„St. Willibrord (Euchen)“ – Versionsunterschied

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'''St. Willibrord''' ist eine [[römisch-katholische Kirche|römisch-katholische]] [[Kirche (Bauwerk)|Kirche]] in [[Würselen]]-[[Euchen]]. Sie ist dem heiligen [[Willibrord]] geweiht und unter der Nummer A 09/K in die [[Liste der Baudenkmäler in Würselen]] eingetragen.
'''St. Willibrord''' ist eine katholische Gemeinde in [[Würselen]]-[[Euchen]]. Sie gehört zusammen mit den Gemeinden St. Balbina ([[Morsbach (Würselen)|Morsbach]]), [[St. Lucia (Broichweiden)|St. Lucia]] ([[Broichweiden]]), St. Marien ([[Scherberg]]), St. Nikolaus ([[Linden-Neusen]]), St. Pius X. (Schweilbach/Teut), [[St. Sebastian (Würselen)|St. Sebastian]] (Würselen-Mitte) und [[St. Peter und Paul (Bardenberg)|St. Peter und Paul]] in [[Bardenberg]] zur Pfarrei St. Sebastian Würselen im [[Bistum Aachen]].<ref>[https://www.bistum-aachen.de/GdG-Visitenkarten/Aachen-Land/Wuerselen/ GdG Würselen im Bistum Aachen]</ref>


Die Gemeinde gehört zusammen mit den Gemeinden St. Balbina ([[Morsbach (Würselen)|Morsbach]]), [[St. Lucia (Broichweiden)|St. Lucia]] ([[Broichweiden]]), St. Marien ([[Scherberg]]), St. Nikolaus ([[Linden-Neusen]]), St. Pius X. (Schweilbach/Teut), [[St. Sebastian (Würselen)|St. Sebastian]] (Würselen-Mitte) und [[St. Peter und Paul (Bardenberg)|St. Peter und Paul]] in [[Bardenberg]] zur Pfarrei St. Sebastian Würselen im [[Bistum Aachen]].<ref>[https://www.bistum-aachen.de/GdG-Visitenkarten/Aachen-Land/Wuerselen/ GdG Würselen im Bistum Aachen]</ref>
Die [[Kirche (Bauwerk)|Kirche]] ist dem heiligen [[Willibrord]] geweiht, unter der Nummer A 09/K ist sie in die [[Liste der Baudenkmäler in Würselen]] eingetragen .


== Geschichte der Pfarrkirche St. Willibrord ==
== Geschichte ==
Euchen ist schon seit der Römerzeit besiedelt. Zwei römische Hofanlagen ([[Villa rustica]]) sind in unmittelbarer Nähe zur Kirche in Euchen gesichert. Im ältesten Teil der Kirche, dem Turm, sind römische Ziegel und Steine vermauert. Das genaue Alter des Turmes ist nicht bekannt, er geht wohl auf das Mittelalter zurück; vermutlich bis ins frühe 13. Jahrhundert.
Euchen ist schon seit der Römerzeit besiedelt. Zwei römische Hofanlagen ([[Villa rustica]]) sind in unmittelbarer Nähe zur Kirche in Euchen gesichert. Im ältesten Teil der Kirche, dem Turm, sind römische Ziegel und Steine vermauert. Das genaue Alter des Turmes ist nicht bekannt, er geht wohl auf das Mittelalter zurück; vermutlich bis ins frühe 13. Jahrhundert.


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Im Jahr 1725 wurden das Kapellengebäude und Teile des Turms abgebrochen, und an gleicher Stelle wurde ein schlichter Barockbau errichtet. Diese [[Hallenkirche]] ist in fünf [[Joch (Architektur)|Joche]] unterteilt und hat einen geraden Chorabschluss. Der Bau wird mit dem Aachener Baumeister [[Laurenz Mefferdatis]] in Verbindung gebracht, der zur selben Zeit am Bau von St. Sebastian beteiligt war.
Im Jahr 1725 wurden das Kapellengebäude und Teile des Turms abgebrochen, und an gleicher Stelle wurde ein schlichter Barockbau errichtet. Diese [[Hallenkirche]] ist in fünf [[Joch (Architektur)|Joche]] unterteilt und hat einen geraden Chorabschluss. Der Bau wird mit dem Aachener Baumeister [[Laurenz Mefferdatis]] in Verbindung gebracht, der zur selben Zeit am Bau von St. Sebastian beteiligt war.


Die nächste große Veränderung fand im Jahr 1912 statt. Am 12. April 1905 war St. Willibrord wieder eigenständige Pfarre geworden und der erste Pfarrer wurde Heinrich Werhahn (* 7. Dezember 1870 in Neuss; † 23. November 1947 ebenda). Schon 1906 befasste sich der Kirchenvorstand mit seinen Plänen, die Kirche zu erweitern, um ein Querschiff / eine Vierung, einen großen [[Chor (Architektur)|Chor]] mit [[Apsis]] und eine neue Sakristei. Dafür wurden das letzte Joch des Baues von 1725 und ein hinter der Kirche liegender kleiner Anbau abgebrochen. Pfarrer Werhahn stammte aus einer reichen Unternehmerfamilie und seine Eltern Peter und Helene Werhahn (geborene Hahn) bürgten für einen großen Teil der Finanzierung. Architekt dieser Erweiterung war der spätere Dombaumeister des [[Aachener Dom]]s [[Joseph Buchkremer (Dombaumeister)|Joseph Bruchkremer]]. Am 4. August 1912 war die Grundsteinlegung und am 10. August 1913 wurde der Neubau eingesegnet. Die [[Kirchweihe]] erfolgte am 29. Juli 1916 durch [[Weihbischof]] [[Peter Joseph Lausberg]] aus [[Erzbistum Köln|Köln]].
Das Taufbecken aus schwarzem Marmor ist eine Stiftung von 1896 der Eheleute Johann Josef Theodor Pütgens und Maria Sophia Frings.


Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] führte Werhahn eine besondere Andacht zum [[Heiligstes Herz Jesu|Heiligsten Herzen Jesu]] ein.
Die nächste große Veränderung fand im Jahr 1912 statt. Am 12. April 1905 war St. Willibrord wieder eigenständige Pfarre geworden und der erste Pfarrer wurde Heinrich Werhahn (* 7. Dezember 1870 in Neuss; † 23. November 1947 ebenda). Schon 1906 befasste sich der Kirchenvorstand mit seinen Plänen, die Kirche zu erweitern, um ein Querschiff/Vierung, einen großen [[Chor (Architektur)|Chor]] mit [[Apsis]] und eine neue Sakristei. Dafür wurde das letzte Joch des Baues von 1725 und ein hinter der Kirche liegender kleiner Anbau abgebrochen. Pfarrer Werhahn stammte aus einer reichen Unternehmerfamilie und seine Eltern Peter und Helene Werhahn (geborene Hahn) bürgten für einen großen Teil der Finanzierung. Architekt dieser Erweiterung war der spätere Dombaumeister des [[Aachener Dom]]s [[Joseph Buchkremer (Dombaumeister)|Joseph Bruchkremer]]. Am 4. August 1912 war die Grundsteinlegung und am 10. August 1913 wurde der Neubau eingesegnet. Die [[Kirchweihe]] war am 29. Juli 1916 durch [[Weihbischof]] [[Peter Joseph Lausberg]] aus [[Erzbistum Köln|Köln]].


St. Willibrord wurde während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] im Oktober und November 1944 stark beschädigt. Pfarrer Werhahn verließ die Pfarre 1944 altersbedingt und zog zurück nach [[Neuss]], wo er im Alter von 76 Jahren verstarb.
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] führte Werhahn eine besondere Andacht zum [[Heiligstes Herz Jesu|Heiligsten Herzen Jesu]] ein und stiftete 1916 eine lebensgroße weiße Jesus-Marmorstatue zum Andenken an die gefallenen Soldaten. Die Statue fertigte [[Lambert Piedboeuf|Lambert Joseph Piedboeuf]] an.


Nach dem Krieg wurde in [[Schleibach (Alsdorf)|Schleibach]] in einem Hühnerhaus eine Notkirche eingerichtet, am 25. Mai 1946 wurde die erste [[Heilige Messe|Messe]] nach dem Krieg wieder in St. Willibrord gefeiert. Die Notkirche wurde weiterhin parallel genutzt. Die Wiedereröffnung von St. Willibrord war Ostern 1966.
Ebenfalls zu Ehren dieses Festes stiftete Werhahn 1918 drei Glasfenster, die von der [[Glasmalerei Oidtmann]] aus [[Linnich]] hergestellt wurden:

Am 20. Januar 2014 begannen Restaurierungsarbeiten am Kirchturm und am Dach, die am 22. November 2016 mit der Anbringung des vergoldeten [[Windrichtungsgeber#Wetterhähne|Wetterhahns]] beendet wurden.

== Ausstattung ==
Das [[Taufbecken]] aus schwarzem Marmor ist eine Stiftung von 1896 der Eheleute Johann Josef Theodor Pütgens und Maria Sophia Frings.

Pfarrer Werhahn stiftete 1916 zum Andenken an die im Krieg gefallenen Soldaten eine lebensgroße weiße Jesus-Marmorstatue, gefertigt von [[Lambert Piedboeuf|Lambert Joseph Piedboeuf]].

Ebenfalls zu Ehren des Herz-Jesu-Festes stiftete Werhahn 1918 drei Glasfenster, die von der [[Glasmalerei Oidtmann]] aus [[Linnich]] hergestellt wurden:
* ''Herz Jesu, Du Sühne für unsere Sünden'' (der [[Apostel]] [[Thomas (Apostel)|Thomas]] berührt die Seitenwunde Christi)
* ''Herz Jesu, Du Sühne für unsere Sünden'' (der [[Apostel]] [[Thomas (Apostel)|Thomas]] berührt die Seitenwunde Christi)
* ''Herz Jesu, Du Quelle allen Trostes'' (Jesus tröstet [[Margareta Maria Alacoque]])
* ''Herz Jesu, Du Quelle allen Trostes'' (Jesus tröstet [[Margareta Maria Alacoque]])
* ''Herz Jesu, Du Wonne aller Heiligen'' ([[Maria (Mutter Jesu)|Maria]], der Hl. Willibrord und ein Engel beten Jesus an).
* ''Herz Jesu, Du Wonne aller Heiligen'' ([[Maria (Mutter Jesu)|Maria]], der Hl. Willibrord und ein Engel beten Jesus an)
Diese Fenster wurden im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstört.
Diese Fenster wurden im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] zerstört. Im Jahr 1986 wurde die Notverglasung durch neue Fenster ersetzt. Sie wurden von dem aus [[Linden-Neusen]] stammenden Künstler Rudolf Mohren entworfen und stellen die heilige [[Brigida von Kildare|Brigida]], den heiligen [[Bartholomäus (Apostel)|Batholomäus]] und den heiligen Willibrord dar. Heute sind sie an den Seiten eingesetzt. Neue Chorfenster wurden von [[Ludwig Schaffrath]] aus [[Alsdorf]]-[[Ofden]] im Jahr 2004 angefertigt. Weitere fünf Fenster in der Kirche wurden von [[Maria Katzgrau]] erstellt. Sie stellen geometrische Ornamente dar und sind von circa 1950.<ref>[http://www.glasmalerei-ev.de/pages/b3053/b3053.shtml Würselen-Euchen, Kath. Kirche St. Willibrord der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e.V. auf http://www.glasmalerei-ev.de/]</ref>


1986 wurde die Notverglasung durch neue Fenster ersetzt. Sie wurden von dem aus [[Linden-Neusen]] stammenden Künstler Rudolf Mohren entworfen und stellen die heilige [[Brigida von Kildare|Brigida]], den heiligen [[Bartholomäus (Apostel)|Batholomäus]] und den heiligen Willibrord dar. Heute sind sie an den Seiten eingesetzt.
1920 wurde ein von dem Aachener Kunstmaler Michael Emonds-Alt auf Holz gemalter [[Kreuzweg]] mit vierzehn Stationen aufgehängt. Im Juli 1924 malte der aus [[München]] stammende Künstler [[Philipp Schumacher (Maler)|Philipp Schumacher]] die Apsis im [[Nazarener (Kunst)|spätnazarenischen]] Stil aus. Dem Bild liegt der Erlösungsgedanke zugrunde und zeigt den thronenden Christus. Es wurde 1944 teilweise beschädigt und nach dem Krieg weiß übermalt. Es wurde 1985 restauriert und ist heute wieder sichtbar.


Neue Chorfenster wurden von [[Ludwig Schaffrath]] aus [[Alsdorf]]-[[Ofden]] im Jahr 2004 angefertigt. Weitere fünf Fenster in der Kirche wurden von [[Maria Katzgrau]] erstellt. Sie stellen geometrische Ornamente dar und sind von circa 1950.<ref>[http://www.glasmalerei-ev.de/pages/b3053/b3053.shtml Würselen-Euchen, Kath. Kirche St. Willibrord] Bei der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e. V.</ref>
Im Juli 1929 erhielt die Kirche eine [[Orgel]] von der Firma ''[[Orgelbau Romanus Seifert & Sohn]]''. Die Orgel hatte 29 [[Register (Orgel)|Register]], 1560 [[Orgelpfeife|Pfeifen]] und 61 Stahlplatten für ein Harfenregister. Im zweiten Weltkrieg wurde sie völlig zerstört. Am 9. September 1956 wurde die neue Orgel eingeweiht.

1920 wurde ein von dem Aachener Kunstmaler Michael Emonds-Alt auf Holz gemalter [[Kreuzweg]] mit vierzehn Stationen aufgehängt. Im Juli 1924 malte der aus [[München]] stammende Künstler [[Philipp Schumacher (Maler)|Philipp Schumacher]] die Apsis im [[Nazarener (Kunst)|spätnazarenischen]] Stil aus. Dem Bild liegt der Erlösungsgedanke zugrunde und zeigt den thronenden Christus. Es wurde 1944 teilweise beschädigt und nach dem Krieg weiß übermalt. Es wurde 1985 restauriert und ist heute wieder sichtbar.


Zum 25-jährigen Pfarrjubiläum 1930 stiftete Pfarrer Werhahn ein Altaroberteil aus [[Pentelischer Marmor|pentelischem Marmor]] für den Hochaltar. Das Altarunterteil trug drei vergoldete Bronzereliefs mit den Themen:
Zum 25-jährigen Pfarrjubiläum 1930 stiftete Pfarrer Werhahn ein Altaroberteil aus [[Pentelischer Marmor|pentelischem Marmor]] für den Hochaltar. Das Altarunterteil trug drei vergoldete Bronzereliefs mit den Themen:
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In dem Relief auf der Epistelseite gab der Künstler den Jüngern die Gesichtszüge von Pfarrer Werhahn und des Stifters Peter Werhahn. Der Altar wurde im Krieg zerstört, die sechs Reliefs sind (teils leicht beschädigt) noch erhalten. Der neue Altar wurde 1976 aufgestellt und ist von [[Sepp Hürten]].
In dem Relief auf der Epistelseite gab der Künstler den Jüngern die Gesichtszüge von Pfarrer Werhahn und des Stifters Peter Werhahn. Der Altar wurde im Krieg zerstört, die sechs Reliefs sind (teils leicht beschädigt) noch erhalten. Der neue Altar wurde 1976 aufgestellt und ist von [[Sepp Hürten]].


Die Familie Werhahn stiftete 1938 der Kirche eine Kanzel aus buntem Marmor, die der Marmorkanzel [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaiser Wilhelms II.]] des Aachener Doms nachempfunden war und nach Plänen von Joseph Buchkremer angefertigt und durch die Firma Peter Kessel aus Aachen realisiert wurde. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Die Familie Werhahn stiftete 1938 der Kirche eine [[Kanzel]] aus buntem Marmor, die der Marmorkanzel [[Wilhelm II. (Deutsches Reich)|Kaiser Wilhelms II.]] des Aachener Doms nachempfunden war und nach Plänen von Joseph Buchkremer angefertigt und durch die Firma Peter Kessel aus Aachen realisiert wurde. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.


Im Juli 1929 erhielt die Kirche eine [[Orgel]] von der Firma ''[[Orgelbau Romanus Seifert & Sohn]]''. Die Orgel hatte 29 [[Register (Orgel)|Register]], 1560 [[Orgelpfeife|Pfeifen]] und 61 Stahlplatten für ein Harfenregister. Im zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört. Am 9. September 1956 wurde die neue Orgel eingeweiht.
St. Willibrord wurde Oktober und November 1944 stark beschädigt. Pfarrer Werhahn verließ die Pfarre 1944 altersbedingt und zog zurück nach Neuss, wo er im Alter von 76 Jahren verstarb.

Nach dem Krieg wurde in [[Schleibach (Alsdorf)|Schleibach]] in einem Hühnerhaus eine Notkirche eingerichtet, am 25. Mai 1946 wurde die erste Messe nach dem Krieg wieder in St. Willibrord gefeiert. Die Notkirche wurde weiterhin parallel genutzt. Die Wiedereröffnung von St. Willibrord war Ostern 1966.

Am 20. Januar 2014 begannen Restaurierungsarbeiten am Kirchturm und am Dach, die am 22. November 2016 mit der Anbringung des vergoldeten [[Windrichtungsgeber#Wetterhähne|Wetterhahns]] beendet wurden.


== Friedhof von St. Willibrord ==
== Friedhof von St. Willibrord ==

Version vom 26. Juni 2020, 11:42 Uhr

St. Willibrord Euchen (Würselen)

St. Willibrord ist eine römisch-katholische Kirche in Würselen-Euchen. Sie ist dem heiligen Willibrord geweiht und unter der Nummer A 09/K in die Liste der Baudenkmäler in Würselen eingetragen.

Die Gemeinde gehört zusammen mit den Gemeinden St. Balbina (Morsbach), St. Lucia (Broichweiden), St. Marien (Scherberg), St. Nikolaus (Linden-Neusen), St. Pius X. (Schweilbach/Teut), St. Sebastian (Würselen-Mitte) und St. Peter und Paul in Bardenberg zur Pfarrei St. Sebastian Würselen im Bistum Aachen.[1]

Geschichte

Euchen ist schon seit der Römerzeit besiedelt. Zwei römische Hofanlagen (Villa rustica) sind in unmittelbarer Nähe zur Kirche in Euchen gesichert. Im ältesten Teil der Kirche, dem Turm, sind römische Ziegel und Steine vermauert. Das genaue Alter des Turmes ist nicht bekannt, er geht wohl auf das Mittelalter zurück; vermutlich bis ins frühe 13. Jahrhundert.

Die erste schriftliche Erwähnung des Ortes Euchen findet sich in einer Urkunde in lateinischer Sprache aus dem Jahr 1217. In diesem Schriftstück übertrug der Herzog von Limburg und Markgraf von Arlon, Heinrich III., dem Kloster der Augustiner-Chorherren in Klosterrath (heute Rolduc) in Kerkrade in den Niederlanden verschiedene Güter.[2]

Um 1300 war nach dem Liber valoris in Euchen bereits eine Kapelle vorhanden, die zur Mutterkirche in Broich gehörte. Der älteste Nachweis eines Friedhofes in Euchen ist eine kartografische Darstellung aus dem Jahr 1711, in der die zu besteuernden Grundstücke im Kirchspiel Broich erfasst wurden. Dieser Friedhof war damals der einzige Begräbnisplatz im Kirchspiel Broich. Bereits auf der Synode von Trebur im Jahr 895 erhielten die Pfarrkirchen die Pflicht, ihre Mitglieder auf Pfarrfriedhöfen zu bestatten. In Euchen war der Friedhof damals rund um die Kirche gelegen.

Im Jahr 1725 wurden das Kapellengebäude und Teile des Turms abgebrochen, und an gleicher Stelle wurde ein schlichter Barockbau errichtet. Diese Hallenkirche ist in fünf Joche unterteilt und hat einen geraden Chorabschluss. Der Bau wird mit dem Aachener Baumeister Laurenz Mefferdatis in Verbindung gebracht, der zur selben Zeit am Bau von St. Sebastian beteiligt war.

Die nächste große Veränderung fand im Jahr 1912 statt. Am 12. April 1905 war St. Willibrord wieder eigenständige Pfarre geworden und der erste Pfarrer wurde Heinrich Werhahn (* 7. Dezember 1870 in Neuss; † 23. November 1947 ebenda). Schon 1906 befasste sich der Kirchenvorstand mit seinen Plänen, die Kirche zu erweitern, um ein Querschiff / eine Vierung, einen großen Chor mit Apsis und eine neue Sakristei. Dafür wurden das letzte Joch des Baues von 1725 und ein hinter der Kirche liegender kleiner Anbau abgebrochen. Pfarrer Werhahn stammte aus einer reichen Unternehmerfamilie und seine Eltern Peter und Helene Werhahn (geborene Hahn) bürgten für einen großen Teil der Finanzierung. Architekt dieser Erweiterung war der spätere Dombaumeister des Aachener Doms Joseph Bruchkremer. Am 4. August 1912 war die Grundsteinlegung und am 10. August 1913 wurde der Neubau eingesegnet. Die Kirchweihe erfolgte am 29. Juli 1916 durch Weihbischof Peter Joseph Lausberg aus Köln.

Im Ersten Weltkrieg führte Werhahn eine besondere Andacht zum Heiligsten Herzen Jesu ein.

St. Willibrord wurde während des Zweiten Weltkrieges im Oktober und November 1944 stark beschädigt. Pfarrer Werhahn verließ die Pfarre 1944 altersbedingt und zog zurück nach Neuss, wo er im Alter von 76 Jahren verstarb.

Nach dem Krieg wurde in Schleibach in einem Hühnerhaus eine Notkirche eingerichtet, am 25. Mai 1946 wurde die erste Messe nach dem Krieg wieder in St. Willibrord gefeiert. Die Notkirche wurde weiterhin parallel genutzt. Die Wiedereröffnung von St. Willibrord war Ostern 1966.

Am 20. Januar 2014 begannen Restaurierungsarbeiten am Kirchturm und am Dach, die am 22. November 2016 mit der Anbringung des vergoldeten Wetterhahns beendet wurden.

Ausstattung

Das Taufbecken aus schwarzem Marmor ist eine Stiftung von 1896 der Eheleute Johann Josef Theodor Pütgens und Maria Sophia Frings.

Pfarrer Werhahn stiftete 1916 zum Andenken an die im Krieg gefallenen Soldaten eine lebensgroße weiße Jesus-Marmorstatue, gefertigt von Lambert Joseph Piedboeuf.

Ebenfalls zu Ehren des Herz-Jesu-Festes stiftete Werhahn 1918 drei Glasfenster, die von der Glasmalerei Oidtmann aus Linnich hergestellt wurden:

  • Herz Jesu, Du Sühne für unsere Sünden (der Apostel Thomas berührt die Seitenwunde Christi)
  • Herz Jesu, Du Quelle allen Trostes (Jesus tröstet Margareta Maria Alacoque)
  • Herz Jesu, Du Wonne aller Heiligen (Maria, der Hl. Willibrord und ein Engel beten Jesus an)

Diese Fenster wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört.

1986 wurde die Notverglasung durch neue Fenster ersetzt. Sie wurden von dem aus Linden-Neusen stammenden Künstler Rudolf Mohren entworfen und stellen die heilige Brigida, den heiligen Batholomäus und den heiligen Willibrord dar. Heute sind sie an den Seiten eingesetzt.

Neue Chorfenster wurden von Ludwig Schaffrath aus Alsdorf-Ofden im Jahr 2004 angefertigt. Weitere fünf Fenster in der Kirche wurden von Maria Katzgrau erstellt. Sie stellen geometrische Ornamente dar und sind von circa 1950.[3]

1920 wurde ein von dem Aachener Kunstmaler Michael Emonds-Alt auf Holz gemalter Kreuzweg mit vierzehn Stationen aufgehängt. Im Juli 1924 malte der aus München stammende Künstler Philipp Schumacher die Apsis im spätnazarenischen Stil aus. Dem Bild liegt der Erlösungsgedanke zugrunde und zeigt den thronenden Christus. Es wurde 1944 teilweise beschädigt und nach dem Krieg weiß übermalt. Es wurde 1985 restauriert und ist heute wieder sichtbar.

Zum 25-jährigen Pfarrjubiläum 1930 stiftete Pfarrer Werhahn ein Altaroberteil aus pentelischem Marmor für den Hochaltar. Das Altarunterteil trug drei vergoldete Bronzereliefs mit den Themen:

Das neue Oberteil hatte ebenfalls drei Bronzereliefs, welche von Lambert Joseph Piedboeuf sind:

In dem Relief auf der Epistelseite gab der Künstler den Jüngern die Gesichtszüge von Pfarrer Werhahn und des Stifters Peter Werhahn. Der Altar wurde im Krieg zerstört, die sechs Reliefs sind (teils leicht beschädigt) noch erhalten. Der neue Altar wurde 1976 aufgestellt und ist von Sepp Hürten.

Die Familie Werhahn stiftete 1938 der Kirche eine Kanzel aus buntem Marmor, die der Marmorkanzel Kaiser Wilhelms II. des Aachener Doms nachempfunden war und nach Plänen von Joseph Buchkremer angefertigt und durch die Firma Peter Kessel aus Aachen realisiert wurde. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.

Im Juli 1929 erhielt die Kirche eine Orgel von der Firma Orgelbau Romanus Seifert & Sohn. Die Orgel hatte 29 Register, 1560 Pfeifen und 61 Stahlplatten für ein Harfenregister. Im zweiten Weltkrieg wurde sie zerstört. Am 9. September 1956 wurde die neue Orgel eingeweiht.

Friedhof von St. Willibrord

Auf dem Friedhof sind heute noch Grabsteine aus dem frühen 17. Jahrhundert zu finden. Der älteste ist von 1636.

Pfarrer und Rektoren

Der gute Hirte. Relief für die Priestergräber von St. Willibrord Euchen (Würselen) von Lambert Joseph Piedboeuf
  • ???
  • 1828–1846: Michael Nolden
  • 1846–1890: Michael Offermanns
  • 1891–1892: Engelbert Kallen
  • 1893–1895: Joseph Gentis
  • 1895–1904: Gottfried Glaudemans
  • 1904–1944: Heinrich Wehrhahn
  • 1944–1946: Johannes Impekhoven
  • 1947–1954: Monsignore Dr. Anton Kradepohl (16. Februar 1947 bis 7. März 1954)
  • 1954–1969: Friedrich Bechstein (1954 bis 18. April 1969)
  • 1969–1982: Pater Josef Lieth (2. Juni 1969 bis 29. August 1982)
  • 1982–1984: Pater Hubert Schelte (7. November 1982 (Einführung) bis 30. März 1984)
  • 1984–1985: Pater Weisgerber (22. Juli 1984 (Einführung) bis 1985)
  • 1985–1989: Pater Lukowski (20. Oktober 1985 (Einführung) bis 8. Januar 1989)
  • 1989–1991: Pater Erwin Wiesler (10. Februar 1989 (Ernennung) bis 24. September 1991)
  • 1991–2010: Hans Rolf Krewinkel (* 28. November 1946 in Aachen; † 17. August 2010 Würselen)[4] (3. November 1991 (Einführung) bis 17. August 2010)
  • seit 1. Januar 2010: Rainer Gattys als Pfarrer der Großpfarre St. Sebastian

Bildergalerie

Literatur

  • H. Reiners: Die Kunstdenkmäler des Landkreises Aachen. Band 9,II. In: Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Verlag L. Schwann, Düsseldorf, S. 104–105.
  • M. Wensky, F. Kerff. In: Beiträge zur Stadtgeschichte. Band 1, 2; Rheinlandverlag, Köln.
  • G. D. Franquinet: Beredeneerde inventaris der oorkonden en bescheiden van de abdij Kloosterrade en van de adelijke vrouwenkloosters Marienthal en Sinnich. Nr. 28. Maastricht 1869, S. 34–36.
  • Heimatheft des Euchener Heimat- und Geschichtsvereins, diverse.
Commons: St. Willibrord – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. GdG Würselen im Bistum Aachen
  2. Rijksarchief Limburg Maastricht. Archief abdij Kloosterrade, Inv. Nr. 825 (neu 28)
  3. Würselen-Euchen, Kath. Kirche St. Willibrord Bei der Forschungsstelle Glasmalerei des 20. Jh. e. V.
  4. Hans Rolf Krewinkel : Traueranzeige : Aachener Zeitung / Aachener Nachrichten. Abgerufen am 31. Dezember 2019.

Koordinaten: 50° 50′ 25,4″ N, 6° 9′ 38″ O