Dolls (2002)

Film
Titel Dolls
Produktionsland Japan
Originalsprache Japanisch
Erscheinungsjahr 2002
Länge 113 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Takeshi Kitano
Drehbuch Takeshi Kitano
Produktion Masayuki Mori
Takio Yoshida
Musik Joe Hisaishi
Kamera Katsumi Yanagishima
Schnitt Takeshi Kitano
Besetzung

Dolls (auch: Takeshi Kitanos Dolls) ist ein japanischer Spielfilm aus dem Jahr 2002. Regie bei dem Filmdrama führte Takeshi Kitano, der auch das Drehbuch verfasste.

Der Episodenfilm besteht aus drei lose zusammenhängenden Handlungssträngen, die parallel zueinander und nicht chronologisch verlaufen. Der Film fängt mit einer Bunraku-Vorführung („Der Bote zur Unterwelt“ von Chikamatsu[1]) an und endet auch mit einer.

Handlung

Ein junger Mann namens Matsumoto löst die Verlobung mit seiner Verlobten Sawako, um die Tochter eines Firmenpräsidenten zu heiraten. Daraufhin begeht diese einen Selbstmordversuch und bleibt geistig weggetreten. Als Matsumoto dies erfährt, rettet er sie aus dem Krankenhaus und bindet sie, damit sie nicht wegläuft, mit einem dicken roten Seil an sich. Beide wandern durch Japan und werden von den Leuten angestarrt und ausgelacht, wenn sie straucheln.

Der zweite Handlungsstrang handelt von einem Mann namens Nukui, der besessen von der Popsängerin Haruna Yamaguchi ist. Als Haruna einen schweren Autounfall erleidet und auf einem Auge zu erblinden droht, blendet Nukui sich selbst, um ihr nahe sein zu können und das Bild ihrer Schönheit vor dem Unfall in sich zu bewahren. Schließlich darf der nun blinde Nukui Haruna treffen und sie machen einen gemeinsamen Spaziergang. Danach stirbt Nukui – vermutlich durch einen Autounfall.

Der dritte Handlungsstrang handelt von einem alten Yakuza-Boss namens Hiro, der sich nach Jahrzehnten an seine Jugendliebe Ryoko erinnert. Als er in den Park geht, wo sie sich früher trafen, merkt er, dass diese immer noch ihr Versprechen einhält, jeden Samstag mit einem Imbiss auf ihn zu warten. Er bringt es aber nicht über sich, sich ihr zu erkennen zu geben. Stattdessen setzt er sich zu ihr und nimmt das Angebot der Lunchbox dankend an, wird jedoch nach dem zweiten Treffen erschossen.

Veröffentlichungen

Der Film feierte seine Premiere am 5. September 2002 im Wettbewerb um den Goldenen Löwen bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig. Er wurde in der folgenden Zeit auf einigen weiteren Filmfestivals gezeigt. Am 10. Oktober desselben Jahres startete Dolls in den japanischen Kinos. Es folgten Kinostarts in weiteren Ländern. In Deutschland, wo der Film am 30. Oktober 2003 anlief, wurde er ungefähr 12.300 mal gesehen.[2]

Die in den dritten Programmen des Deutschen Fernsehens gezeigte Fassung war gekürzt.

Rezeption

Der Großteil der Kritiker nahm den Film positiv auf. So schrieb Roger Ebert in der Chicago Sun-Times, der Film sei zwar kein Film für jeden (besonders nicht für die Ungeduldigen), aber Kitano sei, so glaube er, erfolgreich darin, „uns in seine Geschwindigkeit und in seine Welt zu ziehen und uns auf die Traurigkeit der Charaktere zu verlangsamen.“[3]

Das Lexikon des internationalen Films meinte, Dolls sei „als mächtiges Bildpoem voller Melancholie entworfen“. Der Film sei ein „ebenso betörendes wie manchmal befremdendes Meisterwerk, an dessen visueller Schönheit man sich kaum satt sehen kann.“[4]

„Die vordergründige Ruhe, Stille, Langsamkeit und Wortkargheit des Films wird konterkariert durch die fast zerberstende Tragik und Gewalt, die in der Inszenierung und der Darstellung der drei Paare steckt. Diese Gewalt ist nicht jene des Action-Kinos.“

Ulrich Behrens[5]

„Die geglückte Verbindung von erlesener Form und allgemein gültigem Inhalt in ‚Dolls‘ lässt Takeshi Kitano endgültig zu den ganz Großen im Regisseurfach gehören, und ‚Takeshi Kitanos Dolls‘ einen festen Platz in der Filmgeschichte einnehmen.“

José García: Texte zum Film[6]

„Fans von Kitanos anderen Arbeiten […] werden mit ‚Dolls‘ nicht viel anzufangen wissen.“

Film Threat[7]

„[Kitano] zieht die Fäden kundig genug, aber es ist kein Leben in seinen Puppen.“

Mark Schilling: The Japan Times Online[8]

„transportiert seinen Subtext in den Text […] Die Entscheidung, einen Film zu machen, der nur aus Subtext besteht, geht aber selten gut: solches Kino scheint manchem prätentiös, und, wenn man den Keller freiräumt, ist der Keller logischerweise leer. Das ist der Fall bei Dolls, der alles sagt, was er zu sagen hat“

Walter Chaw: Film Freak Central[9]

„Selbstbewußt prächtig […] aber lässt gänzlich teilnahmslos, schematisch, hohl, technisch pubertär. […] Insgesamt wie ein Bad in Sirup.“

Bob Davis: Senses of Cinema[10]

„Kitano ist als Filmemacher talentiert genug, dass sogar seine Fehlschläge noch irgendwie faszinieren“

Andrew Cunningham: Midnight Eye[11]

Auszeichnungen

Bei der Verleihung der Japanese Academy Awards 2003 war der Film für „beste Kamera“, „beste Musik“, „bestes Szenenbild“ und „beste Beleuchtung“ nominiert, wurde aber in keiner der vier Kategorien ausgezeichnet. Den Hochi-Filmpreis erhielt Miho Kanno als „beste Nebendarstellerin“.

Einzelnachweise

  1. Rapid Eye Movies, siehe Weblinks.
  2. Lumiere
  3. Kritik von Roger Ebert
  4. Dolls. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 2. März 2017.
  5. Ulrich Behrens: Kitano. In: Follow me now. Abgerufen am 27. Juli 2008.
  6. José García: Takeshi Kitanos Dolls. In: Texte zum Film. Abgerufen am 28. Juli 2008 (auch bei Filmzentrale).
  7. Darrin Keene: Dolls (DVD). In: Film Threat. 23. März 2005, abgerufen am 28. Juli 2008 (englisch): „Fans of Kitano’s other work […] may not know what to make of „Dolls.““
  8. Mark Schilling: Fate’s puppets on a string. In: The Japan Times Online. 2. Oktober 2002, abgerufen am 28. Juli 2008 (englisch): „He’s jiggling the strings expertly enough – but there’s no life in his puppets“
  9. Walter Chaw: Dolls (2002). In: Film Freak Central. Archiviert vom Original am 6. März 2012; abgerufen am 28. Juli 2008 (englisch): „sublimates his subtext into the text. […] The decision to make a film that is all subtext, however, is seldom successful: such pictures tend towards the pretentious for one, and in emptying the basement, logic follows, they leave the basement empty. So it is with Dolls, which says everything it has to say“
  10. Bob Davis: Takeshi Kitano. In: Senses of Cinema. 2003, abgerufen am 27. Juli 2008 (englisch): „Self-consciously gorgeous […] but utterly unaffecting, schematic, hollow, technically juvenile. […] All in all, like taking a bath in syrup“
  11. Andrew Cunningham: Dolls. In: Midnight Eye. 23. Oktober 2002, abgerufen am 27. Juli 2008 (englisch): „Kitano is a gifted enough filmmaker that even his failures are somewhat fascinating“