Wirtschaft Frankreichs

Frankreich
Weltwirtschaftsrang 5. (nominal) (2009)[1]
Währung Euro (EUR)
Handels-
organisationen
EU, WTO, OECD
Kennzahlen
Bruttoinlands-
produkt (BIP)
$ 2.656 Mrd. (nominal) (2009)
$ 2.094 Mrd. (PPP) (2009)[1]
BIP pro Kopf $ 42.412 (nominal) (2009)
$ 33.434 (PPP) (2009)[1]
BIP nach Wirtschaftssektor Landwirtschaft: 1,7 % (2009)[2]
Industrie: 18,8 % (2009)[3]
Dienstleistung: 79,4 % (2009)[4]
Wachstum Vorlage:Steigen + 0,5 % (Q2 2013)[5]
Inflationsrate 0,1 % (2009)[1]
Erwerbstätige 26 Mio. (2009)[6]
Erwerbstätige nach Wirtschaftssektor Landwirtschaft: 2,5 % (2009)
Industrie: 20 % (2009)
Dienstleistung: 77,5 % (2009)[6]
Erwerbsquote 40 % (real)
Arbeitslosenquote 10,9 % (Dezember 2013)[7]
Außenhandel
Export € 347,5 Mrd. (2009)[8]
Exportgüter Investitions- und Produktionsgüter, Konsumgüter, Nahrungsmittel[9]
Exportpartner Deutschland: 14,7 % (2008)
Italien: 8,8 % (2008)
Spanien: 8,4 % (2008)[10] Vereinigte Staaten: 5,1 %
Import € 401,3 Mrd. (2009)[11]
Importgüter Investition- und Produktionsgüter, Konsumgüter, Energieträger[9]
Importpartner Deutschland: 16,4 % (2008)
Belgien: 8,6 % (2008)
Italien: 8,2 % (2008)[10]
Außenhandelsbilanz € −53,8 Mrd. (2009)[12]
Öffentliche Finanzen
Öffentliche Schulden 77,6 % des BIP (2009)[13]
Staatseinnahmen 48,1 % des BIP (2009)[14]
Staatsausgaben 55,6 % des BIP (2009)[15]
Haushaltssaldo 7,5 % des BIP (2009)[16]

Die Wirtschaft Frankreichs ist, gemessen am absoluten Bruttoinlandsprodukt (BIP), die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, nach den USA, der Volksrepublik China, Japan und Deutschland.[17] Und damit auch das wichtigste Industrieland in Europa neben Deutschland. Anders, als etwa in den USA, nimmt der französische Staat aktiv Einfluss auf seine Wirtschaft, weshalb die französische Wirtschaft zumeist als gelenkte Volkswirtschaft bezeichnet wird. Gekennzeichnet ist die Wirtschaft von einer breiten Aufstellung, mit vergleichsweise durchschnittlicher Abhängigkeit von Außenhandel und Finanzmarkt. Dies machte sich vor allem in der vergangenen Finanz- und Wirtschaftskrise bemerkbar, durch die die französische Wirtschaft besser als andere Industrienationen kam.[18]

Wirtschaftsbereiche

Landwirtschaft

Die französische Landwirtschaft entwickelte sich seit dem 19. Jahrhundert aus einem starken Schutz inländischer Grenzen heraus. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wird sie maßgeblich von der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Gemeinschaft, jetzt der Europäischen Union, beeinflusst. In dieser Zeit entwickelte sich eine abwechslungsreiche Produktion von Mischkulturen, über Viehzucht, bis hin zu typisch mediterranen Erzeugnissen und Tropischem aus den Übersee-Départements.

Die Bedeutung der Landwirtschaft zeigt sich bereits darin, dass etwa 30 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzt werden, was etwa 55 % der Staatsfläche Frankreichs und ca. 23 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche in der EU entspricht. Der Löwenanteil entfällt dabei auf den Tierfuttermittel- und Getreideanbau mit jeweils ca. 14,6 Millionen und 9 Millionen Hektar Anbaufläche.

Ist die Anbaufläche in den vergangenen 50 Jahren vergleichsweise stabil gewesen, sinkt die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe seither stetig. Von 1,6 Millionen im Jahre 1970 auf etwa 527.000 im Jahre 2007.[19] So ist auch der Prototyp des landwirtschaftlichen Mischbetriebs aus Mischkulturen und Viehzucht immer mehr dem spezialisierten Großbetrieb oder dem hochspezialisierten Kleinbetrieb gewichen. Im Gleichlauf damit ist auch die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft von 2 Millionen 1988 auf etwa 1,02 Millionen im Jahre 2007 zurückgegangen, von denen ca. 85 % im heimischen Familienbetrieb arbeiten.[20]

Gesamtwirtschaftlich gesehen, ist die Bedeutung der Landwirtschaft mit einem Anteil von zuletzt nur noch 1,7 % am BIP eher gering. Doch ist Frankreich global der zweitgrößte Exporteur, nach den USA. Vor allem Alkoholische Getränke wie Wein und Champagner sind im Ausland begehrte Waren, aber auch Getreide und Milchprodukte werden weltweit abgesetzt. Nicht zuletzt auch getragen von massiven Subventionen der EU, die mit etwa € 11 Mrd. jährlich einen nicht zu unterschätzenden Preisvorteil auf dem Weltmarkt darstellen.[21]

Industrie

Die französische Industrie gewann erst mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges an Zugkraft. Zuvor galt sie als überaltert und nur bedingt konkurrenzfähig. Der Aufschwung in diesem Bereich erfolgte grundlegend aus der Verstaatlichung von der Regierung als wichtig erachteter Betriebe in der Zeit der IV. Republik, welche jedoch seit 1986 teilweise rückgängig gemacht wurden. In dieser Zeit wurde versucht, die historisch gewachsene Konzentration auf Paris aufzuweichen und damit andere Regionen Frankreichs industriell zu stärken.

Frankreich selbst verfügt über nur wenig Rohstoffe. Trotzdem gelang es eine bedeutende Industrie aufzubauen, die mit einem Anteil am BIP von etwa 19 % auch volkswirtschaftlich bedeutend ist. Zu den stärksten Bereichen der französischen Industrie zählen Telekommunikation, Luftfahrt, Verteidigung, Automobilbau, Pharmazeutik und Nahrungsmittel. Bereiche, deren wichtigste Vertreter France Telecom, EADS, PSA Peugeot Citroën, Renault, Michelin, Alstom, Alcatel, Sanofi-Aventis, Saint-Gobain, Lafarge, Arcelor, L'Oréal und Danone sich auch im französischen Börsen-Leitindex CAC40 wiederfinden.[22] Die Automobilindustrie leidet unter einem Absatzrückgang auf dem europäischen Markt; sie hat seit 1980 mehr als die Hälfte ihrer Arbeitsplätze verloren, hat keine Modelle der Oberklasse und sie produziert kaum in den Wachstumsmärkten Indien, China und Brasilien.[23]

Tourismus

Frankreich ist weltweit das beliebteste Ziel von Touristen und kann 9,4 % aller Gästeankünfte weltweit für sich verbuchen. So besuchten im Jahre 2006 mindestens 79 Millionen ausländische Besucher das Land. Am häufigsten kommen Briten und Deutsche, mit jeweils 17,3 und 16,5 % aller Ankünfte, nach Frankreich.

So verwundert es nicht, dass der Tourismus einen enormen Stellenwert für die französische Wirtschaft besitzt. Sein Anteil am BIP etwa, liegt bei 6,3 % (2006) und 2 Millionen Arbeitsplätze hängen direkt und indirekt vom Tourismus ab. Und mit € 32 Mrd. kann Frankreich 6,3 % der weltweiten Tourismuseinnahmen für sich verbuchen. Nur die USA und Spanien verdienen mehr.

Um diesen Bereich der Wirtschaft zu stärken, verfolgt die französische Regierung eine umfassende Tourismuspolitik. Kernpunkte sind die Stärkung der Attraktivität als Reiseziel, Verbesserung der Angebotsqualität und Förderung des Sozialtourismus. Eigens dafür geschaffen, wurden Einrichtungen wie Maison de la France, die Nationale Agentur für Urlaubschecks und die öffentliche Interessengemeinschaft ODIT France.[24] Der ländliche Tourismus ist gut entwickelt, beispielsweise durch Vereine wie Gîtes de France.

Beliebte Ziele 2009 waren: das Museum Louvre (8,4 Mio. Besucher), der Eiffelturm (6,9 Mio. Besucher), das Schloss Versailles (5,6 Mio. Besucher), das Centre Pompidou (5,5 Mio. Besucher) und das Museum d'Orsay (3 Mio. Besucher).[25]

Finanz- und Bankensektor

Frankreich ist die Heimat einiger bedeutender Finanzdienstleister. Im Jahre 2008 erwirtschaftete dieser Bereich etwa € 80 Mrd., was einem Anteil von 4,6 % am BIP entspricht.[26]

Zu den größten Banken des Landes gehören die BNP Paribas, die Crédit Agricole, die Société Générale und die Crédit Lyonnais.

Die Pariser Börse ist 2007 durch die Fusion mit NYSE zum größten Wertpapierhandelsplatz der Welt aufgestiegen. Seitdem heißt sie NYSE Euronext

Der französische Versicherungssektor ist mit einem Jahresumsatz von ca. € 200 Mrd. der fünftgrößte der Welt. Er beschäftigt etwa 200.000 Menschen. Die größten Vertreter sind Europas zweitgrößter Versicherer die AXA, sowie die CNP und die Allianz France.[27]

(Quelle: Eurostat)

Einzelnachweise

  1. a b c d IWF - World Economic Outlook Database, Oktober 2010 Abgerufen am 17. Oktober 2010
  2. Eurostat - Bruttowertschöpfung Landwirtschaft Abgerufen am 17. Oktober 2010
  3. Eurostat - Bruttowertschöpfung Industrie Abgerufen am 17. Oktober 2010
  4. Eurostat - Bruttowertschöpfung Dienstleistung Abgerufen am 17. Oktober 2010
  5. Frankreichs Wirtschaft verlässt Rezession. Abgerufen im August 2013.
  6. a b INSEE - Erberbstätigkeit Abgerufen am 17. Oktober 2010
  7. Süddeutsche Zeitung vom 28./29. Dezember 2013.
  8. Eurostat - Gesamtausfuhren Abgerufen am 17. Oktober 2010
  9. a b INSEE - Handelsgüter Abgerufen am 17. Oktober 2010
  10. a b INSEE - Außenhandel Abgerufen am 17. Oktober 2010
  11. Eurostat - Gesamteinfuhren Abgerufen am 17. Oktober 2010
  12. Eurostat - Außenhandelsbilanz Abgerufen am 17. Oktober 2010
  13. Eurostat - Öffentlicher Schuldenstand Abgerufen am 17. Oktober 2010
  14. Eurostat - Staatseinnahmen Abgerufen am 17. Oktober 2010
  15. Eurostat - Gesamtausgaben Abgerufen am 17. Oktober 2010
  16. Eurostat - Staatsdefizit Abgerufen am 17. Oktober 2010
  17. IWF - World Economic Outlook Database, Oktober 2010 Abgerufen am 17. Oktober 2010
  18. Frankreich - Wirtschaft. Auswärtiges Amt, abgerufen am 30. März 2011.
  19. INSEE - Betriebe und Nutzfläche der EU Abgerufen am 21. Oktober 2010
  20. INSEE - Aktive in der Landwirtschaft Abgerufen am 21. Oktober 2010
  21. PDF Französische Botschaft - Die französische Landwirtschaft im europäischen Raum Abgerufen am 21. Oktober 2010
  22. Frankreich-Experte.de - Wirtschaft Abgerufen am 21. Oktober 2010
  23. Dietmar Hawranek, Isabell Hülsen: Fluch der Herdprämie. Der Spiegel vom 13. August 2012, S. 56f.
  24. PDF Französische Botschaft - Der Tourismus in Frankreich Abgerufen am 21. Oktober 2010
  25. Französisches Kulturministerium - Besucherzahlen 2009 Abgerufen am 21. Oktober 2010
  26. PDF INSEE - Wirtschaft 2008 Abgerufen am 21. Oktober 2010
  27. France Diplomatie - Übersicht über die Wirtschaft Frankreichs Abgerufen am 21. Oktober 2010