„Sender Torfhaus“ – Versionsunterschied

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Der '''Sender Torfhaus''' ist eine [[Sendeanlage]] der [[Deutsche Funkturm|Deutschen Funkturm GmbH]] (DFMG) bei [[Torfhaus]] im [[Oberharz]].
Der '''Sender Torfhaus''' ist eine [[Sendeanlage]] der [[Deutsche Funkturm|Deutschen Funkturm GmbH]] (DFMG) bei [[Torfhaus]] im [[Oberharz]].


Der 130 Meter hohe große [[Sendemast]] dient heute nur noch der Verbreitung von drei [[Hörfunk]]programmen auf [[Ultrakurzwelle]] (UKW), während der kleinere Antennenträger für den [[Richtfunk]] vorgesehen ist. Er war während der [[Deutsche Teilung|Teilung Deutschlands]] eine der Sende- und Empfangsstellen für die [[Richtfunkverbindung nach West-Berlin|Richtfunkverbindungen nach West-Berlin]].
Der 130 Meter hohe große [[Sendemast]] dient heute nur noch der Verbreitung von drei [[Hörfunk]]programmen auf [[Ultrakurzwelle]] (UKW), während der kleinere Antennenträger für den [[Richtfunk]] vorgesehen ist. Er war während der [[Deutsche Teilung|Teilung Deutschlands]] eine der Sende- und Empfangsstellen für die [[Richtfunkverbindungen nach West-Berlin]].


In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der [[Sender Harz-West]] des [[Norddeutscher Rundfunk|Norddeutschen Rundfunks]] (NDR), der [[Öffentlich-rechtlicher Rundfunk|öffentlich-rechtliche]] ([[Frei empfangbares Fernsehen|Free-to-Air]]) Fernsehprogramme im Standard [[DVB-T2 HD]] sowie vier NDR-Hörfunkprogramme ausstrahlt. Das digitale ZDF-[[Bouquet (digitales Fernsehen)|Bouquet]] (früher [[ZDFmobil]]) ist über den [[Sendeanlagen auf dem Brocken|Sender Brocken]] zu empfangen.
In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der [[Sender Harz-West]] des [[Norddeutscher Rundfunk|Norddeutschen Rundfunks]] (NDR), der [[Öffentlich-rechtlicher Rundfunk|öffentlich-rechtliche]] ([[Frei empfangbares Fernsehen|Free-to-Air]]) Fernsehprogramme im Standard [[DVB-T2 HD]] sowie vier NDR-Hörfunkprogramme ausstrahlt. Das digitale ZDF-[[Bouquet (digitales Fernsehen)|Bouquet]] (früher [[ZDFmobil]]) ist über den [[Sendeanlagen auf dem Brocken|Sender Brocken]] zu empfangen.


[[freenet TV]], die kostenpflichtige DVB-T2-HD-Plattform von [[Media Broadcast]], wird von den Sendern in Torfhaus und auf dem [[Brocken]] nicht ausgestrahlt.
[[Freenet TV]], die kostenpflichtige DVB-T2-HD-Plattform von [[Media Broadcast]], wird von den Sendern in Torfhaus und auf dem [[Brocken]] nicht ausgestrahlt.


== Geographische Lage ==
== Geographische Lage ==
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== Sendeanlagen ==
== Sendeanlagen ==
=== Rundfunk-Sendemast ===
=== Rundfunk-Sendemast ===
Im Zuge des [[Geschichte des Fernsehens in Deutschland#Nachkriegsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland|Aufbaus eines Fernseh-Sendernetzes]] für die Ausstrahlung der [[ZDF|Zweiten]] und [[Drittes Fernsehprogramm|Dritten]] Fernsehprogramme errichtete die [[Deutsche Bundespost]] in den 1960er Jahren einen 150 Meter hohen abgespannten Stahlrohrmast. Der zu Beginn der 1990er Jahre um 20 Meter auf 130 m verkürzte Mast dient aktuell zur Verbreitung der drei [[Hörfunkprogramm]]e [[Deutschlandfunk]], [[Radio ffn]] und [[Antenne Niedersachsen]] im UKW-Bereich.
Im Zuge des [[Geschichte des Fernsehens in Deutschland#Nachkriegsentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland|Aufbaus eines Fernseh-Sendernetzes]] für die Ausstrahlung der [[ZDF|Zweiten]] und [[Drittes Fernsehprogramm|Dritten]] Fernsehprogramme errichtete die [[Deutsche Bundespost]] in den 1960er Jahren einen 150 Meter hohen [[Pardune|abgespannten]] Stahl[[rohrmast]]. Der zu Beginn der 1990er Jahre um 20 Meter auf 130 m verkürzte Mast dient aktuell zur Verbreitung der drei [[Hörfunkprogramm]]e [[Deutschlandfunk]], [[Radio ffn]] und [[Antenne Niedersachsen]] im UKW-Bereich.


Auf der „Genfer Wellenkonferenz“ im Jahr 1984 gab es Planungen, vom Sender Torfhaus auf der Frequenz 100,4 MHz mit 100 kW [[Sendeleistung]] das Programm des [[RIAS]] auszustrahlen. Allerdings wurde dieses nie verwirklicht, da [[WDR 4]], welches auf 100,5 MHz vom [[Sender Teutoburger Wald|Sender Bielstein]] im [[Teutoburger Wald]] übertragen wird, gestört worden wäre. Die von Torfhaus ausgestrahlten drei Hörfunkprogramme sind mit handelsüblichen Radios auch in [[Ostwestfalen-Lippe]], dem gesamten Norden Hessens, im Nordwesten Thüringens, sowie im Westen Sachsen-Anhalts zu empfangen.
Auf der „Genfer Wellenkonferenz“ im Jahr 1984 gab es Planungen, vom Sender Torfhaus auf der Frequenz 100,4 MHz mit 100 kW [[Sendeleistung]] das Programm des [[RIAS]] auszustrahlen. Allerdings wurde dieses nie verwirklicht, da [[WDR 4]], welches auf 100,5 MHz vom [[Sender Teutoburger Wald|Sender Bielstein]] im [[Teutoburger Wald]] übertragen wird, gestört worden wäre. Die von Torfhaus ausgestrahlten drei Hörfunkprogramme sind mit handelsüblichen Radios auch in [[Ostwestfalen-Lippe]], dem gesamten Norden Hessens, im Nordwesten Thüringens, sowie im Westen Sachsen-Anhalts zu empfangen.


=== Richtfunk-Antennenträger ===
=== Richtfunk-Antennenträger ===
{{Hauptartikel|Richtfunkverbindungen nach West-Berlin}}
Primär für den [[Troposcatter|Überhorizont-Richtfunk]] nach [[West-Berlin]] war der 57 m hohe und außergewöhnlich massiv ausgeführte Stahlfachwerkturm gedacht. Er trug bis 1994 zwei übereinander angeordnete Parabolsegmentantennen ([[Parabolantenne#Cassegrain-Antenne|Cassegrain-Antennen]]) von je 18 m Durchmesser ([[Antennengewinn]]: 48 dB). Daneben stand seinerzeit ein später errichteter 45 m hoher Gittermast mit ebenfalls zwei Parabolsegmentantennen übereinander, jedoch von je 10 m Durchmesser.
Bereits kurz nach Beginn der [[Berlin-Blockade]] im Juni 1948 wurden Versuche angestellt, das [[Telefonnetz]] der drei [[West-Berlin|Berliner Westsektoren]] über Richtfunk mit dem [[Westdeutschland]]s zu verbinden. Man musste damit rechnen, dass die [[Sowjetische Militäradministration in Deutschland]] (SMAD) auch die vom [[Fernamt Berlin]] im [[Amerikanischer Sektor|Amerikanischen Sektor]] der eingeschlossenen Stadt in Richtung Westen ausgehenden Telefon-Fernleitungen unterbrechen würde.


Von Torfhaus aus war der Aufbau einer Richtfunkstrecke nach Berlin (West) wegen der großen zu überbrückenden Distanz von rund 190 km über das Gebiet der [[Sowjetische Besatzungszone|Sowjetzone]] hinweg schwierig und lag an der Grenze des physikalisch Machbaren. Trotzdem konnte an Heiligabend 1948 eine erste Funkstrecke mit acht Kanälen bereitgestellt werden. Zur besseren [[Kopplung (Elektronik)|Entkopplung]] waren seinerzeit in Berlin und Torfhaus die Sende- und Empfangsstellen örtlich getrennt aufgebaut. In Torfhaus standen sie rund 600 Meter voneinander entfernt auf den beiden Kuppen der [[Lerchenköpfe]]. Bis Februar 1950 waren insgesamt 45 Fernsprechkanäle verfügbar, die im [[VHF-Band I]] übertragen wurden.
In den Zeiten des [[Kalter Krieg|Kalten Krieges]] führte die Deutschen Bundespost über diese vier Antennen Richtfunkverbindungen zum rund 190 km entfernten [[Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg]]. Mit fünf dieser Richtfunkstrecken war das Telefonnetz [[Westdeutschland]]s mit dem West-Berlins verbunden, ohne eine [[Abhören|abhörgefährdete]] Kabellinie durch die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] benutzen zu müssen. Der über diese Funkstrecken verschlüsselt laufende [[Telefon]]verkehr wurde zwar vom [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] (HA III) und der [[Nationale Volksarmee|NVA]] in der DDR aufgeklärt, jedoch nicht gestört. Im Frequenzbereich zwischen 1,7 [[Hertz (Einheit)|GHz]] und 2,1 GHz wurden über die beiden großen Antennen drei Betriebslinien zu je 960 analogen Fernsprechkanälen (V960-System) bei einer Senderausgangsleistung von 1 kW realisiert, die zusätzlich die Übertragung von zwei analogen Fernsehprogrammen erlaubten (Austauschleitung). Über die beiden kleinen Antennen wurden zusätzlich drei Betriebslinien zu je 120 analogen Fernsprechkanälen sowie eine Schutzlinie realisiert. Die massive Bauweise zollte dabei den bei in dieser exponierten Lage häufig durch Stürme auftretenden Windkräften Tribut.


In den 1950er Jahren kamen zwischen den beiden neuen Standorten [[Berlin-Nikolassee#Ehemalige Überhorizont-Richtfunkanlage|Berlin-Nikolassee]] und [[Sender Höhbeck|Höhbeck]], die nur rund 135 Kilometer voneinander entfernt waren, bis zu 318 weitere Fernsprechkanäle hinzu,
Die Anlage ist nicht mit einer ähnlichen auf dem nahegelegenen [[Bocksberg (Harz)|Bocksberg]] zu verwechseln, die auch für eine entsprechende militärisch genutzte [[Relaisstation]] nach Berlin 1948 vom britischen Militär errichtet wurde und später vom US-amerikanischen Militär betrieben wurde.

In Torfhaus stand ab 1959 auf der Nordkuppe der Lerchenköpfe ein 45 m hoher [[Gittermast]] mit zwei übereinander angeordneten Parabolsegmentantennen ([[Parabolantenne#Cassegrain-Antenne|Cassegrain-Antennen]]) von je 10 Metern Durchmesser. Seine massive Bauweise zollte dabei den bei in dieser exponierten Lage häufig durch Stürme auftretenden Windkräften Tribut. Erstmals wurde die Technik des [[Troposcatter|Scatter]]-Richtfunks verwendet. Gegenstation war die neue ''[[Funkübertragungsstelle|Richtfunkstelle]] Berlin 3'' auf dem [[Schäferberg]], wo eine baugleiche Anlage stand. Im 2,2-[[Hertz (Einheit)|GHz]]-Bereich wurden drei Betriebslinien zu je 120 analogen Fernsprechkanälen (360 Kanäle) sowie eine Schutzlinie realisiert. Nach der Außerbetriebnahme im Jahr 1991 wurde der Stahlfachwerkturm in Torfhaus komplett abgebaut, während der 45-Meter-Turm in Berlin heute vorwiegend dem [[Mobilfunk]] dient.

Der heute noch in Torfhaus stehende 57 m hohe, ebenfalls außergewöhnlich massiv ausgeführte, Stahlfachwerkturm wurde dann Mitte der 1960er Jahre errichtet. Er trug von 1966 bis 1995 zwei Cassegrain-Antennen von je 18 m Durchmesser ([[Antennengewinn]]: 48 dB). Bei einer Senderausgangsleistung von 1 kW liefen über sie von Juli 1967 bis Anfang 1995 Richtfunkstrecken im 1,9-GHz-Bereich zum [[Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg]], an dessen Schaft zwei baugleiche Parabolspiegel hingen. Im Vollausbau waren drei Betriebslinien zu je 960 analogen Fernsprechkanälen (insgesamt 2880 Kanäle) verfügbar, die zusätzlich die Übertragung von zwei analogen Fernsehprogrammen erlaubten (Austauschleitung).

Das Telefonnetz [[Westdeutschland]]s war zuletzt über vier Richtfunkstrecken (Berlin-Schäferberg – Torfhaus bzw. [[Sender Höhbeck#Gartow 1|Gartow]]/[[Höhbeck (Berg)|Höhbeck]] sowie [[Richtfunkanlage Berlin-Frohnau|Berlin-Frohnau]] – [[Clenze#Bauwerke|Clenze]] bzw. [[Sender Höhbeck#Gartow 2|Gartow]]/Höhbeck) mit dem West-Berlins verbunden, ohne eine [[Abhören|abhörgefährdete]] Kabellinie durch die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] benutzen zu müssen. Der über diese Funkstrecken verschlüsselt laufende [[Telefon]]verkehr wurde zwar vom [[Ministerium für Staatssicherheit|MfS]] (HA III) und der [[Nationale Volksarmee|NVA]] in der DDR aufgeklärt, jedoch nicht gestört.

Die Anlage ist nicht mit einer ähnlichen auf dem nahegelegenen [[Bocksberg (Harz)|Bocksberg]] zu verwechseln, die auch für eine entsprechende militärisch genutzte [[Funkrelaisstation|Relaisstation]] nach Berlin 1948 vom britischen Militär errichtet wurde und später vom US-amerikanischen Militär betrieben wurde.


== Aktuelle Programme und Frequenzen ==
== Aktuelle Programme und Frequenzen ==
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== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{Webarchiv |url=http://funk.breloehr.de/fotos-b/b_scat.htm |wayback=20110816214049 |text=Bilder der Richtfunkanlagen am Torfhaus und dem Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg (Juli 1989 bzw. Juli 1991)}}
* Günter Nitsche: [https://www.ifkom.de/fileadmin/bezirke/bbs/funkbruecke.pdf ''Der Richtfunk zwischen Westberlin und Westdeutschland – Eine Brücke zur freien Welt von 1948 bis zur Wende'',] August 2002. PDF; 340 kB, abgerufen am 15. Juli 2019
* Günter Nitsche: {{Webarchiv |url=https://www.ifkom.de/fileadmin/bezirke/bbs/funkbruecke.pdf |wayback=20190714131731 |text=''Der Richtfunk zwischen Westberlin und Westdeutschland – Eine Brücke zur freien Welt von 1948 bis zur Wende'' (Juli 1989 bzw. Juli 1991), August 2002. PDF}} nebst {{Webarchiv |url=https://www.ifkom.de/fileadmin/bezirke/bbs/funkbruecke-anhang.pdf |wayback=20190716112056 |text=Anhang mit Bildern}}
* {{Structurae|structures|s0014230|Sendemast Torfhaus}}
* {{Structurae|structures|s0043206|Richtfunkturm Torfhaus}}
* {{structurae |Typ=bauwerke |ID=20014230 |Name=Sendemast Torfhaus}}
* {{structurae |Typ=bauwerke |ID=20043206 |Name=Richtfunkturm Torfhaus}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 2. Juni 2023, 09:13 Uhr

Sender Torfhaus
Bild des Objektes
UKW-Sendemast links, daneben der Richtfunk-Antennenträger
UKW-Sendemast links, daneben der Richtfunk-Antennenträger
Basisdaten
Ort: Lerchenköpfe (Nordkuppe)
bei Torfhaus im Harz
Land: Niedersachsen
Staat: Deutschland
Höhenlage: 801 m ü. NN
Koordinaten: 51° 48′ 31,6″ N, 10° 32′ 5,6″ O
Verwendung: Fernmeldeanlage, Rundfunksender
Zugänglichkeit: Sendeanlage öffentlich nicht zugänglich
Besitzer: Deutsche Funkturm (DFMG)
Daten zur Sendeanlage
Anzahl an Türmen/Masten: 2
Höhe der Türme/Masten: 130 m, 57 m
Bauzeit: 1960er Jahre
Betriebszeit: seit den 1960er Jahren
Letzter Umbau (Sender): 1990er Jahre
Wellenbereich: UKW-Sender
Rundfunk: UKW-Rundfunk
Sendetypen: Mobilfunk, Richtfunk
Weitere Daten
Bauherr: Deutsche Bundespost
Baustoff Masten: Stahl

Positionskarte
Sender Torfhaus (Niedersachsen)
Sender Torfhaus (Niedersachsen)
Sender Torfhaus
Lokalisierung von Niedersachsen in Deutschland
Sender Torfhaus

Der Sender Torfhaus ist eine Sendeanlage der Deutschen Funkturm GmbH (DFMG) bei Torfhaus im Oberharz.

Der 130 Meter hohe große Sendemast dient heute nur noch der Verbreitung von drei Hörfunkprogrammen auf Ultrakurzwelle (UKW), während der kleinere Antennenträger für den Richtfunk vorgesehen ist. Er war während der Teilung Deutschlands eine der Sende- und Empfangsstellen für die Richtfunkverbindungen nach West-Berlin.

In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich der Sender Harz-West des Norddeutschen Rundfunks (NDR), der öffentlich-rechtliche (Free-to-Air) Fernsehprogramme im Standard DVB-T2 HD sowie vier NDR-Hörfunkprogramme ausstrahlt. Das digitale ZDF-Bouquet (früher ZDFmobil) ist über den Sender Brocken zu empfangen.

Freenet TV, die kostenpflichtige DVB-T2-HD-Plattform von Media Broadcast, wird von den Sendern in Torfhaus und auf dem Brocken nicht ausgestrahlt.

Geographische Lage

Die Anlage befindet sich östlich der Bundesstraße 4 auf der Nordkuppe (ca. 801 m ü. NN)[1] der Lerchenköpfe, eines zweikuppigen Höhenzuges. Auf der Südkuppe steht der Mast des NDR-Senders Harz-West.

Sendeanlagen

Rundfunk-Sendemast

Im Zuge des Aufbaus eines Fernseh-Sendernetzes für die Ausstrahlung der Zweiten und Dritten Fernsehprogramme errichtete die Deutsche Bundespost in den 1960er Jahren einen 150 Meter hohen abgespannten Stahlrohrmast. Der zu Beginn der 1990er Jahre um 20 Meter auf 130 m verkürzte Mast dient aktuell zur Verbreitung der drei Hörfunkprogramme Deutschlandfunk, Radio ffn und Antenne Niedersachsen im UKW-Bereich.

Auf der „Genfer Wellenkonferenz“ im Jahr 1984 gab es Planungen, vom Sender Torfhaus auf der Frequenz 100,4 MHz mit 100 kW Sendeleistung das Programm des RIAS auszustrahlen. Allerdings wurde dieses nie verwirklicht, da WDR 4, welches auf 100,5 MHz vom Sender Bielstein im Teutoburger Wald übertragen wird, gestört worden wäre. Die von Torfhaus ausgestrahlten drei Hörfunkprogramme sind mit handelsüblichen Radios auch in Ostwestfalen-Lippe, dem gesamten Norden Hessens, im Nordwesten Thüringens, sowie im Westen Sachsen-Anhalts zu empfangen.

Richtfunk-Antennenträger

Bereits kurz nach Beginn der Berlin-Blockade im Juni 1948 wurden Versuche angestellt, das Telefonnetz der drei Berliner Westsektoren über Richtfunk mit dem Westdeutschlands zu verbinden. Man musste damit rechnen, dass die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) auch die vom Fernamt Berlin im Amerikanischen Sektor der eingeschlossenen Stadt in Richtung Westen ausgehenden Telefon-Fernleitungen unterbrechen würde.

Von Torfhaus aus war der Aufbau einer Richtfunkstrecke nach Berlin (West) wegen der großen zu überbrückenden Distanz von rund 190 km über das Gebiet der Sowjetzone hinweg schwierig und lag an der Grenze des physikalisch Machbaren. Trotzdem konnte an Heiligabend 1948 eine erste Funkstrecke mit acht Kanälen bereitgestellt werden. Zur besseren Entkopplung waren seinerzeit in Berlin und Torfhaus die Sende- und Empfangsstellen örtlich getrennt aufgebaut. In Torfhaus standen sie rund 600 Meter voneinander entfernt auf den beiden Kuppen der Lerchenköpfe. Bis Februar 1950 waren insgesamt 45 Fernsprechkanäle verfügbar, die im VHF-Band I übertragen wurden.

In den 1950er Jahren kamen zwischen den beiden neuen Standorten Berlin-Nikolassee und Höhbeck, die nur rund 135 Kilometer voneinander entfernt waren, bis zu 318 weitere Fernsprechkanäle hinzu,

In Torfhaus stand ab 1959 auf der Nordkuppe der Lerchenköpfe ein 45 m hoher Gittermast mit zwei übereinander angeordneten Parabolsegmentantennen (Cassegrain-Antennen) von je 10 Metern Durchmesser. Seine massive Bauweise zollte dabei den bei in dieser exponierten Lage häufig durch Stürme auftretenden Windkräften Tribut. Erstmals wurde die Technik des Scatter-Richtfunks verwendet. Gegenstation war die neue Richtfunkstelle Berlin 3 auf dem Schäferberg, wo eine baugleiche Anlage stand. Im 2,2-GHz-Bereich wurden drei Betriebslinien zu je 120 analogen Fernsprechkanälen (360 Kanäle) sowie eine Schutzlinie realisiert. Nach der Außerbetriebnahme im Jahr 1991 wurde der Stahlfachwerkturm in Torfhaus komplett abgebaut, während der 45-Meter-Turm in Berlin heute vorwiegend dem Mobilfunk dient.

Der heute noch in Torfhaus stehende 57 m hohe, ebenfalls außergewöhnlich massiv ausgeführte, Stahlfachwerkturm wurde dann Mitte der 1960er Jahre errichtet. Er trug von 1966 bis 1995 zwei Cassegrain-Antennen von je 18 m Durchmesser (Antennengewinn: 48 dB). Bei einer Senderausgangsleistung von 1 kW liefen über sie von Juli 1967 bis Anfang 1995 Richtfunkstrecken im 1,9-GHz-Bereich zum Fernmeldeturm Berlin-Schäferberg, an dessen Schaft zwei baugleiche Parabolspiegel hingen. Im Vollausbau waren drei Betriebslinien zu je 960 analogen Fernsprechkanälen (insgesamt 2880 Kanäle) verfügbar, die zusätzlich die Übertragung von zwei analogen Fernsehprogrammen erlaubten (Austauschleitung).

Das Telefonnetz Westdeutschlands war zuletzt über vier Richtfunkstrecken (Berlin-Schäferberg – Torfhaus bzw. Gartow/Höhbeck sowie Berlin-Frohnau – Clenze bzw. Gartow/Höhbeck) mit dem West-Berlins verbunden, ohne eine abhörgefährdete Kabellinie durch die DDR benutzen zu müssen. Der über diese Funkstrecken verschlüsselt laufende Telefonverkehr wurde zwar vom MfS (HA III) und der NVA in der DDR aufgeklärt, jedoch nicht gestört.

Die Anlage ist nicht mit einer ähnlichen auf dem nahegelegenen Bocksberg zu verwechseln, die auch für eine entsprechende militärisch genutzte Relaisstation nach Berlin 1948 vom britischen Militär errichtet wurde und später vom US-amerikanischen Militär betrieben wurde.

Aktuelle Programme und Frequenzen

Der Sender Torfhaus strahlt aktuell drei UKW-Programme aus:

Analoger Hörfunk (UKW)

Frequenz 
(in MHz)
Programm RDS PS Regionalisierung ERP 
(in kW)
102,4 Radio ffn ___ffn__,
ffn BS-H
Braunschweig 100
103,5 Deutschlandfunk (DLF) ___Dlf__ 100
106,3 Antenne Niedersachsen ANTENNE_ Braunschweig 100

Frühere Programme und Frequenzen

Analoges Fernsehen (PAL)

Bis zur Umstellung auf digitales Fernsehen im Jahr 2007 diente der Sender Torfhaus als analoger Grundnetzsender für das ZDF und das N3-Fernsehprogramm.

Kanal Frequenz 
(MHz)
Programm ERP 
(kW)
Antennendiagramm
rund (ND)/
gerichtet (D)
Polarisation
horizontal (H)/
vertikal (V)
23 487,25 ZDF 500 D H
53 727,25 NDR Fernsehen (Niedersachsen) 500 D H

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)