ethnographen wurde die baschkirische Mythologie erst seit dem 18. Jahrhundert. Besonders wertvoll sind die Arbeiten des „Vaters der baschkirischen Ethnographie“ S. I. Rudenko.

Die Glaubensvorstellungen des baschkirischen Volkes sind ein kompliziertes System, in dem Geister einen besonderen Rang einnehmen. Diese sind im Bewusstsein der heute lebenden Menschen noch in abgeschwächter Form erhalten.[19] Geflügelte Pferde, Wasser und Wassergeister sind in der baschkirischen Mythologie häufig miteinander verbunden. Die Wassergeister, deren Kleidung und Charakterzüge in schwarzen oder weißen Farben dargestellt wird, werden in Zusammenhang mit der jenseitigen Welt gebracht. Schwarz und Weiß sind Farben, die in bestimmten religiösen Vorstellungen oft als Farben von Wesen der jenseitigen Welt charakterisiert werden.[20] Nach baschkirischem Volksglauben hat jeder Berg seinen Wirtsgeist. Er tritt als grauhaariger Greis oder in Gestalt von Tieren auf und liebt die Ruhe.

Das bekannteste baschkirische Epos (Kubair) Ural Batyr handelt größtenteils von dem gleichnamigen Helden. Das Epos besteht aus 4.576 lyrischen und 19 Prosazeilen. Die Handlung des Epos basiert auf der Beschreibung des Kampfes von Ural Batyr um das Glück der Menschen und der Suche nach der Quelle des ewigen Lebens. Die Figuren der Legende sind Helden, einfache Erdenbewohner, himmlische Gottheiten (himmlischer König der Vögel – Samrau), böse Naturgewalten und Fabelwesen. Es schildert das Schicksal der Helden dreier Generationen. Beginnend mit dem alten Ehepaar Janbirde und Janbik, gefolgt von ihren Kinder – Ural und Schulgan und im letzten Teil von den Enkeln – Jaik, Idel, Nugusch, Sakmar (alles Flussnamen in Baschkortostan). Das Epos besteht dementsprechend aus drei Teilen.

Musik

Die Baschkiren pflegen eine Art Obertongesang, der uzlyau genannt wird und ähnlich im östlichen Zentralasien bei den Mongolen und Tuwinern vorkommt. Wie die Tataren spielen sie in der Volkstanzmusik die bis etwa 80 Zentimeter lange Hirtenflöte kurai mit vier Fingerlöchern und einem Daumenloch. Bekannt ist die Solo-Version des baschkirischen Volkslieds „Gesang der Kraniche“ auf der kurai. Die kurai wird bevorzugt aus einem Stängel der zu den Doldengewächsen gehörenden Art Kamtschatka pleurospermum (Pleurospermum uralense) gefertigt. Die Pflanze blüht im Juli. Im Herbst wird der Stängel zurechtgeschnitten und getrocknet.

Weitere Musikinstrumente, die in der Volksmusik gespielt werden, sind das diatonische Knopfakkordeon bayan, das dem russischen garmon ähnelt, und die Bügelmaultrommel kubyz. Sie spielen in kleinen Ensembles mit Mandoline und Violine zusammen. Charakteristisch für die kleinen Ethnien im Ural ist ein pentatonisches Tonsystem.

Galerie

Siehe auch

Literatur

  • Rudenko, Sergej: Башкиры: историко-этнографические очерки : С изменениями и дополнениями. Verlag Kitap, Ufa 2018, ISBN 978-5-295-07047-1.
  • Noack, Christian.: Muslimischer Nationalismus im russischen Reich : Nationsbildung und Nationalbewegung bei Tataren und Baschkiren : 1861–1917. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-515-07690-5.
  • Danilko, Elena Sergejewna; Abramitschewa, Kristina Igorewna; Kusejew, Rail Gumerowitsch: Башкиры. Verlag Nauka, Serie Narody i Kultury, Moskau 2015, ISBN 978-5-02-039182-6.
Commons: Baschkiren – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Erhard Stölting: Eine Weltmacht zerbricht. Nationalitäten und Religionen in der UdSSR. Eichborn Verlag, 1990, ISBN 3-8218-1132-3, S. 156.
  2. Erhard Stölting: Eine Weltmacht zerbricht. Nationalitäten und Religionen in der UdSSR. Eichborn Verlag, 1990, ISBN 3-8218-1132-3, S. 157.
  3. Информационные материалы об окончательных итогах Всероссийской переписи населения 2010 года. In: https://rosstat.gov.ru/free_doc/new_site/perepis2010/perepis_itogi1612.htm. ROSSTAT, abgerufen am 14. August 2020 (russisch).
  4. Nurbulat Masanov, Erlan Karin, Andrei Chebotarev, Natsuko Oka: Ethnodemographic situation in Kazakhstan. (PDF) Institute of Developing Economies – Japan External Trade Organization (IDE-JETRO), März 2002, abgerufen am 15. August 2020 (englisch). Abrufbar unter The Nationalities Question in Post-Soviet Kazakhstan – Middle East Studies Series – No.51. (englisch).
  5. Viktor Yelensky (Autor), Friedemann Kluge (Übersetzer): Islam in der Ukraine. In: OST-WEST. Europäische Perspektiven (OWEP). 2007, abgerufen am 15. August 2020 (aus OWEP 4/2007, S. 206–210).
  6. Всероссийская перепись населения 2002 года. perepis2002.ru, abgerufen am 20. Juni 2011.
  7. Siehe S.B. Filatow, R.N. Lunkin: Russische Religionsstatistik: Magie der Daten und nicht korrelierende Realität. (russisch) in: Religionssoziologie 2005, S. 37 unten.
  8. Vergleiche S.D. Kurmanajewa; R.M. Jussupow: [Baschkirische] Ethnogenese in: Baschkirische Enzyklopädie (online-Version, russisch) Ufa 2019.
  9. Vgl. z. B.Baschkiren. In: eLexikon.ch. Meyers Konversations-Lexikon (Ausgabe 1888), abgerufen am 15. August 2020.
  10. Гарипов Т. М., Кузеев Р. Г. Башкиро-мадьярская проблема. // Археология и этнография Башкирии. T.I. Уфа, 1962, С. 342—343
  11. R. Jangusin: Ethnogenese der Baschkiren (russisch)
  12. R. Jangusin: Ethnogenese der Baschkiren (russisch)
  13. Р. Г. Кузеев Происхождение башкирского народа. Этнический состав, история расселения. М.Наука, 1974.
  14. Муратов Б. А. Скифо-сарматский этнический компонент в истории и этногенезе башкир//Тезисы XXXVIII Урало-Поволжской археологической студенческой конференции (31 января — 3 февраля 2006). — Астрахань: «Астраханский университет», 2006.
  15. Danilko, Elena Sergejewna; Abramitschewa, Kristina Igorewna; Kusejew, Rail Gumerowitsch: Башкиры. In: Данилко Елена Сергеевна, Кузеев Раиль Гумерович (Hrsg.): Serie Narody i Kultury. Nauka, Moskau 2015, ISBN 978-5-02-039182-6, S. 662.
  16. Гайсина Г. Р. 2007: Исторические корни башкирско-персидских языковых взаимоотношений // Гуманитарные науки в Башкортостане: история и современность: Материалы Международной научно-практической конференции, посвященной 75-летию Института истории, языка и литературы Уфимского научного центра РАН / И. Г. Илишев и др. (ред.). Уфа, 65.
  17. Аминев З. Г., Ямаева Л. А. 2011: Древнеиранский компонент в традиционной культуре башкир // Панорама Евразии. 1 (7), 41–47
  18. Bukharova et al. 2020
  19. Anke von Kügelgen: Muslim culture in Russia and Central Asia from the 18th to the early 20th centuries. Schwarz, 1996, S. 5. (books.google.de)
  20. Anke von Kügelgen: Muslim culture in Russia and Central Asia from the 18th to the early 20th centuries. Schwarz, 1996, S. 9. (books.google.de)