„Otto Schlüter (Waffenhändler)“ – Versionsunterschied

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'''Otto Schlüter''' ist ein [[Hamburg|Hamburger]] Geschäftsmann und [[Waffenhändler]]. Er betrieb seine Firma, die ''Otto Schlüter GmbH'' in der Hamburger Osterbekstraße 43–45. In den 1950er Jahren handelte er mit Waffen im Nahen Osten, Nordafrika und hatte Geschäftsverbindungen zur algerischen Freiheitsbewegung FLN. Schlüter wurde Ziel von zwei Sprengstoff-Anschlägen.
'''Otto Schlüter''' ist ein [[Hamburg|Hamburger]] Geschäftsmann und [[Waffenhändler]]. Er betrieb seine Firma, die ''Otto Schlüter GmbH'' in der Hamburger Osterbekstraße 43–45. In den 1950er Jahren handelte er mit Waffen im Nahen Osten, Nordafrika und hatte Geschäftsverbindungen zur algerischen [[Unabhängigkeitsbewegung]] FLN. Schlüter wurde Ziel von zwei Sprengstoff-Anschlägen.


== Leben ==
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Die von der französischen Regierung unterstützte paramilitärische nationalistische Terrorgruppe Rote Hand verübte Anschläge auf Unterstützer der FLN. Heute ist bekannt, dass das nachrichtendienstliche französische Kommando ''[[Service Action]]'' etliche Aktionen unter [[Falsche Flagge|Falscher Flagge]] auf Unterstützer und Geschäftspartner der algerischen Freiheitsbewegung verübte.
Die von der französischen Regierung unterstützte paramilitärische nationalistische Terrorgruppe Rote Hand verübte Anschläge auf Unterstützer der FLN. Heute ist bekannt, dass das nachrichtendienstliche französische Kommando ''[[Service Action]]'' etliche Aktionen unter [[Falsche Flagge|Falscher Flagge]] auf Unterstützer und Geschäftspartner der algerischen Freiheitsbewegung verübte.

== Einzelnachweise ==
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[[Kategorie:Waffenhändler]]
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Version vom 29. November 2018, 12:12 Uhr

Otto Schlüter ist ein Hamburger Geschäftsmann und Waffenhändler. Er betrieb seine Firma, die Otto Schlüter GmbH in der Hamburger Osterbekstraße 43–45. In den 1950er Jahren handelte er mit Waffen im Nahen Osten, Nordafrika und hatte Geschäftsverbindungen zur algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN. Schlüter wurde Ziel von zwei Sprengstoff-Anschlägen.

Leben

Otto Schlüter betätigte sich in den 1950er Jahren als geschäftlich erfolgreicher Händler für Jagd- und Sportwaffen. Sein Jahresumsatz überstieg Mitte der 1950er Jahre laut Spiegel "die Millionengrenze beträchtlich" (DM). Zu seinem Erfolg trug bei, dass sich Schlüter mittels Exklusivverträge die Generalvertretung der Jagdpatronen-Fabrik GmbH, Wien, und die Alleinvertretung der spanischen Pistolenwerke Astra unceta y compania A.S. gesichert hatte.

Otto Schlüter exportierte in den 1950er Jahren Schnellfeuergewehre, Tellerminen, Handgranaten und Maschinenpistolen nebst Munition in den Nahen Osten und nach Nordafrika. Zu dieser Zeit war die Rüstungsexportkontrolle der Bundesrepublik in der heutigen Forma noch nicht wirksam. Wer in der damaligen BRD mit Jagd- und Sportwaffen handeln wolte, benötigte lediglich von der zuständigen Landesbehörde eine Genehmigung. Diese durfte niemandem versagt werden, dem nicht persönliche Unzuverlässigkeit oder mangelnde Sachkenntnis nachgewiesen werden konnte. Der Handel mit Kriegswaffen musste im einzelnen auch schon damals von der Bundesregierung genehmigt werden.

Während viele Medien davon ausgingen, Schlüter habe der algerischen Freiheitsbewegung Waffen geliefert, behaupteten andere das Gegenteil: Schlüter habe französische Sicherheitsbehörden mit Kriegsgerät versorgt.

Der Spiegel schrieb 1957 über Schlüter, auf seiner Exportliste würden Maschinenpistolen, Leuchtpistolen, Karabiner, Jagdstutzen und Selbstladepistolen stehen. Jedoch könne er auch mit Kriegsgerät handeln, spekulierte das Magazin.[1]

Anschläge

Am 28. September 1956 explodierte in den Geschäftsräumen der Firma in der Hamburger Osterbekstraße 43–45 eine 5 kg-Bombe. Der Sprengsatz war mit einem Langzeit-Säurezünder ausgestattet. Die Mutter von Otto Schlüter und vier weitere Personen wurden bei der Explosion zum Teil schwer verletzt. Schlüters Geschäftspartner Wilhelm Lorenzen, damals 62 Jahre alt, starb an den Folgen seiner schweren Verletzungen.[1]

Ein zweites Attentat am 3. Juni 1957 auf Schlüter überlebte dieser ebenfalls weitgehend unverletzt. Eine Haftladung war mittels Magnet unter Schlüters Mercedes 220 angebracht worden und explodierte, als er den Wagen anfuhr. Die Bombe war allerdings unter dem rechten Vordersitz und nicht etwa unter Schlüters Fahrersitz angebracht worden. Der Sprengsatz war mit neun Millimeter dicken Chromstahlkugeln gefüllt. Die Art der Bombe und die Montage der Zündvorrichtung hätten auf einen Fachmann hingewiesen, schrieb der Spiegel.

Am 2. Oktober 1958 wurde schließlich am Hamburger Kaiser-Wilhelm-Hafen der Bremer Frachter Atlas durch zwei Sprengladungen schwer beschädigt. Das Schiff sank teilweise. Die damaligen kriminalpolizeilichen Ermittlungen verliefen ergebnislos. Am 27. November 1959 wurde schließlich bekannt, dass der Anschlag im Kontext des Algerienkriegs von der Roten Hand ausgeführt worden war.

Schlüter hatte vor den Anschlägen per Post ein Paket von einem unbekannten Absender erhalten. Das Paket hatte einen Miniatursarg enthalten, in dem eine Nachbildung eines menschlichen Skeletts lag.[1]

Hintergrund

Ab mindestens 1955 sind Geschäftsverbindungen Schlüters und anderer europäischer Waffenhändler mit der Algerischen Freiheitsbewegung dokumentiert. Die Geschäfte mit Gruppen in Algier und Oran missfielen französischen Behörden und französischen Nationalisten. Schlüter hatte Geschäftsverbindungen zur algerische Front de Liberación Nationale (FLN). Er arbeitete eng mit dem früheren Angehörigen der deutschen Kriegsmarine Georg Puchert alias "Captain Morris" zusammen. Puchert war ab ca. 1948 in Marokko als Schmuggler tätig und versorgte ab 1956 auch die FLN mit Waffen. Zwei von Pucherts Kuttern wurden im Sommer 1957 auf der Reede von Tanger von unbekannter Seite mit Haftladungen versenkt. Der Frankfurter Waffenhändler Georg Puchert wurde durch ein Bombenattentat mutmaßlich im Auftrag der Roten Hand getötet[2][3]

Die von der französischen Regierung unterstützte paramilitärische nationalistische Terrorgruppe Rote Hand verübte Anschläge auf Unterstützer der FLN. Heute ist bekannt, dass das nachrichtendienstliche französische Kommando Service Action etliche Aktionen unter Falscher Flagge auf Unterstützer und Geschäftspartner der algerischen Freiheitsbewegung verübte.

Einzelnachweise

  1. a b c WAFFEN: Skelett im Sarg. In: Der Spiegel. Band 30, 24. Juli 1957 (spiegel.de [abgerufen am 29. November 2018]).
  2. Frankfurter Rundschau: Mord an Georg Puchert: Ein Tod als Politikum. In: Frankfurter Rundschau. (fr.de [abgerufen am 29. November 2018]).
  3. Ein Mann mit Namen Seidenschnur. In: ZEIT ONLINE. (zeit.de [abgerufen am 29. November 2018]).