Carl Philipp Cetto

Carl Philipp Cetto

Carl Philipp Cetto (* 31. Mai 1806 in St. Wendel; † 31. März 1890 ebenda) war ein deutscher Unternehmer und Politiker.

Leben

Cetto war der Sohn von Karl Cetto (1774–1851), Maire von St. Wendel und Ritter der Ehrenlegion, und seiner Ehefrau Maria Magdalena Cetto, geb. Kleutgen. Er immatrikulierte sich am 10. November 1823 als 18-Jähriger im Fach Rechtswissenschaften an der Universität Heidelberg,[1] wo er zwei Semester studierte und sich der Alten Heidelberger Burschenschaft anschloss. Ab 1830 lebte er als Kaufmann in Trier und St. Wendel. Er war Teilhaber eines Bankhauses Reverchon, eines Großhandels und besaß Steinkohlengruben in Leitersweiler und Dörrenbach bei St. Wendel.[2]

Carl Philipp Cetto

Cetto nahm zusammen mit seinem Mitbürger, dem Notar Nikolaus Hallauer, im Mai 1832 am Hambacher Fest teil. Wie dieser gehörte er zu den einflussreicheren Bürgern von St. Wendel, damals Hauptstadt der Herzoglich Sachsen-Coburg-Gothaischen Exklave Lichtenberg, die die Regierung dieses kurzlebigen Fürstentums kritisierten. Angeklagt wegen Einreichung einer Beschwerdeschrift um Abstellung der Mißstände und Theilnahme an bürgerlichen Vereinen im Zusammenhang mit den St. Wendeler Unruhen von 1832/33 wurde er vom Zuchtpolizeigericht am 12. Januar 1833 jedoch freigesprochen.[3]

1837–1841 war er Mitglied des Rheinischen Landtages. 1848 wählte man ihn in das Vorparlament und zum Mitglied des Fünfzigerausschusses. Vom 18. Mai 1848 bis zum 26. Mai 1849 war er Abgeordneter für St. Wendel in der Frankfurter Nationalversammlung, wo er zur Fraktion Württemberger Hof zählte; seine Devise sei gewesen:

„Ohne Ordnung keine Freiheit, ohne Freiheit keine Ordnung, – vor Allem die Einheit.“

Carl Cetto[4]

Nach dem Scheitern der Nationalversammlung nahm er 1849 am Gothaer Nachparlament teil und wurde Mitglied der Ersten Kammer des Preußischen Landtags. Von 1850 bis 1852 gehörte er der Zweiten Kammer an, von 1862 bis 1867 war er nochmals preußischer Abgeordneter. 1861 war er Mitbegründer der Deutschen Fortschrittspartei. Er bekämpfte die Politik Bismarcks und protestierte gegen den Krieg von 1866. 1867 trat er zur Nationalliberalen Partei über.

Cetto war auch Vorstandsmitglied der Rhein-Nahe-Eisenbahn-Gesellschaft[5] und des Lette-Vereins.[6]

Wie in einem vielfach verbreiteten Zeitungsbericht gemeldet wurde, erschoss sich der „frühere freisinninge Abg[eordnete] Cetto“ in St. Wendel „angeblich wegen eines unheilbaren Nervenleidens, nach anderer Angabe in Folge geschäftlicher Schwierigkeiten“.[7] Ein anderes Blatt wollte wissen, dass der Suizid erfolgte, „weil seine [d. i. Cettos] letzten Besitzungen subhastirt werden sollten“.[8] Hierbei lag indessen eine Verwechslung mit Carl Cettos Sohn Adolph (* 31. Januar 1846 in Trier; † 16. Oktober 1891 in St. Wendel) vor, einem Bergwerks- und Gutsbesitzer.[9] Carl Cetto selbst, „ein alter Achtundvierziger“, ist wie im April 1890 mehrfach berichtet, im 84. Lebensjahr „in St. Wendel entschlafen“.[10]

Ehrungen

In seiner Heimatstadt wurde die Carl-Cetto-Straße nach ihm benannt.

Literatur

  • Heinrich Best, Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Droste-Verlag, Düsseldorf 1998, ISBN 3-7700-0919-3, S. 114
  • Heinz-Günther Böse: Cetto, Karl Philipp. In: Trierer Biographisches Lexikon. Gesamtbearbeitung: Heinz Monz. Verlag der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Koblenz 2000, S. 63–64 ISBN 3-931014-49-5
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 7: Supplement A–K. Winter, Heidelberg 2013, ISBN 978-3-8253-6050-4, S. 200–201.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Matrikel der Universität Heidelberg. 5. Teil: Von 1807–1846. Hrsg. von Gustav Toepke. Heidelberg 1904, S. 263 Nr. 374 (online bei Heidelberger historische Bestände – digital).
  2. Berthold Stoll: Die Steinkohlengruben im oberen Ostertal. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 21 (1985/86), S. 157–166, S. 164 f. (online als PDF bei www.landkreis-st-wendel.de).
  3. Außerordentliche Beilage zur Allgemeinen Zeitung. Nr. 30 und 31 vom 23. Januar 1833, S. 118.
  4. Wilhelm Wichmann: Denkwürdigkeiten aus der Paulskirche. Helwing, Hannover 1888, S. 480 (online bei Google Books).
  5. Königlich Preußischer Staatsanzeiger. 7. Juli 1870, S. 2660.
  6. Der Arbeiterfreund. Zeitschrift für die Arbeiterfrage. 1866, S. 342.
  7. Echo der Gegenwart. Jg. 43. Nr. 248 (Zweites Blatt) vom 22. Oktober 1891, S. (2) unter Provinzielle Nachrichten (online bei Zeitungsportal NRW).
  8. Solinger Kreis-Intelligenzblatt. Jg. 83. Nr. 249 (Zweites Blatt) vom 24. Oktober 1891, S. (2) unter Rheinland und Westfalen (online bei Zeitungsportal NRW).
  9. Hans Klaus Schmitt: Stammtafel des St. Wendeler Bürgergeschlechts Cetto. In: Heimatbuch des Landkreises St. Wendel 12 (1967/1968), S. 93–101, S. 100 Nr. 7 (online als PDF bei www.landkreis-st-wendel.de).
  10. Berliner Tagblatt. Jg. 19. Nr. 174 vom 6. April 1890 (Erstes Beiblatt), S. (5) mit falschem Lebensjahr „85“ (online bei Deutsches Zeitungsportal).