Stabile Seitenlage

Stabile Seitenlage in einer Variante der vereinfachten Form

Die stabile Seitenlage beschreibt die Standardlagerung einer selbstständig atmenden bewusstseinsgetrübten oder bewusstlosen Person im Rahmen der lebensrettenden Sofortmaßnahmen. Während durch den lebensrettenden Handgriff zunächst die Atemwege frei gemacht werden, dient die stabile Seitenlage darüber hinaus dem Zweck, eine versehentliche Einatmung von Flüssigkeit und Feststoffen, wie Speichel und Erbrochenem, zu verhindern. Dieser Aspekt ist wesentlich, da Bewusstseinsgestörte sich häufig unbemerkt erbrechen und infolge dessen oft an ihrem Erbrochenen ersticken.

Anwendung

Bei Auffinden einer reglosen Person werden zunächst stets Bewusstsein und Atmung überprüft (Diagnostischer Block). Der Betroffene wird dazu auf den Rücken gelegt, weswegen dies meist die Ausgangsposition für weitere Maßnahmen ist. Wenn der Betroffene trotz gestörtem Bewusstsein selbstständig atmet, wird er in die stabile Seitenlage verbracht – möglichst an einen geschützten Ort. Zum Schutz gegen Witterungseinflüsse wird er dann vorzugsweise in eine Rettungsdecke eingewickelt, um ein Auskühlen oder einen Überhitzung zu vermeiden. Bis zum Eintreffen des per Notruf alarmierten Rettungsdienstes wird der Betroffene ständig überwacht. So können bei einer Verschlechterung des Zustandes rechtzeitig weitere Maßnahmen eingeleitet und erwachende Betroffene beruhigt werden. Die stabile Seitenlage wird vornehmlich von Laienhelfern angewendet, da Fachpersonen die Sicherung der Atemwege besser durch Einsetzen eines Endotrachealtubus erreichen können.

Durchführung der Seitenlage

Ca. alle fünf Jahre werden die Erste-Hilfe-Richtlinien geprüft und verbessert, um dem Ersthelfer den Umgang mit Verletzten zu erleichtern. Aus diesem Grund wurde auch eine 'neue' Seitenlage in vereinfachter Form eingeführt: Der Helfer legt den ihm zugewandten Arm des Betroffenen im 90°-Winkel neben seinen Kopf. Danach wird der andere Arm über die Brust und die Hand an die gegenüberliegende Wange geführt. Das vom Helfer abgewandte Bein wird angewinkelt aufgestellt und nun als Hebel benutzt: Am Knie wird der Betroffene über die Hüfte in die Seitenlage gezogen. In dieser Position ist nun der Mund der tiefste Punkt und die Erstickungsgefahr wir vermindert.

Auch die Anwendung der 'alten' stabilen Seitenlage ist auf keinen Fall falsch oder schädlich, deswegen wird sie hier ebenso erläutert: Aus einer Position seitlich des auf dem Rücken liegenden wird das Becken auf der dem Helfer zugewandten Seite des Betroffenen angehoben und dessen gestreckter Arm unter seinen Rücken geschoben. So stört er nicht beim anschließenden Drehen und kann danach als Rückenstütze verwendet werden. Bei der neuen, vereinfachten Form der stabilen Seitenlage hingegen wird der Arm angewinkelt und die Hand ans Kinn gelegt.

Schonende Variante des Drehens in die stabile Seitenlage durch mehrere Helfer

In beiden Fällen wird anschließend das Bein der gleichen Seite angewinkelt und der Betroffene durch Zug an Bein und Arm oder Schulter und Becken der gegenüberliegenden Seite in Richtung des Helfers um seine Längsachse gedreht. Besonders bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen wird der Kopf dabei vorzugsweise von einem zweiten Helfer unter leichtem Zug in Verlängerung der Längsachse im gleichen Tempo vorsichtig mitgedreht, wodurch die Gefahr weiterer Schäden minimiert wird. Sind mehrere Helfer anwesend, kann der Körper zudem besonders schonend gemeinschaftlich gedreht werden. Bei einem bereits in Bauchlage befindlichen Betroffenen hingegen braucht lediglich das Becken auf der dem Gesicht des Betroffenen zugewandten Seite angehoben und das unten liegende Bein am Kniegelenk nach vorne gezogen zu werden, um diese Position zu erreichen.

Als wesentlicher Bestandteil der stabilen Seitenlage zeigt nun die Mundöffnung bereits nach unten, wodurch Speichel und Erbrochenes leicht aus der Mundhöhle des Betroffenen abfließen können und ein versehentliches Einatmen weitestgehend verhindert wird. Zur weiteren Sicherung der freien Atmung wird der Kopf in dieser Position wieder überstreckt und eine Hand unter der Wange positioniert, um diese Stellung des Kopfes zu fixieren. Bei der klassischen stabilen Seitenlage wird als letztes der hintere Arm des Betroffenen angewinkelt, um eine Zurückrollen in die Rückenlage zu verhindern. Befindet sich der Betroffene im Schock, ist es sinnvoll, zusätzlich eine von den Füßen zum Kopf hin abfallende Schräglagerung (Schocklage) vorzunemen. So kann das der Schwerkraft folgende Blut aus den Beinen für den zentralen Kreislauf zur Versorgung der lebenswichtigen inneren Organe und des Gehirns mit Sauerstoff genutzt werden.

Besonderheiten

Die stabile Seitenlage wird auch bei Verdacht auf Wirbelsäulenverletzungen angewendet, da die Gefahr des Erstickungstodes durch ein mögliches Verlegen der Atemwege höher bewert wird als die Gefahr weiterer Wirbelsäulenschäden. Weist der Betroffene eine Verletzung im Bereich des Brustkorbs oder der Lunge auf, wird er auf diese Seite gedreht, damit die dann oben liegende, unbeeinträchtigte Lungenhälfte sich während der Einatmung frei entfalten kann und eventuelle Blutungen im Bereich der verletzten Seite abgedrückt werden. Schwangere Frauen sind tendenziell auf der linken Seite zu lagern, da so der gemeinsame Kreislauf von Mutter und Fetus am Besten entlastet werden kann (siehe Vena-cava-Kompressionssyndrom).

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