Schneider Euro PC

Werbesticker der „Schneider Computer Division“ aus den 1990er Jahren

Der Schneider Euro PC war ein MS-DOS-basierter Heimcomputer der Schneider Computer Division und wurde ab 1988 vermarktet. Der Markenname war eingetragen auf die Schneider Rundfunkwerke Türkheim AG.[1]

Schneider EuroPC

Er wurde nach den Erfolgen der Schneider-CPC-Serie herausgegeben, um auch im aufkommenden Markt für Heim-PCs ein preiswertes Komplettsystem anzubieten. Wurde die CPC-Serie in Lizenz des englischen Herstellers Amstrad verkauft, war der Schneider Euro PC eine Eigenproduktion. Der Euro PC verwendete einen Siemens-8088-Prozessor (dessen Takt im BIOS oder im Betrieb per Tastenkombination auf 4,77, 7,15 oder 9,54 MHz eingestellt werden konnte), verfügte über 512 KB RAM (erweiterbar durch eine Steckkarte auf 640 KB) und wurde mit MS-DOS 3.3 und Microsoft Works 1.0 ausgeliefert.[2] Wie schon beim CPC und vielen anderen Heimcomputern seiner Zeit war beim Euro PC die Rechnerplatine ins Tastaturgehäuse eingebaut. Für das System waren ein Bernstein-Monochrom-Monitor mit 12 Zoll Bildschirmdiagonale (MM12) und ein Farbmonitor mit 14 Zoll Bildschirmdiagonale (CM14) erhältlich. Der Euro PC besaß einen Grafikchip, der – passend zum gewählten Monitor – zwischen Hercules monochrom mit einer relativ hohen Auflösung von 720 × 348 Bildpunkten und CGA umschaltbar war. Mit damals üblichen CGA-Emulatoren konnten häufig Spiele, die für CGA-Adapter ausgelegt waren, dennoch im Hercules-Modus betrieben werden.

Für einen PC ungewöhnlich war das externe Netzteil. Als Massenspeicher war ein 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk (720 KB) eingebaut. Als Zubehör gab es ein externes 3½-Zoll-Diskettenlaufwerk mit ebenfalls 720 KB (FD720), ein 5¼-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 360 KB (FD360) Kapazität sowie eine 20-MB-Festplatte (XT Attachment, ähnlich IDE/ATA).[3] Diese konnte durch kein anderes Modell ersetzt werden, da die Laufwerkgeometrie im BIOS fest einprogrammiert war. Allerdings war es möglich, mit einem entsprechenden Controller im Erweiterungssteckplatz auch andere Festplatten zu betreiben.

Das Gerät wurde ab 1988 u. a. über große Versandhäuser zu einem Preis von 1.800 DM[4] (nach anderen Quellen 1.600 DM[5][6]) vertrieben.

Der breite und hart umkämpfte PC-Markt ließ eigentlich wenig Raum für weitere Geräte in diesem Sektor, aber das Modell verkaufte sich durch seinen sehr günstigen Preis und das schlanke, heimcomputerartige Erscheinungsbild dennoch in beachtlichen Stückzahlen.

Neben dem Euro PC gab es auch noch den Euro PC II, der auf 768 KB RAM und um einen mathematischen 8087-Koprozessor erweitert werden konnte, den Euro XT, den Euro AT, der einen 80286-Prozessor (hergestellt von Siemens), 1 MB RAM und eine EGA-Grafik mit 640 × 480 Pixeln Auflösung besaß, und den Euro SX.

Schneider Euro PC und Euro PC II können durch eine 8-Bit-ISA-Karte halber Baulänge erweitert werden. Auf diese Weise kann z. B. eine VGA-Karte nachgerüstet werden.

Vergleich der Schneider-Euro-Serie (Auszug Schneider-Produktbeschreibung, Stand: Februar 1990)
Euro PCEuro PC IIEuro XTEuro ATEuro SX
CPU8088808880888028680386SX
CPU-Taktfrequenz9,54 MHz9,54 MHz9,54 MHz12 MHz20 MHz
umschaltbar auf7,17/4,77 MHz7,17/4,77 MHz7,17/4,77 MHz6 MHz
Wait-State0
Co-Prozessor (optional)808780878028780387SX
Hauptspeicher
RAM-Standard512 KB512 KB* oder 768 KB640 KB Hauptspeicher + 128 KB RAM-Disk1 MB
erweiterbar auf der Hauptplatine bis768 KB*
erweiterbar im System bis16 MB
ROM32 KB BIOS mit Setup32 KB BIOS mit Setup32 KB BIOS mit Setup64 KB Phoenix-BIOS mit Setup
Diskettenlaufwerk1 × 3,5 Zoll1 × 3,5 Zoll1 × 3,5 Zoll1 × 3,5 Zoll1 × 3,5 Zoll
Kapazität720 KB720 KB720 KB1,44 MB1,44 MB
Festplattenlaufwerkoptional extern (HD20)optional extern (HD20)internintern (Seagate ST-142A)intern
Kapazität21 MB42 MB
Datenübertragungsrate157 KB/sec664 KB/sec
mittlere Zugriffszeit68 ms28 ms
Interleave1:1
VideoadapterHercules, CGAHercules, CGAHercules, CGAEGA, kompatibel zu CGA und Hercules
Videospeicher64 KB64 KB64 KB256 KB RAM, 32 KB EGA BIOS
Grafikmodi
Hercules720 × 348, monochrom720 × 348, monochrom720 × 348, monochrom720 × 348, monochrom
CGA320 × 200, 4 Farben, 16 Farben320 × 200, 4 Farben, 16 Farben320 × 200, 4 Farben, 16 Farben320 × 200, 4 Farben
640 × 200, 2 Farben, 4 Farben640 × 200, 2 Farben, 4 Farben640 × 200, 2 Farben, 4 Farben640 × 200 monochrom
EGA640 × 350, 16 aus 64 Farben
Schneider-HI-RES-Grafik640 × 480, 16 aus 64 Farben
752 × 420, 16 aus 64 Farben
800 × 600, 16 aus 64 Farben
Text (16-farbig)40 Zeichen × 25 Zeilen40 Zeichen × 25 Zeilen40 Zeichen × 25 Zeilen40 Zeichen × 25 Zeilen
80 Zeichen × 25 Zeilen80 Zeichen × 25 Zeilen80 Zeichen × 25 Zeilen80 Zeichen × 25 Zeilen
80 Zeichen × 21 bis 43 Zeilen
100 Zeichen × 37 bis 75 Zeilen
120 Zeichen × 21 bis 43 Zeilen
132 Zeichen × 21 bis 32 Zeilen
Grafikerweiterung (optional)EGA/VGA anderer AnbieterEGA/VGA anderer AnbieterEGA, VGA, SVGA mit EURO-VGA-KarteVGA, SVGA mit EURO-VGA-Karte
Schnittstellen
Seriell (RS-232)1111
Parallel1111
Bus-Maus/Joystick umschaltbar1111
externes Diskettenlaufwerk1111
externe Festplatte11
Erweiterungssteckplätze
Gesamt1133
davon 8 Bit1 (für kurze Karte)1 (für kurze Karte)21
davon 16 Bit1
Schneider Expansion Port11
optionale Laufwerkserweiterungen
FD1200T5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 1,2 MB
FD3605,25-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 360 KB5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 360 KB5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 360 KB5,25-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 360 KB
FD7203,5-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 720 KB3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 720 KB3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 720 KB3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk mit 720 KB
HD 2020-MB-Festplatte21-MB-Festplatte
STS40Bandlaufwerk mit 40 MB Kapazität
Tastatur86 Tasten, QWERTZ86 Tasten, QWERTZMF2-kompatibel, 102 Tasten, QWERTZMF2-kompatibel, 102 Tasten, QWERTZ
Softwareausstattung (Lieferumfang)MS-DOS 3.3, GW-BASIC, MS-WORKSMS-DOS 3.3, GW-BASIC, MS-WORKSMS-DOS 3.3, GW-BASICMS-DOS 3.3, GW-BASIC
SystemmonitoreMM12 (Hercules, bernsteinfarben), CM14 (CGA)MM12 (Hercules, bernsteinfarben), CM14 (CGA)MM12 (Hercules, bernsteinfarben), CM14 (CGA)MM12 (Hercules, EGA monochrom), CM14 (CGA), EM14 (EGA, CGA), MS14 (Multiscan, alle Modi)

Literatur

  • Rudi Kost: Der Schneider PC -- Kennenlernen und Anwenden, Markt&Technik-Verlag Haar bei München 1987, ISBN 3-89090-415-7
Commons: Schneider Euro PC – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Marke EURO PC (DPMA). Brand Inside, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. November 2014; abgerufen am 20. November 2014.
  2. Michael Starr, Craig Chapple: VINTROPEDIA - Vintage Computer and Retro Console Price Guide 2009. Lulu.com, 2008, ISBN 978-1-4092-1277-5, S. 61 Übersicht über die Leistungsmerkmale (google.com [abgerufen am 20. November 2014]).
  3. Monochrome XT-Kunst — Retro. Abgerufen am 20. November 2014.
  4. Computermuseum München, Amstrad/Schneider. computermuseum-muenchen.de, abgerufen am 20. November 2014.
  5. Schneider Euro PC. classiccomputer.de, abgerufen am 20. November 2014.
  6. Schneider. Computermuseum Mannheim, abgerufen am 20. November 2014.