Koma

In der Medizin ist ein voll ausgeprägtes Koma (v. griech. Vorlage:Unicode „tiefer Schlaf“) die schwerste Form einer quantitativen Bewusstseinsstörung. In diesem Zustand kann das Individuum auch durch starke äußere Stimuli wie wiederholte Schmerzreize nicht geweckt werden.

Das Koma ist somit ein Symptom (Krankheitszeichen) und keine Krankheit. In der internationalen Klassifikation der Gesundheitsstörungen (ICD-10) wurde es daher in die Rubrik „R“ (Symptome und Befunde) eingeordnet (R40.2). Das Koma ist Ausdruck einer schwersten Störung der Großhirnfunktion und zumeist lebensbedrohend. Die weitere Entwicklung des Komatösen (Prognose) ist von der zugrunde liegenden Erkrankung und medizinischen Versorgung abhängig.

Ursachen

Erkrankungen des Gehirns

  • Schlaganfall (Gefäßverschluss oder Blutung)
    • plötzliches Ereignis, Koma überwiegend bei Hirnstammschädigung
    • Hirnblutungen können zur Bewusstlosigkeit führen, wenn sie direkt den Hirnstamm schädigen, oder über eine generelle Druckerhöhung im Schädel
  • Schädelhirntrauma
    • Koma besonders bei Hirnstammschädigung
  • Meningitis / Enzephalitis
    • entzündliche Erkrankung meist mit hohem Fieber
    • Entwicklung eines Komas meist über Stunden
  • epileptischer Anfall
    • plötzliches Ereignis, meist spontane Erholung
  • Hirntumor
    • langsame Entwicklung - Koma meist durch Hirndruck

Fehlversorgung des Gehirns (Stoffwechselstörung – metabolisches Koma)

Vergiftungen

Komatiefe

Die Einteilung erfolgt nach klinischen Gesichtspunkten, also entsprechend der Reaktion auf bestimmte Reize. Je nach verwendeter Klassifikation werden zumeist drei bis vier Grade unterschieden:

  1. Grad - gezielte Abwehr auf Schmerz, Pupillenbewegung intakt, Augenbewegung bei Reizung des Gleichgewichtsorgans (vestibulo-okulärer Reflex) intakt
  2. Grad - ungerichtete Abwehr auf Schmerz, Massenbewegungen, Außenschielen (divergente Bulbi)
  3. Grad - keine Abwehr, nur noch Fluchtreflexe, vestibulo-okulärer Reflex fehlt, Pupillenreaktion abgeschwächt
  4. Grad - keine Schmerzreaktion, keine Pupillenreaktion, Ausfall weiterer Schutzreflexe

In der Notfallmedizin etabliert ist die Glasgow-Koma-Skala - die auch als Entscheidungshilfe z. B. für Beatmung herangezogen wird. Sie umfasst auch leichtere Bewusstseinsstörungen.

Abgeleitete Begriffe

„künstliches Koma“

Dieser Begriff wird zumeist synonym für eine Sedierung oder Narkose verwendet, um einem medizinischen Laien eine medikamentös herbeigeführte Bewusstseinsminderung zu erklären. Dabei muss die Bewusstseinslage nicht komatös sein, auch leichtere Sedierungen mit dem Ziel der Beruhigung werden oft so bezeichnet. Das erklärt, weshalb Patienten im „künstlichen Koma“ Wahrnehmungen und Erinnerungen an diese Zeit haben können. Im Rahmen einer tiefen Sedierung z.B. mit einem Barbiturat (ggf. unter EEG-Kontrolle) wäre dies nicht möglich.

Wachkoma

Hierbei handelt es sich um eine schwere Hirnschädigung, bei der die Funktion des Großhirns erloschen ist. Daher wird sie auch als apallisches Syndrom („ohne Hirnrinde“) bezeichnet. Das Leben wird durch die Funktionen des Hirnstamms aufrechterhalten. Als Folge werden die Betroffenen zwar wach, erlangen aber mangels kognitiver Funktionen nicht das Bewusstein und können in keinerlei Kontakt mit der Umwelt treten (weder aktiv noch passiv). Fachlich exakt wird das Wachkoma als persistierender vegetativer Status (PVS) bezeichnet.

Siehe auch

Somnolenz, Sopor, Bewusstseinsstörung

Literatur

  • Manfred Stöhr, Thomas Brandt, Karl M. Einhäupl: Neurologische Syndrome in der Intensivmedizin. Kohlhammer, 1998, ISBN 3170145576
  • Wolfgang J. Bock, Christel Bienstein: Bewusstlos, eine Herausforderung für Angehörige, Pflegende und Ärzte, Verlag Selbstbestimmtes Leben, Düsseldorf, 1994, 2. Auflage, ISBN 3910095208
  • C. Greif: Philipp, 9 Jahre Unfallopfer. Kampf um ein Kind, Roman, C. H. Beck Verlag, München, 1998, ISBN 3406374778
  • E. Goshen-Gottstein: Rufe ins Schweigen, Roman, Bastei-Lübbe-Taschenbuch, 1993, ISBN 3404612574