Hafen Niehl I

Hafen Niehl I
Daten
UN/LOCODE DE NHL
Eigentümer Häfen und Güterverkehr Köln AG
Betreiber RheinCargo GmbH & Co. KG
Baubeginn 1922
Eröffnung 1925
Hafentyp Binnenhafen
Piers/Kais 5 (Westkai, Lagerhauskai, Stapelkai, Hansekai, Molenkopf)
Umgeschlagene Güter Flüssiggüter, Massengüter, Schüttgüter, Container, KV-Verkehre
Umschlagsmenge 2,09 Mio. t (2011)
Durchschnittliche Öffnungstage (Jahr) 24 h an 7 Tagen pro Woche
Webseite www.rheincargo.com
Geografische Informationen
Ort Köln-Niehl
Land Nordrhein-Westfalen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 58′ 48″ N, 6° 58′ 43″ OKoordinaten: 50° 58′ 48″ N, 6° 58′ 43″ O
Hafen Niehl I (Nordrhein-Westfalen)
Hafen Niehl I (Nordrhein-Westfalen)
Lage Hafen Niehl I
Hafen Niehl I im Luftbild im Mai 2020

Der Niehler Hafen (oder auch Hafen Niehl I) ist einer der sechs Kölner Häfen mit Güterumschlag in Köln-Niehl und wird von der RheinCargo betrieben. Die Einfahrt liegt am Niederrhein bei Kilometer 695,8 links.

Becken 4a, der „KD-Hafen“

Geschichte

Nach dem Hochwasser vom Dezember 1740 begann die Stadt zwischen 1741 und 1745 mit der Errichtung des Niehler Damms. Der Rat der Stadt Köln beschloss am 16. März 1921 die Anlage des Niehler Hafens. Im Mai 1922 begannen die Erdarbeiten, im Juli 1923 waren über 3000 Arbeiter mit dem Hafenbau beschäftigt. Sie wurden zu einem beträchtlichen Teil aus der Erwerbslosenfürsorge bezahlt.[1] Bis 1925 erfolgte ein erster Teilausbau des Niehler Hafens, das Vorbecken erhielt 1927 ein Lagerhaus.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hafen durch Luftangriffe vollständig zerstört. 1948 waren Kaimauern und einige Umschlagseinrichtungen wieder betriebsbereit. Der Vorkriegszustand wurde 1957 wieder erreicht.[2] Dabei entstanden die heutige Hafeneinfahrt mit dem Westkai und das Becken 1.

Ab 1959 wurde Niehl I zum flächenmäßig größten Kölner Hafen ausgebaut; 1977 waren die Arbeiten beendet.

Am 19. Dezember 1929 landete das erste Katapultflugzeug vom Typ Heinkel HE 12 (D 1717 New York) im Rahmen des Postdienstes von Überseedampfern. Es war auf dem Dampfer Bremen stationiert und wurde von dort mittels eines Katapults gestartet, um für Deutschland bestimmte Postsäcke zum Niehler Hafen zu bringen.[3] Hier wurden die Sendungen neu sortiert und vom Flughafen Köln-Butzweilerhof deutschlandweit verteilt. Das letzte Wasserflugzeug soll nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls dort von der Royal Navy stationiert gewesen sein.[4] Die Belgischen Streitkräfte in Köln nutzten den Niehler Hafen als Treibstoffdepot und auch für die Rheinflottille.

Hafen

Der Hafen Köln-Niehl I wird von der RheinCargo betrieben. Die vier Hafenbecken haben eine Wasserfläche von 472.700 m². Die Landfläche beträgt 837.300 m², so dass Niehl I mit einer Gesamtfläche von 1,4 Millionen m² der flächenmäßig größte der Kölner Häfen ist.

11 RheinCargo-eigene Krananlagen und ein Firmenkran sind im Einsatz. Drei Anlagen für Flüssiggut und zwei Trockenumschlagshallen runden das Angebot ab.

Über die Hafeneinfahrt führt seit 1986 eine Brücke für Fußgänger und Radfahrer. Die Brücke ist Teil des Rheinradweges Rheinradweg (EV15). Sie verbindet die Straße Am Molenkopf mit dem Niehler Damm.

Im Hafen Niehl I wurden im Jahr 2011 rund 514.000 TEU mit fünf Container-Kranbrücken und Reach-Stackern umgeschlagen.[5] Der Gesamtumschlag lag 2011 bei rund 2,1 Millionen Tonnen.[6] Die wasserseitige Ausladung beträgt bei zwei Kranbrücken 36 Meter. So können zwei nebeneinander liegende Schiffe abgefertigt werden.

Die vier Hafenbecken sind entsprechend des Errichtungszeitraumes nummerisch gekennzeichnet. Es gibt fünf Kais im Hafen Köln-Niehl 1 am Becken 1 der Westkai, zwischen Becken 1 und 2 der Lagerhauskai, zwischen Becken 2 und 3 der Stapelkai und zwischen 3 und 4 der Hansekai. Zusätzlich gibt es am Molenkopf noch das Becken 4a.

Alle Kais sowie die Betriebe am Molenkopf sind über die Güterverkehrsstrecken der HGK mit dem Schienennetz der Deutschen Bahn verbunden. Insgesamt verfügt der Hafen über drei Einfahrtstore für den Straßenverkehr.

Wirtschaft

Westkai

Am Westkai – im ersten Bauabschnitt des Hafens Köln-Niehl – findet der Umschlag der Container zwischen Schiff, Eisenbahn und Lkw statt. Das dort vorhandene Terminal für den kombinierten Ladungsverkehr, Terminal Westkai, wurde zur Jahrtausendwende gebaut. Derzeit werden dort neben Containern (TEU) auch kranbare Ladeeinheiten, wie Wechselbrücken und kranbare Sattelauflieger umgeschlagen. Als eine Besonderheit des Terminals zählt die Fußgängerbrücke, welche die Hafeneinfahrt überspannt. Diese Brücke führt direkt über das Terminal Westkai und unterteilt den Westkai somit in einen kranbaren (südlichen) Bereich und einen nicht kranbaren (nördlichen) Bereich. Der nördliche Bereich wird dabei über Reach-Staker der RheinCargo bedient.

Lagerhauskai

Am Lagerhauskai befindet sich neben einem großen Lagerhaus der Fa. Karl Schmidt Spedition ein von der RWZ betriebenes großes Getreidesilo.[7] Zusätzlich finden am Lagerhauskai Projektumschläge sowie GST-Umschläge (Großraum und Schwertransporte) auf der am Kopf des Kais befindlichen Freifläche statt. Auf dieser Fläche befindet sich ebenfalls ein offizieller Autoabsetzplatz für die PKW der Binnenschiffer.

Stapelkai

Seit 1984 betreibt die CTS GmbH am Stapelkai ihr Containerterminal. CTS begann mit einer Lagerfläche von ca. 8.000 m² und einer Containerbrücke. 1991 erfolgte eine Vergrößerung der Terminalfläche um 10.000 m² und die Errichtung der Containerbrücke EK 17. Die Nordseehäfen Rotterdam und Antwerpen sind durch einen zweimal pro Woche verkehrenden Binnenschiff-Liniendienst angebunden.[8] Die Containerbrücken bedienen die Hafenbecken 2 und 3. Am Becken 3 unterhält die Firma Neska eine Trockenumschlaganlage.[9]

Hansekai

Der Hansekai ist vorwiegend Standort von Speditionen, hier unterhält die RheinCargo als Betreiberin des Hafens eine eigene Trockenumschlaghalle. Am Hansekai werden drei Hafenkrane eingesetzt, wovon einer ein Hydraulikkran ist, welcher am Becken 3 hauptsächlich im Schrottumschlag eingesetzt wird.

Molenkopf

Becken 4a wird als Liegebecken für die Fahrgastschiffe der Köln-Düsseldorfer (KD) benutzt. Die KD unterhält am Becken 4a auch ihren Instandsetzungsbetrieb für Personenschiffe. Neben dem Containerdepot am Molenkopf liegt die 1981 gegründete Niederlassung Köln-Niehl der Silospedition Schmidt aus Heilbronn. Der zentrale Standort im Chemiegürtel Köln sowie die Anbindung an die Seehäfen Antwerpen und Rotterdam bietet gute Voraussetzungen für Import- und Exportgeschäfte. Die Kölner Niederlassung hat Flächen für die Lagerung von 50.000 t verpackter Produkte sowie ein modernes Schüttgutcenter mit 128 Silos und 27.600 m³ Kapazität.[10]

Die RheinEnergie betreibt auf der Halbinsel Am Molenkopf zwischen Becken 4 und dem Rhein das Heizkraftwerk Niehl.

Besonderheiten des Hafens

Fußgängerbrücke

Fußgängerbrücke über der Hafeneinfahrt

Durch einen Schiffsanprall im Oktober 2023 wurde die Brücke strukturell erheblich beschädigt und infolgedessen auf unbestimmte Zeit gesperrt.[11]

Havarie Pure-Liner 2

Am Hafenkopf von Becken 3 unterhielt die Firma Pure-Liner einen Liegeplatz als Hauptstandort ihrer Eventschiffe Pure-Liner 1 und 2 für das Rheinrevier; vom Niehler Hafen aus werden die gebuchten Häfen angesteuert.[12]

Am Mittag des 25. Dezember 2018 sank dort das unbesetzte Schiff Pure-Liner 2 innerhalb von 20 Minuten. „Zuvor war bei ‚erheblicher Schräglage‘ das Wasser in [so] großen Mengen in das Schiff eingedrungen“, dass es auch von der alsbald eintreffenden Feuerwehr nicht abgepumpt werden konnte.[13][14] Danach lag das Schiff im Hafenbecken auf Grund; je nach Rheinpegel[15] ragten noch die meisten Aufbauten oder auch nur das Dach aus dem Wasser.

Am 14. Januar 2019 wurde die Pure-Liner 2 von den beiden Schwimmkränen HEBO-Lift 7 und HEBO-Lift 6 gehoben und sodann leergepumpt. Im März 2019 wurde das Schiff weggeschleppt; angesichts der Schäden im Innern ist sein weiteres Schicksal ungewiss.

Weblinks

Commons: Niehl I – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • rheincargo.com - Offizielle Webseite der RheinCargoRheinCargo GmbH und Co. KG
  • hgk.de – Offizielle Webseite der HGK
  • ndh.de - Offizielle Webseite der Neuss-Düsseldorfer Häfen GmbH

Einzelnachweise

  1. Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2. 1991, S. 197 f.
  2. Nachkriegsgeschichte der Kölner Häfen
  3. Peter Fuchs (Hrsg.): Chronik zur Geschichte der Stadt Köln. Band 2. 1991, S. 206.
  4. Werner Müller: Die Wasserflugzeughäfen von Köln. Abgerufen am 2. November 2010.
  5. HGK-Leistungen Niehl I
  6. HGK - Niehl I
  7. RWZ-Hafenstandorte
  8. Willkommen beim CTS Container-Terminal / Fahrpläne. CTS Container-Terminal GmbH, abgerufen am 18. April 2019.
  9. RWZ über Standort Niehl I (Memento des Originals vom 3. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.rwz.de.
  10. Schmidt-Heilbronn über Niehl I
  11. Sperrung der Fuß- und Radwegbrücke zum Niehler Hafen. 18. Oktober 2023, abgerufen am 30. Dezember 2023.
  12. Zwei Schiffe – zwei schwimmende Event-Locations. Pure-Liner GmbH, abgerufen am 25. Dezember 2018.
  13. Feuerwehreinsatz – Partyschiff im Niehler Hafen gesunken – Diesel ausgelaufen. Kölner Stadt-Anzeiger, 25. Dezember 2018, abgerufen am 25. Dezember 2018.
  14. Niehler Hafen in Köln – Gesunkenes Partyschiff kann noch nicht geborgen werden. Kölner Stadt-Anzeiger, 27. Dezember 2018, abgerufen am 27. Dezember 2018.
  15. Freier Download gewässerkundlicher Daten. Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, archiviert vom Original am 3. Januar 2019; abgerufen am 2. Januar 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wasserstaende.de