Þingvellir

Þingvellir Nationalpark
Þingvellir
Þingvellir
Þingvellir
Þingvellir (Island)
Þingvellir (Island)
Koordinaten: 64° 15′ 29″ N, 21° 7′ 30″ W
Lage:Höfuðborgarsvæðið, Island
Nächste Stadt:Reykjavík
Fläche:237 km²[1]
Gründung:1928
Adresse:Offizielle Website
Blick über den See
Blick über den See
Blick über den See
Þingvellir und Almannagjá im Winter
Þingvellir und Almannagjá im Winter
Þingvellir und Almannagjá im Winter
Kirche von Þingvellir
Kirche von Þingvellir
Kirche von Þingvellir
Welterbe-Plakette
Welterbe-Plakette
Welterbe-Plakette
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Þingvellir [θiŋkvetlir] ist ein Ort und ein Nationalpark im Südwesten von Island, etwa 40 km östlich der isländischen Hauptstadt Reykjavík am Nordufer des Sees Þingvallavatn. Zur Zeit der Besiedlung trafen sich zentral in Þingvellir Reitpfade aus allen Teilen des Landes. Þingvellir liegt in einer Grabenbruchzone, an der die Nordamerikanische und die Eurasische Platte auseinanderdriften. An dem Ort trat ab 930 n. Chr. das Parlament der Wikinger zusammen. Der Nationalpark verdeutlicht die Lage Islands auf dem Mittelatlantischen Rücken: Nördlich des Sees Þingvallavatn erstreckt sich ein tiefer Graben. 930 n. Chr. erwählten die 36 Clanführer Islands Þingvellir (Versammlungsebene) als Stätte ihres jährlichen Alþing (Generalversammlung), bei dem sich die 60.000 Bewohner des Landes zur Gesetzesverkündung und Schlichtung von Streitigkeiten einfanden. Mit der Herrschaftsübername der Norweger 1262 sank die Bedeutung des Alþing. Es fand 1798 zum letzten Mal statt. Þingvellir zählt seit 2004 zu den UNESCO-Welterbestätten.

Zu Bedeutung und Aussprache

Isländisch Þing (Thing) bedeutet „Volksversammlung“, gesprochen mit einem zum k gehärteten g am Ende, also nicht genau wie das sprachlich verwandte englische thing. Isländisch völlur bedeutet „Feld“, dessen Plural vellir auch „Ebene“ bedeuten kann, und etwa „wettlir“ gesprochen wird. Der Ortsname lautet folglich [θiŋkvetlir]. Die Übersetzung des ganzen Begriffs lautet „Ebene der Volksversammlung“.

Historische Bedeutung

Hier wurde bereits um 930, also am Ende der Landnahme durch vor allem norwegische Wikinger, einmal jährlich während zwei Wochen im Juni die traditionelle gesetzgebende Versammlung Alþing abgehalten. Sie hatte sowohl gesetzgeberische als auch Gerichtsbarkeits-Funktionen. Es handelt sich um eines der ältesten Parlamente der Welt – nach denen in Griechenland und im Römischen Reich der Antike. Es bestand bis ins Jahr 1798, als die Dänen das Althing auflösten.

Im Jahr 1000 wurde in Þingvellir die Annahme des Christentums beschlossen.

An diesem historischen Ort wurde auch am 17. Juni 1944 die Republik Island ausgerufen und 1994 deren Fünfzigjahrfeier begangen.

Noch heute sind am Rande des Parlamentsplatzes und an mehreren Orten der Schlucht verwitterte und überwachsene Steinmauern der damals mit Zeltplanen überdachten Lagerstätten zu sehen.

Die Gerichte des Alþing hatten nicht die Macht, Urteile zu vollstrecken. Prozessparteien akzeptierten die Urteilssprüche als Spiegel der öffentlichen Meinung. Einflussreiche Personen konnten theoretisch - und oft auch praktisch - eine Verurteilung ignorieren. Die Gerichte versuchten, in ernsten Streitigkeiten zu vermitteln. Zur Zeit der Wikinger war die Höchststrafe nicht das Todesurteil, sondern die Ächtung - die dreijährige Verbannung aus Island.

Geologie[2]

Þingvellir liegt inmitten einer Grabenbruchzone (Riftzone) und umgeben von vier aktiven Vulkansystemen, darunter der Hengill am Südufer des Sees Þingvallavatn.

Der Fluss Öxará durchströmt den Nationalpark und formt an der Schlucht Almannagjá einen sehenswerten Wasserfall, den Öxarárfoss.

U. a. an diesem Ort (und im weiteren Umfeld) wird auch das Auseinanderdriften der amerikanischen und europäischen tektonischen Platten durch imposante Felsspalten und Risse sichtbar, vor allem an der Almannagjá (Allmänner-Schlucht) oder auch der Silfra-Spalte. Die tektonischen Verschiebungen zeigen sich auch in den häufigen Erdbeben.[3] In den letzten 10.000 Jahren ist das Land beidseits der Schlucht Almannagjá um 70 Meter auseinandergedriftet und der Talboden hat sich um ca. 40 Meter gesenkt.

Außerdem macht sich der Vulkanismus bemerkbar. Die Gegend befindet sich mitten auf der westlichen aktiven Vulkan- und Riftzone. Dies erklärt die vier aktiven Vulkansysteme, unter deren Einfluss sie liegt: Neben Hengill sind das noch Hrómundartindur, Hrafnabjörg und Prestahnjúkur.

Landschaft [4]

Lögberg (Gesetzesfelsen)

Von dem markanten Felsen unterhalb der Klippen der Almannagjá wurden einst die Landesgesetze des Alþing verkündet. In der Nähe lassen sich die Konturen der buðir, der Zeltlager aus der Wikingerzeit, ausmachen.

Kirche von Þingvellir

Der schlichte Holzbau mit schwarzem Dach erinnert an das Alþing von 1000 n. Chr., als Island trotz heftiger Opposition heidnischer Priester das Christentum zur einzigen Religion das Christentum zur einzigen Religion wählte. Die Kirche von 1859 enthält eine Kanzel aus dem Jahr 1683.

Allmannagjá

Auf dem Weg durch die von Felswänden gesäumte Schlucht wird die Geologie Þingvellirs deutlich: An der Stelle reißen die Nordamerikanische und die Eurasische Platte, die jährlich ca. 2 Zentimeter auseinanderdriften, Island buchstäblich in zwei Hälften.

Vulkanismus

Der das Tal von Þingvellir bedeckende Lavastrom geht auf einen Ausbruch des Schildvulkans Skjaldbreiður zurück, dessen breiter, flacher Kegel im Norden des Parks liegt. Von tiefen Rissen durchzogen, kühlte der Strom zu zerklüfteter Aa- und zu glasiger Pahoehoe-Lava ab.

Þingvallavatn

Mit 84 Quadratkilometern ist Þingvallavatn Islands größter natürlicher See. Man kann Saiblinge und Forellen angeln oder im klaren Wasser schnorcheln.

Flora

Den Talboden bedecken Moose, Flechten, Orchideen, Krautweiden und Birken. Im farbenprächtigen Herbst kann man Krähenbeeren, die zu Marmelade eingekocht werden, sammeln.

Besucherzentrum

Das auf der westlichen Anhöhe an der Straße Nr. 36 gelegene Zentrum bietet herrlichen Blick auf Þingvellir sowie mehrsprachige Filme und DVDs zu Geologie und Geschichte der Region. Vom Besucherzentrum führt die Almannagjá zum Löfberg hinab. Auf einem Abstecher erreicht man den Peningagjá, die Kirche und den Öxarárfoss. Bei gutem Wetter kann man zu den verlassenen Farmen am Rand der Grube hinaufsteigen. Vorsicht: Unter dem dichten Gestrüpp verlaufen tiefe Spalten.

Fauna

Das nördliche Gebiet des Þingvallavatn ist reich an Wildtieren: Auf dem Wasser leben Schwäne, Gänsesäger und Eistaucher, an den Ufern Nerze, Schnepfen, Schneehühner und Polarfüchse.

Öxarárfoss

Der Sage nach entstand der Wasserfall, als der Fluss Öxará um 930 n. Chr. umgeleitet wurde, um die Volksversammlungen mit Trinkwasser zu versorgen. Im Mittelalter wurden hier Todesurteile vollstreckt.

Peningagjá

Der mit klarem, pfauenblauem Wasser gefüllte schmale, tiefe Lavaspalt bietet einen wunderbaren Anblick. Auf dem Grund dieses von der Natur geschaffenen Wunschbrunnens sieht man Münzen glitzern.

Touristische Bedeutung

Der Ort gehört mit dem Wasserfall Gullfoss und den Geysiren des Haukadalur zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Islands, dem sogenannten Golden Circle.

Zum 1000-jährigen Jubiläum des Althing wurde Þingvellir im Jahr 1930 zum Nationalpark erklärt.

2004 wurde der Nationalpark durch die UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.

Am 31. März 2010 stürzte ein Teil der „Allmännerschlucht“ ein. Dabei kamen keine Personen zu Schaden. Der Gehweg in die Talmulde ist nach Reparaturarbeiten wieder passierbar (Mai 2013).

Panorama

Panorama Þingvellir und Þingvallavatn
Vertikales Panorama der Flosagjá

Quellen

Broschüre: Willkommen in Þingvellir, herausgegeben von der Verwaltung des Þingvellir Nationalpark

Siehe auch

Commons: Þingvellir National Park – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Þingvellir National Park Management Plan 2004 to 2024
  2. vgl. Thor Thordarson, Armann Hoskuldsson: Classic Geology in Europe 3. Iceland. Harpenden 2002, S. 74ff.
  3. vgl. Earthquakes - Iceland. hraun.vedur.is, abgerufen am 11. Mai 2011.
  4. Dorling Kindersley Top 10 Island, S. 8-9.