„Kommission von der Leyen“ – Versionsunterschied

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Die '''Kommission von der Leyen''' wird ab 1. Dezember 2019 als Nachfolgerin der [[Kommission Juncker]] ihre Arbeit aufnehmen.<ref name="Zeit">{{Literatur |Autor=Katharina Heflik, dpa, AFP |Titel=EU-Kommission: Von der Leyen benennt Kandidaten aus Ungarn und Frankreich |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2019-10-29 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/eu-kommission-kandidaten-ursula-von-der-leyen-ungarn-frankreich-nominierung |Abruf=2019-11-05}}</ref> Der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] werden neben der [[Kommissionspräsident|Präsidentin]], abhängig vom [[EU-Austritt des Vereinigten Königreichs|Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union]], 26 oder 27 Kommissare angehören. Geleitet werden soll sie von der deutschen [[CDU]]-Politikerin [[Ursula von der Leyen]], die in Deutschland als [[Bundesminister (Deutschland)|Bundesministerin]] verschiedene Ressorts leitete. Sie wurde anschließend an die [[Europawahl 2019]] am 16. Juli 2019 vom [[Europaparlament]] als erste Frau zur designierten Kommissionspräsidentin gewählt.
Die '''Kommission von der Leyen''' wird ab 1. Dezember 2019 als Nachfolgerin der [[Kommission Juncker]] ihre Arbeit aufnehmen.<ref name="Zeit">{{Literatur |Autor=Katharina Heflik, dpa, AFP |Titel=EU-Kommission: Von der Leyen benennt Kandidaten aus Ungarn und Frankreich |Sammelwerk=Die Zeit |Ort=Hamburg |Datum=2019-10-29 |ISSN=0044-2070 |Online=https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-10/eu-kommission-kandidaten-ursula-von-der-leyen-ungarn-frankreich-nominierung |Abruf=2019-11-05}}</ref> Der [[Europäische Kommission|Europäischen Kommission]] werden neben der [[Kommissionspräsident|Präsidentin]], abhängig vom [[EU-Austritt des Vereinigten Königreichs|Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union]], 26 oder 27 Kommissare angehören. Geleitet werden soll sie von der deutschen [[CDU]]-Politikerin [[Ursula von der Leyen]], die in Deutschland als [[Bundesminister (Deutschland)|Bundesministerin]] verschiedene Ressorts leitete. Sie wurde anschließend an die [[Europawahl 2019]] am 16. Juli 2019 vom [[Europaparlament]] als erste Frau zur designierten Kommissionspräsidentin gewählt. Am 27. November bestätigte dieses auch die von ihr vorgeschlagene Kommission als Ganze mit knapp 65% der abgegebenen Stimmen.<ref>{{Internetquelle |url=https://ec.europa.eu/info/election-european-commission-2019-2024_en |titel=Approval of the European Commission 2019-2024 |abruf=2019-11-28 |sprache=en}}</ref>


== Wahl der Kommission ==
== Wahl der Kommission ==
Nachdem sich der [[Europäischer Rat|Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs]] nicht auf einen der zur [[Europawahl 2019]] angetretenen [[Europawahl 2019#Parteien, Gruppierungen und Spitzenkandidaten|Spitzenkandidaten]] als [[Präsident der Europäischen Kommission|Kommissionspräsident]] hatte einigen können,<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/kommissionschefin-von-der-leyen-101.html Juncker-Nachfolge: Von der Leyen soll EU-Kommissionschefin werden], abgerufen am 2. Juni 2019</ref> wurde von der Leyen am 2. Juli 2019 durch das Gremium einmütig für dieses Amt nominiert. Nur die deutsche Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] enthielt sich wegen der Ablehnung durch den Koalitionspartner SPD.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/ursula-von-der-leyen-spd-war-gegen-nominierung-als-eu-kommissionschefin-a-1275482.html EU-Kommissionschefin: SPD lehnt Nominierung von der Leyens ab], auf ''spiegel.de'', abgerufen am 2. Juli 2019.</ref>
Nachdem sich der [[Europäischer Rat|Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs]] trotz wochenlanger Verhandlungen nicht auf einen der zur [[Europawahl 2019]] angetretenen [[Europawahl 2019#Parteien, Gruppierungen und Spitzenkandidaten|Spitzenkandidaten]] als [[Präsident der Europäischen Kommission|Kommissionspräsident]] hatte einigen können,<ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/kommissionschefin-von-der-leyen-101.html Juncker-Nachfolge: Von der Leyen soll EU-Kommissionschefin werden], abgerufen am 2. Juni 2019</ref> wurde Ursula von der Leyen am 2. Juli 2019 durch das Gremium einmütig für das Amt nominiert. Nur die deutsche Bundeskanzlerin [[Angela Merkel]] enthielt sich wegen der Ablehnung durch den Koalitionspartner [[SPD]].<ref>[https://www.spiegel.de/politik/ausland/ursula-von-der-leyen-spd-war-gegen-nominierung-als-eu-kommissionschefin-a-1275482.html EU-Kommissionschefin: SPD lehnt Nominierung von der Leyens ab], auf ''spiegel.de'', abgerufen am 2. Juli 2019.</ref>


Bei der Wahl am 16. Juli 2019 erhielt von der Leyen eine [[Mehrheit#Absolute Mehrheit|absolute Mehrheit]] von 383 Stimmen im [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]], neun Stimmen mehr als die notwendige Mehrheit von 374 der 747 Europa-Abgeordneten.<ref>[[Die Zeit]]: [https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/eu-nominierung-ursula-von-der-leyen-europaparlament-zusammenarbeit EU-Nominierung: Ursula von der Leyen wirbt im Europaparlament um Unterstützung], 3. Juli 2019</ref> Neben der [[Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten)|EVP]] hatten sich auch die [[Renew Europe|Liberalen]] und die [[Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament|Sozialdemokraten]] im EU-Parlament überwiegend für eine Wahl von der Leyens ausgesprochen, während die deutschen SPD-Abgeordneten in der Fraktion diese ablehnten, weil von der Leyen bei der Europawahl 2019 keine Spitzenkandidatin gewesen sei.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-grosse-koalition-streitet-ueber-spd-nein-a-1277673.html ''GroKo streitet über SPD-Nein zu von der Leyen''], ''spiegel.de'', 17. Juli 2019.</ref>
Bei der Wahl am 16. Juli 2019 erhielt von der Leyen daraufhin auch eine [[Mehrheit#Absolute Mehrheit|absolute Mehrheit]] von 383 Stimmen im [[Europäisches Parlament|Europäischen Parlament]]; neun Stimmen mehr als die notwendige Mehrheit von 374 der 747 Europa-Abgeordneten.<ref>[[Die Zeit]]: [https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-07/eu-nominierung-ursula-von-der-leyen-europaparlament-zusammenarbeit EU-Nominierung: Ursula von der Leyen wirbt im Europaparlament um Unterstützung], 3. Juli 2019</ref> Neben der [[Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten)|EVP]] hatten sich auch die [[Renew Europe|Liberalen]] und die [[Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament|Sozialdemokraten]] im EU-Parlament überwiegend für eine Wahl von der Leyens ausgesprochen, wobei jedoch die deutschen SPD-Abgeordneten in der S&D-Fraktion, genauso wie die Grünen, sie ablehnten, weil von der Leyen bei der Europawahl 2019 keine Spitzenkandidatin gewesen sei.<ref>[https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ursula-von-der-leyen-grosse-koalition-streitet-ueber-spd-nein-a-1277673.html ''GroKo streitet über SPD-Nein zu von der Leyen''], ''spiegel.de'', 17. Juli 2019.</ref>


== Politische Leitlinien ==
== Politische Leitlinien ==
{{Lückenhaft}}
Ursula von der Leyen möchte das Modell der Cluster, das bereits bei der Kommission Juncker neu eingeführt wurde, insoweit überarbeiten, dass die Vizepräsidenten die Rolle von [[Minister]]n, die regulären Kommissare die Rolle von [[Staatssekretär]]en einnehmen werden.<ref>[https://www.politico.eu/article/ursula-von-der-leyen-looks-to-overhaul-european-commission-power-structure-vice-presidents/ ''politico.eu: Von der Leyen looks to overhaul Commission power structure'']</ref>
Ursula von der Leyen möchte das Modell der Cluster, das bereits bei der Kommission Juncker neu eingeführt wurde, insoweit überarbeiten, dass die Vizepräsidenten die Rolle von [[Minister]]n, die regulären Kommissare die Rolle von [[Staatssekretär]]en einnehmen werden.<ref>[https://www.politico.eu/article/ursula-von-der-leyen-looks-to-overhaul-european-commission-power-structure-vice-presidents/ ''politico.eu: Von der Leyen looks to overhaul Commission power structure'']</ref>


== Mitglieder der Kommission ==
== Mitglieder der Kommission ==
Ursula von der Leyen strebte eine Kommission an, die das erste Mal seit Bestehen der Kommission paritätisch mit Frauen und Männern besetzt ist. Mit 12&nbsp;Frauen unter den bisher 27&nbsp;Nominierungen (inklusive von der Leyen) wurde dieses Ziel nicht erreicht. Das Vereinigte Königreich verzichtet bisher auf eine Nominierung.<ref>[https://www.euractiv.de/section/eu-innenpolitik/news/grossbritannien-will-offiziell-keinen-neuen-eu-kommissar-benennen ''EURACTIV: Großbritannien will offiziell keinen neuen EU-Kommissar benennen'']</ref>
Ursula von der Leyen strebte eine Kommission an, die das erste Mal seit Bestehen der Kommission [[paritätisch]] mit Frauen und Männern besetzt ist. Mit 12&nbsp;Frauen unter den bisher 27&nbsp;Nominierungen (inklusive von der Leyen) wurde dieses Ziel jedoch nicht voll erreicht. Das Vereinigte Königreich verzichtete aufgrund des [[Brexit]] auf eine Nominierung.<ref>[https://www.euractiv.de/section/eu-innenpolitik/news/grossbritannien-will-offiziell-keinen-neuen-eu-kommissar-benennen ''EURACTIV: Großbritannien will offiziell keinen neuen EU-Kommissar benennen'']</ref> Die Kommission leitete daraufhin ein [[Vertragsverletzungsverfahren]] ein, damit das neu gewählte Kollegium dennoch seine Arbeit aufnehmen kann.

Das Europäische Parlament bestätigte am 27.&nbsp;November 2019 die vorgeschlagene Besetzung. 461 Abgeordnete stimmten dafür, 157 dagegen und 89 enthielten sich.<ref>''[https://www.spiegel.de/politik/ausland/europaparlament-bestaetigt-ursula-von-der-leyen-als-kommissionschefin-a-1298497.html EU-Parlament bestätigt von der Leyen als Kommissionschefin.]'' Spiegel Online, 27.&nbsp;November 2019, abgerufen am selben Tage. </ref> Die Kommission nimmt am 1. Dezember 2019 ihre Arbeit auf.<ref name="Zeit" />


Ursula von der Leyen entschied sich für die Ernennung von drei sogenannten geschäftsführenden Vizepräsidenten („Executive Vice Presidents“), die eine herausragende Stellung besitzen, sowie fünf weiteren Vizepräsidenten. Alle Vizepräsidenten sind neben ihrer Tätigkeit als Kommissar für einen Themenschwerpunkt der politischen Agenda der Kommission von der Leyen zuständig. Drei Vizepräsidenten (Jourová, Schinas und Šefčovič) sowie Gleichstellungskommissarin Dalli sind keine [[Generaldirektion der Europäischen Kommission|Generaldirektion]] zugeordnet; zudem haben die Vizepräsidenten Šefčovič und Šuica keine Kommissare unter sich, sondern sollen ressortübergreifend arbeiten:<ref>[https://www.foederalist.eu/p/zusammensetzung-eu-kommission-2019.html ''Der (europäische) Föderalist: Die EU-Kommission 2019'']</ref><ref>[https://www.politico.eu/article/von-der-leyen-wants-poland-to-have-agriculture-portfolio-candidate-says/ ''politico.eu: von der Leyen wants Poland to have agriculture portfolio candidate says'']</ref><ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/eu-kommission-183.html ''tagesschau.de: Von der Leyens Fleißaufgabe'']</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://europa.eu/rapid/press-release_IP-19-5542_en.htm |titel=European Commission - PRESS RELEASES - Press release - The von der Leyen Commission: for a Union that strives for more |abruf=2019-09-10}}</ref>
Ursula von der Leyen entschied sich für die Ernennung von drei sogenannten geschäftsführenden Vizepräsidenten („Executive Vice Presidents“), die eine herausragende Stellung besitzen, sowie fünf weiteren Vizepräsidenten. Alle Vizepräsidenten sind neben ihrer Tätigkeit als Kommissar für einen Themenschwerpunkt der politischen Agenda der Kommission von der Leyen zuständig. Drei Vizepräsidenten (Jourová, Schinas und Šefčovič) sowie Gleichstellungskommissarin Dalli sind keine [[Generaldirektion der Europäischen Kommission|Generaldirektion]] zugeordnet; zudem haben die Vizepräsidenten Šefčovič und Šuica keine Kommissare unter sich, sondern sollen ressortübergreifend arbeiten:<ref>[https://www.foederalist.eu/p/zusammensetzung-eu-kommission-2019.html ''Der (europäische) Föderalist: Die EU-Kommission 2019'']</ref><ref>[https://www.politico.eu/article/von-der-leyen-wants-poland-to-have-agriculture-portfolio-candidate-says/ ''politico.eu: von der Leyen wants Poland to have agriculture portfolio candidate says'']</ref><ref>[https://www.tagesschau.de/ausland/eu-kommission-183.html ''tagesschau.de: Von der Leyens Fleißaufgabe'']</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://europa.eu/rapid/press-release_IP-19-5542_en.htm |titel=European Commission - PRESS RELEASES - Press release - The von der Leyen Commission: for a Union that strives for more |abruf=2019-09-10}}</ref>


Vom EU-Parlament abgelehnt wurden die Kandidaten [[Rovana Plumb]] (Rumänien, [[Partidul Social Democrat|PSD]]/SPE; Verkehr), [[László Trócsányi]] (Ungarn; [[Fidesz]]/EVP; Erweiterung und Europäische Nachbarschaftspolitik) und [[Sylvie Goulard]] (Frankreich; [[Mouvement démocrate|MoDem]]/EDP; Binnenmarkt).<ref name="orf3140402">{{Internetquelle |autor= |url=https://orf.at/stories/3140402/ |titel=EU-Parlament stoppt Macrons Kandidatin für Kommission |werk=[[ORF.at]] |datum=2019-10-10 |abruf=2019-10-10 |sprache=de}}</ref>
Vom EU-Parlament abgelehnt wurden die Nominierten [[Rovana Plumb]] (Rumänien, [[Partidul Social Democrat|PSD]]/SPE; Verkehr), [[László Trócsányi]] (Ungarn; [[Fidesz]]/EVP; Erweiterung und Europäische Nachbarschaftspolitik) und [[Sylvie Goulard]] (Frankreich; [[Mouvement démocrate|MoDem]]/EDP; Binnenmarkt), sodass von ihren Mitgliedstaaten neue Kandidaten vorgeschlagen werden mussten.<ref name="orf3140402">{{Internetquelle |autor= |url=https://orf.at/stories/3140402/ |titel=EU-Parlament stoppt Macrons Kandidatin für Kommission |werk=[[ORF.at]] |datum=2019-10-10 |abruf=2019-10-10 |sprache=de}}</ref>

Das Europäische Parlament bestätigte schließlich am 27.&nbsp;November 2019 das überarbeitete Kollegium als Ganzes (siehe unten). 461 Abgeordnete stimmten dafür, 157 dagegen und 89 enthielten sich.<ref>''[https://www.spiegel.de/politik/ausland/europaparlament-bestaetigt-ursula-von-der-leyen-als-kommissionschefin-a-1298497.html EU-Parlament bestätigt von der Leyen als Kommissionschefin.]'' Spiegel Online, 27.&nbsp;November 2019, abgerufen am selben Tage.</ref> Die Kommission kann damit am 1. Dezember 2019 ihre Arbeit aufnehmen.<ref name="Zeit" />


=== Präsidentin ===
=== Präsidentin ===

Version vom 28. November 2019, 05:14 Uhr

Ursula von der Leyen

Die Kommission von der Leyen wird ab 1. Dezember 2019 als Nachfolgerin der Kommission Juncker ihre Arbeit aufnehmen.[1] Der Europäischen Kommission werden neben der Präsidentin, abhängig vom Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union, 26 oder 27 Kommissare angehören. Geleitet werden soll sie von der deutschen CDU-Politikerin Ursula von der Leyen, die in Deutschland als Bundesministerin verschiedene Ressorts leitete. Sie wurde anschließend an die Europawahl 2019 am 16. Juli 2019 vom Europaparlament als erste Frau zur designierten Kommissionspräsidentin gewählt. Am 27. November bestätigte dieses auch die von ihr vorgeschlagene Kommission als Ganze mit knapp 65% der abgegebenen Stimmen.[2]

Wahl der Kommission

Nachdem sich der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs trotz wochenlanger Verhandlungen nicht auf einen der zur Europawahl 2019 angetretenen Spitzenkandidaten als Kommissionspräsident hatte einigen können,[3] wurde Ursula von der Leyen am 2. Juli 2019 durch das Gremium einmütig für das Amt nominiert. Nur die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel enthielt sich wegen der Ablehnung durch den Koalitionspartner SPD.[4]

Bei der Wahl am 16. Juli 2019 erhielt von der Leyen daraufhin auch eine absolute Mehrheit von 383 Stimmen im Europäischen Parlament; neun Stimmen mehr als die notwendige Mehrheit von 374 der 747 Europa-Abgeordneten.[5] Neben der EVP hatten sich auch die Liberalen und die Sozialdemokraten im EU-Parlament überwiegend für eine Wahl von der Leyens ausgesprochen, wobei jedoch die deutschen SPD-Abgeordneten in der S&D-Fraktion, genauso wie die Grünen, sie ablehnten, weil von der Leyen bei der Europawahl 2019 keine Spitzenkandidatin gewesen sei.[6]

Politische Leitlinien

Ursula von der Leyen möchte das Modell der Cluster, das bereits bei der Kommission Juncker neu eingeführt wurde, insoweit überarbeiten, dass die Vizepräsidenten die Rolle von Ministern, die regulären Kommissare die Rolle von Staatssekretären einnehmen werden.[7]

Mitglieder der Kommission

Ursula von der Leyen strebte eine Kommission an, die das erste Mal seit Bestehen der Kommission paritätisch mit Frauen und Männern besetzt ist. Mit 12 Frauen unter den bisher 27 Nominierungen (inklusive von der Leyen) wurde dieses Ziel jedoch nicht voll erreicht. Das Vereinigte Königreich verzichtete aufgrund des Brexit auf eine Nominierung.[8] Die Kommission leitete daraufhin ein Vertragsverletzungsverfahren ein, damit das neu gewählte Kollegium dennoch seine Arbeit aufnehmen kann.

Ursula von der Leyen entschied sich für die Ernennung von drei sogenannten geschäftsführenden Vizepräsidenten („Executive Vice Presidents“), die eine herausragende Stellung besitzen, sowie fünf weiteren Vizepräsidenten. Alle Vizepräsidenten sind neben ihrer Tätigkeit als Kommissar für einen Themenschwerpunkt der politischen Agenda der Kommission von der Leyen zuständig. Drei Vizepräsidenten (Jourová, Schinas und Šefčovič) sowie Gleichstellungskommissarin Dalli sind keine Generaldirektion zugeordnet; zudem haben die Vizepräsidenten Šefčovič und Šuica keine Kommissare unter sich, sondern sollen ressortübergreifend arbeiten:[9][10][11][12]

Vom EU-Parlament abgelehnt wurden die Nominierten Rovana Plumb (Rumänien, PSD/SPE; Verkehr), László Trócsányi (Ungarn; Fidesz/EVP; Erweiterung und Europäische Nachbarschaftspolitik) und Sylvie Goulard (Frankreich; MoDem/EDP; Binnenmarkt), sodass von ihren Mitgliedstaaten neue Kandidaten vorgeschlagen werden mussten.[13]

Das Europäische Parlament bestätigte schließlich am 27. November 2019 das überarbeitete Kollegium als Ganzes (siehe unten). 461 Abgeordnete stimmten dafür, 157 dagegen und 89 enthielten sich.[14] Die Kommission kann damit am 1. Dezember 2019 ihre Arbeit aufnehmen.[1]

Präsidentin

Amt Bild Name Mitgliedstaat nationale Partei Europapartei Fraktion im EU-Parlament Zugeordnete Generaldirektionen[15]
Präsidentin
Ursula von der Leyen
Ursula von der Leyen
Ursula von der Leyen Deutschland Deutschland CDU EVP EVP SG, SJ, COMM, EPSC

Geschäftsführende Vizepräsidenten (Kommissare)

Ressort Bild Name Mitgliedstaat nationale Partei Europapartei Fraktion im EU-Parlament Zugeordnete Generaldirektionen
Europäischer Green Deal
Frans Timmermans
Frans Timmermans
Frans Timmermans Niederlande Niederlande PvdA SPE S&D CLIMA
Europa fit für das digitale Zeitalter

(inkl. Wettbewerb)[16][17]

Margrethe Vestager
Margrethe Vestager
Margrethe Vestager Danemark Dänemark RV ALDE RE COMP
Wirtschaft für die Menschen
Valdis Dombrovskis
Valdis Dombrovskis
Valdis Dombrovskis Lettland Lettland Vienotība EVP EVP FISMA

Vizepräsidenten (Kommissare)

Ressort Bild Name Mitgliedstaat nationale Partei Europapartei Fraktion im EU-Parlament Generaldirektionen
Stärkung Europas in der Welt

(Hoher Vertreter der EU für Außen- und Sicherheitspolitik)

Josep Borell
Josep Borell
Josep Borrell Spanien Spanien PSC SPE S&D EEAS, FPI
Werte und Transparenz
Věra Jourová
Věra Jourová
Věra Jourová Tschechien Tschechien ANO 2011 ALDE RE
Förderung der Europäischen Lebensweise
Margaritis Schinas
Margaritis Schinas
Margaritis Schinas Griechenland Griechenland ND EVP EVP
Interinstitutionelle Beziehungen und Vorausschau
Maroš Šefčovič
Maroš Šefčovič
Maroš Šefčovič Slowakei Slowakei SMER SPE S&D JRC
Neuer Schwung für die Europäische Demokratie
Dubravka Šuica
Dubravka Šuica
Dubravka Šuica Kroatien Kroatien HDZ EVP EVP COMM

Weitere Kommissare

Ressort Bild Name Mitgliedstaat nationale Partei Europapartei Fraktion im Europäischen Parlament Zugeordnete Generaldirektionen
Haushalt und Verwaltung
Johannes Hahn
Johannes Hahn
Johannes Hahn Osterreich Österreich ÖVP EVP EVP BUDG, HR, DGT, DIGIT, SCIC, OIB, OIL, PMO, OP, OLAF
Justiz und Rechtsstaatlichkeit
Didier Reynders
Didier Reynders
Didier Reynders Belgien Belgien MR ALDE RE JUST, IAT
Innovation und Jugend
Marija Gabriel
Marija Gabriel
Marija Gabriel Bulgarien Bulgarien GERB EVP EVP RTD, EAC, JRC
Gesundheit
Stella Kyriakides
Stella Kyriakides
Stella Kyriakides Zypern Republik Zypern DISY EVP EVP SANTE
Energie
Kadri Simson
Kadri Simson
Kadri Simson Estland Estland K ALDE RE ENER
Internationale Partnerschaften
Jutta Urpilainen
Jutta Urpilainen
Jutta Urpilainen Finnland Finnland SDP SPE S&D DEVCO
Binnenmarkt

(inkl. Verteidigung und Raumfahrt)

Thierry Breton Frankreich Frankreich parteilos CNECT, GROW, neue DG für Verteidigung
Nachbarschaft und Erweiterung
Oliver Varhelyi
Oliver Varhelyi
Olivér Várhelyi Ungarn Ungarn Fidesz EVP EVP NEAR
Handel
Phil Hogan
Phil Hogan
Phil Hogan Irland Irland FG EVP EVP TRADE
Wirtschaft

(inkl. Steuern und Zollunion)

Paolo Gentiloni
Paolo Gentiloni
Paolo Gentiloni Italien Italien PD SPE S&D ECFIN, TAXUD, ESTAT
Umwelt und Ozeane
Virginijus Sinkevičius
Virginijus Sinkevičius
Virginijus Sinkevičius Litauen Litauen LVŽS parteilos G/EFA ENV, MARE
Arbeitsplätze
Nicolas Schmit
Nicolas Schmit
Nicolas Schmit Luxemburg Luxemburg LSAP SPE S&D EMPL
Gleichstellung
Helena Dalli
Helena Dalli
Helena Dalli Malta Malta MLP SPE S&D JUST, neue Task Force für Gleichstellung
Landwirtschaft
Janusz Wojciechowski
Janusz Wojciechowski
Janusz Wojciechowski Polen Polen PiS EKR EKR AGRI
Kohäsion und Reformen
Elisa Ferreira
Elisa Ferreira
Elisa Ferreira Portugal Portugal PS SPE S&D REGIO, neue DG für Strukturreformen
Verkehr
Adina Vălean
Adina Vălean
Adina Vălean Rumänien Rumänien PNL EVP EVP MOVE
Krisenmanagement
Janez Lenarčič
Janez Lenarčič
Janez Lenarčič Slowenien Slowenien parteilos ECHO
Inneres
Ylva Johansson
Ylva Johansson
Ylva Johansson Schweden Schweden SAP SPE S&D HOME
Die Farben zeigen die Zugehörigkeit zu den europäischen Parteien an:
  • EVP0 (10: 5 Männer, 5 Frauen)
  • SPE (9: 5 Männer, 4 Frauen)
  • ALDE (4: 1 Mann, 3 Frauen)
  • EKR0 (1: 1 Mann)
  • parteilos (3: 3 Männer)
  • Cluster

    Die Themenkomplexe geführt von den drei geschäftsführenden Vizepräsidenten sind:

    • Europäischer Green Deal
    • Europa fit für das digitale Zeitalter
    • Wirtschaft für die Menschen

    Zusätzlich existieren noch die Cluster:

    • Schutz des Europäischen Lebensweise
    • Werte und Transparenz
    • Stärkung Europas in der Welt
    • Interinstitutionelle Beziehungen und Vorausschau
    • Neuer Schwung für die Europäische Demokratie
    Commons: Kommission von der Leyen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. a b Katharina Heflik, dpa, AFP: EU-Kommission: Von der Leyen benennt Kandidaten aus Ungarn und Frankreich. In: Die Zeit. 29. Oktober 2019, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 5. November 2019]).
    2. Approval of the European Commission 2019-2024. Abgerufen am 28. November 2019 (englisch).
    3. Juncker-Nachfolge: Von der Leyen soll EU-Kommissionschefin werden, abgerufen am 2. Juni 2019
    4. EU-Kommissionschefin: SPD lehnt Nominierung von der Leyens ab, auf spiegel.de, abgerufen am 2. Juli 2019.
    5. Die Zeit: EU-Nominierung: Ursula von der Leyen wirbt im Europaparlament um Unterstützung, 3. Juli 2019
    6. GroKo streitet über SPD-Nein zu von der Leyen, spiegel.de, 17. Juli 2019.
    7. politico.eu: Von der Leyen looks to overhaul Commission power structure
    8. EURACTIV: Großbritannien will offiziell keinen neuen EU-Kommissar benennen
    9. Der (europäische) Föderalist: Die EU-Kommission 2019
    10. politico.eu: von der Leyen wants Poland to have agriculture portfolio candidate says
    11. tagesschau.de: Von der Leyens Fleißaufgabe
    12. European Commission - PRESS RELEASES - Press release - The von der Leyen Commission: for a Union that strives for more. Abgerufen am 10. September 2019.
    13. EU-Parlament stoppt Macrons Kandidatin für Kommission. In: ORF.at. 10. Oktober 2019, abgerufen am 10. Oktober 2019.
    14. EU-Parlament bestätigt von der Leyen als Kommissionschefin. Spiegel Online, 27. November 2019, abgerufen am selben Tage.
    15. https://ec.europa.eu/commission/sites/beta-political/files/allocation-portfolios-supporting-services_en.pdf
    16. WELT: EU-Kommission: Von der Leyen benennt drei mächtige Stellvertreter. 10. September 2019 (welt.de [abgerufen am 10. September 2019]).
    17. Tobias Kaiser: EU-Kommission: Von der Leyen setzt auf Klima und Digitales. 10. September 2019 (welt.de [abgerufen am 10. September 2019]).