„Dieter Althaus“ – Versionsunterschied

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Nach der politischen Wende 1989/90 erhoben ehemalige Schüler in einer Sendung der ARD den Vorwurf, Althaus habe sich in seiner Funktion als stellvertretender Schulleiter in verschiedenen Reden lautstark für den „Erhalt des Sozialismus“ eingesetzt. Am 25. August 1989 appellierte er in einer Rede an den "festen Klassenstandpunkt" seiner Kollegen. <ref>
Nach der politischen Wende 1989/90 erhoben ehemalige Schüler in einer Sendung der ARD den Vorwurf, Althaus habe sich in seiner Funktion als stellvertretender Schulleiter in verschiedenen Reden lautstark für den „Erhalt des Sozialismus“ eingesetzt. Am 25. August 1989 appellierte er in einer Rede an den "festen Klassenstandpunkt" seiner Kollegen. <ref>
[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,586590,00.html Spiegel Online: "Althaus warb am Tag des Mauerfalls für mehr Marxismus-Leninismus"] vom 26. Oktober 2008</ref>
[http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,586590,00.html Spiegel Online: "Althaus warb am Tag des Mauerfalls für mehr Marxismus-Leninismus"] vom 26. Oktober 2008</ref>
Am 9. November 1989 schrieb Althaus in einem Brief an den Bezirksausschuss für [[Jugendweihe]] (JW) „''Als Tradition der freireligiösen Vereinigungen (seit 1859) sollte die JW wieder den Inhalt einer marxistisch-leninistischen Weltanschauung haben''“. <ref>[http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/politik/512/315404/text/ Süddeutsche Zeitung: „Eine heikle Empfehlung“] vom 26. Oktober 2008</ref> Zentrales Anliegen des Briefes war die Befreiung der Schule aus der weltanschaulichen Vereinnahmung durch die offizielle Politik der DDR-Regierung.<ref>[http://www.faz.net/s/Rub61EAD5BEA1EE41CF8EC898B14B05D8D6/Doc~EE2ACC18EEACB4C3E84ADC74D8DACA3CB~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed FAZ: "DDR-Aufarbeitung Althaus verteidigt Brief an Jugendweiheausschuss"] vom 27. Oktober 2008</ref><ref>[http://www.freies-wort.de/nachrichten/thueringen/seite3thueringenfw/art2402,891339 Freies Wort: "Die Schule und die Jugendweihe"] vom 29. Oktober 2008</ref> Die Jugendweihe sollte wieder das werden als was sie ursprünglich gedacht war - eine zivile, freireligiöse Initiation, die den Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter kennzeichnen soll. Sie ist eine nichtkirchliche Alternative zur Konfirmation in den evangelischen Kirchen und zur Firmung der katholischen Kirche. Es ging Althaus um die Entideologisierung der Schule.
Am 9. November 1989 schrieb Althaus in einem Brief an den Bezirksausschuss für [[Jugendweihe]] (JW) „''Als Tradition der freireligiösen Vereinigungen (seit 1859) sollte die JW wieder den Inhalt einer marxistisch-leninistischen Weltanschauung haben''“. <ref>[http://www.sueddeutsche.de/,tt4m1/politik/512/315404/text/ Süddeutsche Zeitung: „Eine heikle Empfehlung“] vom 26. Oktober 2008</ref> Andere argumentierten, das zentrale Anliegen des Briefes sei vielmehr die Befreiung der Schule aus der weltanschaulichen Vereinnahmung durch die offizielle Politik der DDR-Regierung.<ref>[http://www.faz.net/s/Rub61EAD5BEA1EE41CF8EC898B14B05D8D6/Doc~EE2ACC18EEACB4C3E84ADC74D8DACA3CB~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed FAZ: "DDR-Aufarbeitung Althaus verteidigt Brief an Jugendweiheausschuss"] vom 27. Oktober 2008</ref><ref>[http://www.freies-wort.de/nachrichten/thueringen/seite3thueringenfw/art2402,891339 Freies Wort: "Die Schule und die Jugendweihe"] vom 29. Oktober 2008</ref> Die Jugendweihe sollte wieder das werden als was sie ursprünglich gedacht war - eine zivile, freireligiöse Initiation, die den Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter kennzeichnen soll.
Weiter machte er sich noch Mitte November 1989 in einem Beitrag Gedanken, wie es gelänge, "unsere Schüler die Werte des Sozialismus als moralisch erstrebenswert erkennen zu lassen". <ref> [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,586590,00.html Spiegel Online: "Althaus warb am Tag des Mauerfalls für mehr Marxismus-Leninismus"] vom 26. Oktober 2008</ref>
Weiter machte er sich noch Mitte November 1989 in einem Beitrag Gedanken, wie es gelänge, "unsere Schüler die Werte des Sozialismus als moralisch erstrebenswert erkennen zu lassen". <ref> [http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,586590,00.html Spiegel Online: "Althaus warb am Tag des Mauerfalls für mehr Marxismus-Leninismus"] vom 26. Oktober 2008</ref>



Version vom 16. November 2008, 17:17 Uhr

Dieter Althaus (* 29. Juni 1958 in Heilbad Heiligenstadt) ist ein deutscher Politiker (CDU).

Er ist seit 2003 Ministerpräsident des Freistaats Thüringen.

Datei:Dieter althaus.jpg
Dieter Althaus (2008)

Leben und Beruf

Nach dem Abitur 1977 und Ableistung seines Grundwehrdienstes in der Nationalen Volksarmee begann Althaus 1979 ein Lehrerstudium der Physik und Mathematik an der Pädagogischen Hochschule in Erfurt, welches er 1983 als Diplom-Lehrer beendete.

Danach war er bis Ende 1989 als Lehrer für Mathematik und Physik an der Polytechnischen Oberschule (POS) in Geismar tätig, seit 1987 als Stellvertretender Schulleiter für außerunterrichtliche Arbeit, verantwortlich u.a. für politische Massenorganisationen wie Pioniere und FDJ, die Jugendweihe, in deren Strukturen Althaus ehrenamtlich im Bezirksvorstand mitarbeitete und paramilitärische Aktivitäten an der Schule. Zudem leitete er die örtliche Schulgewerkschaftsgruppe. 1989 nahm er als Delegierter am 9. Pädagogischen Kongress der DDR teil. Die Auszeichnung mit einer „Medaille für Erfolge in der kommunistischen Erziehung in der Pionierorganisation Ernst Thälmann“ nahm er nicht an, jedoch eine damit verbundene Geldprämie (von der Schule gestiftet). Ende November 1989 schied Althaus auf eigenen Wunsch aus seiner ehrenamtlichen Mitarbeit im Jugendweiheausschuss aus.

Althaus gehörte im Herbst 1989 zu den Mitinitiatoren der Friedensdemonstrationen (sog. "Montagsdemonstrationen") in Heiligenstadt. Anfang 1990 wurde er Schulrat des damaligen Kreises Heiligenstadt, im Mai 1990 zusätzlich Dezernent für Schule, Jugend und Kultur. In dieser Zeit setzte er u.a. das Verbot des Staatsbürgerkundeunterrichts an den Schulen des Landkreises durch.

Althaus hat mit seiner Frau Katharina, geb. Arand, zwei Töchter. Er ist römisch-katholischer Konfession.

Partei

1985 wurde Althaus Mitglied der Blockpartei CDU der DDR. Von 1991 bis 2001 war er Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Eichsfeld. 1993 wurde er zum Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden und 2000 schließlich zum Landesvorsitzenden der CDU in Thüringen gewählt. Seitdem ist er auch Mitglied im Bundesvorstand der CDU Deutschlands, seit 2006 gehört er auch dem Präsidium der CDU an. Im August 2005 wurde er in das Kompetenzteam der CDU für die Bundestagswahl 2005 mit der Zuständigkeit für den Aufbau Ost berufen.

Abgeordneter

Seit 1990 ist er Mitglied des Thüringer Landtags. Nach der Landtagswahl 1999 war er von 1999 bis 2003 Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion (Hompepage CDU-Fraktion im Thüringer Landtag).

Althaus ist mit 74,1 % der Stimmen direkt in den Landtag gewählter Abgeordneter des Wahlkreises 1 (Eichsfeld I).

Öffentliche Ämter

Vom 11. Februar 1992 bis zum 1. Oktober 1999 gehörte Althaus als Kultusminister der von Ministerpräsident Bernhard Vogel geführten Landesregierung von Thüringen an. Am 5. Juni 2003 wurde er als Nachfolger von Bernhard Vogel, der aus Altersgründen zurückgetreten war, zum Ministerpräsidenten des Freistaates Thüringen gewählt. Vom 1. November 2003 bis zum 31. Oktober 2004 war er turnusgemäß Bundesratspräsident.

Mitgliedschaften und Ehrenämter

Dieter Althaus ist in zahlreichen ehrenamtlichen Initiativen und Vereinen aktiv (Auswahl): Vorsitzender des Kreissportbundes Eichsfeld e.V., Vorstandsmitglied im Verein Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Vorsitzender des Kolping-Bildungswerkes Thüringen e.V., Vorsitzender der Maximilian-Kolbe-Stiftung (dazu Pressemitteilung und Materialien zusammengestellt von der Deutschen Bischofskonferenz), Ehrenvorsitzender des Fördervereins St. Martin Heilbad Heiligenstadt sowie Mitglied im Kuratorium der Internationalen Martin Luther Stiftung.

Auszeichnungen

Für seine politische Arbeit hat Dieter Althaus bislang zahlreiche Auszeichnungen erhalten (Auswahl): 2004 Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich, 2005 Französischer Ehrenlegionär - Ordre National de la Légion d'Honneur / Commandeur de la Légion d'Honneur, 2005 Solarenergiepreis- Bundesverband Erneuerbare Energien, 2006 UMU-Mittelstandspreis der Union Mittelständischer Unternehmer e.V., 2007 Matejcek-Preis des Familiennetzwerkes Deutschland sowie 2008 Ehrenmedaille des Thüringer Feuerwehr-Verbandes e.V. in Gold.

Reformvorschlag „Solidarisches Bürgergeld“

Althaus fordert ein bedingungsloses, „Solidarisches Bürgergeld“ von 800 Euro für jeden deutschen Staatsbürger (bzw. 500 Euro für Kinder). Sein Konzept bietet zwei Optionen an, wobei in jedem Fall gleich eine Gesundheitsprämie von 200 Euro abgezogen werden soll: 800 Euro monatlich (= 600 Euro netto) bei 50 Prozent Steuerlast auf jeden hinzuverdienten Euro (Negativsteuerprinzip) sowie 400 Euro (= 200 Euro netto) bei 25 Prozent Steuerlast (Flat Tax); letztere Variante lohnt sich ab einem Verdienst von 1600 Euro monatlich. Kinder zahlen ebenfalls die Gesundheitsprämie, so dass vom Kinderbürgergeld netto 300 Euro zur Auszahlung kommen. Bestehende Anwartschaften auf höhere Renten werden durch eine 10-prozentige Lohnsummensteuer finanziert, die ganz zu Lasten der Unternehmen gehen würde, aber nur für eine Übergangszeit vorgesehen ist.

Alle heutigen Sozialleistungen (Kindergeld, Wohngeld, BAföG, ALG) und „Subventionen“ wie 1-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung), Mini-/Midi-Jobs und Kombilohn entfallen bei diesem Modell, aber auch alle heutigen Sozialabgaben (z.B. Rentenversicherungsbeiträge). Das Grundeinkommen liegt in diesem Modell leicht unter dem heutigen Hartz IV-Niveau, allerdings verbleiben Hinzuverdienste mindestens hälftig beim Empfänger des Bürgergeldes. Besserverdienende profitieren insoweit von dem Systemwechsel, als die Einkommenssteuer auf 25% begrenzt wird, allerdings entfallen im Einkommenssteuerrecht auch sämtliche steuermindernden Ausnahmetatbestände (Flat Tax-Modell).

Ab dem 67. Lebensjahr bekommt jeder bis zu 1.400 Euro monatliche Bürgergeldrente: Zum Solidarischen Bürgergeld (800 Euro) kommt eine Zusatzrente (maximal 600 Euro) hinzu. Diese berücksichtigt Verdienst und Lebensarbeitszeit. In der heutigen Rentenversicherung erworbene Ansprüche haben Bestandsschutz.

Das Konzept vom Solidarischen Bürgergeld ist ein Antwortversuch auf die sich immer drängender stellendere Frage nach der Zukunft der Finanzierung unserer sozialen Sicherungssysteme - insbesondere vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung unserer Gesellschaft.

Kritik

Nach der politischen Wende 1989/90 erhoben ehemalige Schüler in einer Sendung der ARD den Vorwurf, Althaus habe sich in seiner Funktion als stellvertretender Schulleiter in verschiedenen Reden lautstark für den „Erhalt des Sozialismus“ eingesetzt. Am 25. August 1989 appellierte er in einer Rede an den "festen Klassenstandpunkt" seiner Kollegen. [1] Am 9. November 1989 schrieb Althaus in einem Brief an den Bezirksausschuss für Jugendweihe (JW) „Als Tradition der freireligiösen Vereinigungen (seit 1859) sollte die JW wieder den Inhalt einer marxistisch-leninistischen Weltanschauung haben“. [2] Andere argumentierten, das zentrale Anliegen des Briefes sei vielmehr die Befreiung der Schule aus der weltanschaulichen Vereinnahmung durch die offizielle Politik der DDR-Regierung.[3][4] Die Jugendweihe sollte wieder das werden als was sie ursprünglich gedacht war - eine zivile, freireligiöse Initiation, die den Übergang vom Jugend- ins Erwachsenenalter kennzeichnen soll. Weiter machte er sich noch Mitte November 1989 in einem Beitrag Gedanken, wie es gelänge, "unsere Schüler die Werte des Sozialismus als moralisch erstrebenswert erkennen zu lassen". [5]

Starke Kritik der Opposition im Thüringischen Landtag erntete Althaus, als im Herbst 2005 ein Anhänger des Kreationismus, Professor Siegfried Scherer, am sogenannten „Erfurter Dialog“ in der Thüringer Staatskanzlei teilnehmen sollte. Umstritten ist vor allem Scherers Schulbuch Evolution – ein kritisches Lehrbuch, das eine evolutionskritische Sicht auf die Evolutionstheorie darstellt und dieser im letzten Abschnitt eine im Einklang mit einer wörtlichen Bibelinterpretation stehende Schöpfungstheorie entgegenstellt. Nach kritischen Berichten in regionalen und überregionalen Medien wurde Scherer schließlich wieder ausgeladen. Althaus begründete die Ausladung Scherers mit der Absage seines Gegenparts, des Evolutionsbiologen und Humanisten Ulrich Kutschera.[6]

Mangelndes politisches Feingefühl wurde Althaus auch wegen der im Mai 2008 geplanten Berufung von Peter Krause als Kultusminister des Landes Thüringen bekundet. Nach mehreren Wochen kontinuierlicher Kritik an Krauses Vergangenheit, vor allem als Autor für die zeitweise vom Verfassungsschutz beobachtete Zeitschrift Junge Freiheit und seine widersprüchlichen Aussagen bezüglich seiner Einstellung dieser gegenüber, verstärkte sich schließlich auch die Kritik an der Althaus, da er auch noch nach dem Einlenken und dem Verzicht Krauses vehement seine Entscheidung verteidigte.[7]

 Wikinews: Dieter Althaus – in den Nachrichten

Quellen

  1. Spiegel Online: "Althaus warb am Tag des Mauerfalls für mehr Marxismus-Leninismus" vom 26. Oktober 2008
  2. Süddeutsche Zeitung: „Eine heikle Empfehlung“ vom 26. Oktober 2008
  3. FAZ: "DDR-Aufarbeitung Althaus verteidigt Brief an Jugendweiheausschuss" vom 27. Oktober 2008
  4. Freies Wort: "Die Schule und die Jugendweihe" vom 29. Oktober 2008
  5. Spiegel Online: "Althaus warb am Tag des Mauerfalls für mehr Marxismus-Leninismus" vom 26. Oktober 2008
  6. Deutschlandradio Kultur - Kulturnachrichten
  7. Spiegel Online – Phillipp Wittrock: Krause zieht zurück, Althaus taumelt (05. Mai 2008)