Tanzbär

Tanzbär (Schulbuchillustration von 1810)

Ein Tanzbär ist ein Braunbär, der dressiert wurde, auf Kommando tanzähnliche Bewegungen auszuführen. Im übertragenen Sinn ist ein Tanzbär ein Mensch, der „nach der Pfeife“ eines anderen Menschen „tanzt“.

Die Dressur

Der Bär wird mit einer Verbundmethode aus Klassischer und Operanter Konditionierung dressiert: Während dem Bär Musik dargeboten wird, wird er mit einer erhitzten Eisenplatte dazu gezwungen, einem vorgegebenen Bewegungsschema zu folgen. Nach abgeschlossener Dressur (Akquisitionsphase) dient die Musik als Konditionierter Reiz der Klassischen Konditionierung und löst das schmerzvermeidende Bewegungsschema aus, das durch die positive und negative Verstärkung mit der Eisenplatte konditioniert wurde. Zudem umkreisen in Gefangenschaft lebende Bären – ähnlich den repetitiven Verhaltensmustern autistischer Menschen – im Stand häufig die eigene Körperachse mit der Kopf- und Schulterpartie.

Tierquälerei und Tierschutz

Die Dressur wird wegen des Einsatzes intensiver Schmerzreize und der Verletzungsgefahr als verachtenswürdige Quälerei betrachtet. Da Tanzbären darüber hinaus einen für sie schmerzhaften Nasenring tragen müssen und nicht art- und verhaltensgerecht untergebracht, ernährt und gepflegt werden, ist häufig der Tatbestand der Tierquälerei erfüllt. Tierschützer setzen sich daher für ein Verbot der Tanzbärhaltung und -dressur ein und versuchen, kranke oder extrem verhaltensgestörte Tiere freizukaufen. [1].

In Bulgarien ist die Dressurmethode seit 1998 verboten, hat aber trotzdem weiterhin stattgefunden. Insbesondere bei den Roma-Familien hat die Tanzbärenhaltung hier eine lange Tradition und ist oft die einzige Einkommensquelle. Die Tierschutzvereinigung Vier Pfoten gründete ein Reservat in Belitsa, in dem 23 ehemalige Tanzbären auf bewaldeten Hügeln leben. Eine Auswilderung ist nach Ansicht der Organisatoren wegen zu enger Gewöhnung an den Menschen und Fehlernährung der Tiere nicht mehr möglich [2].


IST QUATSCH

Verbreitung

Tanzbären finden sich vor allem in Osteuropa (Serbien, Bulgarien, Rumänien und Russland) und in Vorderasien (z. B. der Türkei). Dort dienen sie als Zirkusattraktion oder werden von fahrenden Schaustellern auf der Straße vorgeführt, um Geld zu sammeln. Auch einige Veranstalter von Pauschalreisen und Kreuzfahrten in diese Länder hatten Vorführungen als Touristenattraktion 2005 noch im Angebot.

Am 21. Juni 2007 berichtete n-tv, dass die letzten drei Tanzbären Bulgariens gerettet wurden. Die drei Bären wurden aus dem bulgarischen Getsowo in den 500 km entfernten Tanzbärenpark in Belitsa gebracht, der von der österreichischen Tierschutzorganisation Vier Pfoten geleitet wird.[3]

In Rumänien wurde bei der Stadt Brasov von der Tierschutzorganisation WSPA ein ähnliches Refugium wie in Belica/Bulgarien (welches jedoch von der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" betrieben wird) für Tanzbären und Bären aus nicht-artgerechter Haltung errichtet, zumal die Tanzbärenhaltung und -vorführung in Rumänien gesetzlich verboten ist.

In Griechenland wurde vor 10 Jahren von einer NGO namens "Arcturos" ein Bärenrefugium in Nimphaeo eingerichtet, dort wurden mithilfe der Regierung alle Tanzbären des Landes untergebracht.

In Kroatien und Makedonien verschwand die Tanzbärendarbietung vor ca. 10 - 15 Jahren (nach dem Zerfall des ehemaligen Jugoslawiens).

In Serbien ist sie stark zurückgegangen, wird im Osten des Landes aber noch von Zigeunern (Roma) praktiziert.

Auch in Albanien soll es noch Tanzbären geben, ebenso noch etliche in den ehemaligen Staaten der Sowjetunion und in der Ukraine.

Tanzbären in der Kunst und populärer Kultur

Ein als Tanzbär verkleideter Mensch spielt eine Rolle in Smetanas komischer Oper Die verkaufte Braut.

Tanzbären war die ursprüngliche Bezeichnung der Goldbären der Firma Haribo.

Quellen

  1. WDR Das Bärenzentrum in Karacabey/Türkei
  2. Tanzbärenpark Belitsa / Bulgarien
  3. n-tv - Leiden beendet - Tanzbären in Schutzpark
Commons: Category:Dancing bear – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien