Interjet

Interjet
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Airbus A320-200 der Interjet
IATA-Code: 4O
ICAO-Code: AIJ
Rufzeichen: INTERJET
Gründung: 2005
Betrieb eingestellt: 2021
Sitz: Toluca, Mexiko Mexiko
Drehkreuz: Mexiko-Stadt
Heimatflughafen: Toluca
Leitung: Jose Luis Garza Alvarez (CEO)
Vielfliegerprogramm: Club Interjet
Flottenstärke: 23
Ziele: kontinental
Website: www.interjet.com.mx
Interjet hat den Betrieb 2021 eingestellt. Die kursiv gesetzten Angaben beziehen sich auf den letzten Stand vor Einstellung des Betriebes.
Suchoi Superjet 100 der Interjet auf dem Flughafen Campeche
Eine Bordkarte der Interjet 2015

Interjet ist eine mexikanische Billigfluggesellschaft mit Sitz in Toluca. Im Lauf ihrer Entwicklung hat Interjet auch Full-Service-Angebote übernommen.[1]

Geschichte

Interjet bietet seit dem 1. Dezember 2005 Flüge an. Der Besitzer von Interjet ist die Grupo Alemán, gegründet von Vater und Sohn der gleichnamigen Familie des ehemaligen Staatspräsidenten Miguel Alemán Valdés. Das Kapital von Interjet ist zu 100 % mexikanisch.

Der Betrieb war mit sieben gebrauchten A320 aufgenommen worden, welche von Volare kamen. Später stießen 16 neue Airbus-Maschinen zur Flotte, ab 2010 10 weitere Flugzeuge.[2]

Nach einer längeren Wachstumsphase war die Gesellschaft dank regionaler Ausrichtung und tiefer Preise im Jahr 2011 die Nummer zwei im Land nach Passagieraufkommen. Ab 2012 flog sie erstmals nach Los Angeles.[3] Ab 2013 wurden in Russland bestellte Flugzeuge vom Typ Suchoi Superjet ausgeliefert. Ab 2014 baute Interjet seinen internationalen Flugplan weiter aus und versuchte mit einer als „Hybrid“ bezeichneten Strategie, nicht nur in Sachen Preis, sondern auch mit zusätzlichem Service zu konkurrieren. Fortan hatte die Gesellschaft Probleme mit der Positionierung zwischen der Ultra-Billigfluggesellschaft Volaris und der großen Aeroméxico. Der Anteil des Auslandsgeschäfts steigerte sich von 11 Prozent im Jahr 2014 auf 21 Prozent im November 2017.[4]

Im Herbst 2018 wurden weitere Airbus-Flugzeuge bestellt und zwei Drittel der Suchoi-Flugzeuge stillgelegt. In diesem Zusammenhang wurden etwa 500 Mitarbeiter entlassen, darunter 40 Piloten, speziell jene, welche keine Stunden auf anderen Typen geflogen waren.[5][6][7] Als Grund für den Bedarf nach Flugzeugen mit mehr Sitzen wurde auch die Eigenheit des Flughafens von Mexiko-Stadt aufgeführt, der mit seinen raren Slots den Einsatz größerer Flugzeuge aufdrängte.[8] 2018 waren 64 Airbus im Einsatz, nämlich 47 Flugzeuge des Typs A320-200s, drei A320-200N, sechs A321-200s und acht A321-200N.[9]

Im Juni 2019 bediente die Gesellschaft mit ihren 65 Airbus-Flugzeugen und den im Einsatz befindlichen Superjet 54 Ziele in neun Ländern und beförderte in einem Monat über 1,3 Millionen Passagiere.[10] Wie die anderen beiden großen Fluggesellschaften Mexikos, Volaris und Aeroméxico, flog sie dabei ebenfalls Verluste ein. Im Juli 2019 stand ein Verkauf zur Debatte.[11] Im September desselben Jahres umfasste die Flotte 87 Flugzeuge, wobei bei einem Teil der Superjets fraglich war, ob diese als komplette Flugzeuge verkauft werden könnten.[12] Im Oktober wurde die definitive Ausflottung des Superjet beschlossen.[13]

Da alle außer drei Airbus nur geleast waren, wurde aufgrund bereits vorheriger Finanzprobleme nach Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 die Flotte schlagartig verkleinert, wobei nun doch wieder die Suchoi Superjet im Einsatz standen; die Gesellschaft hatte bei der zuständigen Behörde Ende 2020 nur 6 Flugzeuge angemeldet, gegenüber einer Flotte von 68 Flugzeugen zum Jahresbeginn.[14]

Am 17. Dezember 2020 stoppte die Fluggesellschaft aus finanziellen Gründen alle Flüge bis Ende des Jahres. Seit 11. Dezember 2020 wurde kein Flug mehr durchgeführt. Es ist nicht klar wann oder ob der Flugbetrieb wieder aufgenommen wird.[15]

Im April 2021 ging die Fluggesellschaft in Insolvenz.[16] Zuvor war von der Suche nach Möglichkeiten berichtet worden, die Superjet-Flugzeuge nach Kuba zu verkaufen.[17]

Im Dezember 2021 wurde verlautbart, dass die Fluggesellschaft 2022 mit zehn Airbus A320 neustarten will, dazu gab es Überlegungen für kleinere Propellerflugzeuge vom Typ Let L-410.[18][9]

Am 26. Oktober 2021 hatte José Luis Garza Álvarez, vorheriger CEO of Interjet, die neue Fluglinie Aerala gegründet und den Markennamen eintragen lassen auf seine Firma JLG Business Solutions.[19]

Flugziele

Interjets Hauptflughafen ist der Aeropuerto Internacional de la Ciudad de México. Zweitgrößtes Drehkreuz ist der Flughafen Toluca, nahe Mexiko-Stadt. Des Weiteren nutzt die Fluggesellschaft die Flughäfen von Monterrey, Guadalajara und San José del Cabo.

Ende 2018 flog die Gesellschaft außer innerhalb Mexikos auch nach Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Kanada, Kolumbien, Kuba, Peru und in die USA.[20]

Flotte

Mit Stand Oktober 2021 besteht die Flotte der Interjet aus 23 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von 8,3 Jahren:[21][22]


Flugzeugtyp Anzahl bestellt[23] Anmerkungen Sitzplätze
Airbus A320-200 01 inaktiv 150
Suchoi Superjet 100 22 alle inaktiv[24] 93
Gesamt 23

Die Ära Suchoi Superjet

Interjet war die erste westliche Fluggesellschaft, welche den Suchoi Superjet in ihre Flotte aufgenommen hatte. Die Kosten für 10 Suchois hätten nach Aussagen eines Mitglieds der Geschäftsführung etwa der Vorauszahlung für ein Airbus-Flugzeug entsprochen.[25] Die Kosten der Flugzeugwartung und -bereitschaft dieses Typs stiegen jedoch stark an.[3] Ein Grounding von mindestens der Hälfte der insgesamt 22 Superjet im Dezember 2016, einer Hauptreisezeit,[3] führte zusätzlich zu Verlusten. Im Januar 2018 legte Interjet vier Suchoi Superjet still, um sie als Ersatzteilspender zu verwenden.[4] Im zweiten Quartal erhielt Interjet von Suchoi 40 Millionen Euro als Entschädigung für langwierige Wartungen vor allem bei den Triebwerken.[26] Nachdem verschiedene Quellen berichtet hatten, Interjet versuche, seine gesamte Flotte der Suchoi-Jets zu verkaufen,[27][28] erklärte der Sprecher der Fluggesellschaft, man sei in Gesprächen mit Suchoi für Verbesserungen.[29] Dabei war seitens Suchoi die Rede von einer Erhöhung der Sitzzahl von 93 auf 108 sowie von Flügelenden mit Sharklets zur Treitbstoffersparnis.

Im November 2018 waren nur zwölf Superjet der gesamten Flotte vollständig einsatzbereit,[30] gleichzeitig wurden Superjet-Routen Ende November 2018 eingestellt.[31] Schon zwei Monate zuvor hatte die Gesellschaft „in Absprache mit dem Hersteller“ angekündigt, in ihren Einsatzplanungen künftig nur noch auf sieben Flugzeuge des Typs Suchoi Superjet zurückzugreifen.[32] Im Frühjahr 2019 erklärte Interjet, den Typ behalten zu wollen, wenn Suchoi den Verdienstausfall der nicht fliegenden Flugzeuge bezahlt.[33] Zu diesem Zeitpunkt war Interjet der einzige Betreiber des Flugzeuges im Westen, nachdem auch die irische CityJet diesen Flugzeugtyp stillgelegt hatte. Beim definitiven Entscheid die Flotte aufzugeben war unklar,[13] ob die zum Teil als Ersatzteillager genutzten Flugzeuge überhaupt noch verkauft werden konnten. Ende März 2020 wurde berichtet, dass Interjet die Berliner Firma Cordner Aviation damit beauftragt habe, die komplette Flotte von 22 Superjets zu verkaufen.[34]

Im weiteren Verlauf des Jahres 2020 ging Interjets gesamte Airbus-Flotte zurück an die Leasingfirmen und man begann, die Superjets in den aktiven Dienst zurückzuholen.[35]

Siehe auch

Commons: Interjet – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Interjet hat ein „kleines Problem“ am Boden … und es kommt aus Russland, elfinancero.com.mx, 1. Februar 2018
  2. Interjet, historia y datos, aerolinasmexicanas.mx, abgerufen am 25. Oktober 2018
  3. a b c Once-soaring Mexican discount airline Interjet is now in a stall, LosAngelesTimes, 12. Januar 2018
  4. a b Stranded Russian Jets in Mexican Hangars Haunt Troubled Airline, Bloomberg, 12. Januar 2018
  5. Sukhoi: Die Interjet-Wette, die nicht funktioniert hat, a21.com.mx, 21. September 2018
  6. ANALYSIS: Sukhoi offers Superjet upgrades to appease Interjet, Flightglobal, 2. Oktober 2018
  7. Interjet rudert zurück – ein wenig, aerotelegraph, 17. September 2018
  8. Interjet wird seine Flotte russischer Superjet 100 Flugzeuge reduzieren, MexicoAeroEspacial, 3. Oktober 2018
  9. a b Mexico's Interjet to seek $750mn, eyes A320s, Let 410s, ch-aviation, 6. Dezember 2021
  10. Interjet erhält zwei weitere Airbus A320 und verfügt über bereits 65 Stück dieses Modells, reportur.com, 17. Juni 2019 (spanisch)
  11. Mexican airline Interjet for sale, Mazatlanpost, 6. Juli 2019
  12. Interjet will Superjets nun doch loswerden, Aerotelegraph, 3. September 2019
  13. a b Interjet kauft sich zwölf Airbus A220, Aerotelegraph, 6. Oktober 2019
  14. Aviones de Interjet son desmantelados en Arizona por impago a arrendadores, expansion.mx, 1. März 2021
  15. Not flying again? In: simpleflying.com. 16. Dezember 2020, abgerufen am 21. Dezember 2020 (englisch).
  16. Not flying again? In: creditriskmonitor.com. 28. April 2021, abgerufen am 8. Dezember 2021 (englisch).
  17. Aerolínea Interjet venderá aviones rusos a Cuba para salir de la quiebra, periodicocubano.com, 23. März 2021
  18. Interjet plant Neustart und schaut sich Let L-410 an. In: aerotelegraph.com. 28. April 2021, abgerufen am 8. Dezember 2021 (englisch).
  19. Aerala is the name of the new air carrier that is emerging in Mexico, mexicodailypost.com, 28. Januar 2022
  20. Interjet cierra el año con 21 destinos internacionales en 9 países, 18. Dezember 2018
  21. Interjet Fleet Details and History. 27. Oktober 2021, abgerufen am 31. Oktober 2021 (englisch).
  22. Interjet Is Now Only Operating Sukhoi Superjets. In: simpleflying.com. 15. August 2020, abgerufen am 25. August 2020 (englisch).
  23. airbus.com – Orders and Deliveries (englisch), abgerufen am 30. Dezember 2016
  24. What Happened To Interjet’s Sukhoi SSJ100s?, 14. Januar 2020
  25. Interjet grounds two-thirds of SSJ100 fleet, flightglobal, 26. März 2019
  26. Sukhoi entschädigt Interjet für Superjet-Ärger, aerotelegraph, 14. August 2018
  27. Interjet plans to sell its entire SSJ100 fleet, AirlinerWatch, 12. September 2018
  28. Interjet will ihre Sukhoi Superjet loswerden, aerotelegraph, 13. September 2018
  29. Interjet backtracks after indicating plan to sell Superjets, flightglobal 13. September 2018
  30. Interjet bereitet den Rückzug der SSJ100-Flotte vor und hinterlässt das italienisch-russische Regionalprogramm in Ungewissheit,
  31. Interjet schließt die Route von San Luis Potosi nach Mexiko-Stadt, elexpres.com, 18. November 2018
  32. Interjet will nur noch 7 von 22 Suchoi betreiben, a21.com, 21. September 2018
  33. Interjet will Superjets behalten – wenn Russland zahlt, aerotelegraph, 12. April 2019
  34. Flight International, 7. April 2020 (englisch), S. 6.
  35. Remind Me: What's The Latest At Interjet. 31. August 2020, abgerufen am 1. September 2020 (amerikanisches Englisch).