Gemeine Esche

Gemeine Esche

Gemeine Esche (Fraxinus excelsior)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Asternähnliche (Asteridae)
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Ölbaumgewächse (Oleaceae)
Gattung: Eschen (Fraxinus)
Art: Gemeine Esche
Wissenschaftlicher Name
Fraxinus excelsior
L.
Winterknospe
Blätter
Blüten
Früchte
Keimling, etwa einen Monat alt

Die Gemeine Esche oder auch Gewöhnliche Esche ist eine in Europa heimische Baumart, die mit einer Wuchshöhe von 40 Meter zu den höchsten Laubbäumen Europas zählt. Sie besiedelt sowohl feuchte Standorte als auch solche mit zeitweiligen Trockenperioden. An anderen Standorten kann sie sich nicht gegen die Buche durchsetzen und wird von ihr verdrängt. Aufgrund ihrer hohen Holzqualität wird sie zu den Edellaubhölzern gezählt. Nach Buche und Eiche gehört sie zu den wichtigsten heimischen Laubnutzhölzern. Eschenholz ist besonders dann gefragt, wenn höchste Ansprüche an Festigkeit und Elastizität gestellt werden. Daher wird es häufig bei der Herstellung von Werkzeugstielen, Sportgeräten und von Biegeformteilen verwendet. Seit Beginn der 1990er Jahre wird die Esche durch ein von Polen ausgehendes Eschensterben bedroht, das von einem Schlauchpilz verursacht wird. Im Jahr 2001 wurde die Esche in Deutschland zum Baum des Jahres gewählt.

Beschreibung

Erscheinungsform

Die Gemeine Esche erreicht eine Höhe von 40 Meter und einen Stammdurchmesser von 2 Meter. Nach 100 Jahren hat sie eine durchschnittliche Höhe von 30 Meter und einen Brusthöhendurchmesser von 30 bis 40 Zentimeter. Das Höchstalter beträgt etwa 250 bis 300 Jahre. Die Stammachse ist meist gerade und gabelt sich nicht. In Randbereichen des Verbreitungsgebiets werden die zuvor genannten Werte jedoch deutlich unterschritten, oder sie kommt sogar nur strauchförmig vor, etwa in Norwegen[1]. Das Wachstum ist gewöhnlich gebunden, das heißt der Austrieb eines Jahres ist vollständig in der Knospe des Vorjahres angelegt. Nur unter günstigen Bedingungen erfolgt das Wachstum frei und die Triebanlagen entfalten sich ohne Ruheperiode noch im selben Jahr. Bei jungen Bäumen kann das Auftreten von Bereicherungstrieben und Johannistrieben beobachtet werden.

Neben Lang- und Kurztrieben bildet die Esche noch sogenannte Lineartriebe, die länger sind als Kurztriebe, aber keine Verzweigungen bilden wie Langtriebe. Die Äste stehen rechtwinkelig zum Stamm, die Zweige zeigen senkrecht nach oben. Zweige, die nicht genügend Licht bekommen sterben und brechen in Folge ab. Das beginnt überlicherweise nach etwa drei bis fünf Jahren.[2]

Rinde und Holz

Die Borke junger Bäume ist grünlich bis glänzend grau mit nur wenigen Korkporen. Nach etwa 15 bis 40 Jahren setzt die Verkorkung ein und eine Netzborke wird gebildet. Die Rinde selbst ist dick und reich an Sklerenchym, Bastfasern fehlen.[3]

Das Holz ist ringporig, das Frühholz zeigt meist mehrreihige, grobe Gefäße, die sich deutlich vom Spätholz abheben. Dadurch sind die Jahresringe deutlich erkennbar. Die Gefäße des Spätholzes sind zerstreut angeordnet, klein und gerade noch erkennbar. Die Holzstrahlen sind schmal. Die Esche ist ein Kernholzbaum, deren Kern sich kaum vom breiten, hellgelblichen Splint unterscheidet. Erst ältere Bäume von 70 bis 80 Jahren und darüber zeigen einen hellbraunen Kern, der als Farbfehler angesehen wird.[4][5] Eschen, die auf trockenen, kalkhaltigen Böden wachsen, zeigen schmälere Ringe und können im Alter eine Kern bilden, der dem Holz des Olivenbaums (Olea europaea) ähnelt. Man spricht dann von Oliveschen, und das Holz gilt als besonders wertvoll.[6]

Wurzeln

Die Hauptwurzel wächst zuerst senkrecht in den Boden, stellt sich aber nach wenigen Zentimetern auf ein waagrechtes Wachstum um und entwickelt ein typisches Senkerwurzelsystem mit kräftigen, nahe der Oberfläche verlaufenden Seitenwurzeln. Von diesen und vom Stamm entspringen kräftige, senkrecht nach unten wachsende Wurzeln. Die Feinwurzeln treten in bestimmten Bereichen konzentriert auf und fehlen in anderen. Das Wurzelsystem einer 90-jährigen Esche breitet sich maximal etwa 350 Zentimeter von der Stammbasis aus und gelangt in eine Tiefe von 140 Zentimeter.[7]

Knospen und Blätter

Die kurzen Knospen sind mit dichten, schwarzen, filzigen Haaren besetzt, die dem Schutz vor Frost und vor Verdunstung gebildet werden. Die Endknospen sind mit einer Länge und Breite von etwa 1 Zentimeter deutlich größer als die Seitenknospen, die nur Größen bis 0,5 Zentimeter erreichen. Blütenknospen sind stumpfer und kugeliger als andere Knospen. Die Knospen sind Ende Juli fertig angelegt. Häufig sind an Haupttrieben die Knospen eines Knotens gegeneinander versetzt.[3]

Die Blätter stehen kreuzweise gegenständig, nur an besonders wüchsigen Trieben finden sich dreizählige Blattquirle. Die Blätter werden mit dem 5 bis 10 Zentimeter langen Stiel bis zu 40 Zentimeter lang und sind üblicherweise 9 bis 15-zählig gefiedert, selten treten weniger Fiederblättchen auf. Die einzelnen Fiederblättchen sind 4 bis 10 Zentimeter lang und 1,2 bis 3,5 Zentimeter breit. Sie sind eilanzettlich, lang zugespitzt und am Grunde keilförmig, klein und scharf gesägt. Die Oberseite ist kahl und sattgrün. Die Unterseite ist hellbläulich grün, der Mittelnerv und zum Teil die Seitennerven können lockerfilzig behaart sein. Die Seitenblättchen sind kurz gestielt oder sitzend, das Endblättchen ist länger gestielt. Die Blattspindel weist eine behaarte und mit Korkporen besetzte Furche auf, Nebenblätter fehlen. Die Blätter fallen meist noch grün vom Baum, nur im kontinentalen Osten des Verbreitungsgebiets verfärben sich die Blätter manchmal gelblich.[8]

Blüten und Früchte

Die Esche wird frei stehend mit 20 bis 30 Jahren mannbar, in Grußßen mit anderen Bäumen nach 30 bis 35 Jahren. Sie ist zwittrig, wobei abhängig vom Individuum ein Geschlecht reduziert sein kann (Triözie). Die Blüten haben einen grünlichen, aus zwei Fruchtblättern entstandenen, synkarpen Fruchtknoten und zwei Staubblätter. Die Staubbeutel stehen auf kurzen Staubfäden und sind zunächst purpurrot. Kelch- und Kronblätter fehlen. Die Gemeine Esche wird als einzige Art in der Familie der Ölbaumgewächse durch Wind bestäubt (Anemophilie)[9]. Als Blütenstände werden seitenständige Rispen gebildet, die bereits vor den Laubblättern an den Sprossen des Vorjahres erscheinen. Sie stehen zuerst aufrecht und hängen später über.[10]

Als Früchte werden einsamige, geflügelte Nussfrüchte an dünnen Stielen gebildet. Sie sind 19 bis 35 Millimeter lang und 4 bis 6 Millimeter breit, schmal länglich bis länglich verkehrt-keilförmig, glänzend braun und schwach gedreht. Die Nuss ist 8 bis 15 Millimeter lang und 2 bis 3 Millimeter breit, an der Basis rundlich und oben gewölbt zusammengedrückt. Der Flügelsaum ist zungenförmig, oft ausgerandet, seltener zugespitzt und läuft maximal bis zur Hälfte der Nuss herab. Die Früchte werden von Oktober bis November reif, und fallen während des ganzen Winters ab. Sie sind Schraubenflieger und erreichen dabei Entfernungen von 60 Meter, in seltenen Fällen bis zu 125 Meter.[10]

Keimung und Wachstum

Die gemeine Esche keimt epigäisch. Die Samen sind keimgehemmt und ruhen etwa zwei Winter bevor sie austreiben, sie können aber auch sechs Jahre keimfähig im Boden verbleiben. Die Keimhemmung ist zum Teil dadurch bedingt, dass der Embryo zur Zeit der Fruchtreife erst die Hälfte der späteren Größe erreicht und nicht voll entwickelt ist. Außerdem wird der Ruhezustand des Samens durch die enthaltene Abscisinsäure gefördert.[11]

Die beiden Keimblätter des Sämlings sind schmal, länglich und netznervig und erreichen eine Länge von 5 Zentimeter und eine Breite von 7 Millimeter. Sie ähneln denen des Ahorns unterscheiden sich von diesen durch die netzartige Nervatur. Die Primärblätter sind ungeteilt, die folgenden Laubblätter dreizählig gefiedert.[3] Unter günstigen Lichtbedingungen auf Freiflächen oder in stark aufgelichteten Altbeständen zeigt die Esche ein rasches Höhenwachstum, das zwischen einem Alter von 2 und 15 Jahren am stärksten ist. Die Esche kann dann Trieblängen von bis zu 1,5 Meter je Jahr bilden. In dichten Beständen wird das Dickenwachstum gegenüber dem Höhenwachstum zurückgestellt, und günstigen Bedingungen kann die Esche jedoch bis zu 9 Millimeter breite Jahresringe bilden.[11]

Verbreitung und Standortansprüche

Die Gemeine Esche kann bereits in der Kreidezeit und im Tertiär auf der Nordhämisphäre der Erde nachgewiesen werden. Während der Eiszeit wurde sie nach Süd- und Südwesteuropa zurückgedrängt, kehrte jedoch nach der Eiszeit, etwa 7000 bis 6000 Jahre vor Christi, wieder nach Mitteleuropa zurück. Dort konnte sie sich ausbreiten und einen größeren Anteil der Mitteleuropäischen Wälder einnehmen, bevor sie von der Buche verdrängt wurde.[1] Durch Brandrodung wurde die Esche weiter zurückgedrängt, später während der Antike und des Mittelalters besonders auch durch systematische Rodungen um Ackerland zu gewinnen. Als Futterpflanze und Holzlieferant wurde sie jedoch weiterhin in Hecken und kleinern Wäldern erhalten. Durch die starke Nutzung und die Ausbreitung der Ziegenhaltung erreichte die Entwaldung anfang des 19. Jahrhunderts einen Höhepunkt. Um Überschwemmungen und Bodenerosion zu vermeiden wurden ab dieser Zeit Eschen aus höheren Lagen wieder an Flussläufen angesiedelt. Mit der Abwanderung der ländlichen Bevölkerung und der Aufgabe ackerbaulich genutzter Flächen besonders an steilen Hängen und feuchten Gebieten, konnte sich die Esche weiter ausbreiten.[12]

Verbreitung[13]

Die Esche ist eine in ganz Mitteleuropa und darüber hinaus vorkommende Baumart. Die Nordgrenze des Verbreitungsgebiets verläuft von Schottland zum Trondheimfjord in Norwegen und schließt in Schweden den Süden von Norrland ein. In Finnland verläuft die Grenze durch Satakunta und Hämeenlinna bis zum Ladogasee. In den nordöstlichen Teilen von Russland fehlt die Esche, ebenfalls in den Steppengebieten, die östliche Verbreitungsgrenze wird wahrscheinlich durch die Trockenheit der heißen Sommer bedingt und reicht bis zur Wolga, zur Krim und auf den Kaukasus. Im südlichen Europa erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über die Balkanhalbinsel und Italien, auf der Iberischen Halbinsel bis zur Linie Mittleres Galizien - Kantabrisches Gebirge - Ebro.[14]

In der Steiermark, in Kärnten und in Niederösterreich wächst die Esche bis in Höhen von 1000 Meter, in Tirol bis auf 1700 Meter. In mitteldeutschen Gebirgen findet man sie bis auf 800 Meter und in den Bayerischen Alpen bis auf 1400 Meter. Im Kaukasus erreicht sie Höhen von 1800 Meter.[2]

Die Esche braucht mineralische, tiefgründige, frische bis feuchte Böden in nicht zu warmen, eher luftfeuchten, hellen und spätfrostfreien Lagen, um ihre maximale Wuchshöhe zu erreichen. Sie wächst aber auch auf trockenen, flachgründigen Rendzinen aus Kalksteinverwitterungsböden. Das Auftreten an diesen sehr unterschiedlichen Standorten führte zur Überlegung, die Art in zwei Rassen, die „Kalkesche“ und die „Wasseresche“, zu unterteilen. Die Existens unterschiedlicher Rassen konnte jedoch nicht bestätigt werden, „Kalkeschen“ gedeihen auch auf feuchten Böden gut und umgekehrt. Die Esche transpiriert sehr viel Wasser, daher ist eine gute Wasserversorgung für das Wachstum von entscheidender Bedeutung. Zum Überleben genügen jedoch geringe Mengen, und sie kann auch auf den flachgründigen Rendzinen bestehen. Wichtig sind jedoch die Niederschläge in Mai und Juni. Sie bevorzugt gut belüftete Böden und meidet Böden mit einem pH-Wert unter 4,2.[15] Im Laufe ihres Lebens ändert die Esche ihre Lichtansprüche. Als junger Baum ist sie sehr schattentolerant, benötigt mit zunehmenden Alter mehr Licht und braucht schließlich eine vollkommen freie Krone für ein zufriedenstellendes Wachstum.[1]

Ökologie

Vergesellschaftung

In Skandinavien findet man die Esche in Küstenwäldern zusammen mit der Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) oder in Mischwäldern mit der Bergulme (Ulmus glabra) und der Stieleiche (Quercus robur). Im Baltikum gedeiht sie in Mischwäldern mit der Zitter-Pappel (Populus tremula), der Hängebirke (Betula pendula), und der Gemeinen Hasel (Corylus avellana) oder in Feuchtgebieten zusammen mit der Schwarz-Erle. In Spanien findet man sie in Gemeinschaft mit dem Feldahorn (Acer campestre) und der Gemeinen Hasel.[16]

In Mitteleuropa nennt Heinz Ellenberg vier Typen von Mischwäldern, in denen die Esche auftritt:

  • der Eschen-Ahorn-Schatthangwald an submontanen bis montanen, nordwestlich bis östlich gerichteten Steilhängen mit stark humosen, basischen Fels- und Steinschuttböden
  • der Lerchensporn-Eschen-Ahorn-Talsohlenwald an fruchtbaren mit Auenlehm gefüllten Sohlen schattiger Kerbtäler auch in kalkarmen Gebieten, wie dem Harz
  • der Ahorn-Eschen-Hangfußwald auf collinen bis submontanen, kolluvialen, tiefgründigen Hangfußböden, die nährstoffreich und zumindest im Frühjahr feucht sind
  • der Eschen-Bachrinnenwald entlang schmaler, in Lehm eingekerbter Bachrinnen in submontanen und planaren Buchengebieten

Weitere Standorte finden sich in buchendominierten Gesellschaften, so besonders in Kalk-Buchenwäldern.[17]

Pathologie

Die Binsenschmuckzikade, ein Schädling von Eschenkulturen

Die Esche wird häufig durch den sogenannten Eschenkrebs befallen, der auf zwei Ursachen zurückgeführt werden kann, einerseits auf den Befall durch Bakterien, andererseits auf Pilzbefall. Das Bakterium Pseudomonas syringae dringt durch Wunden, Blattnarben oder Korkporen in das Rindengewebe ein und bewirkt ein Absterben der Kambiumzellen mit nachfolgender verstärkter aber gestörter Wundheilung. Diese führt zur Ausbildung von schwärzlichen Anschwellungen. Der Pilz Nectria galligena dringt durch Astabbrüche oder anderen Eintrittsöffnungen ein und führt zum Absterben der Rinde. Dadurch entstehen kraterartige, bis zu 30 Zentimeter breite Wunden. Charakteristisch sind jährlich angelegte ellipsenförmige Wülste aus Kallusgewebe, aus deren Anzahl auf das Alter des Baumkrebses geschlossen werden kann und die dem Krebs ein typisches Erscheinungsbild verleihen („Schießscheibenkrebs“).[18]

Der Eschenbastkäfer (Hylesinus fraxinii) frisst 6 bis 10 Zentimeter lange, doppelarmige Quergänge in die Rinde der Bäume, verschont aber das Kambium. Die Larvengänge sind kürzer und etwa 4 Zentimeter lang, der Reifungsfraß erfolgt an der noch grünen Rinde von Ästen und jungen Stämmen. Durch wiederholten Befall verändert sich das Aussehen der Rinde, man spricht dann von „Eschengrind“ oder „Rindenrosen“. Der Befall kann zum Absterben des Baumes führen.[18] Die Raupen der ersten Generation der Eschen-Zwieselmotte (Prays fraxinella) fressen an den Blättern der Esche, die Raupen der zweiten Generation bohren sich am Beginn des Oktober in Endknospen um zu überwintern und fressen diese, was zu Zwiesel-Bildung führt.[18] Die Binsenschmuckzikade (Cicadella viridis) legt ihre Eier in die Rinde, was zum Absterben der Rinde führen kann. Sie kann in seltenen Fällen Eschenkulturen im bedeutenden Ausmaß schädigen.[18] Bei Befall durch die Eschenblattnestlaus (Prociphilus fraxini) und die Eschenzweiglaus (Prociphilus bumeliae) entstehen durch Blattstielstauchung und Blattstielkrümmung Blattnester. Schalenwild aber auch Kaninchen und verschiedene Mäusearten schädigen durch Verbiss und Benagen besonders junge Bäume, was zu erheblichen Formfehlern wie Zwieselwuchs führen kann.[19]

Eschensterben

Anfang der 1990er Jahre begannen im nordwestlichen Teil von Polen Eschen in großer Zahl abzusterben.[20] Die Symptome, die dabei auftreten sind abgestorbene Flecken an Stämmen und Zweigen ohne Schleimfluss, das Welken und Abfallen der Blätter und das Absterben von Zweigen und Wipfeltrieben, das bis zum Absterben vor allem jüngerer Bäumen führen kann. Das unter der geschädigten Rinde liegende Holz kann sich dabei braun verfärben.[21] Von Polen hat sich das Eschensterben nach Schweden, Österreich, Deutschland, Dänemark, Finnland, Litauen und Tschechien ausgebreitet.[22] In den geschädigten Stellen konnte häufig neben anderen Pilzarten eine neue Art einer Nebenfruchtform eines Schlauchpilzes gefunden werden, die 2006 den Artnamen Chalara fraxinea erhielt.[20] Die Art konnte nicht in allen geschädigten Stellen gefunden werden, und die geschädigten Stellen wurden auch von anderen potentiell schädlichen Pilzarten der Gattungen Cytospora, Diplodia, Fusarium, Phomopsis und Armillaria besiedelt. Erst Impfversuche (Inokulation) mit Chalara fraxinea konnten zeigen, dass der Pilz zu indentischen Schädigungen führt, wie sie beim Eschensterben gefunden werden. Chalara fraxinea kann jedoch nach der Infektion durch konkurrierende Arten vollständig verdrängt werden.[22] 2009 konnte die Nebenfruchtform Chalara fraxinea der Hauptfruchtform des Weißen Stengelbecherchen (Hymenoscyphus albidus) zugeordnet werden, das schon 1850 als Peziza albida erstmals beschrieben wurde. Das Weiße Stengelbecherchen lebt auf verwitternden Blattstielen der Esche, in Polen wurde der Schlauchpilz auch auf toten Schößlingen von Eschen gefunden. Er ist in Europa weit verbreitet, warum er zum Auslöser einer neuen Krankheit wurde, ist noch unklar. Mögliche Ursachen könnten eine Veränderung durch Mutation oder die Hybridisierung mit einer noch unbekannten Art sein. Auch Umwelteinflüsse könnten die Schädlichkeit des Pilzes verstärkt haben.[23]

Mensch und Esche

Mythologie

Darstellung der Weltenesche Yggdrasil in einer isländischen Handschrift des 17. Jhs.

Eschene Lanzen werden schon im 7. Jahrhundert vor Christus von Hesiod in seinem Buch Werke und Tage als Bewaffnung des dritten Menschengeschlechts erwähnt.[24] Besondere Bedeutung hat die Esche jedoch als Weltenbaum Yggdrasil in der Nordischen Mythologie, die durch die isländische Edda erhalten ist. Laut Edda reichen die Zweige der Weltenesche Yggdrasil über den ganzen Himmel und erstrecken sich über die ganzen Welt. Der Baum ruht auf drei Wurzeln, unter denen Quellen entspringen. Die Quelle Mimirs verleiht Weisheit und Wissen, der nordische Hauptgott Odin gibt eines seiner Augen als Pfand um von der Quelle zu trinken. Am Urdbrunnen halten die Götter Gericht und dort wohnen die Nornen. Unter der dritten Wurzel liegt die Quelle Hvergelmir, der alle Flüsse entspringen. Der Drache Nidhöggr nagt an den Wurzeln und ein Adler sitzt in der Krone des Baums.[25] Auch die Menschen stammen in der nordischen Mythologie von der Esche ab. Drei Götter, darunter Odin, finden am Strand zwei Baumstämme Ask und Embla. Ask kann als Esche identifiziert werden, um welchen Baum es sich bei Embla handelt, ist unklar. Es könnte sich um die Ulme oder Erle handeln. Aus Ask formen die Götter den ersten Mann, aus Embla die erste Frau.[5]

Die Esche in der Heilkunde

Schon in der Antike wurden verschiedene Teile der Esche zu Heilzwecken verwendet. So ist sie im Corpus Hippocraticum erwähnt, und auch im De Materia Medica des griechischen Arztes Dioskurides. Im zwölften Jahrhundert beschreibt die Äbtissin Hildegard von Bingen die Anwendung von Eschenblättern als Tee als harntreibendes Mittel. Konrad von Megenberg empfahl die Asche der Rinde zur Behandlung von Knochenbrüchen. Im sechzehnten Jahrhundert verwendete der deutsche Arzt Hieronymus Bock das Destillat der Eschenrinde bei Gelbsucht und Steinleiden und Tee aus Eschenfrüchten als Diuretikum. Pietro Andrea Mattioli der Hofarzt von Kaiser Maximilian beschreibt in seinem New Kreuterbuch die Rindenasche der Esche als Heilmittel. Hufeland empfiehlt Teeaufgüsse aus Rinde und Blättern bei Muskelrheuma und Gicht. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde auch überlegt, die Rinde der Esche als Ersatz für Chinarinde als fiebersenkendes Mittel zu verwenden, das aufgrund der weiten Verbreitung der Malaria sehr gefragt war.[26]

Städtenamen

Mehrere Orte haben die Esche in ihrem Namen, darunter Eschwege und Eschede. Beide tragen einen Eschezweig im Wappen.[5]

Systematik

Die Gemeine Esche ist eine Art in der Familie der Ölbaumgewächse. In der Gattung der Eschen (Fraxinus) gehört sie mit der Schmalblättrigen Esche, der Mandschurischen Esche und der Schwarz-Esche zur Untersektion Bumelioides in der Sektion Fraxinus. Ihre Chromosomenzahl beträgt 2n=46[27].

Eine Unterteilung in zwei Rassen, der „Wasseresche“ und der „Kalkesche“, konnte weder durch Unterschiede in der Wuchsleistung noch durch phänologische oder morphologische Merkmale bestätigt werden. Eine ausgeprägte genetische Differenzierung ist auch wenig wahrscheinlich, da das zusammenhängende Verbreitungsgebiet der Esche vor erst 3000 bis 4000 Jahren aufgrund der Konkurrenz von Buchen (Fagus) und Hainbuchen (Carpinus) getrennt wurde.[28]

Es werden mehrere Gartenformen unterschieden, darunter[29]:

  • 'Allgold' ein 10 bis 12 Meter hoher Baum mit intensiv goldgelb gefärbten Trieben. Die Blätter sind im Sommer grün im Herbst gelb.
  • 'Altea' mit durchgehendem Stamm und straff aufrechtem Wuchs.
  • 'Aurea' ein 8 Meter hoher Baum mit im Winter gelben Zweigen. Die Blätter sind anfangs gelbgrün und werden im Herbst intensiv gelb.
  • 'Diversifolia' oder Einblatt-Esche, ein 20 bis 25 Meter hoher Baum mit 14 bis 18 Zentimeter langen Blättern, die nur aus dem Endblättchen und häufig noch einem weiteren, kleineren Fiederblättchenpaar bestehen. Der Blattrand ist unregelmäßig oder doppelt gesägt.
  • 'Eureka' mit durchgehendem Stamm und straff aufrechtem Wuchs.
  • 'Globosa' eine Zwergform mit hohem Stamm und dicht verzweigter, abgeflacht kugeliger Krone, die bis zu 4 Meter breit wird.
  • 'Jaspidea' ein bis zu 15 Meter hoher Baum. Junge Triebe und Zweige haben eine gelbgrün gestreifte Borke. Die Blätter sind groß, zuerst gelb, im Sommer gelbgrün und im Herbst gelb.
  • 'Nana' oder Kugelesche, eine Zwergform mit hohem Stamm und kugeliger, kompakter Krone, die 2,5 bis 4,5 Meter breit werden kann.
  • 'Pendula' oder Hängeesche, ein 12 bis 15 Meter hoher Baum mit bogenförmig abwärts wachsenden Ästen und Zweigen, die oft den Boden erreichen.
  • 'Westhofs Glorie' mit durchgehendem Stamm und straff aufrechtem Wuchs.

Verwendung

Holz

Holzeigenschaften (Werte nach DIN 68364)[30]
Kenngröße Wert Einheit
Rohdichte (12-15 % HF) 690 kg/m³
Elastizitätsmodul 13000 − 14000 N/mm²
Druckfestigkeit 44 − 52 N/mm²
Zugfestigkeit 130 − 165 N/mm²
Biegefestigkeit 102 − 120 N/mm²
Bruchschlagarbeit 68 kJ/m²
Brinellhärte 6537 − 6541 N/mm²
Eschenholz

Das Eschenholz ist mit einer mittleren Rohdichte von 0.69 g/cm³ ein schweres und auch hartes Holz mit günstigen Festigkeitseigenschaften. Seine Zugfestigkeit und Biegefestigkeit übertrifft das der Eiche. Es ist elastisch, abriebfest und durch die hohe Bruchschlagarbeit zäher, als die meisten anderen heimischen Holzarten. Dabei sind die mechanischen Eigenschaften umso günstiger, je breiter die Jahresringe sind. Jahresringe mit einer Breite über 1,5 Millimeter, wie sie bei „Wassereschen“ häufig auftreten, sind ein Zeichen für eine gute Holzqualität. Ein ausgeprägter Farbkern beeinflusst die Holzqualität nicht. Eschenholz kann sowohl händisch als auch maschinell gut bearbeitet werden, gedämpft lässt es sich ähnlich wie die Buche gut biegen. Die Oberflächen sind einfach behandelbar, was besonders für das Beizen gilt. Das Holz ist widerstandsfähig gegen schwache Laugen und Säuren. Es ist jedoch nur wenig witterungsbeständig, und auch bei Kontakt mit dem Boden, wird das Holz rasch geschädigt. Da es sich nur schwer imprägnieren lässt, wird das Holz im Freien selten verwendet.

Eschenholz wird sowohl als Massivholz als auch in Form von Furnieren häufig eingesetzt, so für Küchen-, Wohn- und Schlafzimmermöbel oder in gebogener Form als Sitzmöbel. Weiters wird sie für Wand- und Deckenverkleidungen und zur Herstellung von Parkett- und Dielenböden verwendet. Für alle diese Anwendungen wird helles Holz ohne Farbkern bevorzugt. Eschenholz wird auch dann eingesetzt, wenn hohe Ansprüche an die Festigkeit, Zähigkeit und Elastizität gestellt werden, so zur Herstellung von Hämmern, Beilen, Schaufeln, Hacken und Äxten, Sensen, Rechen und anderen Gartengeräten. Auch Sport- und Turngeräte wie Sprossenwände, Schlaghölzer oder Schlitten werden aus Esche gefertigt. In der Stellmacherei war das Eschenholz von überragender Bedeutung und galt als am besten geeignet zur Herstellung von Naben, Felgen, Speichen, Deichseln und Leiterwagen. Es hatte auch große Bedeutung im Fahrzeug- und Waggonbau. Die Deutsche Reichsbahn hatte für viele Anwendungen den Einsatz der Esche sogar vorgeschrieben. Sie wurde auch im Maschinenbau zum Beispiel zur Herstellung von Dreschmaschinen oder Webstühlen eingesetzt. [6]

Andere Verwendungsmöglichkeiten

Eschenlaub war früher ein wichtiges Futtermittel für den Winter. Das Laub wurde im Sommer geschnitten, getrocknet und für die spätere Verwendung gelagert.[31] Die Esche ist auch ein häufiger Straßen− und Stadtbaum, besonders in Nord− und Osteuropa und in höheren Lagen der Mittelgebirge.[2]

Nachweise

Literatur

  • Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Enzyklopädie der Laubbäume. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 3-937872-39-6, S. 261–275.
  • Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (Hrsg.): Beiträge zur Esche -Fachtagung zum Baum des Jahres 2001-. Mai 2002, ISSN 0945-8131 (bayern.de [PDF]).
  • Roloff, Bärtels: Flora der Gehölze. Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2008, ISBN 978-3-8001-5614-6, S. 308.

Einzelnachweise

  1. a b c Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 262.
  2. a b c Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 263.
  3. a b c Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 264.
  4. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 266
  5. a b c Fraxinus excelsior - Gemeine Esche, Holz und Verwendung. In: Forstbotanischer Garten: Im Reich der Bäume. Georg-August-Universität Göttingen, abgerufen am 30. August 2009.
  6. a b Beiträge zur Esche, S. 56. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Bayern“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  7. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 267.
  8. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 264–265.
  9. Düll, Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7, S. 208.
  10. a b Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 268.
  11. a b Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 271.
  12. Marigo, Peltier, Girel, Pautou: Success in the demographic expansion of Fraxinus excelsior L. In: Trees. Nr. 15. Springer, Oktober 2000, S. 2, 6, doi:10.1007/s004680000061.
  13. Schütt, Schuck, Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 182.
  14. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 262–263.
  15. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 269–270.
  16. Marigo, Peltier, Girel, Pautou: Success in the demographic expansion of Fraxinus excelsior L. In: Trees. Nr. 15. Springer, Oktober 2000, S. 1, 2, doi:10.1007/s004680000061.
  17. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 270.
  18. a b c d Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 272.
  19. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 273.
  20. a b T. Kowalski: Chalara fraxinea sp. nov. associated with dieback of ash (Fraxinus excelsior) in Poland. In: Forest Pathology. Band 36, Nr. 4. Wiley, 11. Juli 2006, S. 264–270, doi:10.1111/j.1439-0329.2006.00453.x.
  21. Jörg Schumacher, Alfred Wulf, Sindy Leonhard: Erster Nachweis von Chalara fraxinea T. Kowalski sp. nov. in Deutschland – ein Verursacher neuartiger Schäden an Eschen. In: Nachrichtenblatt des Deutschen Pflanzenschutzdienstes. Band 59, Nr. 6. Ulmer, 2007, ISSN 0027-7479, S. 121–123 (ulmer.de [PDF]).
  22. a b T. Kowalski, O. Holdenrieder: Pathogenicity of Chalara fraxinea. In: Forest Pathology. Band 39, Nr. 1. Wiley, 8. August 2008, S. 1–7, doi:10.1111/j.1439-0329.2008.00565.x.
  23. T. Kowalski O. Holdenrieder: The teleomorph of Chalara fraxinea, the causal agent of ash dieback. In: Forest Pathology. Wiley, 23. Februar 2009, doi:10.1111/j.1439-0329.2008.00589.x.
  24. Hesiodos: Werke und Tage. (gottwein.de [abgerufen am 19. September 2009] altgriechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι. Zeile 145).
  25. Snorri Sturluson: Gylfaginnîng. In: Snorra-Edda. 1271, Kap. 15 (wikisource.org).
  26. Beiträge zur Esche, S. 71-72.
  27. Schütt, Schuck, Stimm: Lexikon der Baum- und Straucharten. Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-53-8, S. 180.
  28. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 269.
  29. Roloff, Bärtels: Flora der Gehölze.
  30. Beiträge zur Esche, S. 58.
  31. Schütt et al.: Enzyklopädie der Laubbäume, S. 274.
Commons: Gemeine Esche – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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