Rezeptive Musiktherapie

Allgemeines

Die rezeptive Musiktherapie stellt das Gegenteil zur aktiven Musiktherapie dar. Meist werden diese zwei Formen in der Praxis nicht isoliert, sondern nebeneinander angewandt.

Früher wurde die rezeptive Musiktherapie als passive Musiktherapie bezeichnet. Dieser Begriff wurde ausgewechselt, da das Rezepieren von Musik auch einen aktiven Vorgang darstellt.

In der der rezeptiven Musiktherapie nutzt man die Tatsache, dass das Musikhören die Introspektion, und die Selbstwahrnehmung erhöhen kann. Biographisch bedeutsame Musik wird verwendet, um Ressourcen zu aktivieren. Die Wirkung der Musik wird dabei sehr von der Musikpräferenz beeinflusst, die von Musikalischer Biographie, Alter, Sozialstatus, Hörsituation, etc. beeinflusst wird.

Die Musik kann in der Therapiesitzung einerseits von diversen technischen Geräten abgespielt werden. Dies bringt den Vorteil, dass beliebig viele Wiederholungen möglich sind, und die Musik immer wieder einwandfrei und orignialgetreu gehört werden kann. Eine andere Möglichkeit stellt das Spiel des Therapeuten dar. Dabei nimmt der Klient an den Stimmungen und Gefühlen des Therapeuten teil, was ihn aber möglicherweise auch von der "eigentlichen" Musik ablenken könnte.

Geschichte der rezeptiven Musiktherapie

Rezeptive Musiktherapie kann auch als traditionnelle Form der Musiktherapie angesehen werden. Bereits im alten Testament gibt es einen Hinweis auf die Verwendung von Musik zur Heilung von Krankheiten.

Nach den 40er Jahren verlor die rezeptive Musiktherapie gegenüber der aktiven Musiktherapie die Bedeutung. Nur Christoph Schwabe konzentrierte sich auf die rezeptive Arbeitsweise und entwickelte in den 60ern seine Regulative Musiktherapie.

Seit den 80er Jahren stieg das Interesse an der rezeptiven Musiktherapie wieder. Besonders spirituelle Richtungen galten als besonders populär. Dabei wurde eine Vertiefung des seelischen Zustands, beispielsweise durch das Hören von monochorden Klängen, angestrebt.

Heutige Anwendungsfelder sind u.A. Innere Medizin, Sterbebegleitung, Arbeit mit Frühgeborenen, geriatrischer Bereich und komatöse Patienten.


Siehe auch

Literatur

  • Bolay, H. V., Hillecke T. K., Nickel A. K. & Wormit A. F. (2005). Musiktherapie. In Resch, F. & Schulte-Markwort, M. (Hrsg.). Kursbuch für integrative Kinder- und Jugendpsychotherapie. Beltz/PVU.
  • Bolay, H. V., Hillecke, T. K., Berbescu, G. & Wormit, A. F. (1998/99). Musiktherapie – eine moderne künstlerische und wissenschaftliche Therapiemethode. In F.-E. Brock (Hrsg.), Handbuch der naturheilkundlichen Medizin - Ausbildung, Klinik, Praxis. Landberg: Ecomed Verlagsgesellschaft.
  • Bolay, H. V. (1983). Musiktherapie. In R. Corsini (Hrsg.), Handbuch der Psychotherapie (S. 729-754). München: Psychologische Verlags Union.
  • Decker-Voigt, Hans-Helmut. Schulen der Musiktherapie. Reinhard-Verlag, ISBN 3-497-01574-1
  • Decker-Voigt, Hans-Helmut / Weymann, Eckhard. Aus der Seele gespielt. Eine Einführung in die Musiktherapie. Goldmann Verlag, 1996. ISBN 3-442-13561-3
  • Hillecke, Thomas K. Heidelberger Musiktherapiemanual. Chronischer, nicht maligner Schmerz. In der Reihe Evidenzbasierte Musiktherapie. Bolay, H. Volker; Dulger Andreas; Bardenheuer Hubert J. (Hrsg.). uni-edition. ISBN 3-937-15142-7.
  • Hillecke, T. K., Nickel A. K., Bolay, H. V. (2005): Scientific Perspectives of Music Therapy. Annals of the New York Academy of Sciences, 1060, 271-282.
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  • Wormit, A. F. (2002). Zur Situation ambulanter Musiktherapie. Eine Ergebnisdarstellung der internen Datenerhebung des Netzwerks ambulant und freiberuflich tätiger Musiktherapeuten. Musiktherapeutische Umschau, 23 (4), 409-411.