Carl Coutelle

Carl Coutelle (1. Juli 1908 in Elberfeld; † 24. Juni 1993) war ein deutscher Arzt und Pathologe. Aufgrund seiner kommunistischen Überzeugungen war er während des Spanischen Bürgerkrieges als Arzt für die Internationalen Brigaden tätig. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte er zunächst in leitender Position in der Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen in der Sowjetischen Besatzungszone sowie von 1959 bis 1963 als Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin und anschließend bis 1971 als Ordinarius und Institutsdirektor an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Leben

Carl Coutelle wurde 1908 als Sohn eines deutschen Vaters und einer aus Lausanne kommenden Mutter geboren, beide Elternteile entstammten der Glaubensgemeinschaft der Hugenotten. Sein Vater war in Elberfeld als promovierter Chemiker bei der IG Farben tätig. Carl Coutelle absolvierte nach dem Gymnasium ein Studium der Medizin an den Universitäten Bonn, Düsseldorf sowie Freiburg, und legte 1932 das ärztliche Staatsexamen und die mündliche Doktorprüfung ab. Im Januar 1933 begann er sein Medizinalpraktikantenjahr am Allgemeinen Krankenhaus Barmbeck in Hamburg. Aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde er jedoch im Juli des gleichen Jahres fristlos entlassen, da er drei Jahre zuvor der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) beigetreten war. Darüber hinaus wurde er von der Universität Freiburg relegiert, wodurch ihm die ärztliche Zulassung und der Abschluss seiner Promotion verwehrt wurden. Die Doktorwürde wurde ihm erst 1946 rückwirkend verliehen. Noch 1933 ging Carl Coutelle in die Sowjetunion, wo er in Moskau am Staatlichen Forschungsinstitut für Physiologie eine Anstellung als Assistent bekam. Er eignete sich hier insbesondere histologische Arbeitstechniken an und beschäftigte sich mit Studien zum Nervensystem. Die Untersuchung von Morphologie und Physiologie von Nerven und Ganglien bildeten auch in späteren Arbeiten den Schwerpunkt seines Forschungsinteresses.

Mit Beginn des Spanischen Bürgerkrieges schloss er sich den Internationalen Brigaden an, für die er von 1937 bis zum Ende des Krieges im April 1939 als Arzt in verschiedenen Krankenhäusern an der Front und im Hinterland wirkte. Während dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau Rosa Süßmann kennen, die ebenfalls als Ärztin für die Interbrigaden tätig war und als Jüdin aus der Ukraine stammte. Beide heirateten noch während des Krieges. Nach Kriegsende waren sie in verschiedenen Lagern in Südfrankreich interniert. Carl Coutelle entschied sich nach seiner Entlassung, für das in den Vereinigten Staaten, England und anderen Ländern entstandene China Medical Aid Committee zusammen mit anderen Ärzten im Auftrag des Internationalen Roten Kreuzes über London nach China zu gehen, um zunächst das Chinesische Rote Kreuz auf Seiten der Armee Chiang Kai-sheks in Südchina und ab 1943 den Sanitätsdienst der in Indien stationierten chinesischen Truppen während des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges zu unterstützen. Seine Frau ging ins Exil nach London, wo sie während des Krieges an verschiedenen Krankenhäusern in Sheffield, Chesterfield, Birmingham sowie als Leiterin der Kinderabteilung des City General Hospitals in Stoke-on-Trent arbeitete. Im September 1939 wurde ihr einziger Sohn Charles Coutelle geboren, der später den Interessen seines Vaters folgte und in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) nach einem Medizinstudium einer der bekanntesten Humangenetiker war.

Im November 1945 kehrte Carl Coutelle nach Berlin zurück, wo er ein Jahr später auch wieder mit seiner Familie zusammentraf. Er übernahm eine Anstellung in der Zentralverwaltung für das Gesundheitswesen in der Sowjetischen Besatzungszone, wo er zunächst als Referatsleiter in der Personalabteilung sowie später als Leiter der Hauptabteilung Statistik, Gesetzgebung, Organisation beziehungsweise der Hauptabteilung Personal und Schulung tätig war. 1949 wandte er sich wieder einer wissenschaftlichen Tätigkeit zu und begann als Assistent am Pathologischen Institut in Berlin-Buch und später am Institut für Pathologie der Charité. Fünf Jahre später wurde er mit einer Arbeit zur Nervenausbreitung in Tumoren habilitiert. 1955 erfolgte seine Berufung zum Dozenten und 1958 zum Prosektor am Pathologischen Institut der Charitè, 1959 wurde er Professor mit Lehrauftrag an der Medizinischen Fakultät der Humboldt-Universität. Vier Jahre später wechselte er als ordentlicher Professor und Direktor des Instituts für Pathologie an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, an der er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1971 tätig war und kommissarisch auch das Institut für Gerichtsmedizin leitete.

Carl Coutelle wurde in der DDR unter anderem mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Gold sowie als ehemaliger Angehöriger der Internationalen Brigaden mit der Hans-Beimler-Medaille ausgezeichnet.

Werke (Auswahl)

  • Über Nervenausbreitung in experimentellen Mäusetumoren. Berlin 1954 (Habilitationsschrift)
  • Lehrbuch der speziellen Pathologie. Jena und Stuttgart 1970, 1976 (als Mitautor)

Literatur

  • Ingeborg Rapoport: Carl Coutelle (1908−1993) zum Gedenken. In: Veröff. Med. Ges. 13/2007 (Heft 62). Herausgegeben von der Interessengemeinschaft Medizin und Gesellschaft e. V., S. 57−62, ISSN 1430-6964
  • Coutelle, Carl, Dr. med. (1908). In: Martin Broszat, Hermann Weber: SBZ-Handbuch: Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945−1949. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1993, ISBN 3-48-655262-7, S. 883
  • Coutelle, Carl, Prof. Dr. med. habil. In: Karl Seidel (Hrsg.) und andere: Im Dienst am Menschen: Erinnerungen an den Aufbau des neuen Gesundheitswesens 1945−1949. Dietz Verlag, Berlin 1985, S. 357