„Staatsterror“ – Versionsunterschied

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Der Begriff '''Staatsterrorismus''' wird für staatliche oder von staatlicher Seite geförderte Gewaltakte gebraucht, die die jeweils zur Anwendung kommenden Kriterien für [[Terrorismus]] erfüllen. Da letztere nicht einheitlich sind, existiert auch keine allgemein anerkannte Definition von Staatsterrorismus. Vielmehr wird die Bezeichnung zumeist als [[Kampfbegriff]] gebraucht. Sie bezieht sich insofern beispielsweise auf militärische Aktionen mit zivilen Opfern, [[Menschenrechtsverletzung]]en in Diktaturen oder auch auf die Anwendung von Methoden herkömmlicher terroristischer Organisationen (etwa Sprengstoffanschläge, Ermordungen, Entführungen) durch [[Geheimdienst]]e oder in staatlichem Auftrag handelnde [[paramilitär]]ische Gruppen.
'''Staatsterrorismus''' bezeichnet Gewaltakte die als [[terror]]istisch eingestuft und durch die ausübende Staatsgewalt z.B. [[Militär]], [[Polizei]], [[Justiz]] vollzogen oder durch eine souveräne Regierung gefördert werden. ''Staatsterrorismus'' bezeichnet insofern feindselige Aktionen außerhalb eines erklärten [[Krieg]]es gegen zivile Ziele beziehungsweise unter bewusster Inkaufnahme ziviler Opfer beim angegriffenen Ziel; seien es Menschenleben oder lebenswichtige Einrichtungen. Staatsterroristische Akte können auch gemeinsam von mehreren Staaten begangen werden (siehe Beispiele).
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Version vom 24. September 2007, 23:49 Uhr

Der Begriff Staatsterrorismus wird für staatliche oder von staatlicher Seite geförderte Gewaltakte gebraucht, die die jeweils zur Anwendung kommenden Kriterien für Terrorismus erfüllen. Da letztere nicht einheitlich sind, existiert auch keine allgemein anerkannte Definition von Staatsterrorismus. Vielmehr wird die Bezeichnung zumeist als Kampfbegriff gebraucht. Sie bezieht sich insofern beispielsweise auf militärische Aktionen mit zivilen Opfern, Menschenrechtsverletzungen in Diktaturen oder auch auf die Anwendung von Methoden herkömmlicher terroristischer Organisationen (etwa Sprengstoffanschläge, Ermordungen, Entführungen) durch Geheimdienste oder in staatlichem Auftrag handelnde paramilitärische Gruppen.

Definitionen

Die Definition eines politischen Begriffes hängt von der jeweiligen Herkunft des Beurteilenden ab - die Bezeichnung "Terrorismus" ist selbst eine umstrittene Definition. Man verwendet sie, um feindliche Aktivitäten einer gegnerischen Partei als rücksichtslos und zerstörerisch zu kennzeichnen. Vielfach begann man staatsterroristische Unternehmungen in der Absicht, Feindseligkeiten zu schüren und letztlich ganze Kriege anzuzetteln.

Die Begriffe "geheimer Krieg", "Kriege niedriger Heftigkeit", "Guerillakrieg" und "asymmetrische Kriegführung" werden heute oft als dem "Terrorismus" verwandt und in einigen Situationen zutreffende Beschreibung angesehen. "Kriegführung" jedoch bezieht sich in den meisten Fällen auf Militäraktionen innerhalb eines Kriegszusammenhanges; während Terrorismus sich auf nichtstaatlich Handelnde begrenzt, die nicht selbst einen Krieg erklären können. Andererseits ist diese Art von Terrorismus eine möglichkeit für Staaten, ihre Aussenpolitik auch gegen militärisch überlegenere Staaten zu behaupten, indem sie den Terrorismus zwar fördern, sich aber nach Außen hin von ihm distanzieren.

Unter staatlich gefördertem Terrorismus versteht man die offizielle oder inoffizielle Unterstützung bewaffneter Oppositionsgruppen eines Drittlandes durch einen Staat. Das Ziel des unterstützenden Staates ist es, die Regierung des Drittlandes zu destabilisieren. Staatlich geförderter Terrorismus kann sich aber auch gegen die Zivilbevölkerung des eigenen Landes richten. (z. B. Unterstützung des rechten Terrors der 70/80 Jahre durch italienische Behörden. Ziel war durch die "Strategie der Spannung" infolge von terroristischen Aktivitäten eine Akzeptanz der Bevölkerung für einen starken Staat zu erhöhen)

Die Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA wurden als Kriegshandlung bezeichnet, obwohl diese Angriffe von keinem Staat ausgingen und es daher keinen Gegner im Sinne eines Krieges gab.

Auch die mit den stalinistischen Säuberungen einhergegangenen politischen Massenmorde innerhalb der UdSSR gelten als Staatsterrorismus. Sie fallen unter die Begriffe Demozid und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Die Attentate auf Dissidenten im Exil (wie die Ermordung Leo Trotzkis 1940 in Mexiko durch sowjetische Agenten) gelten ebenfalls als ein Beispiel von Staatsterrorismus.

Beispiele

(Dies ist eine Auflistung von Beispielen, sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.)

Der Ausdruck Staatsterrorismus gibt die Intention des ursprünglichen Begriffes "Terrorismus" im Zuge der französischen Revolution recht deutlich wieder. Terrorismus war die vor allem unter Maximilien de Robespierre angewandte Methode des Staates gegen seine wirklichen und vermeintlichen Gegner vorzugehen.

In einem "Tugendstaat" seien "das Volk durch Vernunft zu leiten und die Feinde des Volkes durch terreur zu beherrschen", so Robespierre am 5. Februar 1794 vor dem Konvent: "Terror ist nichts anderes als rasche, strenge und unbeugsame Gerechtigkeit. Er ist eine Offenbarung der Tugend. Der Terror ist nicht ein besonderes Prinzip der Demokratie, sondern er ergibt sich aus ihren Grundsätzen, welche dem Vaterland als dringendste Sorge am Herzen liegen müssen." Dem Exekutivorgan dieses Staatsterrors, dem Pariser Revolutionstribunal, fiel Robespierre noch im selben Jahr schließlich selbst zum Opfer.

Unter der Diktatur Augusto Pinochets betrieb Chile eine ausgedehnte Politik der Unterdrückung sowohl gegen seine Bürger als auch ausländische Kritiker. Zu den chilenischen Aktivitäten die als staatsterroristisch bezeichnet werden können zählten das Attentat auf den ehemaligen Botschafters Orlando Letelier in Washington, die Ermordung General Carlos Prats in Argentinien und der Mordversuch auf Bernardo Leighton in Italien.

Die Regierung der Volksrepublik China ist wiederholt Vorwürfen der Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Dabei werden zahlreiche Aktionen von verschiedenen Seiten als Staatsterrorismus bezeichnet, wie die Niederschlagung des Aufstandes auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989. Des weiteren ist China mit ca. 10.000 Hinrichtungen im Jahr "Spitzenreiter" bei der Vollstreckung der Todesstrafe. Auch existieren Arbeits- und Umerziehungslager. Auch im Zusammenhang mit der Unterdrückung der tibetischen Unabhängigkeitsbestrebungen wird oft von Staatsterrorismus gesprochen.

Die gesetzliche Legitimierung staatlich organisierter Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus gilt als eklatantes Beispiel für die Methodik des Staatsterrorismus. Dies gilt vor allem für die Verfolgung und die massenhafte Ermordung von politischen Gegnern sowie ethnischen und religiösen Minderheiten, vor allem der Völkermord an den europäischen Juden (vgl. Shoa/Holocaust), der allein etwa 5,2 Millionen Menschen mosaischen Glaubens, damals ungefähr ein Drittel der jüdischstämmigen Weltbevölkerung und über 10 Millionen Russen das Leben kostete.

In der DDR wurden die Streiks am 17. Juni 1953 unter Einsatz militärischer Gewalt niedergeschlagen. Wie in den meisten Staaten des Ostblocks war den meisten Bewohnern die Ausreise verboten. An der innerdeutschen Grenze kamen mehrere hundert Menschen ums Leben.

Am 17. Oktober 1961 wurden in Paris unter dem Befehl von Maurice Papon eine bis heute unbekannte Anzahl algerischer Demonstranten ermordet.

Französische Behörden ordneten die Versenkung des Greenpeace-Schiffs Rainbow Warrior im Pazifik an. Die Attentäter, französische Geheimagenten, wurden von einem Gericht verurteilt.

Zum Staatsterrorismus werden oft die Tonton Macoutes der früheren haitianischen Diktatoren der Familie Jean-Claude Duvalier gezählt.

Dem Irak unter Saddam Hussein (1979-2003) wirft man zahlreiche Chemiewaffenangriffe auf die eigene Zivilbevölkerung gegen revolutionäre und bestimmte ethnische Gruppen vor. Ein bekanntes Ereignis ist der Giftgasangriff auf Helepçe.

Die herrschende Junta von Myanmar hat wiederholt aktiv demokratische Bewegungen im Land unterdrückt. Viele der Gegner der Junta, wie Aung San Suu Kyi, sehen als deren Ziel, die Bevölkerung zu terrorisieren und zur Unterwerfung zu zwingen. Siehe Beispiel 8. August 1998 Birmaprotest.

Unter der Herrschaft Lenins und Stalins wurden politische Gegner der Bolschewiki, sowie "Volksfeinde" inhaftiert, deportiert und umgebracht (siehe auch "Roter Terror"). Stalin vermochte seinen Machteinfluss zu festigen, indem er seine politischen Gegner einschüchterte und umbringen ließ.

Während der 1970er und 1980er Jahre griffen einige Gruppen vermutete Mitglieder der baskischen Terrororganisation ETA mit illegalen Methoden an:

Untersuchungen des spanischen Richters Baltasar Garzón führten zur Entdeckung, dass ein spanischer PSOE-Minister und einige Untergebene zumindest die GAL organisiert hatten. Es wird vermutet das auch in den anderen Fällen die Spanische Polizei hinter den Angriffen stand.

Zahlreiche Kritiker haben Aktivitäten der USA als Terrorismus gebrandmarkt. So haben die USA Parteien in verschiedenen Bürgerkriegen und Konflikten, sowie Länder und Organisationen mit fragwürdiger Menschenrechtspraxis unterstützt und mit ihnen kooperiert. Besonders die CIA wird der Unterstützung von Terrororganisationen in anderen Ländern beschuldigt. Solche Unterstützung wurde ebenfalls Staatsterrorismus genannt.

Seit 1959 unterhält oder unterstützt die CIA terroristische Organisationen von Exilkubanern (u.a. Brigade 2506, Alpha 66, Luís Posada Carriles, Orlando Bosch) in der Absicht, die kubanische Regierung zu stürzen. Die inzwischen z.T. von der US-Regierung zugegebenen terroristischen Aktivitäten reichen von über 50 versuchten Anschlägen gegen Fidel Castro bis hin zu Bombenanschlägen auf Zivilflugzeuge. Fünf Kubaner, die versuchten, diese terroristischen Aktivitäten zu überwachen, wurden in einem aufsehenerregenden Prozess 2001 teilweise zu lebenslänglichen Freiheitsstrafen verurteilt (Miami Five), während international gesuchte Terroristen wie Orlando Bosch und Luís Posada Carriles sich unbehelligt in Miami aufhalten.

Die militärischen Aktivitäten der USA gegen Nicaragua 1984-1985 (Contra-Krieg) wurde von einigen Kritikern als terroristisch bezeichnet. Vom internationalen Gerichtshof wurden die USA "der ungesetzlichen Gewaltanwendung" für schuldig befunden.

Auch der Bombenabwurf am 8. August 1978 auf ein von Afroamerikanern bewohntes Haus gilt als Paradebeispiel für inländischen Staatsterrorismus. Damals hatte die MOVE-Bewegung (vgl. Move 9) um ihren spirituellen Mentor John Africa ein Haus im Ghetto der US-Amerikanischen Stadt Philadelphia besetzt. Von dort kam es zu politischen Aktionen, die von den Behörden missbilligt wurden. Am Rande des Konflikts wurde u.a. der afro-amerikanische Journalist Mumia Abu-Jamal festgenommen, der bis heute um seine Freiheit kämpft. Mumia Abu Jamal, der wegen Mordes an einem Polizisten zum Tode verurteilt wurde, schrieb aus der Todeszelle mehrere politische Bücher. Seine Schuld wird bis heute von zahlreichen Menschenrechtsorganisationen angezweifelt.

Als das Massaker von Hama (arabisch: أحداث حَماه‎ Ahdas Hamah zu dt. Die Ereignisse von Hama) bezeichnet man den Angriff der syrischen Regierung auf die mittelsyrische Stadt Hama im Jahre 1982. Beginnend am 2. Februar des Jahres wurde die 350.000 Einwohner zählende Stadt von syrischen Spezialkräften unter Führung des Präsidentenbruders Rifaat al-Assad unter Granatbeschuss genommen, nachdem die syrische Luftwaffe die Ausfallstraßen systematisch zerstört hatte. 20.000 bis 30.000 Menschen (die Angaben variieren und sind nur eine Schätzung) fanden während des Angriffs den Tod und viele andere flohen aus der Stadt, wobei auch nicht wenige den Tod fanden. Auch wurden große Teile der Stadt, insbesondere der historischen Altstadt, zerstört.

Mit der Eroberung Phnom Penhs durch die Roten Khmer 1975 begann eines der blutigsten Kapitel in der Geschichte der Menschheit. Die Roten Khmer begannen, die radikalen Ideen ihres „Bruders Nummer 1“ vom kommunistisch-primitivistischen Bauernstaat konsequent umzusetzen und zwangen die Bevölkerung unter Androhung der Todesstrafe, die Hauptstadt binnen 48 Stunden zu verlassen. Sie sollten auf dem Lande als Bauern und Landarbeiter eingesetzt werden. Intellektuelle (auch Brillenträger wurden dafür gehalten) galten als überflüssig und unerwünscht. In den folgenden vier Jahren wurden vor allem der gebildete Teil der Bevölkerung und Regimekritiker, von den Roten Khmer ermordet. So überlebten diese Episode der kambodschanischen Geschichte landesweit gerade einmal 50 Ärzte und 5.000 von vormals 20.000 Lehrern.

Zwischen 100.000 und 500.000 Menschen fielen nach Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen der achtjährigen Gewaltherrschaft Idi Amins zum Opfer.

Zitate

Helmut Schmidt: Ich habe den Verdacht, dass sich alle Terrorismen, egal, ob die deutsche RAF, die italienischen Brigate Rosse, die Franzosen, Iren, Spanier oder Araber, in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus.

Frage des Interviewers: Ist das Ihr Ernst? Wen meinen Sie?

Helmut Schmidt: Belassen wir es dabei. Aber ich meine wirklich, was ich sage.

(Altbundeskanzler Helmut Schmidt in einem Interview der Wochenzeitung Die Zeit)[1]

Literatur

  • Daniele Ganser: Nato's Secret Armies: Operation Gladio and Terrorism in Western Europe. Frank Cass, London 2005, ISBN 0714685003
  • Alexander George (Hg.): Western State Terrorism. Polity Press, 1991, ISBN 0745609317
  • J. Patrice McSherry: Predatory States: Operation Condor and Covert War in Latin America. Rowman & Littlefield Publishers, 2005, ISBN 0742536874
  • Habib Souaïdia: Schmutziger Krieg in Algerien. Bericht eines Ex-Offiziers der Spezialkräfte der Armee (1992–2000). Chronos-Verlag, Zürich 2001, ISBN 3034005377
  • Roland Kaufhold: Ohne Hass keine Versöhnung: ein Gespräch mit David Becker, psychosozial Nr. 58 (4/1994), S. 105-120.

Quellen

  1. Giovanni di Lorenzo: "Ich bin in Schuld verstrickt." Interview mit Helmut Schmidt. DIE ZEIT, 30. August 2007, Nr. 36

siehe auch