Jørgen Lorentzen

Jørgen Lorentzen (geb. 4. November 1956) ist ein norwegischer Literaturwissenschaftler und war bis 2013 Professor am Zentrum für Geschlechterforschung der Universität Oslo. Sein Schwerpunkt ist Männerforschung, und er ist auch als Filmproduzent von TV-Dokumentationen bekannt.

Leben

Nach einem Studium als Landwirt und in Geschichte machte Lorentzen ein Examen in Philosophie und studierte ab 1980 Vergleichende Literaturwissenschaft an den Universitäten Bergen, Berkeley und Oslo, wo er sich 1997 promovierte. Von 1997 bis 2000 war er Associate Professor für Vergleichende Literaturwissenschaften. 2002 wurde er nach einem Jahr Elternzeit auf den Lehrstuhl für Geschlechterforschung mit den Schwerpunkten 'Männer und Männlichkeiten' sowie 'Neue Formen der Initimität' an die Universität Oslo berufen. 2002 war er Projektleiter für die Entwicklung des nordischen Forschungsprogramms “Den nordiske mannen?” (“Nordischer Mann?”), gefördert vom Familienministerium und dem Nordischen Rat. 2009 arbeitete er für ein Projekt von CARE Norway mit der Fragestellung, wie Männer stärker in die Entwicklungsarbeit eingebunden werden können.[1]

Seit 2013 ist Jørgen Lorentzen Direktor der Hedda Foundation mit Sitz in Oslo, die sich mittels künstlerischer Projekte für Menschenrechte, Gleichberechtigung, Demokratie und Entwicklung einsetzt.[1] Mit der von ihm mitgegründeten Filmproduktionsfirma Integralfilm produziert Lorentzen Filme insbesondere zu Themen der Geschlechtergerechtigkeit und zum Thema Minderheitenrechte.[2] Er ist mit der Filmemacherin Nefise Özkal Lorentzen verheiratet.[3]

Lorentzen kam in der Fernsehdokumentation Hjernevask vor von Harald Eia vor, die in Norwegen und international größere Kontroversen über die Rolle der Gender Studies auslöste und der im Netz auch von antifeministischen Bewegungen aufgegriffen wurde.[4] Lorentzen beklagte nach der Ausstrahlung, dass die Darstellung in der Sendung tendenziös gewesen sei, eine Beschwerde beim norwegischen Presserat wurde allerdings abgewiesen.[5]

Jørgen Lorentzen benannte die frauenfeindliche Motivlage für die Morde von Anders Breivik, der in seinem Manifest behauptet hatte, die Schuld an der „Überfremdung“ und der „Einführung der Scharia“ trage der „Staatsfeminismus“ und die „Gender-Doktrin“. Beides beraube den westlichen Mann seiner patriarchalen Position und führe damit zu einer Schwächung der Nation.[6][7]

Schriften (Auswahl)

  • Men's Experiences of Violence in Intimate Relationships (mit Marianne Inéz Lien), Palgrave Macmillan, 2019 ISBN 978-3-030-03993-6
  • The History of Fatherhood in Norway, 1850–2012, Palgrave Macmillan, 2013, ISBN 978-1-137-34338-3

Einzelnachweise

  1. a b Lebenslauf von Lorentzen auf der Website von Integral Film. Abgerufen am 4. Juni 2021 (norwegisch).
  2. INTEGRAL FILM. Abgerufen am 4. Juni 2021 (amerikanisches Englisch).
  3. Nareen Mizory: Laget film om kuppet i Tyrkia. In: Utrop. 13. Oktober 2019, abgerufen am 7. Juni 2021 (norwegisch).
  4. Mari Lilleslåtten: Controversial documentary used to de-legitimize Norwegian gender research. In: Kilden. 8. Mai 2019, abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  5. Geir Ramnefjell, Eivind Kristensen: Lorentzen tapte mot Eia i PFU. 22. Juni 2010, abgerufen am 4. Juni 2021 (norwegisch).
  6. Ida Irene Bergstrøm: Breivik's compendium reveals the logic behind anti-feminism. In: Kilden. 20. Dezember 2013, abgerufen am 4. Juni 2021 (englisch).
  7. Franziska Schutzbach: Kein Tag ohne Beschimpfung: Der abgrundtiefe Hass der Antifeministen. 18. Februar 2015, abgerufen am 4. Juni 2021.