Ludwig Waldleitner

Ludwig „Luggi“ Waldleitner (* 1. Dezember 1913 in Kirchseeon; † 16. Januar 1998 in Innsbruck) war ein deutscher Filmproduzent.

Leben

Ludwig Waldleitner wurde 1913 in Kirchseeon in Bayern geboren. Sein Vater war Bahnangestellter und seine Mutter betrieb eine Gastwirtschaft. Er wuchs in einem streng katholischen Umfeld auf. Entgegen den Plänen seiner Eltern, die für Luggi, wie er auch genannt wurde, eine Mitarbeit in der familiären Gastwirtschaft vorgesehen hatten, entschied sich Ludwig Waldleitner, das heimatliche Dorf zu verlassen. Mit 16 Jahren besuchte er eine Handelsschule in Dresden.[1]

Beim Skifahren in Obergurgl traf Waldleitner auf den Skirennfahrer und Kameramann Gustav (Guzzi) Lantscher. Bereits als Kind wurde Luggis Interesse für das Kino geweckt. Es heißt, dass sein späterer Weg in das Filmgeschäft vorgezeichnet war, nachdem seine Mutter das erste Mal mit ihm eine Kinovorstellung besuchte.[2]

Waldleitner trat bereits im April 1930 in die Hitlerjugend ein, brachte es zum HJ-Führer und wurde im Oktober 1931 in die SA übernommen. Im November 1931 trat er der NSBO bei, am 1. Februar 1932 der NSDAP (Mitgliedsnummer 916.543). Im Mai 1936 folgte schließlich noch eine Mitgliedschaft beim NSKK. Seine Mutter trat 1933 der NS-Frauenschaft bei, der Vater der NSDAP erst 1937.[3]

In den 1930er Jahren begann Waldleitner als Kameraassistent von Guzzi Lantschner, sowie als Aufnahmeleiter bei den Dreharbeiten zu Leni Riefenstahls Film Olympia. Zunächst spielte er nun eine kleine Rolle im Filmgeschäft und übernahm die Leitung der Skischule in Obergurgl. Hierbei lernte er Ilse Kubaschewski, genannt Kuba, kennen, die durch Heimatfilme inspiriert, zur Erholung in die Berge gefahren war. Bei einem Besuch bei ihr in Berlin verschaffte sie ihm eine Anstellung bei der Siegel Monopolfilm. Weil ihn das Verleihgeschäft nur wenig interessierte, wechselte er in die Filmproduktion. Hierfür hatte Luggi Talent. Das erkannte auch Johannes Siegel, der Waldleitner als Produktionshelfer zu zahlreichen Filmprojekten hinzuzog.[4] 1942 wurde er von der neu gegründeten Berlin-Film übernommen, bei der er bis Kriegsende als Aufnahmeleiter tätig war.

Nach dem Krieg betrieb er mit Ilse Kubaschewski das Kurfilmtheater in Oberstdorf. Als der Mietvertrag des Kurfilmtheaters auslief, beschloss sie einen eigenen Verleih in München aufzubauen. Sie gründete am 26. April 1949 die Gloria Filmverleih GmbH. Hierbei stand ihr neben ihrem Ehemann Hans Kubaschewski auch ihr Freund Luggi Waldleitner zur Seite.[5]

Luggi Waldleitner beaufsichtigte außerdem die Synchronfassungen ausländischer Filme und arbeitete von 1949 bis 1951 als Produktionsleiter für die Berolina Film von Kurt Ulrich.

Ende 1951 gründete Waldleitner seine eigene Filmgesellschaft, die Roxy-Film GmbH & Co. KG. Ilse Kubaschewski verhalf ihm mit dem Film Tausend rote Rosen blühn zum Start als selbstständiger Filmproduzent. Aus ihrer Feder stammte auch der Titel des Films, der beim Publikum großen Anklang fand. Das 1952 entstandene Melodram Bis wir uns wiederseh’n, führte Maria Schell und O. W. Fischer zum ersten Mal zusammen. Der Film erschien in Kubaschewski Gloria-Verleih. Schell und Fischer wurden in der Folge als „Traumpaar“ des deutschen Films gehandelt. Für Ludwig Waldleitners Roxy Film war dieser Film allerdings einer der wenigen Flops.[6]

Waldleitner avancierte zu einem der großen Filmproduzenten des deutschsprachigen Nachkriegskinos. Vor allem in den 1960er Jahren arbeitete er häufig mit italienischen und französischen Partnern zusammen.

Waldleitner orientierte sich in all den Jahren zwar am jeweiligen Zeitgeschmack, durch zahlreiche Literaturadaptionen erwies er sich aber als relativ ambitioniert. Besonders erfolgreich waren seine Verfilmungen der Werke des Romanautors Johannes Mario Simmel in den 1970er Jahren. Partiell arbeitete er auch mit den Vertretern des Neuen Deutschen Films zusammen. So realisierte er Rainer Werner Fassbinders aufwendigste Regiearbeit Lili Marleen. Außerdem produzierte Waldleitner in den 70er Jahren einige Filme gemeinsam mit Ilse Kubaschewski, die inzwischen den Gloria Filmverleih verkauft, aber ihre Produktionsfirma behalten hatte. Beispielsweise arbeiteten sie zusammen an der Produktion des Films Einer von uns beiden, bei dem Wolfgang Petersen Regie führte. Aus einer weiteren Koproduktion ging die Romanverfilmung von E.T.A. Hoffmanns Die Elixiere des Teufels hervor.[7]

Waldleitner setzte sich auch allgemein für die Belange des Films ein und hatte Anteil an der Gewährung der bayerischen Filmförderung und der Beteiligung des Freistaats an den Münchner Filmwochen. Große Teile seiner Hinterlassenschaft als Filmproduzent befinden sich im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main. Ihm zu Ehren gab es einen Luggi-Waldleitner-Preis beim Internationalen Festival der Filmhochschulen München, bis nach der Veröffentlichung einer Recherche des Filmhistorikers Armin Jäger zur NS-Vergangenheit Waldleitners in der Welt die Preisvergabe eingestellt wurde.

Aus seiner 1960 geschlossenen Ehe mit Angela Schreiber gingen die beiden Kinder Michael und Prisca hervor.

Waldleitner lebte in München-Obermenzing und besaß ein Feriendomizil im italienischen Terracina. Er wurde auf dem Nymphenburger Friedhof in München beigesetzt (Grab Nr. 1-1-9).

Filmografie

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Monika Nüchtern: Luigi Waldleitner. Fast ein Leben für den Film. Monika Nüchtern, München 1983, ISBN 3-922674-28-3, S. 21.
  2. Monika Nüchtern: Luigi Waldleitner. Fast ein Leben für den Film. Monika Nüchtern, München 1983, ISBN 3-922674-28-3, S. 14.
  3. Armin Jäger: Filmmogul Luggi Waldleitner: Der entnazifizierte Windhund. In: welt.de. 9. November 2020, abgerufen am 27. Januar 2024.
  4. Michael Kamp: Glanz und Gloria. Das Leben der Grande Dame des deutschen Films Ilse Kubaschewski 1907 bis 2001. August Dreesbach Verlag, München 2017, ISBN 978-3-944334-58-5, S. 60.
  5. Michael Kamp: Glanz und Gloria. Das Leben der Grande Dame des deutschen Films Ilse Kubaschewski 1907 bis 2001. August Dreesbach Verlag, München 2017, ISBN 978-3-944334-58-5, S. 73; 89.
  6. Michael Kamp: Glanz und Gloria. Das Leben der Grande Dame des deutschen Films Ilse Kubaschewski 1907 bis 2001. August Dreesbach Verlag, München 2017, ISBN 978-3-944334-58-5, S. 104.
  7. Michael Kamp: Glanz und Gloria. Das Leben der Grande Dame des deutschen Films Ilse Kubaschewski 1907 bis 2001. August Dreesbach Verlag, München 2017, ISBN 978-3-944334-58-5, S. 273.