Mario Benedetti

Mario Benedetti (voller Name Mario Orlando Hamlet Hardy Brenno Benedetti Farugia; * 14. September 1920 in Paso de los Toros, Tacuarembó) ist ein Journalist, Dichter und Schriftsteller aus Uruguay.

Leben

Benedetti wurde als Sohn des italienischstämmigen Ehepaares Brenno Benedetti und Matilde Farugia geboren und erhielt nach italienischer Tradition fünf Vornamen. Als er vier Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm nach Montevideo. 1928 wurde er eingeschult und besuchte zunächst bis 1933 das Colegio Alemán, die Deutsche Schule, danach für ein Jahr das Liceo Miranda. 1934 trat er in die Escuela Raumsólica de Logosofía ein. 1935 begann er, auf dem Liceo Miranda für das Abitur zu lernen, musste aber seine Schullaufbahn aus wirtschaftlichen Gründen noch im selben Jahr beenden. Mit 14 Jahren begann er, für Will L. Smith, S.A. zu arbeiten, eine Firma für Autoersatzteile. Von 1938 bis 1941 lebte er überwiegend in Buenos Aires in Argentinien.

1945 ließ er sich erneut in Montevideo nieder und trat in die Redaktion der Wochenzeitung Marcha ein, für die er bis 1974 arbeitete, als die Zeitung unter der von Militärs stark beeinflussten Regierung Juan María Bordaberry geschlossen wurde. Seit 1954 war er Leiter der Literaturabteilung in der Redaktion.

Neben seiner Arbeit für Marcha leitete er seit 1948 die Literaturzeitung Marginalia (1948–1949). 1949 wurde er Mitglied der Redaktion der Literaturzeitschrift Número, einer der bedeutendsten jener Zeit in seinem Heimatland. 1964 wurde er Theaterkritiker und Mitverantwortlicher für die Literaturseite der Tageszeitung La mañana. Er schrieb Kinokritiken für La tribuna popular und wirkte an der humoristischen Zeitschrift Peloduro mit.

In Kuba war Benedetti 1966 Mitglied der Jury für den Kulturpreis der Casa de las Américas. Hierbei traf er Rubén Darío. Er nahm 1967 am Zweiten Lateinamerikanischen Schriftstellerkongress teil. Im selben Jahr wurde er in Kuba Mitglied des Direktionsrates der Casa de las Américas, dessen Literaturforschungszentrum er gründete und bis 1971 leitete.

Benedetti, der bereits in der Protestbewegung gegen das 1948 in Rio de Janeiro unterzeichnete interamerikanische Militärabkommen aktiv gewesen war, gründete 1971 in Uruguay gemeinsam mit Mitgliedern der Tupamaro-Bewegung die Bewegung der Unabhängigen 26. März, die Teil der uruguayischen Linkskoalition Frente Amplio (dt. Breite Front) wurde. Benedetti war Anführer dieser Bewegung.

1971 wurde der Dichter Direktor der Abteilung für Hispanoamerikanische Literatur der Philosophischen Fakultät der Universidad de la República in Montevideo.

Nach dem Militärputsch von 1973 verlor er seine Stellung an der Universität und musste als Mitglied marxistischer politischer Gruppierungen Uruguay verlassen. Er ließ sich zunächst erneut in Buenos Aires nieder und ging 1976 nach Kuba, wo er Mitglied des Direktionsrates der Casa de las Américas wurde. 1980 zog Benedetti nach Palma de Mallorca. Seit 1982 schrieb er auf der Meinungsseite für El País. Seit 1983 lebte Benedetti in Madrid.

Im März 1983 kehrte er nach Uruguay zurück. Mit seiner Rückkehr begann seine Schaffensperiode des desexilio (Entexil), die er in vielen Werken behandelte. Er wurde Mitglied des Herausgebergremiums der neuen Zeitschrift Brecha, die die Nachfolge von Marcha antrat.

Der argentinische Spielfilm El lado oscuro del corazón („Die dunkle Seite des Herzens“) porträtiert 1992 einen uruguayischen Dichter in Buenos Aires unter Verwendung zahlreicher Gedichte Benedettis. Benedetti hat einen Auftritt als deutscher Dichter. Der Film wird unter anderem auf der Berlinale gezeigt und macht Benedetti einem breiteren Publikum bekannt.

1997 erhielt er den Ehrendoktortitel der Universität Alicante, der Universität Valladolid und der Universität Havanna. Im Mai 2004 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universidad de la República verliehen.

Benedetti war seit 1946 mit Luz López Alegre verheiratet, die 2006 an Alzheimer starb. Sie blieb nach 1973 in Uruguay und kümmerte sich um ihre Eltern, so dass die Eheleute zehn Jahre lang getrennt leben mussten.

Heute lebt Benedetti jeweils sechs Monate jährlich in Spanien und Uruguay, unter anderem da er an chronischem Asthma leidet.

Er ist Ehrenmitglied der nationalen Akademie für Literatur in Montevideo.

Werk

Lyrik

  • La víspera indeleble (1945)
  • Poemas de oficina (1956)
  • La casa y el ladrillo (1977)
  • Yesterday y mañana (1988)
  • El amor, las mujeres y la vida. Poemas de amor (1996)
  • La vida ese parentesis (1997)
  • Defensa propia (2004) (ISBN 9507314385)
  • Little Stones At My Window (Zweisprachige Ausgabe; Übersetzung und Einleitung von Charles Hatfield) (ISBN 188068490X)

Kurzgeschichten

  • Montevideanos (1960)

Essays

  • El país de la cola de paja (1960)

Romane

  • La tregua (1960, dt. „Die Gnadenfrist“)
  • Gracias por el fuego (1965, dt. „Danke für das Feuer“)
  • El cumpleaños de Juan Angel (1971)
  • Primavera con una esquina rota (1982, dt. „Frühling im Schatten“)
  • Vientos del exilio (1982)
  • Geografías (1984, dt. „Auf den Feldern der Zeit“)
  • Las soledades de Babel (1991)
  • La borra del café (1993, dt. „Das Mädchen und der Feigenbaum“)
  • Andamios (1996)

Theaterstücke

  • Pedro y el capitán (1979; dt. „Pedro und der Hauptmann“)

Verfilmungen seiner Werke (Auswahl)

Preise

Benedetti erhielt zwischen 1949 und 1958 mehrfach den Preis des uruguayischen Bildungsministeriums, bevor er ihn wegen Unzufriedenheit mit den Vergaberegeln nicht annahm.

Vom kubanischen Staatsrat wurden ihm 1982 der Félix-Varela-Orden und 1989 die Haydeé-Santamaría-Medaille verliehen.

1986 erhielt er für sein dichterisches und essayistisches Werk in Bulgarien den Christo Botew-Preis. 1987 verlieh ihm Amnesty International in Brüssel den Golden Flame Prize für den Roman „Frühling im Schatten“ (Primavera con una esquina rota).

Die Verfilmung von Benedettis Werk „Die Gnadenfrist“ (La tregua, deutscher Filmtitel: „Der Waffenstillstand“), eine argentinische Produktion des Regisseurs Sergio Renán, wurde für den Oscar 1975 als Bester fremdsprachiger Film nominiert, den allerdings Amarcord von Fellini gewann.

1999 wurde ihm der Königin-Sofía-Preis für iberoamerikanische Poesie und 2000 der Interamerikanische José-Martí-Preis verliehen.

2004 erhielt er den Etnosur-Preis der Encuentros Étnicos de la Sierra Sur in Alcalá la Real (Provinz Jaén, Spanien).

Am 7. Juni 2005 wurde ihm der mit 48.000 Euro dotierte Internationale Menéndez Pelayo-Preis der Universidad Internacional Menéndez Pelayo in Santander verliehen.