Orden der Heiligen Mauritius und Lazarus
Der Orden der Heiligen Mauritius und Lazarus (italienisch Ordine dei SS. Maurizio e Lazzaro) ist ein im 15. Jahrhundert als Ritterorden der Herzöge von Savoyen gegründeter dynastischer Orden. Er geht wohl auf die von Herzog Amadeus VIII. eingesetzte Miliz des hl. Mauritius zurück, die im Schloss von Ripaille ihren Sitz hatte. Der Heilige Mauritius galt seit dem hohen Mittelalter als Landespatron der Savoyer, während Lazarus unter anderem der Fürsprecher des Spitalwesens war. Bis zur Abschaffung der Monarchie in Italien (1946) war der Orden nach dem Annunziaten-Orden die zweithöchste Verdienstauszeichnung des Landes.
Geschichte
Im Jahr 1434 wurde von Amadeus VIII., Herzog von Savoyen, der geistliche Ritterorden der Mauritianischen Miliz gestiftet, benannt nach dem heiligen Mauritius, dem Schutzpatron von Savoyen. Bald in Vergessenheit geraten, wurde er von Herzog Emanuel Philibert von Savoyen im Jahr 1572 erneuert. Er sollte Schutzschild gegen die Reformation sein. Papst Gregor XIII. bestätigte den Orden am 19. September 1572. Auf sein Verlangen hin wurde der vorher in Italien aufgehobene Lazarus-Orden aktiviert, der sich ursprünglich um Leprakranke gesorgt hatte, und mit dem Ritterorden des St. Mauritius vereinigt. Seitdem trägt der Orden den Namen Orden der Heiligen Mauritius und Lazarus. Um aufgenommen zu werden, musste der Kandidat mindestens fünf Jahre lang in einem Konvent gelebt haben und acht adelige Urgroßeltern nachweisen („Rechtsritter“) oder wurde gnadenhalber vom General-Großmeister, dem Herzog von Savoyen, später König von Sardinien und von Italien aufgenommen („Gnadenritter“). Ritter des Annunziaten-Ordens waren von der Adelsprobe befreit. Die Ritter gelobten Gehorsam gegenüber dem Großmeister, eheliche Keuschheit und Sorge für Arme und Leprakranke.
Neben dem Großmeister und seinem Ersten Sekretär wurde der Orden von acht Großoffizieren (Grandati) geleitet:
- Großkanzler
- Großkomtur
- Großmarschall
- Großadmiral (Oberbefehlshaber der Ordensmarine)
- Großkonservator (Verwalter der Vermögen und Landgüter)
- Großhospitaliter
- Großprior im Bischofsrang
- Großschatzmeister
Die Reformen durch König Karl Albert am 9. Oktober 1831 und 19. Mai 1837 wandelten den Ritterorden in einen Verdienstorden um. 1851 wurde die Unterscheidung zwischen Gnaden- und Rechtsrittern abgeschafft. König Viktor Emanuel II. verfügte eine nochmalige Änderung am 14. Dezember 1855.
Seit der Abschaffung der Monarchie ist der Orden ein dynastischer Orden des Hauses Savoyen. 1951 wurde der Ritterorden vom italienischen Staat als gemeinnützige Organisation anerkannt. Die öffentlichen Aufgaben, die der Orden wahrnimmt, bestehen vorwiegend aus den Diensten der von ihm eingesetzten speziellen Spitalorganisation.
Die Organisation, die auch die Träger des Verdienstordens von Savoyen umfasst, besteht mittlerweile aus rund 3000 Mitgliedern in mehreren Ländern Europas und Amerikas. Als Großmeister amtierten stets Angehörige der Familie von Savoyen. Bei der jährlichen Hauptversammlung in Hautecombe werden die neuen Ordensritter aufgenommen.
Im Besitz des Ordens befindet sich noch heute die geschichtsträchtige romanische Kirche Sant’Antonio di Ranverso am Eingang des Susatales.
Ordensklassen
Der Orden bestand ursprünglich aus zwei Klassen:
1831 wandelte Karl Albert den Orden in einen Verdienstorden um und teilte ihn in drei Klassen:
Gleichzeitig wurden die Großoffiziere abgeschafft und ihre Aufgaben auf den Ersten Sekretär übertragen.
1855 wurden die Klassen auf die bis heute bestehenden fünf erweitert:[1]
Von 1855 bis 2. Juni 1946 | ||||
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Ritter |
Offizier |
Komtur |
Großoffizier |
Großkreuz |
Von 2. Juni 1946 bis 3. März 1951 (Republik Italien) Seit dem 3. März 1951 Hausorden von Savoyen. | ||||
Ritter |
Offizier |
Komtur |
Großoffizier |
Großkreuz |
Ab 1996 können auch Frauen in folgenden Klassen aufgenommen werden :
- Großkreuzdame
- Komturdame
- Dame
2024 stiftete Emanuele Filiberto die Collane als höchste Stufe.
Ordensdekoration
Die Ordensdekoration ist ein weiß emailliertes goldeingefasstes Kleeblattkreuz. In den Winkeln des Kreuzes ist ein grün emailliertes Malteserkreuz mit goldener Einfassung und goldenen kleinen Kugelspitzen eingebracht. Die vier höchsten Klassen sind von einer goldenen Königskrone überhöht.
Trageweise
Das Band ist einfarbig grün. Das Großkreuz wird am Schulterband von der rechten Schulter zur linken Hüfte als Schärpe getragen. Das Komturkreuz wird von Komturen und Großoffizieren am Hals getragen, das Offizierskreuz und das Ritterkreuz an der linken Brust.
Die beiden obersten Klassen tragen zusätzlich noch einen silbernen Bruststern an der linken Brustseite. Beim Großkreuz ist dieses acht-, die des Großoffiziers vierstrahlig. Auf dem Stern befindet sich wiederum das Ordenszeichen.
Komturdamen und Damen tragen die Dekoration an einer Damenschleife an der linken Brust.
Bis 1831 wurde das Großkreuz am Hals getragen.
Literatur
- Václav Měřička: Orden und Auszeichnungen. Artia Verlag, Prag 1966, S. 93 u. 146.
- Arnhard Graf Klenau: Europäische Orden ab 1700. Klenau Rosenheim 1978, ISBN 3-921566-05-3.
Weblinks
- Ordini Dinastici della Real Casa Savoia
- Maurizio e Lazzaro, Ordine dei santi Enciclopedia Italiana. In: Enciclopedia Italiana. 1934, abgerufen am 19. Mai 2024.
Einzelnachweise
- ↑ L'Ordine dei SS. Maurizio e Lazzaro. S. 43–45 (italienisch, altervista.org [PDF]).