Groß-Simbabwe

Groß-Simbabwe
Umfassungsmauer von Groß-Simbabwe
Umfassungsmauer von Groß-Simbabwe
Basisdaten
Gründung: um 1100 n. Chr.
Staat: Vorlage:Flagicon Simbabwe
Provinz: Masvingo
Geografische Lage: 20° 16′ N, 30° 56′ OKoordinaten: 20° 16′ N, 30° 56′ O
Zeitzone: UTC+1:00
Höhe: 1140 m
Fläche: km²
Website: NMM of Zimbabwe (engl.)
Lage von Groß-Simbabwe in Simbabwe
Groß-Simbabwe (Simbabwe)
Groß-Simbabwe (Simbabwe)
keine Koordinaten
Innerer Mauerring

Groß-Simbabwe (auch Alt-Simbabwe, engl. Great Zimbabwe) war vom 11. bis 15. Jahrhundert eine bedeutende Stadt auf dem gleichnamigen Plateau im südlichen Afrika. Das Zentrum des untergegangenen Munhumutapa-Reiches (auch Monomotapa-Reich), welches außer dem heutigen Simbabwe Teile von Mosambik umfasste, liegt 39 Kilometer von Masvingo entfernt in der Masvingo-Provinz in Simbabwe. Die Mauern der Stadt sind nach den Pyramiden von Gizeh der größte historische Steinbau Afrikas. Irrtümlicherweise wurde der Ort lange Zeit als Heimat der Königin von Saba interpretiert. Die Ergebnisse der archäologischen Forschung widerlegen diese Theorie jedoch, da die Radiokarbondatierungen für die ältesten Bauteile in das 12. Jahrhundert datieren. Groß-Simbabwes architektonisches Erbe steht seit 1986 auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes.

Geographie

Geographische Lage

Groß-Simbabwe liegt 240 Kilometer südlich der Hauptstadt Harare und 39 Kilometer östlich von Masvingo, dem früheren Fort Viktoria entfernt in der Masvingo-Provinz in der südlichen Hälfte von Simbabwe. Die Ruinen liegen auf einer Höhe von 1140 m. Unmittelbar nördlich der Monumente, etwa zwei Kilometer entfernt, liegt der Lake Mutrikwi Nationalpark mit dem Lake Kyle.

Klima

Der Ort befindet sich in der subtropischen bis tropischen Klimazone mit feuchtem, teilweise schwül-heißem Sommer und winterlicher Trockenzeit. Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Groß-Simbabwe liegt zwischen 20,8 °C und 26,1 °C. Die wärmsten Monate sind Oktober und November mit durchschnittlich 29,2 beziehungsweise 28,7 °C und die kältesten Juni und Juli mit 5,8 beziehungsweise 5,4 °C im minimalen Mittel. Die Temperatur fällt fast nie unter den Gefrierpunkt. Der meiste Niederschlag fällt im Dezember mit durchschnittlich 140 Millimetern, der geringste im Juni und Juli mit durchschnittlich 3 und 6 Millimetern. Wegen des Sommermonsuns fallen die Niederschläge, der Jahresdurchschnitt liegt bei 614 Millimetern, besonders im Zeitraum von Mitte November bis Ende Januar. Die Werte für das Gebiet rund um die Ruinen scheinen jedoch höher zu liegen, so soll der Niederschlag bei 800 bis 1000 Millimetern im Jahr liegen, was das Gebiet für die Landwirtschaft ertragreicher machen würde.[1]


Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Masvingo
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Tagesmax. (°C) 28,1 27,4 26,9 25,9 24,1 21,5 21,6 24,4 27,4 29,2 28,7 28,0 26,1
Mittl. Tagesmin. (°C) 17,2 16,9 15,4 12,7 8,7 5,8 5,4 7,7 11,4 14,8 116,1 17,1 20,6
Niederschlag (mm) 128,7 107,2 65,6 27,9 12,8 5,7 2,7 6,4 10,4 29,6 77,2 140,2 Σ 614,4
Regentage (d) 10 8 6 3 2 2 1 1 1 3 7 10 Σ 54
T
e
m
p
e
r
a
t
u
r
28,1
17,2
27,4
16,9
26,9
15,4
25,9
12,7
24,1
8,7
21,5
5,8
21,6
5,4
24,4
7,7
27,4
11,4
29,2
14,8
28,7
116,1
28,0
17,1
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
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c
h
l
a
g
128,7
107,2
65,6
27,9
12,8
5,7
2,7
6,4
10,4
29,6
77,2
140,2
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Quelle: [2]
Im Inneren von Groß-Simbabwe
Eingangstor zur großen Einfriedung

Geschichte

Name

Das Wort „Simbabwe“ wird als „Steinhäuser“ gedeutet (dzimba = die Häuser, mabwe = der Stein) oder auch großes Steinhaus/Steinpalast (das Präfix z- markiert eine Vergrößerungsform wie das italienische Suffix -one). Die früher daneben gebrauchte Form Zimbabye wird als „dzimba woye“ = „geehrte Häuser“ erklärt, ein Begriff, der meist für die Gräber und Häuser der Häuptlinge angewandt wurde. Die Stadt war Namenspatin des Staats Simbabwe (auch Zimbabwe, ehemals Südrhodesien).

Entstehung

Groß-Simbabwe ist eine der ältesten steinernen Bauanlagen südlich der Sahara. Die Arbeiten begannen im 11. Jahrhundert und wurden bis zum 15. Jahrhundert fortgesetzt.[3] Es gibt deutliche Hinweise, dass die Erbauer und Bewohner der Stadt Vorfahren der heutigen Shona waren, des Bantuvolkes, das etwa 80 Prozent der Bevölkerung der Republik Simbabwe stellt. So sind die gefundenen Keramiken den heutigen sehr ähnlich. Da diese Kultur aber keine Schrift entwickelte, fehlt es am letzten Beweis. In der Blütezeit sollen auf dem Areal 10.000 bis 18.000 Menschen gelebt haben.

Tor in der Umfassungsmauer

Archäologische Erforschung

Die ersten Europäer, welche die Ruinen antrafen, waren die Portugiesen im 16. Jahrhundert. Sie trugen auch die Legende nach Europa, dass die Stadt die Heimat der Königin von Saba gewesen sein soll. Die Stätte wurde 1871 von Karl Mauch wiederentdeckt und wurde in der Folgezeit mit dem biblischen Goldland Ophir gleichgesetzt, also 2000 Jahre früher als die heutige Radiokarbondatierung. Es wurde auf dem Areal allerdings neben zahlreichen Objekten aus der Blütezeit auch etwas Keramik gefunden, die 600 Jahre älter ist als die Bauten.

Die Ruinen sind seitdem eine sehr wichtige Stätte der Archäologie des südlichen Afrika. Anfangs wurden die Auswertungen durch die Rhodesian Ancient Ruins Ltd. erschwert, eine kommerzielle Gruppe von Schatzjägern, die amtliche Grabungsrechte erhalten hatte. Spätere Ausgrabungen vernichteten viele Spuren der Shona-Kultur, da die Forscher europäischer Herkunft verbissen beweisen wollten, dass die Erbauung Alt-Simbabwes nicht auf Schwarzafrikaner zurückging. Während der weißen Herrschaft in Rhodesien, wie Simbabwe bis zur Übernahme der Macht durch die schwarze Mehrheit hieß, wurde der schwarzafrikanische Ursprung der Ruinenstätte offiziell immer bestritten. Neben den Phöniziern wurden auch andere, ausschließlich hellhäutige Eroberer als Gründer bezeichnet.

Der Archäologe Graham Connah und viele Historiker nehmen an, dass die Stadt am Ende des Mittelalters aufgegeben werden musste, weil die dauernde Überbesiedlung zu einer ökologischen Katastrophe geführt hatte.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Im Inneren der großen Einfriedung

Allgemeine Beschreibung der Ruinen

Die noch vorhandenen Ruinen der Stadt bedecken eine Fläche von sieben km² und sind in drei Gebiete unterteilt: Der 27 Meter höher liegende Hill Complex, auch als Bergfestung oder Akropolis bezeichnet, der Valley Complex und die riesige elliptische Einfriedung, das sogenannte Great Enclosure (auch Tempel genannt). Die Mauern von Groß-Simbabwe sind aus Granitblöcken und ohne Mörtel erbaut. Die große Mauer hat eine Basis von fünf Metern, eine Höhe von neun Metern und eine Gesamtlänge von 244 Metern. Den Trockenmauern fehlen sogar Eckverbindungen. Und sie haben – trotz des Namens – nie Dächer getragen. Es waren steinerne Einfriedungen. In den so eingefriedeten Höfen standen Hütten und Häuser aus Lehm und Holz. Neben der, in den Felsen geschlagenen, vier Meter breiten Treppe zur Akropolis stehende Monolithen könnten astronomischen Zwecken gedient haben.

Der Hill Complex

Von Besuchern wurde dem Hill Complex im 19. Jahrhunderts immer wieder der missverständliche Name "Akropolis" gegeben.

Der konische Turm

Der konische Turm

Der konische Turm aus Stein ist heute noch zehn Meter hoch. Sein Durchmesser beträgt an der Basis fünf Meter und an der Oberkante etwa zwei Meter. Ursprünglich befand sich an der Oberkante ein dreizeiliges Ornament, das aus um 45 ° gedrehten Steinen bestand und somit eine Reihe von Dreiecken im Zik-Zak-Muster bildete. Der Originalaufbau der Turmspitze ist nicht bekannt. Lange Zeit ist vermutet worden, im Inneren des Turmes befände sich eine geheime Schatzkammer. 1929 wurde der Turm von Archäologen teilweise untertunnelt und es stellte sich heraus, dass er massiv und direkt auf der Erde aufsetzend angelegt wurde.[4]

Funde und Befunde

Während der archäologischen Grabungen wurden viele Keramikfunde chinesischer Keramik der Ming-Dynastie gefunden. Diese könnten mit den Flotten unter Zheng He nach Afrika gelangt sein. Weitere Funde sind arabische Münzen und Glaswaren.

Die Vögel aus Stein

In der östlichen großen Einfriedung wurden Steinskulpturen gefunden. Diese Zimbabwe Vögel sind etwa 40 cm hohe Steinfiguren, die auf der Oberseite von Säulen aufgestellt wurden und so eine Höhe von einem Meter erreichten. Sieben der Steinvögel sind vollständig. Als Material wurde der weiche Seifenstein verwendet. Auffällig bei den Vögeln ist, wie unrealistisch sie dargestellt sind, wie dick bspw. die Beine sind oder wie unförmig der Körper.[5] Einige der Vögel wurden im Jahr 2003, nachdem sie fast 100 Jahre in Deutschland gewesen sind, an Simbabwe zurückgegeben. [6]

Infrastruktur

Das gesamte Areal wird von National Museums and Monuments of Zimbabwe verwaltet. Die einzelnen Bauwerke sind durch Wege erschlossen und an mehreren Stellen durch Tafeln erläutert. Ein Gästehaus der Nationalparksverwaltung und ein Zeltplatz stehen den Besuchern zur Verfügung. Trotz der schwierigen politischen und wirtschaftlichen Situation wird das Gelände weiterhin von auswärtigen Gästen besucht.

Quellen-, Literatur- und Kartenverzeichnis

Literatur
  • J. Theodore Bent, The Ruined Cities of Mashonaland. London 1896 (Klassiker der „Ophir“-Theorie)
  • Kunigunde Böhmer-Bauer, Great Zimbabwe - Eine ethnologische Untersuchung. Köln 2000. ISBN 3-89645-210-X
  • Andries Johannes Bruwer, Zimbabwe: Rhodesia’s Ancient Greatness. Johannesburg 1965 (typisches Beispiel für einen Vertreter der „Ophir“-Theorie)
  • David Chinawa, The Zimbabwe Controversy: A Case of Colonial Historiography. Syracuse, N. J. 1973.
  • Graham Connah, African Civilizations: Precolonial Cities and States in Tropical Africa. Cambridge 1987 (darin S. 183-213 über Great Zimbabwe und den Goldbergbau); überarbeitete Ausgabe Cambridge 2001.
  • Peter Garlake, Simbabwe. Goldland der Bibel oder Symbol afrikanischer Freiheit? Bergisch Gladbach 1975 (inzwischen veraltetes Standardwerk zur Geschichte und Archäologie von „Great Zimbabwe“ aus der Feder des wichtigsten Erforschers der Ruinen, sehr gut illustriert)
  • Peter Hertel, Zu den Ruinen von Simbabwe. Gotha 2000. ISBN 3623003565
  • Carl Peters, Ophir. Im Goldland des Altertums. Forschungen zwischen Sambesi und Sabi. München 1902 (klassisches Beispiel für die von rassistischen Vorurteilen geprägte "Ophir-Theorie")
  • Edward Matenga: The Soapstone Birds of Great Zimbabwe. Symbols of a nation. Harare 1998. ISBN 1-77901-135-0
  • Heinrich Pleticha (Hg.), Simbabwe. Entdeckungsreisen in die Vergangenheit. Stuttgart 1985 (Sammlung von Auszügen aus Reiseberichten sowie Standardwerken zur „Ophir“-Theorie).
  • Herbert W. A. Sommerlatte, Gold und Ruinen in Zimbabwe. Aus Tagebüchern und Briefen des Schwaben Karl Mauch (1837-1875). Gütersloh 1987.

Einzelnachweise

  1. Innocent Pikirayi: The Zimbabwe culture: origins and decline of southern Zambezian states. 2001, S. 66.
  2. WWIS 1961-1990
  3. Groß-Simbabwe (11.–15. Jh.) The Metropolitan Museum of Art
  4. Peter Garlake: Great Zimbabwe described and explained. Harare 1994, S. 35.
  5. Peter Garlake: Great Zimbabwe described and explained. Harare 1994, S. 58 f.
  6. William J. Dewey:Repatriation of a Great Zimbabwe Bird. Tennessee 2006. pdf (englisch)

Siehe auch

Commons: Great Zimbabwe – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Welterbe

Koordinaten: 20° 16′ 23,3″ S, 30° 56′ 4″ O

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