Tatort: Das Leben nach dem Tod

Episode 1108 der Reihe Tatort
Titel Das Leben nach dem Tod
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Länge 89 Minuten
Produktions­unternehmen EIKON
im Auftrag des RBB
Regie Florian Baxmeyer
Drehbuch Sarah Schnier
Produktion Ernst Ludwig Ganzert
Musik Boris Bojadzhiev
Kamera Eva Katharina Bühler
Schnitt Friederike Weymar
Premiere 10. Nov. 2019 auf Das Erste
Besetzung
Episodenliste

Das Leben nach dem Tod ist ein Fernsehfilm aus der Krimireihe Tatort, der erstmals am 10. November 2019 ausgestrahlt wurde. Er ist die 1108. Folge der Reihe und der zehnte Fall des Berliner Ermittlerteams Rubin und Karow. Der Film, der sich zum Teil mit der Geschichte der DDR auseinandersetzt, wurde einen Tag nach dem 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer erstmals ausgestrahlt.

Handlung

Zu Beginn werden drei verschiedene parallele Handlungsstränge entwickelt, die erst gegen Ende zusammengeführt werden.

1. Handlungsstrang

Zwei Russisch sprechende junge Frauen überfallen einen alten Mann in seiner Wohnung. Dieser stellt sich nachträglich als Gerd Böhnke, ehemaliger Richter und Verdienter Jurist der Deutschen Demokratischen Republik, heraus. Wenige Tage später sieht Böhnke die beiden Jugendlichen in einem Supermarkt, er bedroht sie mit einer Pistole, er fordert, dass sie vor Gericht gestellt werden. Ein Einsatzkommando der Polizei sperrt das Areal ab. Der Kommissarin Rubin gelingt es, Böhnke zur Aufgabe zu überreden, die beiden Jugendlichen werden in Polizeigewahrsam genommen, man stellt fest, dass sie einer organisierten Diebesbande angehören.

2. Handlungsstrang

Robert Karow bemerkt den Tod seines Nachbarn Friedrich (Fritz) Irrgang erst, als ein Leichenwagen vor dem Haus steht. Der Kommissar hat wochenlang neben einer Leiche gelebt. Während Nina Rubin der These „Entmietung per Mord“ nachgeht und die Vermieterin Olschewski ins Visier nimmt, verfolgt Karow eine Spur in die Vergangenheit des Toten. Schon bei der Besichtigung des Tatorts sind sie sich uneins: Während Rubin davon ausgeht, dass Irrgang ohne Fremdeinwirkung starb, fallen Karow einige Ungereimtheiten auf. So wurde die Wohnungstür mit einem Dichtungsband luftdicht versiegelt und ein Fenster mit einem Keil offengehalten; ganz so, als sollte die Leiche allmählich mumifizieren. Die Untersuchung der Leiche in der Gerichtsmedizin bestätigt Karows Vermutung, wonach Irrgang getötet wurde: Es wird ein Steckschuss im Hinterkopf festgestellt.

3. Handlungsstrang

Hajo (Hansjoachim) Holzkamp wurde von der Vermieterin Olschewski mit der Reinigung der durch Verwesungsgeruch und Madenbefall unbewohnbar gewordenen Wohnung beauftragt. Dieser ist jedoch dazu nicht in der Lage; nicht nur weil es ihn ekelt, sondern auch weil er sich an Vergangenes zu erinnern scheint. So ist es seine Frau Liz (Elisabeth), die sich zur Reinigung aufmacht.

Ende

Es stellt sich heraus, dass es eine Verbindung zwischen Böhnke, Irrgang und Holzkamp gibt. Als Hajo zwölf Jahre alt war, hatte der damals 18-jährige Friedrich Dürr (heute Irrgang) die Eltern und die Schwester von Hajo Holzkamp ermordet. Böhnke verurteilte Irrgang damals als Richter wegen dreifachen Mordes zum Tode. Dieses Urteil wurde laut gefälschter Unterlagen 1972 scheinbar vollstreckt. In Wahrheit wurden Todesurteile damals aufgrund eines Mitgliedsantrags der DDR bei der UNO nicht offiziell vollstreckt, es wurden gefälschte Totenscheine ausgestellt und die Leichen anonym eingeäschert. Das Urteil gegen Friedrich Dürr wurde jedoch in eine lebenslängliche Freiheitsstrafe umgewandelt. Nach der Wende wurde Friedrich Dürr von bundesdeutschen Richtern aus der Haft entlassen.

Karow und Rubin erfahren, dass sich Holzkamp und seine Frau Liz in der Psychiatrie kennen lernten, in der sie beide wegen einer Posttraumatischen Belastungsstörung behandelt wurden. Gegen ärztlichen Rat entließen sie sich jeweils selbst. Hajo leidet offenbar immer noch schwer unter dem Trauma der Ermordung seiner Eltern.

Liz präsentiert Hajo beim Abendessen eine Pistole und gesteht ihrem Mann, dass sie Irrgang erschossen hat. Sie habe es für ihn getan, da er selbst nicht dazu in der Lage gewesen sei. Aus der Situation entwickelt sich ein Streit, in dessen Verlauf Liz mehrfach mit einem langen Küchenmesser auf ihren Mann einsticht. Als Karow und Rubin eintreffen, liegt Hajo schwer verwundet im Hausflur. Liz richtet die Waffe zunächst gegen sich selbst, kann aber von Karow und Rubin überwältigt werden.

Böhnke hatte wenige Wochen vor dem Mord an Friedrich Irrgang das Ehepaar Holzkamp darüber informiert, dass der verurteilte Mörder Friedrich Dürr heute unter dem Namen Friedrich Irrgang in Berlin lebt. Böhnke hat Liz die Pistole, eine Walther P38, besorgt. Da sie es jedoch versäumt hat, die Pistole zu beseitigen, können Karow und Rubin Böhnke mit der Waffe überführen.

Entwicklung der Hauptcharaktere

Durch eine Indiskretion erfährt Karow zufällig, dass Rubin die Mordkommission verlassen möchte. Der Anlass für ihren Veränderungswunsch ist offenbar, dass ihr der Tod des Kollegen Harald Stracke nachhängt, den sie in der vorherigen Folge, Der gute Weg, in Notwehr erschossen hat. Sie hat deshalb um die Versetzung in die Abteilung zur Bekämpfung häuslicher Gewalt gebeten. Im Hinblick darauf, dass sie Jüdin ist, ist vonseiten der Behörde aber stattdessen die Idee entstanden, sie in der interkulturellen Präventionsarbeit zu verwenden. Das irritiert sie, da sie im Dienst um ihre Religionszugehörigkeit keinerlei Aufhebens macht und sich selbst vor allem als überzeugte Berlinerin fühlt. Sie sucht das Gespräch mit der Gerichtsmedizinerin Jamila Marques, die ihr berichtet, dass ihr ihre dunkle Hautfarbe beruflich zwar nie wirklich im Wege gestanden hat, aber immer wieder gegen ihren Willen von Kollegen thematisiert wird und sei es in Form von Witzen. Als Karow Rubin in seiner gewohnt ruppigen Art auf ihren beruflichen Veränderungswunsch anspricht, wird im weiteren Gesprächsverlauf deutlich, dass er sehr traurig wäre, sie als Partnerin zu verlieren. Sie sei „die beste Polizistin, die ich kenne“. Die beiden umarmen sich daraufhin freundschaftlich.

Hintergrund

Der Film wurde vom 12. März 2019 bis zum 12. April 2019 gedreht.[1]

Rezeption

Kritiken

„Nach all den staubigen Ost-Geschichtsstunden im öffentlichen-rechtlichen Fernsehen, nach dem allzu schlichten Spionagethriller "Wendezeit" in der ARD und dem allzu didaktischen Dreiteiler "Preis der Freiheit" im ZDF findet der "Tatort" einen interessanteren Weg, sich mit dem DDR-Regime zu beschäftigen. Das tut er rigoros aus dem Hier und Jetzt, mit klug ineinander verschränkten Erzählebenen […] und mit Charakteren, die ihre Anliegen erst nach und nach preisgeben.“

Der Film-Dienst bewertete den Film mit vier von fünf möglichen Sternen und als „sehenswert“. Er sei „bemerkenswert jenseits stereotyper (Fernseh-)Krimi-Erwartungen“ angelegt, beeindrucke durch die „zurückhaltende Inszenierung“ und verzahne seine thematische Vielfalt „sorgfältig und klug“ miteinander.[3]

Einschaltquote

Die Erstausstrahlung von Das Leben nach dem Tod am 10. November 2019 wurde in Deutschland von 8,55 Millionen Zuschauern gesehen und erreichte einen Marktanteil von 24,2 % für Das Erste, gemessen jeweils in der Altersgruppe ab 3 Jahren.[4]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Tatort: Das Leben nach dem Tod bei crew united
  2. Christian Buß: Entmietung per Genickschuss? In: Spiegel Online. 8. November 2019, abgerufen am 8. November 2019.
  3. Tatort - Das Leben nach dem Tod. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 22. Februar 2020.
  4. Fabian Riedner: Sonntag, 10. November 2019. In: Quotenmeter.de. 11. November 2019, abgerufen am 11. November 2019.