„Drachenlord“ – Versionsunterschied

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Version vom 4. September 2023, 12:09 Uhr

Drachenlord (* 2. August 1989 in Neustadt an der Aisch[1][2], bürgerlich Rainer Winkler) ist ein deutscher Webvideoproduzent und Livestreamer, der aufgrund kontroverser Auftritte und einer ausgeprägten Mobbing-Szene, die sich gegen ihn bildete, Bekanntheit im deutschsprachigen Raum erlangte.[3]

Aus zunächst einzelnen gegen Winkler gerichteten Aktionen formierte sich eine Online-Community aus als „Hater“ (von Drachenlord sowie von der Community selbst „Haider“ genannt)[4] bezeichneten „Anti-Fans“. Das Erscheinen von Teilen der Community am Wohnhaus Winklers im mittelfränkischen Altschauerberg führte zeitweise zu täglichen, mehrfachen Polizeieinsätzen, ausgelöst durch zum Teil strafbare Handlungen beider Seiten.[3][5][3][6] Dies resultierte immer wieder in Verurteilungen, sowohl von Community-Mitgliedern als auch von Winkler selbst.[7]

Anfang 2022 verkaufte Winkler sein Haus schließlich an die Gemeinde, welche es daraufhin abreißen ließ.[8] Winklers YouTube-Kanal, über Jahre hinweg sein Hauptmedium, wurde im August 2022 durch YouTube gelöscht.[3][9]

Leben

Winkler wuchs im Emskirchener Gemeindeteil Altschauerberg auf. Das Haus, in dem er aufgewachsen ist und bis 2022 gewohnt hat, soll sich bereits seit Jahrhunderten im Familienbesitz befunden haben.[10] Eigenen Angaben zufolge ist Winkler Legastheniker und besuchte eine Sonderschule. Bereits dort habe er lange unter Mobbing leiden müssen. Nach seiner Schullaufbahn bestritt er einige Jobs über eine Zeitarbeitsfirma, gab diese aber 2011 für seine YouTube-Aktivitäten auf.[11][12][13]

Internetauftritt

Winkler ist spätestens seit 2011 unter dem Pseudonym Drachenlord in den sozialen Medien aktiv. Sein YouTube-Kanal, auf dem er regelmäßig Videos publizierte, wurde am 10. August 2011 erstellt. Sein erstes Video, in dem er die hauptsächlich im Metal verbreitete Tanzform Headbanging praktizierte, lud er am 11. August 2011 hoch. Bis zur Löschung wurde sein YouTube-Kanal über 200.000 Mal abonniert.[14] Die zuletzt öffentlich einsehbaren Videos wurden über 18 Millionen Mal abgerufen (Stand: 23. März 2022).[14] Weiterhin betrieb Winkler regelmäßig Live-Streaming auf der Plattform YouNow. Im März 2019 stufte die Bayerische Landeszentrale für neue Medien das Streaming-Angebot als Rundfunk ein (siehe auch Live-Streaming als Rundfunk) und untersagte den weiteren Betrieb, bis eine rundfunkrechtliche Zulassung vorliegt.[15] Vor Gericht bezeichnete er sich im Oktober 2021 als YouTuber oder Influencer und gab seinen monatlichen Verdienst mit 3500 bis 6000 Euro an.[16]

Winkler veröffentlichte zunächst Let’s Plays und Inhalte zum Thema Metal-Musik, zog aber durch beleidigende, sexistische und teils auch geschichtsrelativierende, aber nach eigenen Angaben nicht ernst gemeinte Aussagen den Unmut vieler Zuschauer auf sich und wurde auch durch sein äußeres Erscheinungsbild immer häufiger zur Zielscheibe von verbalen Mobbing-Attacken.[17]

Auseinandersetzungen mit der Hater-Community

Winklers Elternhaus, jahrelang Schauplatz von Auseinandersetzungen

Ab welchem Zeitpunkt die Bezeichnung „Hater-Community“ verwendet werden kann, ist schwierig festzulegen, zumal der Fall bisher nur spärlich wissenschaftlich untersucht bzw. von Experten beurteilt wurde. Bereits Ende 2014 gingen jedoch beim Nürnberger Radiosender Radio Z über 1000 E-Mails und Drohanrufe ein, nachdem Winkler dort ein Interview gegeben hatte, was er in zwei Videos angekündigt hatte.[18] Das Interview wurde allerdings wegen des „fraglichen Informationsgehalts“ nie ausgestrahlt.[19]

Zuvor kam es bereits zu ersten Konflikten mit Hatern, auf welche Winkler kontinuierlich reagierte.[5] Anfang 2014 konnte ein mutmaßlicher Hater die Kontaktdaten von Winklers Schwester ausmachen und bedrohte sie seinen Angaben zufolge mit verzerrter Stimme in einem Anruf. Winkler reagierte darauf im Februar 2014 mit einem nur kurze Zeit öffentlichen Video, in welchem er aus Wut seine volle Adresse preisgab und die Akteure herausforderte, zu ihm zu kommen.[5] Zuletzt habe es kaum einen Tag ohne Besuche von teilweise randalierenden Hatern gegeben. Im Schnitt habe die örtliche Polizei zuletzt fünf bis zehn Mal täglich ausrücken müssen, an Spitzentagen bis zu fünfzehn Mal, was bei den Beamten zu einer erheblichen Belastung geführt habe.[6] Es kam immer wieder zu Ruhestörungen, zur Anzeige gebracht wurden auch Sachbeschädigungen und Hausfriedensbruch, sowohl bei Winkler selbst als auch bei unbeteiligten Anwohnern, während der COVID-19-Pandemie Verstöße gegen das Infektionsschutzgesetz,[20] Beleidigungen sowie Gewaltdelikte. Zum Zeitpunkt des Berufungsprozesses gegen Winkler waren nach Angaben der Staatsanwaltschaft über 150 Verfahren gegen Hater offen.[21] Auch nach dem Wegzug Winklers aus Altschauerberg kam es noch zu Besuchen durch Schaulustige und sogar zu Straftaten wie Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch. Laut Carsten Keller, Chef der Polizeiinspektion Neustadt/Aisch, handelte es sich bei solchen Vorfällen um „Einzelfälle, die aber immer mal wieder aufploppen“.[22]

Im Juli 2015 kam es bei Winkler zum vermutlich ersten Fall von Swatting in Deutschland, der mit einem Gerichtsurteil endete. Ein 24-Jähriger löste einen falschen Notruf aus und sorgte so für einen Großeinsatz von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst am Haus Winklers. Dieses und weitere zum Teil gegen Winkler gerichtete Delikte führten zu einer Verurteilung des Mannes im Jahr 2017 zu einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe.[23] In der folgenden Zeit kam es immer wieder zu missbräuchlichen Notrufen zum Nachteil Winklers. Im Mai 2022 provozierten Hater durch einen falschen Notruf einen Großeinsatz der Polizei in einem Nürnberger Hotel, in dem sich Winkler zu diesem Zeitpunkt aufhielt.[24]

Am 20. August 2018 versammelten sich etwa 800 Mitglieder der Community unangemeldet in Altschauerberg. Das zuständige Landratsamt verhängte für den Zeitraum vom 18. bis 21. August ein Versammlungsverbot in der gesamten Gemeinde Emskirchen, nachdem wohl mehr als 10.000 Personen ihr Kommen zu der unangemeldeten Veranstaltung angekündigt hatten. Die Teilnehmer stammten wohl aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Die Polizei erteilte rund 300 Platzverweise.[25] Ein erneutes derartiges Zusammenkommen am 20. Oktober 2018 konnte durch ein massives Polizeiaufgebot verhindert werden.[26]

Die Hater-Community vernetzte sich derweil über diverse Online-Plattformen wie Discord oder Telegram. Die größte Telegram-Gruppe umfasst inzwischen zehntausende Mitglieder. Auf Videoportalen wie YouTube sind tausende von Gegnern produzierte Videos, etwa in Form von Reactions, Parodien und Leaks, zu finden. Weiterhin bestehen Websites, die ähnlich wie Nachrichtenportale regelmäßig über Neuigkeiten des Drachengames berichten und Chroniken, die akribisch jeglichen von Winkler und von den Hatern produzierten Content archivieren. Zudem erleben auch Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen mit Winkler unterhalten, sowie Restaurants, Hotels und Privatpersonen, die mit Winkler im Kontakt stehen, negative Auswirkungen. Sie werden Ziel von Hassmails, Scherzanrufen, unerwünschten Pizzalieferungen oder gefälschten Paketbestellungen. Unternehmen haben auch unter schlechten, geschäftsschädigenden Online-Bewertungen zu leiden; Lieferdienste haben wiederum mit unbezahlten Rechnungen zu kämpfen. Jeder, der offen mit Winkler in Verbindung tritt, muss mit derartigen Konsequenzen rechnen.[13]

Immer wieder kam es auch zu Fake-News-Angriffen auf Winkler. Mitglieder der Hater-Community stellten Winkler in den sozialen Medien als Täter des Anschlags in München am 22. Juli 2016 dar, woraufhin ein russischer Fernsehsender sein Bild ungeprüft ausstrahlte. Im März 2019 wurde Winkler nach dem Anschlag in Utrecht erneut Opfer eines derartigen Vorfalls, bei dem der türkische Fernsehsender 24 ihn als Täter darstellte. Nach dem Anschlag von Kongsberg im Oktober 2021 änderten Mitglieder der Hater-Community den Namen Winklers so ab, dass er dem Stereotyp eines nordgermanischen Namens entspricht („Rainer Winklarson“) und verbreiteten ihn in den sozialen Medien als Namen des Täters, woraufhin verschiedene Medien diese Information erneut ungeprüft übernahmen. Laut Recherchen von tagesschau.de konnten im Netz 50 Medienberichte ausfindig gemacht werden, die den falschen Namen weiterverbreitet hatten, darunter unter anderem italienische, griechische und französische Medien sowie die japanische Ausgabe des russischen Portals Sputnik.[27] Im Online-Kartendienst Google Maps manipulierten Hater immer wieder Straßennamen in Altschauerberg und der unmittelbaren Umgebung. So waren dort auf das Drachengame bezugnehmende und vor allem für Insider verständliche Namen wie Meddlweg, Haidergasse oder Freundin-Ausdenken-Weg zu sehen.[28]

Anfang 2023 veröffentlichte die Bild ein, wie sich später herausstellte, gefälschtes Interview mit Winkler. In einem Livestream bestritt er energisch, der Bild-Zeitung ein Interview gegeben zu haben und äußerte Kritik an der Zeitung. Das Interview ist vermutlich von einem Hater fingiert worden. Der Bild-Reporter hatte offizielle Ausweisdokumente angefordert und offenbar gefälschte oder öffentlich einsehbare Dokumente erhalten.[29]

Gerichtsprozesse gegen Winkler

In Folge diverser zwischen August 2019 und August 2021 begangener Delikte, darunter gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Verleumdung sowie Sachbeschädigung, verurteilte das Amtsgericht Neustadt an der Aisch Winkler am 21. Oktober 2021 zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren.[7] In mehreren Fällen habe er Polizeibeamte beleidigt sowie Mitglieder der Hater-Community jeweils mit einem Ziegelstein, einer Taschenlampe sowie der Faust verletzt. Er benannte die dauerhafte emotionale Belastung als Hauptgrund für die Handlungen. Der durch die seit Jahren anhaltende Situation entstandene Druck wurde strafmildernd gewertet.[30] Bereits zuvor wurde Winkler mehrfach verurteilt, eine Haftstrafe war bereits zur Bewährung ausgesetzt worden. Sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft haben Berufung eingelegt, sodass der Fall am 23. März 2022 vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth erneut verhandelt wurde.[30][7]

Im Rahmen des Verfahrens wurde bekannt, dass Winkler den Verkauf seines Hauses sowie den Wegzug aus Altschauerberg plane. Nach dem Verkauf des Anwesens an die Gemeinde Emskirchen zog er im Februar 2022 aus und ist wohnungslos, nachdem sich nach eigenen Angaben eine Wohnungssuche aufgrund seiner Bekanntheit als ergebnislos herausstellte.[31]

Bei der Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth wurde Winkler zu einem Jahr Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt, in zwei Fällen der Körperverletzung wurde er freigesprochen. Der Richter hob hervor, dass es sich bei Winkler um einen Fall eines der Justiz bisher unbekannten Ausmaßes handle, dies habe im Urteil Berücksichtigung gefunden. Bereits Stunden vor der Verhandlung versammelten sich Gruppen von Hatern vor dem Gerichtsgebäude. Zudem waren erneut zahlreiche Medienvertreter vor Ort. Die Staatsanwaltschaft, die für eine Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten ohne Bewährung plädiert hatte, gab bereits am darauf folgenden Tag bekannt, Revision einlegen zu wollen, die in nächster Instanz am Bayerischen Obersten Landesgericht durchgeführt werden sollte.[32][33] Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth erachtete die Revision im Mai 2022 als nicht notwendig und zog diese zurück, sodass das Urteil rechtskräftig wurde.[34]

Reaktionen der Politik

Im Rahmen des von der Hater-Community als Schanzenfest bezeichneten Zusammenkommens von über 800 Mitgliedern in Altschauerberg im August 2018 äußerte sich der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der Frankenschau zur Situation und versprach „alles dafür [zu] tun, um die Ruhe in diesem Dorf wiederherzustellen“.[35] Das Landratsamt des Landkreises Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim verhängte als Reaktion auf die Aufrufe zur unangemeldeten Versammlung in Altschauerberg vorbeugend ein Versammlungsverbot vom 18. bis 21. August für das gesamte Gebiet der Gemeinde Emskirchen.[25] Bereits zuvor war im Gemeindeteil als Reaktion auf die Umstände ein Durchfahrtsverbot für Kraftfahrzeuge erlassen worden. Ein erneutes mehrtägiges Versammlungsverbot wurde im Vorfeld einer gleichartigen, unangemeldeten Versammlung am 20. Oktober 2018 erlassen, die erneut für ein großes Polizeiaufgebot sorgte.[26]

Am 24. September 2018 erließ der Markt Emskirchen als Reaktion auf die dauerhaften Unruhen im Gemeindeteil Altschauerberg erstmals eine Allgemeinverfügung. Diese bis zum 1. Januar 2019 befristete Allgemeinverfügung verbot unter anderem Menschenansammlungen von mehr als zwölf Personen im gesamten Gemeindeteil. Am 27. Februar 2019 folgte eine neue Allgemeinverfügung, die nun auch unter anderem das Mitführen von Feuerwerkskörpern und ähnlichem sowie Vermummungsgegenständen unter Strafe stellte.

Am 6. September 2021 wurde eine noch weiter verschärfte Allgemeinverfügung erlassen. Die Personengrenze für Menschenansammlungen wurde auf acht heruntergesetzt. Zudem verbot die Verfügung Personen, die innerhalb der letzten drei Jahre bereits einen Platzverweis im Geltungsbereich der Verfügung erhalten haben, den Zutritt zum Gemeindeteil gänzlich. Dieser Punkt gab den Behörden eine weitere rechtliche Handhabe gegen wiederkehrende Straftäter.[36] Am 6. Dezember 2021 wurde eine dritte und letzte Allgemeinverfügung erlassen, die bis zum 13. März 2022 beschränkt war und nicht erneut verlängert wurde.[37]

Die Gemeinde Emskirchen kaufte das Anwesen Winklers und beschloss den Abriss des Gebäudes im März 2022, der teils unter Polizeischutz durchgeführt wurde. Sandra Winkelspecht (CSU), die Bürgermeisterin der Gemeinde, äußerte die Hoffnung, den dauerhaften Unruhen so langfristig ein Ende bereiten zu können. Das Grundstück solle daher zunächst weder veräußert noch anderweitig genutzt werden.[38]

Berichterstattung

Das Phänomen ist zeitüberdauernd Teil von inzwischen überregionaler Berichterstattung im gesamten deutschsprachigen Raum. Als Ereignisse mit besonderer medialer Aufmerksamkeit sind beispielsweise das Swatting zum Nachteil Winklers, die als Schanzenfest bezeichnete unangemeldete Versammlung in Altschauerberg sowie der Gerichtsprozess gegen Winkler zu nennen.

Am 24. November 2016 veröffentlichte das zum öffentlich-rechtlichen Netzwerk funk gehörende Y-Kollektiv eine 20-minütige Dokumentation mit dem Titel Drachenlord vs. Hater – wenn Cyber-Mobbing Realität wird, die auf YouTube über 2,5 Millionen Mal abgerufen wurde (Stand: März 2022).[39] Am 3. Juni 2018 folgte eine 45-minütige Dokumentation über Hass im Internet, mit Fokus auf dem Fall Drachenlord. Diese wurde auf YouTube über 2,1 Millionen Mal abgerufen (Stand: März 2022) und am 4. Juni 2018 in Das Erste ausgestrahlt.[40]

In einer im Oktober 2021 im Spiegel veröffentlichten Kolumne sieht der Journalist Sascha Lobo eine typische Täter-Opfer-Umkehr, den Abschluss der Gerichtsverhandlung im Oktober 2021 bezeichnet er als „empörendes Urteil“ und als „Unrecht“. Winkler sei „ein Opfer, das unsagbar gequält wurde und dem nichts blieb, als sich zu wehren“. Die Hater bezeichnete er als „faschistoide Menschenfeinde“ und bezieht sich dabei auch auf „diejenigen, die nur mal schauen wollen oder so ein bisschen mitschwimmen“. Die Umstände gingen demnach nicht von Winkler selbst aus, sondern seien das Resultat eines „katastrophales Versagens von Justiz, Medien und Gesellschaft“. Die polarisierenden Aussagen, die Winkler seitens Hatern und Medien immer wieder zum Vorwurf gemacht werden, würden teils auf „Fälschungen“ basieren, teils würden die Hater ihm immer wieder „bestimmte Sätze […] entlocken, die aus dem Kontext gerissen“ eine schadhafte Wirkung auf das Bild Winklers entfalten würden.[41]

Rolf Schwartmann, Jurist und Professor für öffentliches Recht an der Technischen Hochschule Köln, bekräftigt, dass die Vorgeschichte Winklers einen Einfluss zumindest auf das Strafmaß haben sollte. Dennoch „hätte [er] sich auf diese Weise nicht wehren dürfen“.[42] Eine ähnliche Position vertritt auch der Cybermobbing-Experte Lukas Pohland. „Dass aus Opfern von Cybermobbing Täter werden“, sei keine Seltenheit. „Es ist nicht richtig, mit Gewalt auf Gewalt zu reagieren. Grundsätzlich muss ein Rechtsstaat darauf natürlich reagieren.“ Bei der Urteilsfassung sei die Vorgeschichte Winklers dennoch nicht ausreichend berücksichtigt worden.[42]

Der Rechtsanwalt und Webvideoproduzent Christian Solmecke, der auf seinem YouTube-Kanal rechtliche Themen behandelt, veröffentlichte eine Serie von Videos zum Thema Drachenlord. In diesen Videos wurden sowohl der laufende Gerichtsprozess als auch weitere beidseitig begangene Delikte beleuchtet.

Im Juni 2022 veröffentlichte die für die Fürther Lokalredaktion der Nürnberger Nachrichten tätige Journalistin Julia Ruhnau eine Reportage mit dem Titel Endlevel Hass, die sich mit dem Fall auseinandersetzt und der ein Interview mit Winkler zugrunde lag. Für diese Reportage erhielt Ruhnau im Juni 2023 den renommierten Theodor-Wolff-Preis.[43]

Im November 2022 erschien ein von Khesrau Behroz verfasster und moderierter fünfteiliger Podcast mit dem Titel Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord?, der ausführlich die Geschichte Winklers behandelt.[44]

Sonstiges

  • Im November 2021 griff das Satiremagazin Titanic den Fall auf und veröffentlichte ein inszeniertes Interview mit einem Hater Winklers.[45] Auch die Satirewebseite Der Postillon widmete den Auseinandersetzungen zwischen dem Drachenlord und der Hater-Community einen Artikel.[46]
  • Die 16. Folge der 9. Staffel der für das Erste produzierten Polizeiserie Hubert ohne Staller mit dem Namen „Tod dem König“ ist an die Geschehnisse um Winkler angelehnt. Die Folge handelt von einem Streamer aus Bayern, dessen Haus ebenfalls regelmäßig von Anti-Fans belagert wird. Winkler selbst äußerte sich zu der Produktion, dass hier mit seiner Person Geld gemacht werde, er daran finanziell jedoch nicht beteiligt werde.[47]

Einzelnachweise

  1. Drachenlord: Neue Adresse aufgedeckt – Polizei hält Krisensitzung ab. 5. Juni 2022, abgerufen am 2. September 2023.
  2. Schon über 50 Euro: Stein vom Haus des „Drachenlords“ bei eBay zu ersteigern. 20. März 2022, abgerufen am 2. September 2023.
  3. a b c d Patrick Wehner: "Drachenlord" Rainer Winkler: Nach zehn Jahren Mobbing will er sich zurückziehen. In: Süddeutsche Zeitung. 24. März 2023, abgerufen am 1. August 2023.
  4. Haider auf bedeutungonline.de
  5. a b c Alexander Schultze: Der "Drachenlord" bekommt nie eine Chance. In: ntv. Abgerufen am 1. August 2023.
  6. a b Birgitt Rosshirt: Umstrittener "Drachenlord" hat Altschauerberg verlassen. In: BR24. 1. März 2022, archiviert vom Original am 22. März 2022; abgerufen am 1. August 2023.
  7. a b c Amtsgericht verurteilt "Drachenlord" zu Gefängnisstrafe In: BR24, veröffentlicht am 21. Oktober 2021, abgerufen am 22. März 2022
  8. Emskirchen: Haus von Youtuber "Drachenlord" wird abgerissen. In: Stern. 17. März 2022, abgerufen am 1. August 2023.
  9. Jennifer Ullrich: YouTube greift beim Drachenlord durch und löscht all seine Konten. In: Watson. 11. August 2022, abgerufen am 1. August 2023.
  10. Meike Kreil: So ergeht es dem "Drachenlord" nach seinem Prozess in Nürnberg. In: Meika Kriel. T-Online, 22. April 2022, abgerufen am 1. August 2023.
  11. Daniel Karmann: Von Rainer Winkler zum Drachenlord: Wenn virtueller Hass real wird. In: Nordbayern. 4. März 2022, abgerufen am 1. August 2023.
  12. Julia Schöneseiffen: Drachenlord Rainer Winkler: YouTuber zwischen Hate und Gerichtsprozessen. In: Ingame. 13. April 2022, abgerufen am 1. August 2023.
  13. a b Julia Ruhnau: Endlevel Hass, für den Theodor-Wolff-Preis nominierter Text auf bdzv.de ursprünglich erschienen in Nürnberger Nachrichten am 4. Juni 2022, abgerufen am 14. August 2023
  14. a b Drachenlord. In: Socialblade. Abgerufen am 1. August 2023.
  15. Pressemitteilung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) vom 28. März 2019 zum Livestream von "Drache_Offiziell", abgerufen am 20. März 2022
  16. Augsburger Allgemeine: Youtuber "Drachenlord" muss zwei Jahre in Haft, veröffentlicht am 21. Oktober 2021, abgerufen am 6. März 2022
  17. Der Fall „Drachenlord“ offenbart den Menschenhass im Internet In: tagesspiegel.de, veröffentlicht am 27. August 2018, abgerufen am 22. März 2022
  18. Videos Vlog des Drachen Nr. 21: Änderung im Plan vom 24. November und Vlog des Drachen Nr. 28: Unerwartet Zeit vom 4. Dezember
  19. Statement des Senders Radio Z (Memento vom 26. März 2022 im Internet Archive) In: Twitter, veröffentlicht am 8. Dezember 2020, abgerufen am 27. August 2023
  20. Über zehn Notrufe bei der Polizei: "Drachenlord" bekommt erneut Besuche In: nordbayern.de, veröffentlicht am 22. März 2021, abgerufen am 20. März 2022
  21. Ulrike Löw: Erste Zeugenaussagen vor Gericht: Darf der Drachenlord auf Milde hoffen? In: nordbayern.de, veröffentlicht und abgerufen am 23. März 2022
  22. Ex-Heimat des Drachenlords erneut von Hatern attackiert: Trio flüchtet In: nordbayern.de, veröffentlicht am 6. Juni 2023, abgerufen am 12. August 2023
  23. Dreieinhalb Jahre Haft nach falschem Alarm In: Süddeutsche Zeitung, veröffentlicht am 23. Februar 2017, abgerufen am 23. März 2022
  24. Drachenlord-Hater provozieren Großeinsatz in Nürnberger Hotel - Streamer muss Zimmer verlassen In: nordbayern.de, veröffentlicht am 9. Mai 2022, abgerufen am 1. August 2023
  25. a b Der Spiegel: Die Belagerung des Drachenlords, veröffentlicht am 21. August 2018, abgerufen am 10. März 2022
  26. a b "Schanzenfest" beim Drachenlord mit Großaufgebot verhindert In: Der Spiegel (online), veröffentlicht am 21. Oktober 2018, abgerufen am 19. März 2022
  27. Patrick Gensing: Medien verbreiten falschen Täternamen In: tagesschau.de, veröffentlicht am 14. Oktober 2021, abgerufen am 20. März 2022
  28. Christian Urban: Haben Drachenlord-Hater Straßennamen auf Google Maps manipuliert? In: nordbayern.de, veröffentlicht am 3. Februar 2021, abgerufen am 12. August 2023
  29. »Bild«-Zeitung zieht Bericht über Drachenlord zurück In: Der Spiegel, veröffentlicht am 13. Januar 2023, abgerufen am 14. August 2023
  30. a b Amtsgericht Neustadt an der Aisch: Urteil vom 21.10.2021 - 7 Ds 955 Js 163614/19 In: Openjur, abgerufen am 19. März 2022
  31. Tobi Lang: Auszug steht bevor: Drachenlord wäre fast in Nürnberg gelandet In: nordbayern.de, veröffentlicht am 23. Februar 2022, abgerufen am 20. März 2022
  32. Annika Svitil, Jonas Miller, Anja Bühling: Drachenlord-Urteil: Staatsanwaltschaft prüft Revision In: BR24, veröffentlicht am 24. März 2022, abgerufen am 24. März 2022
  33. Eva Orttenburger: Überraschende Wende nach Drachenlord-Urteil: Staatsanwaltschaft legt Revision ein In: nordbayern.de, veröffentlicht am 25. März 2022, abgerufen am 26. März 2022
  34. Staatsanwaltschaft zieht Revision im Drachenlord-Prozess zurück In: BR24, veröffentlicht am 31. Mai 2022, abgerufen am 1. August 2023
  35. Jakob von Lindern: Der Drache, den das Internet heimsuchte In: Die Zeit, veröffentlicht am 5. September 2018, abgerufen am 6. März 2022
  36. 2. Allgemeinverfügung Altschauerberg des Marktes Emskirchen (PDF), veröffentlicht am 6. September 2021, abgerufen am 6. März 2022
  37. 3. Allgemeinverfügung Altschauerberg des Marktes Emskirchen (PDF), veröffentlicht am 6. Dezember 2021, abgerufen am 8. März 2022
  38. Annika Svitil: Ruhe in Altschauerberg? Haus des Drachenlords abgerissen In: BR24, veröffentlicht am 16. März 2022, abgerufen am 20. März 2022
  39. Y-Kollektiv: Dokumentation Drachenlord vs. Hater - wenn Cyber-Mobbing Realität wird veröffentlicht am 24. November 2016, abgerufen am 21. März 2022
  40. Y-Kollektiv: Dokumentation Drachenlord und seine Hater - Hass ist ihr Hobby - RABIAT!, veröffentlicht am 3. Juni 2018, abgerufen am 6. März 2022
  41. Sascha Lobo: Ein jahrelanges Martyrium in Deutschland – und niemand hält es auf In: Der Spiegel, veröffentlicht am 27. Oktober 2021, abgerufen am 19. März 2022
  42. a b Marie Illner: "Drachenlord" ist Täter - aber auch Opfer: Muss Cybermobbing strafbar werden? In: Web.de, veröffentlicht am 7. November 2021, abgerufen am 21. März 2022
  43. Renommierter Preis für VNP-Reportage über den "Drachenlord", In: nordbayern.de, veröffentlicht am 21. Juni 2023, abgerufen am 12. August 2023
  44. Elena Witzeck: Podcast „Cui Bono II“ – So viel Hass gegen einen Einzelnen In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, veröffentlicht am 19. Dezember 2022, abgerufen am 17. August 2023
  45. Titanic: Satirisches Interview zum Thema Drachenlord, veröffentlicht im November 2021, abgerufen am 16. März 2022
  46. Der Postillon: Satirischer Artikel zum Thema Drachenlord, veröffentlicht am 22. Oktober 2021, abgerufen am 16. März 2022
  47. Robin Walter: "Tod dem König": Drachenlord-Anspielung in ARD-Serie In: nordbayern.de, veröffentlicht am 6. Februar 2021, abgerufen am 17. März 2022