„Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K →‎Liederbuch mit antisemitischen Liedern: Jänner -> Januar. Im Absatz zuvor alte Monatsnamen monieren und dann diese im selben Zuge nutzen, das geht nicht, zumal nicht jedem verständlich.
Das ist ein österreichbezogener Artikel. Jänner ist eine offizielle österreichische Schreibweise für Januar. Bitte den Störaccount Zukunftswählerin nicht beachten. Der stänkert überall herum.
Markierung: Rückgängigmachung
Zeile 38:Zeile 38:
== Verbindungshaus ==
== Verbindungshaus ==
[[Datei:WrNeustadt Stadtmauer Rabenturm 01.JPG|mini|Der ''Rabenturm'' in Wiener Neustadt]]
[[Datei:WrNeustadt Stadtmauer Rabenturm 01.JPG|mini|Der ''Rabenturm'' in Wiener Neustadt]]
Als [[Verbindungshaus]] dient der [[Rabenturm Wiener Neustadt]], ein [[Wehrturm]] aus dem 13. Jahrhundert, Teil der noch bestehenden Reste der Stadtmauer, der in den 1960er Jahren hierfür angemietet und für diesen Zweck umgebaut wurde.<ref>[https://web.archive.org/web/20170321202628/http://www.pbgermania.at/bude/ "Bude" der PBGermania] aufgerufen am 26. Januar 2017</ref><ref>Zeitgeschichte Wiener Neustadt: [http://www.zeitgeschichte-wn.at/stadt-spaziergaenge/die-town-tower-tour/pplace/525?pfadid=12 ''Der Rabenturm'']</ref> Von 1984 bis 1986 dienten die Räume auch den Mitgliedern der Akademischen Tafelrunde Wiking zu Wiener Neustadt (TR! Wiking, Mitglied im [[Wiener Korporationsring|WKR]]<ref>[[Wiener Korporationsring]]: [http://www.wkr.at/ Mitglieder] (abgerufen am 26. Jänner 2018)</ref>), einer [[Mensur (Studentenverbindung)|schlagenden]] [[Studentenverbindung]] von Studenten an der [[Theresianische Militärakademie|Theresianischen Militärakademie]], als Gäste der Germania vorübergehend als Verbindungshaus.<ref>[http://www.tr-wiking.at/haupt.php?seite=geschichte_korp.htm ''TR! Wiking, Geschichte''] (abgerufen am 26. Jänner 2018)</ref>
Als [[Verbindungshaus]] dient der [[Rabenturm Wiener Neustadt]], ein [[Wehrturm]] aus dem 13. Jahrhundert, Teil der noch bestehenden Reste der Stadtmauer, der in den 1960er Jahren hierfür angemietet und für diesen Zweck umgebaut wurde.<ref>[https://web.archive.org/web/20170321202628/http://www.pbgermania.at/bude/ "Bude" der PBGermania] aufgerufen am 26. Jänner 2017</ref><ref>Zeitgeschichte Wiener Neustadt: [http://www.zeitgeschichte-wn.at/stadt-spaziergaenge/die-town-tower-tour/pplace/525?pfadid=12 ''Der Rabenturm'']</ref> Von 1984 bis 1986 dienten die Räume auch den Mitgliedern der Akademischen Tafelrunde Wiking zu Wiener Neustadt (TR! Wiking, Mitglied im [[Wiener Korporationsring|WKR]]<ref>[[Wiener Korporationsring]]: [http://www.wkr.at/ Mitglieder] (abgerufen am 26. Jänner 2018)</ref>), einer [[Mensur (Studentenverbindung)|schlagenden]] [[Studentenverbindung]] von Studenten an der [[Theresianische Militärakademie|Theresianischen Militärakademie]], als Gäste der Germania vorübergehend als Verbindungshaus.<ref>[http://www.tr-wiking.at/haupt.php?seite=geschichte_korp.htm ''TR! Wiking, Geschichte''] (abgerufen am 26. Jänner 2018)</ref>


== Verbindungen mit der FPÖ ==
== Verbindungen mit der FPÖ ==
Der [[Freiheitliche Partei Österreichs|FPÖ]]-Politiker [[Udo Landbauer]], der als Jugendlicher im Jahr 2000 der Germania beigetreten war, war zwei Jahre lang stellvertretender Vorsitzer.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/fpoe-aufregung-um-nazi-liederbuch-in-oesterreich-1.3838688 Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta: ''Aufregung um FPÖ-Politiker wegen Nazi-Liederbuch'', Süddeutsche Zeitung, 24. Januar 2018]</ref> Der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete [[Stefan Berger (Politiker, 1986)|Stefan Berger]] war Mitglied der Germania.<ref name="orf2893492">[http://wien.orf.at/news/stories/2893492/ ''orf.at: Auch Wiener FPÖ-Gemeinderat bei Germania'']. Artikel vom 3. Februar 2018, abgerufen am 7. Februar 2018.</ref><ref>[https://www.profil.at/oesterreich/fpoe-landtagsabgeordneter-stefan-berger-germania-8852937 ''profil.at: FPÖ-Landtagsabgeordneter Stefan Berger: „Ich bin bis zur restlosen Klärung sofort ausgetreten“'']. Artikel vom 3. Februar 2018, abgerufen am 7. Februar 2018.</ref>
Der [[Freiheitliche Partei Österreichs|FPÖ]]-Politiker [[Udo Landbauer]], der als Jugendlicher im Jahr 2000 der Germania beigetreten war, war zwei Jahre lang stellvertretender Vorsitzer.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/politik/fpoe-aufregung-um-nazi-liederbuch-in-oesterreich-1.3838688 Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta: ''Aufregung um FPÖ-Politiker wegen Nazi-Liederbuch'', Süddeutsche Zeitung, 24. Jänner 2018]</ref> Der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete [[Stefan Berger (Politiker, 1986)|Stefan Berger]] war Mitglied der Germania.<ref name="orf2893492">[http://wien.orf.at/news/stories/2893492/ ''orf.at: Auch Wiener FPÖ-Gemeinderat bei Germania'']. Artikel vom 3. Februar 2018, abgerufen am 7. Februar 2018.</ref><ref>[https://www.profil.at/oesterreich/fpoe-landtagsabgeordneter-stefan-berger-germania-8852937 ''profil.at: FPÖ-Landtagsabgeordneter Stefan Berger: „Ich bin bis zur restlosen Klärung sofort ausgetreten“'']. Artikel vom 3. Februar 2018, abgerufen am 7. Februar 2018.</ref>


== Liederbuch mit antisemitischen Liedern ==
== Liederbuch mit antisemitischen Liedern ==
Im Januar 2018 berichtete zunächst [[Nina Horaczek]] in der Wiener Wochenzeitung [[Falter (Wochenzeitung)|Falter]] über das 1997 in dritter Auflage erschienene ''[[Liedbuch der Germania zu Wiener Neustadt]]'', in dem auch eine Reihe [[Antisemitismus (nach 1945)|antisemitischer]], [[Rassismus|rassistischer]] und im Verdacht der Wiederbetätigung nach dem [[Verbotsgesetz 1947|Verbotsgesetz]] stehende Liedtexte enthalten sind.<ref>
Im Jänner 2018 berichtete zunächst [[Nina Horaczek]] in der Wiener Wochenzeitung [[Falter (Wochenzeitung)|Falter]] über das 1997 in dritter Auflage erschienene ''[[Liedbuch der Germania zu Wiener Neustadt]]'', in dem auch eine Reihe [[Antisemitismus (nach 1945)|antisemitischer]], [[Rassismus|rassistischer]] und im Verdacht der Wiederbetätigung nach dem [[Verbotsgesetz 1947|Verbotsgesetz]] stehende Liedtexte enthalten sind.<ref>
Nina Horaczek: [https://www.falter.at/archiv/wp/wir-schaffen-die-siebte-million „Wir schaffen die siebte Million“], Der [[Falter (Wochenzeitung)|Falter]] 04/18 vom 23. Januar 2018, abgerufen am 30. Januar 2018; [https://www.falter.at/archiv/wp/schwere-vorwuerfe-gegen-spitzenkandidaten-der-fp-niederoesterreich ''Schwere Vorwürfe gegen Spitzenkandidaten der FP-Niederösterreich''] vom 23. Januar 2018</ref> Darunter finden sich auch Passagen wie „Auch wir sind [[Indogermanen]] und wollen zur [[Waffen-SS]]“.<ref>[https://kurier.at/politik/inland/debatte-um-ruecktritt-fpoe-hofft-dass-das-ns-lied-verstummt/308.267.024 ''Debatte um Rücktritt: FPÖ hofft, dass das NS-Lied verstummt'', Kurier.at, 25. Januar 2018]</ref> Das Bekanntwerden der Inhalte dieses Liederbuchs führte dazu, dass [[Udo Landbauer]], Spitzenkandidat der FPÖ [[Niederösterreich]] für die [[Landtagswahl in Niederösterreich 2018|Landtagswahl am 28. Januar 2018]], seine Mitgliedschaft {{"|ruhend stellte}}. Er habe die Lieder nicht gekannt. Er verlangte eine Untersuchungskommission, um die {{"|skandalöse Angelegenheit restlos und umfassend zu klären}}.<ref>[[Die Presse]]: [https://diepresse.com/home/innenpolitik/noewahl/5358957/Landbauer-stellt-GermaniaMitgliedschaft-ruhend ''Landbauer stellt "Germania"-Mitgliedschaft ruhend''], 23. Januar 2018</ref> Die Burschenschaft suspendierte den für das Liederbuch Verantwortlichen. Dieser würde sich den Behörden stellen. Man distanzierte sich von dem Buch und würde jede Maßnahme fördern, die der Polizei bei der Aufklärung hilft.
Nina Horaczek: [https://www.falter.at/archiv/wp/wir-schaffen-die-siebte-million „Wir schaffen die siebte Million“], Der [[Falter (Wochenzeitung)|Falter]] 04/18 vom 23. Jänner 2018, abgerufen am 30. Jänner 2018; [https://www.falter.at/archiv/wp/schwere-vorwuerfe-gegen-spitzenkandidaten-der-fp-niederoesterreich ''Schwere Vorwürfe gegen Spitzenkandidaten der FP-Niederösterreich''] vom 23. Jänner 2018</ref> Darunter finden sich auch Passagen wie „Auch wir sind [[Indogermanen]] und wollen zur [[Waffen-SS]]“.<ref>[https://kurier.at/politik/inland/debatte-um-ruecktritt-fpoe-hofft-dass-das-ns-lied-verstummt/308.267.024 ''Debatte um Rücktritt: FPÖ hofft, dass das NS-Lied verstummt'', Kurier.at, 25. Jänner 2018]</ref> Das Bekanntwerden der Inhalte dieses Liederbuchs führte dazu, dass [[Udo Landbauer]], Spitzenkandidat der FPÖ [[Niederösterreich]] für die [[Landtagswahl in Niederösterreich 2018|Landtagswahl am 28. Jänner 2018]], seine Mitgliedschaft {{"|ruhend stellte}}. Er habe die Lieder nicht gekannt. Er verlangte eine Untersuchungskommission, um die {{"|skandalöse Angelegenheit restlos und umfassend zu klären}}.<ref>[[Die Presse]]: [https://diepresse.com/home/innenpolitik/noewahl/5358957/Landbauer-stellt-GermaniaMitgliedschaft-ruhend ''Landbauer stellt "Germania"-Mitgliedschaft ruhend''], 23. Jänner 2018</ref> Die Burschenschaft suspendierte den für das Liederbuch Verantwortlichen. Dieser würde sich den Behörden stellen. Man distanzierte sich von dem Buch und würde jede Maßnahme fördern, die der Polizei bei der Aufklärung hilft.


Bundespräsident [[Alexander Van der Bellen]] bezeichnete den Abdruck der Lieder als {{"|zutiefst verabscheuungswürdig}} und hielt fest: {{"|Die Mitglieder der Germania stehen jetzt im Verdacht der Wiederbetätigung. Wer immer dafür verantwortlich ist, hat in der Politik nichts zu suchen.}}<ref>[[Der Standard]]: [https://derstandard.at/2000072934602/Das-ist-zutiefst-verabscheuungswuerdig ''Van der Bellen: "Das ist zutiefst verabscheuungswürdig"''], 24. Januar 2018</ref> [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] [[Sebastian Kurz]] ([[Österreichische Volkspartei|ÖVP]]) nannte die Liedtexte „rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig“ und forderte Konsequenzen. Für Vizekanzler [[Heinz-Christian Strache]] (FPÖ) war die „rote Linie“ von Landbauer noch nicht überschritten, da ihm Landbauer versichert habe, dass er die Lieder nicht kannte.<ref>[[Der Standard]]: [http://derstandard.at/2000072919592/Fuer-Strache-hat-Landbauer-die-rote-Linie-noch-nicht-ueberschritten ''Für Strache hat Landbauer die rote Linie noch nicht überschritten''], 24. Januar 2018, abgerufen am 25. Januar 2018.</ref>
Bundespräsident [[Alexander Van der Bellen]] bezeichnete den Abdruck der Lieder als {{"|zutiefst verabscheuungswürdig}} und hielt fest: {{"|Die Mitglieder der Germania stehen jetzt im Verdacht der Wiederbetätigung. Wer immer dafür verantwortlich ist, hat in der Politik nichts zu suchen.}}<ref>[[Der Standard]]: [https://derstandard.at/2000072934602/Das-ist-zutiefst-verabscheuungswuerdig ''Van der Bellen: "Das ist zutiefst verabscheuungswürdig"''], 24. Jänner 2018</ref> [[Bundeskanzler (Österreich)|Bundeskanzler]] [[Sebastian Kurz]] ([[Österreichische Volkspartei|ÖVP]]) nannte die Liedtexte „rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig“ und forderte Konsequenzen. Für Vizekanzler [[Heinz-Christian Strache]] (FPÖ) war die „rote Linie“ von Landbauer noch nicht überschritten, da ihm Landbauer versichert habe, dass er die Lieder nicht kannte.<ref>[[Der Standard]]: [http://derstandard.at/2000072919592/Fuer-Strache-hat-Landbauer-die-rote-Linie-noch-nicht-ueberschritten ''Für Strache hat Landbauer die rote Linie noch nicht überschritten''], 24. Jänner 2018, abgerufen am 25. Jänner 2018.</ref>


Am 24. Januar leitete die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das [[Verbotsgesetz 1947|Verbotsgesetz]] ein. Die Polizei führte eine Hausdurchsuchung bei der Burschenschaft durch, wobei 19 Liederbücher sowie Ordner mit Unterlagen sichergestellt wurden, die zur Überprüfung an das [[Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung]] übergeben wurden.<ref>Der Standard: [https://derstandard.at/2000072972358/Verantwortlicher-fuer-NS-Liederbuch-identifiziert-und-suspendiert ''Polizei beschlagnahmt Germania-Liederbücher – Verantwortlicher suspendiert''], 25. Januar 2018</ref>
Am 24. Jänner leitete die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das [[Verbotsgesetz 1947|Verbotsgesetz]] ein. Die Polizei führte eine Hausdurchsuchung bei der Burschenschaft durch, wobei 19 Liederbücher sowie Ordner mit Unterlagen sichergestellt wurden, die zur Überprüfung an das [[Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung]] übergeben wurden.<ref>Der Standard: [https://derstandard.at/2000072972358/Verantwortlicher-fuer-NS-Liederbuch-identifiziert-und-suspendiert ''Polizei beschlagnahmt Germania-Liederbücher – Verantwortlicher suspendiert''], 25. Jänner 2018</ref>


[[Hans-Henning Scharsach]], Experte für Rechtsextremismus in Österreich, sagte laut [[Spiegel Online]], es sei ein generelles Problem vieler Burschenschaften, dass sie sich „von der Tradition des Nationalsozialismus nicht gelöst“ hätten und Naziverbrechen verharmlosen oder bestreiten würden.<ref name="SPON25012018">Hasnain Kazim: ''„[http://www.spiegel.de/politik/ausland/oesterreich-fpoe-kontakte-in-die-rechtsradikale-szene-a-1189803.html Die FPÖ und die Nazi-Lieder]“'', [[Spiegel Online]] vom 25. Januar 2018, abgerufen am 30. Januar 2018.</ref>
[[Hans-Henning Scharsach]], Experte für Rechtsextremismus in Österreich, sagte laut [[Spiegel Online]], es sei ein generelles Problem vieler Burschenschaften, dass sie sich „von der Tradition des Nationalsozialismus nicht gelöst“ hätten und Naziverbrechen verharmlosen oder bestreiten würden.<ref name="SPON25012018">Hasnain Kazim: ''„[http://www.spiegel.de/politik/ausland/oesterreich-fpoe-kontakte-in-die-rechtsradikale-szene-a-1189803.html Die FPÖ und die Nazi-Lieder]“'', [[Spiegel Online]] vom 25. Jänner 2018, abgerufen am 30. Jänner 2018.</ref>


160 Wissenschaftler, Universitäts-Rektoren und -Professoren, darunter die Präsidentin der Universitätenkonferenz, [[Eva Blimlinger]], schrieben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bildungsminister [[Heinz Faßmann|Heinz Fassmann]] über das NS-verherrlichende Liederbuch: „Das ist ein Aufruf zum Massenmord, der als solcher behandelt werden muss. Die Normalisierung des Rechtsextremismus schreitet in Österreich voran.“ Und sie forderten: „Beenden Sie die Zusammenarbeit mit allen, die Mitglieder rechtsextremer Burschenschaften in ihren Büros beschäftigen.“<ref>[https://kurier.at/politik/inland/offener-brief-zu-ns-liedern-das-ist-aufruf-zum-massenmord/308.258.648 ''NS-Lieder: „Das ist Aufruf zum Massenmord“'', Kurier.at, 25. Januar 2018]</ref><ref>[https://derstandard.at/2000073018160/Fall-Landbauer160-Universitaetsangehoerige-fordern-Taten Offener Brief im Wortlaut, derStandard.at, 25. Januar 2018]</ref>
160 Wissenschaftler, Universitäts-Rektoren und -Professoren, darunter die Präsidentin der Universitätenkonferenz, [[Eva Blimlinger]], schrieben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bildungsminister [[Heinz Faßmann|Heinz Fassmann]] über das NS-verherrlichende Liederbuch: „Das ist ein Aufruf zum Massenmord, der als solcher behandelt werden muss. Die Normalisierung des Rechtsextremismus schreitet in Österreich voran.“ Und sie forderten: „Beenden Sie die Zusammenarbeit mit allen, die Mitglieder rechtsextremer Burschenschaften in ihren Büros beschäftigen.“<ref>[https://kurier.at/politik/inland/offener-brief-zu-ns-liedern-das-ist-aufruf-zum-massenmord/308.258.648 ''NS-Lieder: „Das ist Aufruf zum Massenmord“'', Kurier.at, 25. Jänner 2018]</ref><ref>[https://derstandard.at/2000073018160/Fall-Landbauer160-Universitaetsangehoerige-fordern-Taten Offener Brief im Wortlaut, derStandard.at, 25. Jänner 2018]</ref>


Der ehemalige EU-Abgeordnete und Corpsstudent [[Andreas Mölzer]] (FPÖ) sagte bezugnehmend auf die antisemitischen Strophen und die Geschichte der Burschenschaften: {{"|Ich glaube auch, dass wir Hygiene im eigenen Haus – in jeder einzelnen Verbindung – eine psychisch-historische Hygiene suchen und schaffen müssen. Und, wo es solche Restbestände [von Antisemitismus] gibt – ich kenne an sich keine –, gehören sie ausgetilgt, und das gehört unterbunden.}}<ref>[http://oe1.orf.at/player/20180126/501590/070502000 Ö1 Morgenjournal] am 26. Januar 2018: ''Mölzer will "Hygiene im eigenen Haus"''</ref><ref>{{Internetquelle|url=https://diepresse.com/home/innenpolitik/5360618/Andreas-Moelzer-plaediert-fuer-Hygiene-im-eigenen-Haus|titel=Andreas Mölzer plädiert für "Hygiene im eigenen Haus"|werk=Die Presse|datum=2018-01-16|zugriff=2018-01-26}}</ref>
Der ehemalige EU-Abgeordnete und Corpsstudent [[Andreas Mölzer]] (FPÖ) sagte bezugnehmend auf die antisemitischen Strophen und die Geschichte der Burschenschaften: {{"|Ich glaube auch, dass wir Hygiene im eigenen Haus – in jeder einzelnen Verbindung – eine psychisch-historische Hygiene suchen und schaffen müssen. Und, wo es solche Restbestände [von Antisemitismus] gibt – ich kenne an sich keine –, gehören sie ausgetilgt, und das gehört unterbunden.}}<ref>[http://oe1.orf.at/player/20180126/501590/070502000 Ö1 Morgenjournal] am 26. Jänner 2018: ''Mölzer will "Hygiene im eigenen Haus"''</ref><ref>{{Internetquelle|url=https://diepresse.com/home/innenpolitik/5360618/Andreas-Moelzer-plaediert-fuer-Hygiene-im-eigenen-Haus|titel=Andreas Mölzer plädiert für "Hygiene im eigenen Haus"|werk=Die Presse|datum=16. Jänner 2018|zugriff=26. Jänner 2018}}</ref>


Vertreter jüdischer Organisationen sagten ihre Teilnahme am [[Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust|Holocaust-Gedenktag]] am 27. Januar 2018 in Wien ab. Dies sei kein Protest gegen die Veranstaltung, schrieb [[Ariel Muzicant]], der Vizepräsident des [[Europäischer Jüdischer Kongress|Europäischen Jüdischen Kongresses]] und des [[Jüdischer Weltkongress|Jüdischen Weltkongresses]], in einem Brief an Nationalratspräsident [[Wolfgang Sobotka]], sondern „ein Protest gegen jene FPÖ-ler, die an dieser Veranstaltung teilnehmen und die Veranstaltung missbrauchen“. Er könne nicht an einer Veranstaltung teilnehmen, „an der z. B. Udo Landbauer sitzt und erklärt, er hätte von dem Liederheft ,nichts gewusst’ und würde jetzt seine ,Mitgliedschaft bei der Germania ruhen lassen’“.<ref>[https://kurier.at/politik/inland/muzicant-nimmt-nicht-an-holocaust-gedenken-teil/308.117.428 ''Muzicant nimmt nicht an Holocaust-Gedenken teil'', Kurier.at, 24. Januar 2018]</ref> Er kritisierte, dass in der FPÖ immer wieder mit dem Nationalsozialismus kokettierende Burschenschafter in politische Positionen gehievt würden.<ref>[https://derstandard.at/2000073027606/NS-Liederbuch-Affaere-Strache-war-Gast-bei-Germania-zu-Wiener Karin Riss, Michael Völker, Nina Weißensteiner: ''NS-Liederbuch-Affäre bringt auch Strache unter Druck'', Der Standard, 25. Januar 2018]</ref>
Vertreter jüdischer Organisationen sagten ihre Teilnahme am [[Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust|Holocaust-Gedenktag]] am 27. Jänner 2018 in Wien ab. Dies sei kein Protest gegen die Veranstaltung, schrieb [[Ariel Muzicant]], der Vizepräsident des [[Europäischer Jüdischer Kongress|Europäischen Jüdischen Kongresses]] und des [[Jüdischer Weltkongress|Jüdischen Weltkongresses]], in einem Brief an Nationalratspräsident [[Wolfgang Sobotka]], sondern „ein Protest gegen jene FPÖ-ler, die an dieser Veranstaltung teilnehmen und die Veranstaltung missbrauchen“. Er könne nicht an einer Veranstaltung teilnehmen, „an der z. B. Udo Landbauer sitzt und erklärt, er hätte von dem Liederheft ,nichts gewusst’ und würde jetzt seine ,Mitgliedschaft bei der Germania ruhen lassen’“.<ref>[https://kurier.at/politik/inland/muzicant-nimmt-nicht-an-holocaust-gedenken-teil/308.117.428 ''Muzicant nimmt nicht an Holocaust-Gedenken teil'', Kurier.at, 24. Jännner 2018]</ref> Er kritisierte, dass in der FPÖ immer wieder mit dem Nationalsozialismus kokettierende Burschenschafter in politische Positionen gehievt würden.<ref>[https://derstandard.at/2000073027606/NS-Liederbuch-Affaere-Strache-war-Gast-bei-Germania-zu-Wiener Karin Riss, Michael Völker, Nina Weißensteiner: ''NS-Liederbuch-Affäre bringt auch Strache unter Druck'', Der Standard, 25. Jänner 2018]</ref>


Über 100 Künstler verurteilten in einem Aufruf die „neo-nationalsozialistische Propaganda“ der Burschenschaft, darunter [[Ruth Beckermann]], [[Reinhold Bilgeri]], [[Franzobel]], [[Arno Geiger]], [[Hubert von Goisern]], [[Michael Heltau]], [[Paulus Hochgatterer]], [[Elfriede Jelinek]], [[Erni Mangold]], [[Peter Matić]], [[Peter Rosei]], [[Gerhard Ruiss]], [[Robert Schindel]], [[Peter Weibel (Künstler)|Peter Weibel]], [[Erwin Wurm]].<ref>[http://orf.at/stories/2424251/ ''Nazi-Lieder: Künstlerinitiative verurteilt Burschenschaft'', news ORF.at, 28. Januar 2018]</ref> Die Verse „rufen zum Massenmord auf“. Es gebe keine harmlose Begründung, die die Existenz solcher Lieder in einem Studentenliederbuch erklären könnte, schrieb die Künstlerinitiative.<ref>[https://derstandard.at/2000073182444/Die-Lieder-der-Germania-sind-Verhetzung Die Lieder der Germania sind Verhetzung], derstandard.at vom 28. Januar 2018; [https://www.fixpoetry.com/fix-zone/2018-01-28/aufruf Aufruf] auf Fixpoetry vom 28. Januar 2018.</ref><ref>[https://diepresse.com/home/innenpolitik/5361874/NSLieder_Kuenstler-verurteilen-neonationalsozialistische-Propaganda ''NS-Lieder: Künstler verurteilen "neo-nationalsozialistische Propaganda"''. Die Presse, 28. Februar 2018]</ref>
Über 100 Künstler verurteilten in einem Aufruf die „neo-nationalsozialistische Propaganda“ der Burschenschaft, darunter [[Ruth Beckermann]], [[Reinhold Bilgeri]], [[Franzobel]], [[Arno Geiger]], [[Hubert von Goisern]], [[Michael Heltau]], [[Paulus Hochgatterer]], [[Elfriede Jelinek]], [[Erni Mangold]], [[Peter Matić]], [[Peter Rosei]], [[Gerhard Ruiss]], [[Robert Schindel]], [[Peter Weibel (Künstler)|Peter Weibel]], [[Erwin Wurm]].<ref>[http://orf.at/stories/2424251/ ''Nazi-Lieder: Künstlerinitiative verurteilt Burschenschaft'', news ORF.at, 28. Jänner 2018]</ref> Die Verse „rufen zum Massenmord auf“. Es gebe keine harmlose Begründung, die die Existenz solcher Lieder in einem Studentenliederbuch erklären könnte, schrieb die Künstlerinitiative.<ref>[https://derstandard.at/2000073182444/Die-Lieder-der-Germania-sind-Verhetzung Die Lieder der Germania sind Verhetzung], derstandard.at vom 28. Jänner 2018; [https://www.fixpoetry.com/fix-zone/2018-01-28/aufruf Aufruf] auf Fixpoetry vom 28. Jänner 2018.</ref><ref>[https://diepresse.com/home/innenpolitik/5361874/NSLieder_Kuenstler-verurteilen-neonationalsozialistische-Propaganda ''NS-Lieder: Künstler verurteilen "neo-nationalsozialistische Propaganda"''. Die Presse, 28. Februar 2018]</ref>


== Couleur und Wahlspruch ==
== Couleur und Wahlspruch ==

Version vom 21. April 2018, 03:02 Uhr

Basisdaten
Schulort:Wiener Neustadt
Gründung:25. Dezember 1917
Verband:Keiner (aus dem Österreichischen Pennäler Ring im Jahr 2018 ausgeschlossen)
Farben:Blau-Rot-Gold
Wahlspruch:Deutsch und treu in Not und Tod!

Die pennale Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt (kurz: p.B.! Germania zu Wr. Neustadt) ist eine schlagende und farbentragende Schülerverbindung für männliche Schüler, die in Wiener Neustadt die Oberstufe einer Schule mit Matura besuchen (Gymnasien, HTL Wr. Neustadt, Militärrealgymnasium u. a.). Sie gilt als deutschnational und rechtsextrem. Die pennale Burschenschaft wurde im Jänner 2018 durch ein 1997 in dritter Auflage neu aufgelegtes Liederbuch mit antisemitischen, rassistischen und NS-verherrlichenden Texten öffentlich bekannt.[1] Die Staatsanwaltschaft nahm daraufhin Ermittlungen wegen Verdachts auf Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz auf.

Geschichte

Nachdem es in Wiener Neustadt im Verlauf des Ersten Weltkriegs keine Schülerverbindung mehr gegeben hatte, wurde am 25. Dezember 1917 die "Deutsch-österreichische Studentenverbindung Germania" an der höheren Fachschule für Maschinenwesen und an der Staats-Oberrealschule gegründet.[2] Nachdem die Germania bereits ab 17. Jänner 1919 ihre Bereitschaft zur Mitgliedschaft erklärt hatte, war sie am 9. Juni 1919 Gründungverbindung der pennalen Burschenschaft der Ostmark (pBdO),[3] einer Vereinigung pennaler Burschenschaften der „Ostmark“, also Österreichs, der sie bis zu deren Auflösung am 5. August 1933 angehörte.[4] Ab 1920 bestand ein Kartellverhältnis mit der DpB! Bajuvaria zu Wien.[5] Die pBdO trat 1922 dem bis 1927 bestehenden Korporationsverband Deutscher Pennäler Ring (DPR) bei und wurde 1933 durch die Polizeidirektion Wien aufgelöst. 1934 vertagte sich die Germania, löste die Aktivitas auf, während der Altherrenverein weiterbestand.[5]

Ab 1947 gab es wieder einen monatlichen Stammtisch, die offizielle Reaktivierung erfolgte 1960.

Als 2010 gegen die rechtsextreme Seite Alpen-Donau.info ermittelt wurde, geriet die Verbindung ins Visier der Ermittler.[6] 2017 feierte die Burschenschaft ihr 100-jähriges Bestehen im Rahmen eines Burschentages des Dachverbandes Österreichischer Pennäler Ring (ÖPR), im Jänner 2018 wurde die Burschenschaft jedoch infolge der Affäre um ihr antisemitisches und rassistisches Liederbuch aus dem ÖPR ausgeschlossen.[7] Zu diesem Zeitpunkt hatte sie nach eigenen Angaben 70 Mitglieder (Aktive und Alte Herren).

Laut SZ könne man auch von der Website der Burschenschaft ablesen, wie „germanisch“ sie sich sehe: E-Mails werden „Strompost“ genannt, und bei den Veranstaltungshinweisen wurden die altgermanischen Monatsbezeichnungen verwendet wie „Hornung“ für Februar und „Brachmond“ für Juni.[8] Laut DÖW sind u. a. Schüler des Militärrealgymnasiums und der Theresianischen Militärakademie Mitglieder der Burschenschaft Germania.[9]

Verbindungshaus

Der Rabenturm in Wiener Neustadt

Als Verbindungshaus dient der Rabenturm Wiener Neustadt, ein Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert, Teil der noch bestehenden Reste der Stadtmauer, der in den 1960er Jahren hierfür angemietet und für diesen Zweck umgebaut wurde.[10][11] Von 1984 bis 1986 dienten die Räume auch den Mitgliedern der Akademischen Tafelrunde Wiking zu Wiener Neustadt (TR! Wiking, Mitglied im WKR[12]), einer schlagenden Studentenverbindung von Studenten an der Theresianischen Militärakademie, als Gäste der Germania vorübergehend als Verbindungshaus.[13]

Verbindungen mit der FPÖ

Der FPÖ-Politiker Udo Landbauer, der als Jugendlicher im Jahr 2000 der Germania beigetreten war, war zwei Jahre lang stellvertretender Vorsitzer.[14] Der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete Stefan Berger war Mitglied der Germania.[15][16]

Liederbuch mit antisemitischen Liedern

Im Jänner 2018 berichtete zunächst Nina Horaczek in der Wiener Wochenzeitung Falter über das 1997 in dritter Auflage erschienene Liedbuch der Germania zu Wiener Neustadt, in dem auch eine Reihe antisemitischer, rassistischer und im Verdacht der Wiederbetätigung nach dem Verbotsgesetz stehende Liedtexte enthalten sind.[17] Darunter finden sich auch Passagen wie „Auch wir sind Indogermanen und wollen zur Waffen-SS“.[18] Das Bekanntwerden der Inhalte dieses Liederbuchs führte dazu, dass Udo Landbauer, Spitzenkandidat der FPÖ Niederösterreich für die Landtagswahl am 28. Jänner 2018, seine Mitgliedschaft „ruhend stellte“. Er habe die Lieder nicht gekannt. Er verlangte eine Untersuchungskommission, um die „skandalöse Angelegenheit restlos und umfassend zu klären“.[19] Die Burschenschaft suspendierte den für das Liederbuch Verantwortlichen. Dieser würde sich den Behörden stellen. Man distanzierte sich von dem Buch und würde jede Maßnahme fördern, die der Polizei bei der Aufklärung hilft.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen bezeichnete den Abdruck der Lieder als „zutiefst verabscheuungswürdig“ und hielt fest: „Die Mitglieder der Germania stehen jetzt im Verdacht der Wiederbetätigung. Wer immer dafür verantwortlich ist, hat in der Politik nichts zu suchen.“[20] Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) nannte die Liedtexte „rassistisch, antisemitisch und absolut widerwärtig“ und forderte Konsequenzen. Für Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) war die „rote Linie“ von Landbauer noch nicht überschritten, da ihm Landbauer versichert habe, dass er die Lieder nicht kannte.[21]

Am 24. Jänner leitete die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt von Amts wegen ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Verbotsgesetz ein. Die Polizei führte eine Hausdurchsuchung bei der Burschenschaft durch, wobei 19 Liederbücher sowie Ordner mit Unterlagen sichergestellt wurden, die zur Überprüfung an das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung übergeben wurden.[22]

Hans-Henning Scharsach, Experte für Rechtsextremismus in Österreich, sagte laut Spiegel Online, es sei ein generelles Problem vieler Burschenschaften, dass sie sich „von der Tradition des Nationalsozialismus nicht gelöst“ hätten und Naziverbrechen verharmlosen oder bestreiten würden.[23]

160 Wissenschaftler, Universitäts-Rektoren und -Professoren, darunter die Präsidentin der Universitätenkonferenz, Eva Blimlinger, schrieben in einem offenen Brief an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Bildungsminister Heinz Fassmann über das NS-verherrlichende Liederbuch: „Das ist ein Aufruf zum Massenmord, der als solcher behandelt werden muss. Die Normalisierung des Rechtsextremismus schreitet in Österreich voran.“ Und sie forderten: „Beenden Sie die Zusammenarbeit mit allen, die Mitglieder rechtsextremer Burschenschaften in ihren Büros beschäftigen.“[24][25]

Der ehemalige EU-Abgeordnete und Corpsstudent Andreas Mölzer (FPÖ) sagte bezugnehmend auf die antisemitischen Strophen und die Geschichte der Burschenschaften: „Ich glaube auch, dass wir Hygiene im eigenen Haus – in jeder einzelnen Verbindung – eine psychisch-historische Hygiene suchen und schaffen müssen. Und, wo es solche Restbestände [von Antisemitismus] gibt – ich kenne an sich keine –, gehören sie ausgetilgt, und das gehört unterbunden.“[26][27]

Vertreter jüdischer Organisationen sagten ihre Teilnahme am Holocaust-Gedenktag am 27. Jänner 2018 in Wien ab. Dies sei kein Protest gegen die Veranstaltung, schrieb Ariel Muzicant, der Vizepräsident des Europäischen Jüdischen Kongresses und des Jüdischen Weltkongresses, in einem Brief an Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, sondern „ein Protest gegen jene FPÖ-ler, die an dieser Veranstaltung teilnehmen und die Veranstaltung missbrauchen“. Er könne nicht an einer Veranstaltung teilnehmen, „an der z. B. Udo Landbauer sitzt und erklärt, er hätte von dem Liederheft ,nichts gewusst’ und würde jetzt seine ,Mitgliedschaft bei der Germania ruhen lassen’“.[28] Er kritisierte, dass in der FPÖ immer wieder mit dem Nationalsozialismus kokettierende Burschenschafter in politische Positionen gehievt würden.[29]

Über 100 Künstler verurteilten in einem Aufruf die „neo-nationalsozialistische Propaganda“ der Burschenschaft, darunter Ruth Beckermann, Reinhold Bilgeri, Franzobel, Arno Geiger, Hubert von Goisern, Michael Heltau, Paulus Hochgatterer, Elfriede Jelinek, Erni Mangold, Peter Matić, Peter Rosei, Gerhard Ruiss, Robert Schindel, Peter Weibel, Erwin Wurm.[30] Die Verse „rufen zum Massenmord auf“. Es gebe keine harmlose Begründung, die die Existenz solcher Lieder in einem Studentenliederbuch erklären könnte, schrieb die Künstlerinitiative.[31][32]

Couleur und Wahlspruch

Das Band der Germania hat die Farben Blau-Rot-Gold mit goldener Perkussion, als Kopfbedeckung wird eine weinrote Samtmütze getragen.[2] Sie führt den Wahlspruch: Deutsch und treu in Not und Tod![2]

Bekannte Mitglieder

Einzelnachweise

  1. Skandal um Nazi-Liedgut schlägt in Österreich hohe Wellen, Zeit Online vom 25. Jänner 2018, abgerufen am 26. Jänner 2018; Fall Landbauer: Kurz und Faßmann sollen handeln, derStandard.at vom 25. Jänner 2018, abgerufen am 26. Jänner 2018.
  2. a b c Oskar Waas: Die Pennalie. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte. (= Geschichte des Europäischen Studententums. Band 2.) Graz, 1967, S. 185.
  3. Oskar Waas: Die Pennalie. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte. (= Geschichte des Europäischen Studententums. Band 2.) Graz, 1967, S. 272.
  4. Oskar Waas: Die Pennalie. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte. (= Geschichte des Europäischen Studententums. Band 2.) Graz, 1967, S. 388.
  5. a b Internet Archive: archivierte Seite zur Geschichte der p.B.! Germania zu Wr. Neustadt
  6. Anna Thalhammer: „NS-Lieder, die keiner kennen will“, Die Presse vom 26. Jänner 2018.
  7. Verband schließt Germania zu Wiener Neustadt aus auf orf.at, abgerufen am 30. Jänner 2018
  8. Leila Al-Serori/Oliver Das Gupta: Aufregung um FPÖ-Politiker wegen Nazi-Liederbuch, Süddeutsche Zeitung vom 24. Jänner 2018.
  9. Liste mit mutmaßlichen Verdächtigen, orf.at vom 8. November 2010, abgerufen am 25. Jänner 2018.
  10. "Bude" der PBGermania aufgerufen am 26. Jänner 2017
  11. Zeitgeschichte Wiener Neustadt: Der Rabenturm
  12. Wiener Korporationsring: Mitglieder (abgerufen am 26. Jänner 2018)
  13. TR! Wiking, Geschichte (abgerufen am 26. Jänner 2018)
  14. Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta: Aufregung um FPÖ-Politiker wegen Nazi-Liederbuch, Süddeutsche Zeitung, 24. Jänner 2018
  15. orf.at: Auch Wiener FPÖ-Gemeinderat bei Germania. Artikel vom 3. Februar 2018, abgerufen am 7. Februar 2018.
  16. profil.at: FPÖ-Landtagsabgeordneter Stefan Berger: „Ich bin bis zur restlosen Klärung sofort ausgetreten“. Artikel vom 3. Februar 2018, abgerufen am 7. Februar 2018.
  17. Nina Horaczek: „Wir schaffen die siebte Million“, Der Falter 04/18 vom 23. Jänner 2018, abgerufen am 30. Jänner 2018; Schwere Vorwürfe gegen Spitzenkandidaten der FP-Niederösterreich vom 23. Jänner 2018
  18. Debatte um Rücktritt: FPÖ hofft, dass das NS-Lied verstummt, Kurier.at, 25. Jänner 2018
  19. Die Presse: Landbauer stellt "Germania"-Mitgliedschaft ruhend, 23. Jänner 2018
  20. Der Standard: Van der Bellen: "Das ist zutiefst verabscheuungswürdig", 24. Jänner 2018
  21. Der Standard: Für Strache hat Landbauer die rote Linie noch nicht überschritten, 24. Jänner 2018, abgerufen am 25. Jänner 2018.
  22. Der Standard: Polizei beschlagnahmt Germania-Liederbücher – Verantwortlicher suspendiert, 25. Jänner 2018
  23. Hasnain Kazim: Die FPÖ und die Nazi-Lieder, Spiegel Online vom 25. Jänner 2018, abgerufen am 30. Jänner 2018.
  24. NS-Lieder: „Das ist Aufruf zum Massenmord“, Kurier.at, 25. Jänner 2018
  25. Offener Brief im Wortlaut, derStandard.at, 25. Jänner 2018
  26. Ö1 Morgenjournal am 26. Jänner 2018: Mölzer will "Hygiene im eigenen Haus"
  27. Andreas Mölzer plädiert für "Hygiene im eigenen Haus". In: Die Presse. 16. Januar 2018, abgerufen am 26. Januar 2018.
  28. Muzicant nimmt nicht an Holocaust-Gedenken teil, Kurier.at, 24. Jännner 2018
  29. Karin Riss, Michael Völker, Nina Weißensteiner: NS-Liederbuch-Affäre bringt auch Strache unter Druck, Der Standard, 25. Jänner 2018
  30. Nazi-Lieder: Künstlerinitiative verurteilt Burschenschaft, news ORF.at, 28. Jänner 2018
  31. Die Lieder der Germania sind Verhetzung, derstandard.at vom 28. Jänner 2018; Aufruf auf Fixpoetry vom 28. Jänner 2018.
  32. NS-Lieder: Künstler verurteilen "neo-nationalsozialistische Propaganda". Die Presse, 28. Februar 2018