„Campus für Demokratie“ – Versionsunterschied

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'''Campus für Demokratie''' ist eine Idee des [[Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen|Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit]] der ehemaligen [[DDR]], [[Roland Jahn]], für die Nachnutzung und Entwicklung der ehemaligen [[Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit]] in [[Berlin-Lichtenberg]]. Am 12. Juni 2013 wurde der Förderkreis „Campus der Demokratie“ e.V. nach der Initiative von [[Danny Freymark]], Mitglied des [[Abgeordnetenhaus von Berlin|Abgeordnetenhauses von Berlin]], gegründet.<ref name="Martin Pätzold"> {{Webarchiv|text=Förderkreis Campus der Demokratie gegründet - Danny Freymark wird neuer Vorsitzender |url=http://www.martinpaetzold.de/meldungen/einzelansicht/article/foerderkreis-campus-der-demokratie-gegruendet-danny-freymark-wird-neuer-vorsitzender.html |wayback=20141006081030 }}, 12. Juni 2013.</ref>
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'''Campus der Demokratie''' ist eine Idee des [[Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen | Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit]] der ehemaligen [[DDR]], [[Roland Jahn]], für die Entwicklung der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin.<ref name="Die Behörde des Bundesbeauftragten">[https://www.bstu.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/jahn_campus.pdf?__blob=publicationFile], Der Campus der Demokratie ist eine Idee des BStU für die Entwicklung der ehemaligen Stasi-Zentrale in [[Berlin]] </ref> Am 12. Juni 2013 wurde der Förderkreis „Campus der Demokratie“ e.V. nach der Initiative von
[[Danny Freymark]]
, Mitglied des [[Abgeordnetenhaus von Berlin | Abgeordnetenhauses von Berlin]], gegründet.<ref name="Martin Pätzold">[http://www.martinpaetzold.de/meldungen/einzelansicht/article/foerderkreis-campus-der-demokratie-gegruendet-danny-freymark-wird-neuer-vorsitzender.html], Vom 12.06.2013 Förderkreis Campus der Demokratie gegründet - Danny Freymark wird neuer Vorsitzender </ref>


== Ausgangslage ==
== Ausgangslage ==
Am ehemaligen Standort des [[Ministerium für Staatssicherheit | Ministeriums für Staatssicherheit]] der [[DDR | Deutschen Demokratischen Republik]] fand im Rahmen der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR | Friedlichen Revolution]] eine der wichtigsten Besetzungen von staatlichen Institutionen statt. Am 15. Januar 1990 stürmten Demonstranten den Sitz des Repressionsapparates und besetzten mehrere Gebäude. Seitdem wurde der Komplex von verschiedenen Eigentümern zunächst genutzt und steht nun zu großen Teilen leer.
Am ehemaligen Standort des [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministeriums für Staatssicherheit]] (MfS) der [[DDR|Deutschen Demokratischen Republik]] fand im Rahmen der [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Friedlichen Revolution]] eine der wichtigsten Besetzungen von staatlichen Institutionen statt. Am [[Sturm auf die Stasi-Zentrale in der Normannenstraße 1990|15. Januar 1990 stürmten Demonstranten auf das Gelände]]. Zuvor hatte die Regierung die Verantwortung für die Außensicherung an die Bürgerkomitees aus den Bezirken und die Volkspolizei abgegeben, die die Demonstranten einließen.<ref>{{Internetquelle |url=https://stasibesetzung.de/mfs/default-title-3 |titel=Vor Ort in der Stasi-Zentrale am 15. Januar 1990 |abruf=2023-03-05}}</ref> Danach wurde der Komplex von verschiedenen Eigentümern zunächst genutzt und stand schließlich zu großen Teilen leer.

2020 wurde im Auftrag der [[Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen|Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen]] eine bauhistorische Studie erarbeitet, die einen Gesamtüberblick über die städtebauliche und bauliche Entwicklung des Blockes seit Beginn der Nutzungen durch das MfS liefert.<ref>{{Internetquelle |autor=Marie Josée Seipelt und Eckhard Hasler |url=https://www.stadtentwicklung.berlin.de/nachhaltige-erneuerung/fileadmin/user_upload/Dokumentation/Projektdokumentation/Lichtenberg/FG_FrankfurterAlleeNord/Blockkonzept_CfD/PDF/Bauhist_Studie_ehem_MfS-Areal_2020.pdf |titel=Campus für Demokratie Berlin–Lichtenberg |titelerg=Bauhistorische Studie zum ehemaligen MfS-Areal Normannenstraße |datum=2020-10-30 |abruf=2021-05-26}}</ref>


== Idee ==
== Idee ==
Die Idee zur Errichtung eines solchen Campus wurde bereits im Jahr 2012 geboren. Der bisher als Repressionsinstitution bekannte Gebäudekomplex soll positiv besetzt werden. Hierzu soll vor Ort ein Ort des Verweilens und des Lernens mit Institutionen der Aufklärung und der Gesellschaft etabliert werden.<ref name="Die Behörde des Bundesbeauftragten">[https://www.bstu.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/jahn_campus.pdf?__blob=publicationFile], Der Campus der Demokratie ist eine Idee des [[Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen | BStU]] für die Entwicklung der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin </ref>
Die Idee zur Errichtung eines Campus für Demokratie in der ehemaligen [[Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit]] wurde bereits im Jahr 2012 geboren. Der als Repressionsinstitution bekannte Gebäudekomplex sollte zu einem Ort der Auseinandersetzung mit der Gegenwart werden und für Demokratie werben. Sie wurde als Einladung an staatliche und gesellschaftliche Institutionen verstanden, das Gelände für die Aufklärung über Diktatur und Widerstand zu nutzen.<ref>{{Internetquelle |autor=Roland Jahn |url=https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/assets/bstu/de/Downloads/Campusbroschuere_2020.pdf |titel=Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie |hrsg=Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU) |datum=2020 |seiten=3 |abruf=2021-05-26}}</ref>


== Das Gelände des Campus ==
== Das Gelände des Campus ==
[[File:Plan Stasi-Gelände zw Normannen-, Ruschestr. u. Frankf. Allee 2015-11-01 ama fec.JPG|mini|Plan der ehemaligen [[Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit]]]]
Zentral auf dem Areal des ehemaligen liegt heute das [[Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße | Stasimuseum]] vom Trägerverein ASTAK e.V. im ehemaligen Dienstsitz von [[Erich Mielke]], dem [[Ministerium für Staatssicherheit | Minister für Staatssicherheit]] der [[DDR]] bis 1989. Zudem hat der [[Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen]] hier sein Archiv und auch ein Ärztezentrum, sowie einige Geschäfte sitzen vor Ort. Der größte Teil der Immobilien steht jedoch leer. Der Büroleerstand am Standort macht 20% des Berliner Leerstands aus.
{{Hauptartikel|Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit}}
Das Gelände grenzt im Norden an die Normannenstraße, gegenüber des [[HOWOGE-Arena „Hans Zoschke“ | Hans-Zoschke-Stadions]]. Im Süden grenzt es an die [[Frankfurter Allee]]. Zugang zum Gelände bekommt man über die Ruschestraße 103, dem ehemaligen Tor zum Ministerium. Im Osten grenzt das Gelände an die Magdalenenstraße und das [[Amtsgericht Lichtenberg]]. Das Areal ist mit der U-Bahn-Station „Magdalenenstraße“ direkt an Berlins Mitte mit der U-Bahnlinie 5 angebunden.

Das Gelände des ehemaligen MfS befindet sich im Stadtbezirk [[Berlin-Lichtenberg]]. Es grenzt im Norden an die Normannenstraße, gegenüber dem [[Hans-Zoschke-Stadion]]. Im Süden grenzt es an die [[Frankfurter Allee]]. Im Osten grenzt das Gelände an die Magdalenenstraße mit der von 1955 bis 1989 vom MfS genutzten [[Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit|ehemaligen Untersuchungshaftanstalt II]] für politische Gefangene, die baulich verbunden ist mit dem [[Amtsgericht Lichtenberg]]. Das Areal ist über die [[U-Bahnhof Magdalenenstraße|U-Bahn-Station „Magdalenenstraße“]] direkt an Berlins Mitte mit der U-Bahn-Linie 5 angebunden.

Zentral auf dem Gelände des ehemaligen MfS liegt der ehemalige Dienstsitz des [[Ministerium für Staatssicherheit|Ministers für Staatssicherheit]], in dem heute die [[Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße|Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße mit dem Stasimuseum]] des Trägervereins ASTAK e.V. untergebracht ist. Das [[Stasi-Unterlagen]]-Archiv (bis 2021 dem [[Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen|BStU]] unterstellt, seither in der Zuständigkeit des [[Bundesarchiv (Deutschland)|Bundesarchivs]]) befindet sich ebenfalls auf dem Areal, weitere Gebäude beherbergen ein Ärztezentrum sowie einige Geschäfte. Der größte Teil der Immobilien steht jedoch leer. Der Büroleerstand am Standort macht 20 % des Berliner Leerstands aus.<!-- Beleg?
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Auch der Bund und das Land Berlin lassen Gebäude leer stehen.


== Der Förderkreis Campus der Demokratie e. V. ==
== Der Förderkreis Campus der Demokratie e. V. ==
Im Sommer 2013 gründete sich zur Unterstützung der Idee der Förderkreis Campus der Demokratie e. V. gegründet. Gründungsvorsitzender wurde der Lichtenberger Abgeordnete [[Danny Freymark]] [[Mitglied des Landtages | MdA]]. Im Verein versammeln sich neben der letzten Parlamentspräsidentin der [[DDR]], Dr. [[Sabine Bergmann-Pohl]] und dem Vorsitzenden des Bautzener Komitees Alexander Latotzky, zahlreiche Menschen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Ziel des Vereins ist die Etablierung des „Campus der Demokratie“
Im Sommer 2013 gründete sich zur Unterstützung der Idee der Förderkreis Campus der Demokratie e. V. Gründungsvorsitzender wurde der Lichtenberger Abgeordnete [[Danny Freymark]], [[Mitglied des Landtages|MdL]]. Im Verein versammeln sich neben der letzten Parlamentspräsidentin der [[DDR]], Dr. [[Sabine Bergmann-Pohl]] und dem Vorsitzenden des Bautzener Komitees [[Alexander Latotzky]], zahlreiche Menschen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Ziel des Vereins ist die Etablierung des „Campus der Demokratie“.


== Dauerausstellung Friedliche Revolution ==
== Dauerausstellung Friedliche Revolution ==
Im Innenhof des riesigen Gebäudekomplexes in Berlin-Lichtenberg entsteht 2015 eine Open-Air-Ausstellung zur Friedlichen Revolution. Die Dauerausstellung unter freiem Himmel knüpft an die erfolgreiche Open-Air-Ausstellung zur [[Wende und friedliche Revolution in der DDR | Friedlichen Revolution]] auf dem [[Alexanderplatz]] 2009/10 an.<ref name="Friedliche Revolution 1989/1990">[http://revolution89.de/?PID=static,Ausstellung,00050-Dauerausstellung,Index_de], Dauerausstellung Friedliche Revolution </ref>
Im Innenhof des riesigen Gebäudekomplexes der ehemaligen MfS-Zentrale erinnert seit dem 15. Juni 2016 eine Ausstellung unter freiem Himmel an die [[Wende und friedliche Revolution in der DDR|Friedliche Revolution]] 1989/90.<ref>{{Internetquelle |url=https://revolution89.de/ausstellung/open-air-ausstellung/ |titel=Revolution und Mauerfall |titelerg=Eine Ausstellung der Robert-Havemann-Gesellschaft |abruf=2021-05-26}}</ref> Die Dauerausstellung knüpft an die Open-Air-Ausstellungen ''Erzählende Orte, 30 Jahre Friedliche Revolution – Mauerfall'' an.<ref>{{Internetquelle |url=https://mauerfall30.berlin/open-air-ausstellungen/ |titel=Erzählende Orte |titelerg=Open-Air-Ausstellungen zur Friedlichen Revolution |abruf=2021-05-26}}</ref>


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== „Campus der Demokratie“ im Koalitionsvertrag ==
Stasimuseum Außenausstellung, Freiheit für Andersdenkende.jpg|Tafel der Außenausstellung
Nach den Verhandlungen zwischen [[Christlich Demokratische Union Deutschlands | CDU]]/[[Christlich-Soziale Union in Bayern | CSU]] und [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands | SPD]] wurde am 27. November 2013 der [[Koalitionsvertrag]] veröffentlicht. Darin enthalten ist auch ein Passus zur Förderung des „Campus der Demokratie“: „Die [[Koalition (Politik) | Koalition]] unterstützt das Vorhaben, die ehemalige [[Ministerium für Staatssicherheit | Stasi-Zentrale]] in [[Berlin-Lichtenberg]] künftig als Ort der Aufklärung über [[Diktatur]] und [[Widerstand (Politik)|Widerstand]] zu nutzen und fortzuentwickeln.“ (Koalitionsvertrag, Seite 130).
Stasimuseum Außenausstellung, Vereinigte Linke - Detail.jpg |Tafel der Außenausstellung
Stasimuseum Außenausstellung, Vereinigte Linke.jpg|Tafel der Außenausstellung
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== „Campus der Demokratie“ im Koalitionsvertrag ==
Nach den Verhandlungen zwischen[[Christlich Demokratische Union Deutschlands | CDU]]/[[Christlich-Soziale Union in Bayern|CSU]] und [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] wurde am 16. Dezember 2013 der [[Koalitionsvertrag]] veröffentlicht. Darin enthalten ist auch ein Passus zur Förderung des „Campus der Demokratie“: „Die [[Koalition (Politik)|Koalition]] unterstützt das Vorhaben, die ehemalige [[Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit|Stasi-Zentrale]] in [[Berlin-Lichtenberg]] künftig als Ort der Aufklärung über [[Diktatur]] und [[Widerstand (Politik)|Widerstand]] zu nutzen und fortzuentwickeln.“ (Koalitionsvertrag, Seite 91). Der Bund hat verschiedene Ausbaupläne, zu denen es Kritik gibt.<ref>{{Literatur |Autor=Christian Booß |Titel=Von der Drachenburg zum Campus für Demokratie |Sammelwerk=H-und-G-info |Band=4/2022 |Verlag=transcript Verlag |Ort=berlin |Datum=2022-12-31 |Seiten=257–366 |Online=http://h-und-g.info/default-title-3/berlin-stasizentrale |Abruf=2023-01-28}}</ref>


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [https://stasibesetzung.de/ Stasibesetzung.de]
* http://www.bstu.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/jahn_campus.pdf?__blob=publicationFile
* [https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/informationen-zur-stasi/bildungsangebote/projekttage-in-der-stasi-zentrale-campus-fuer-demokratie/ Bildungsangebote Campus für Demokratie] BStU
* http://www.tagesspiegel.de/politik/roland-jahn-im-interview-warum-die-stasi-akten-ein-kulturgut-der-erinnerung-sind/9263370-2.html
* http://revolution89.de/?PID=static,Ausstellung,00050-Dauerausstellung,Index_de
* [https://revolution89.de/?PID=static,Ausstellung,00050-Dauerausstellung,Index_de Open-Air-Ausstellung „Revolution und Mauerfall“]
* [https://www.tagesspiegel.de/politik/roland-jahn-im-interview-warum-die-stasi-akten-ein-kulturgut-der-erinnerung-sind/9263370-2.html ''Die Stasi-Akten müssen offen bleiben''] Interview mit Roland Jahn
* https://de-de.facebook.com/CampusDerDemokratie
* [https://www.xn--campus-fr-demokratie-wec.berlin/ Campus für Demokratie] Planergemeinschaft für Stadt und Raum eG
* [http://horch-guck.de/start Aufarbeitungsverein Bürgerkomitee 15. Januar e.V.]
* [https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/ueber-uns/stasi-zentrale-campus-fuer-demokratie/ Campus für Demokratie]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references group="Christian Booß" responsive="" />

[[Kategorie:Projekt (Stadtplanung)]]
[[Kategorie:Umgenutztes Bauwerk in Berlin]]
[[Kategorie:Aufarbeitung der SED-Diktatur]]

Aktuelle Version vom 3. Januar 2024, 19:03 Uhr

Campus für Demokratie ist eine Idee des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Ministeriums für Staatssicherheit der ehemaligen DDR, Roland Jahn, für die Nachnutzung und Entwicklung der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin-Lichtenberg. Am 12. Juni 2013 wurde der Förderkreis „Campus der Demokratie“ e.V. nach der Initiative von Danny Freymark, Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin, gegründet.[1]

Ausgangslage

Am ehemaligen Standort des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der Deutschen Demokratischen Republik fand im Rahmen der Friedlichen Revolution eine der wichtigsten Besetzungen von staatlichen Institutionen statt. Am 15. Januar 1990 stürmten Demonstranten auf das Gelände. Zuvor hatte die Regierung die Verantwortung für die Außensicherung an die Bürgerkomitees aus den Bezirken und die Volkspolizei abgegeben, die die Demonstranten einließen.[2] Danach wurde der Komplex von verschiedenen Eigentümern zunächst genutzt und stand schließlich zu großen Teilen leer.

2020 wurde im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen eine bauhistorische Studie erarbeitet, die einen Gesamtüberblick über die städtebauliche und bauliche Entwicklung des Blockes seit Beginn der Nutzungen durch das MfS liefert.[3]

Idee

Die Idee zur Errichtung eines Campus für Demokratie in der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit wurde bereits im Jahr 2012 geboren. Der als Repressionsinstitution bekannte Gebäudekomplex sollte zu einem Ort der Auseinandersetzung mit der Gegenwart werden und für Demokratie werben. Sie wurde als Einladung an staatliche und gesellschaftliche Institutionen verstanden, das Gelände für die Aufklärung über Diktatur und Widerstand zu nutzen.[4]

Das Gelände des Campus

Plan der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit

Das Gelände des ehemaligen MfS befindet sich im Stadtbezirk Berlin-Lichtenberg. Es grenzt im Norden an die Normannenstraße, gegenüber dem Hans-Zoschke-Stadion. Im Süden grenzt es an die Frankfurter Allee. Im Osten grenzt das Gelände an die Magdalenenstraße mit der von 1955 bis 1989 vom MfS genutzten ehemaligen Untersuchungshaftanstalt II für politische Gefangene, die baulich verbunden ist mit dem Amtsgericht Lichtenberg. Das Areal ist über die U-Bahn-Station „Magdalenenstraße“ direkt an Berlins Mitte mit der U-Bahn-Linie 5 angebunden.

Zentral auf dem Gelände des ehemaligen MfS liegt der ehemalige Dienstsitz des Ministers für Staatssicherheit, in dem heute die Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße mit dem Stasimuseum des Trägervereins ASTAK e.V. untergebracht ist. Das Stasi-Unterlagen-Archiv (bis 2021 dem BStU unterstellt, seither in der Zuständigkeit des Bundesarchivs) befindet sich ebenfalls auf dem Areal, weitere Gebäude beherbergen ein Ärztezentrum sowie einige Geschäfte. Der größte Teil der Immobilien steht jedoch leer. Der Büroleerstand am Standort macht 20 % des Berliner Leerstands aus. Auch der Bund und das Land Berlin lassen Gebäude leer stehen.

Der Förderkreis Campus der Demokratie e. V.

Im Sommer 2013 gründete sich zur Unterstützung der Idee der Förderkreis Campus der Demokratie e. V. Gründungsvorsitzender wurde der Lichtenberger Abgeordnete Danny Freymark, MdL. Im Verein versammeln sich neben der letzten Parlamentspräsidentin der DDR, Dr. Sabine Bergmann-Pohl und dem Vorsitzenden des Bautzener Komitees Alexander Latotzky, zahlreiche Menschen aus Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Ziel des Vereins ist die Etablierung des „Campus der Demokratie“.

Dauerausstellung Friedliche Revolution

Im Innenhof des riesigen Gebäudekomplexes der ehemaligen MfS-Zentrale erinnert seit dem 15. Juni 2016 eine Ausstellung unter freiem Himmel an die Friedliche Revolution 1989/90.[5] Die Dauerausstellung knüpft an die Open-Air-Ausstellungen Erzählende Orte, 30 Jahre Friedliche Revolution – Mauerfall an.[6]

„Campus der Demokratie“ im Koalitionsvertrag

Nach den Verhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD wurde am 16. Dezember 2013 der Koalitionsvertrag veröffentlicht. Darin enthalten ist auch ein Passus zur Förderung des „Campus der Demokratie“: „Die Koalition unterstützt das Vorhaben, die ehemalige Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg künftig als Ort der Aufklärung über Diktatur und Widerstand zu nutzen und fortzuentwickeln.“ (Koalitionsvertrag, Seite 91). Der Bund hat verschiedene Ausbaupläne, zu denen es Kritik gibt.[7]

Einzelnachweise

  1. Förderkreis Campus der Demokratie gegründet - Danny Freymark wird neuer Vorsitzender (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive), 12. Juni 2013.
  2. Vor Ort in der Stasi-Zentrale am 15. Januar 1990. Abgerufen am 5. März 2023.
  3. Marie Josée Seipelt und Eckhard Hasler: Campus für Demokratie Berlin–Lichtenberg. Bauhistorische Studie zum ehemaligen MfS-Areal Normannenstraße. 30. Oktober 2020, abgerufen am 26. Mai 2021.
  4. Roland Jahn: Stasi-Zentrale. Campus für Demokratie. Der Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen (BStU), 2020, S. 3, abgerufen am 26. Mai 2021.
  5. Revolution und Mauerfall. Eine Ausstellung der Robert-Havemann-Gesellschaft. Abgerufen am 26. Mai 2021.
  6. Erzählende Orte. Open-Air-Ausstellungen zur Friedlichen Revolution. Abgerufen am 26. Mai 2021.
  7. Christian Booß: Von der Drachenburg zum Campus für Demokratie. In: H-und-G-info. Band 4/2022. transcript Verlag, berlin 31. Dezember 2022, S. 257–366 (h-und-g.info [abgerufen am 28. Januar 2023]).