„Schloss Hohentübingen“ – Versionsunterschied

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* [https://www.unimuseum.uni-tuebingen.de/ Homepage Museum der Universität Tübingen | MUT]
* [https://www.unimuseum.uni-tuebingen.de/ Homepage des Museums der Universität MUT im Schloss Hohentübingen]
* [https://www.tuepedia.de/wiki/Schloss_Hohent%C3%BCbingen Zur Schlossgeschichte]
* [https://www.tuepedia.de/wiki/Schloss_Hohent%C3%BCbingen Zur Schlossgeschichte]
* [http://www.360cities.net/image/tuebingen-schlossberg 360° Panorama der Aussicht vom Schlossberg]
* [http://www.360cities.net/image/tuebingen-schlossberg 360° Panorama der Aussicht vom Schlossberg]

Version vom 2. Februar 2022, 14:11 Uhr

Schloss Hohentübingen
Schlosshof
Westseite des Schlosses
Torportal des Schlosses
Unteres Schlosstor und Blick auf die Altstadt
Museum Alte Kulturen, Ausstellungsraum mit Eiszeitkunst und -musikinstrumenten, Sammlung der Älteren Urgeschichte, Museum der Universität Tübingen MUT

Das Schloss Hohentübingen liegt zentral in der Stadt Tübingen auf einem Bergsporn. Es wurde ab dem 11. Jahrhundert erbaut, im 16. Jahrhundert erweitert und stellt in seiner heutigen Form eine Mischung aus mittelalterlicher Burg, neuzeitlichem Schloss sowie Festung dar.

Geschichte

Mittelalter

Vermutlich wurde die Burg Hohentübingen um 1037 erbaut;[1] nach Weiß wurden die „… steinernen Wälle … allerdings erst im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts errichtet, zuvor war die Burg nur mit Holzpalisaden umgeben.[2] Im Jahre 1078 wurde das Bauwerk erstmals schriftlich erwähnt: Die Zwiefaltener Annalen beschreiben die Belagerung einer Burg „Duwingen“ durch König Heinrich IV. im Verlauf des Investiturstreites; gleichzeitig wird ein gewisser Graf Hugo III. von Tübingen in „… einer weiteren Quelle …“ erwähnt.[3]

Eine Trierer Handschrift („gesta Trevir“) nannte den Hohentübingen, anlässlich dessen Belagerung der Erzbischof Udo von Trier starb, „Tuingia castru Alemanorium“. Andere Autoren (Sattler, Schmid) bezeichneten das Jahr der Belagerung mit 1079 oder 1080 und behaupteten, dass Burg und Stadt erobert worden seien. Die Grafen von Tübingen wurden 1081 erstmals erwähnt und 1149 durch den römisch-deutschen König Konrad III. zu Pfalzgrafen erhoben (siehe auch Pfalzgrafschaft Tübingen). 1342 verkauften die verschuldeten Pfalzgrafen von Tübingen ihre Stadt und Burg an die Grafen und späteren Herzöge von Württemberg, welche Hohentübingen neben Stuttgart oder Urach als Residenz nutzten.

Frühe Neuzeit

Unter Herzog Ulrich (1495–1550) wurde die mittelalterliche Burg fast vollständig abgebrochen und ab 1509 als Festes Schloss mit vier Artillerierondellen neu errichtet. Die Arbeiten ruhten ab 1519 während der Abwesenheit des Herzogs und wurden 1534 wieder aufgenommen. Damals entstand unter der Leitung des Heinz von Lüder der Großteil der heute sichtbaren Architektur, vor allem die vier Flügel um den rechteckigen Innenhof mit den vier Treppentürmen. Weitere Werkmeister waren Balthasar von Germersheim und Hieronymus Latz. Das Feste Schloss diente nun als Nebenresidenz und zusammen mit den Festungsanlagen von Hohenneuffen, Hohenurach, Hohenasperg, Hohentwiel sowie Schorndorf und Kirchheim (Teck) auch als Landesfestung.

1591 wurde hier unter Herzog Ludwig auf Befehl Kaiser Rudolf II. Graf Conrad von Pappenheim festgesetzt, er verstarb 1603. Herzog Friedrich I. (1593–1608) ließ Anfang des 17. Jahrhunderts Hohentübingen zusätzlich ausbauen und befestigen. Er krönte das Werk 1607 mit einem prachtvollen Portal im Stil der Renaissance, das unter anderem von Christoph Jelin gestaltet wurde.

Im Anschluss an die Schlacht bei Nördlingen 1634, nach der Niederlage des schwedisch-protestantischen Heeres, wurde Hohentübingen kampflos an den Herzog von Lothringen übergeben. Die hier befindliche sehr wertvolle Herzogliche Bibliothek wurde in die Hofbibliothek nach München entführt. Im Jahr 1647 belagerte eine französische Streitmacht das Schloss Hohentübingen und sprengte dabei einen der Ecktürme. Die Festung wurde kurz darauf von der kurbayerischen Besatzung den Franzosen übergeben. Johann Wolfgang v. Goethe verewigte sich bei einem Besuch im Jahre 1797 im Schloss auf dem sogenannten „Großen Fass“ mit dem süffisanten Satz: „Hätten die Schwaben nicht ihren Wein, sie wären zu höherem bestimmt.“

Seit der Festlegung 1817 durch Johann Gottlieb Bohnenberger gilt der Nordostturm des Schlosses als der kartographische Nullpunkt von Württemberg, von dem aus Bohnenberger das gesamte Königreich Württemberg vermaß.

Museum der Universität Tübingen MUT

Betrachtung einer Vitrine im Museum der Universität Tübingen MUT
Schloss und Stadt (1643 von Merian)

Heute beherbergt das Schloss das 1994 eingerichtete und seit 1997 der Öffentlichkeit zugängliche Museum Alte Kulturen, inklusive des Museums WeltKulturen. Beide sind Teil des Museums der Universität Tübingen MUT und zeigen einen Ausschnitt der universitären Lehrsammlungen der Älteren Urgeschichte, der Jüngeren Urgeschichte, der Ägyptologie, der Altorientalistik, der Klassischen Numismatik, der Ethnologie, der Klassischen Archäologie (Abguss-Sammlung und Originalsammlung).

Das MUT beherbergt als einziges universitäres Museum weltweit Artefakte aus zwei verschiedenen UNESCO-Welterbestätten. Im Besitz der Sammlung der Jüngeren Urgeschichte befindet sich Artefakte aus Feuchtbodensiedlungen, die seit 2011 Teil des UNESCO-Welterbes „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ sind. Die ältesten erhaltenen figürlichen Kunstwerke und Musikinstrumente der Menschheit – Mammutelfenbeinfiguren und Fragmente von Knochenflöten – sind Teil der Sammlung der Älteren Urgeschichte. Diese stammen aus der Vogelherdhöhle (Schwäbische Alb), die seit 2017 Teil des UNESCO-Welterbes „Höhlen und Eiszeitkunst im Schwäbischen Jura“ sind. In Sonderausstellungen berichten die einzelnen Abteilungen zudem immer wieder von ihrer Arbeit, von wichtigen Neufunden und aktuellen Forschungsergebnissen. Auch allgemein relevante und spannende Wissenschafts- sowie kulturgeschichtliche Ausstellungen runden die Präsentationen ab.

Für Gruppen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen werden Workshops wie eine Steinzeitwerkstatt, zu Hieroglyphen, antiker Kleidung oder Tattoos, um nur wenige zu nennen, in Kursen angeboten. Der Rittersaal mit der Abguss-Sammlung ist seiner ungewohnten, friedlich-leichten Atmosphäre wegen zu einer beliebten Stätte für Dichterlesungen, Musikmatinées und Empfänge geworden. Im Schlosslabor in der ehemaligen Schlossküche, dem ersten biochemischen Labor weltweit, wurde u. a. von Friedrich Miescher im Jahr 1869 das „Nuklein“, die DNA-Substanz, entdeckt. Der Raum mit seinen Renaissance-Gewölben ist seit November 2015 als kleines, frei zugängliches Museum zum Thema Biochemie eingerichtet.

Siehe auch

Literatur

  • Heike Frommer: Ein politisches Manifest. Das untere Tübinger Schlossportal. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 33. Jg. 2004, Heft 1, S. 30–35 (PDF)
  • Wolfgang Sannwald (Hrsg.): Geschichtszüge. Zwischen Schönbuch, Gäu und Alb: der Landkreis Tübingen. Ein Buchprojekt des Landkreises Tübingen. 4., aktualisierte Auflage. Gomaringer Verlag u. a., Gomaringen u. a. 2006, ISBN 3-926969-25-3.
  • Klaus Schreiner: "Beutegut aus Rüst- und Waffenkammern des Geistes. Tübinger Bibliotheksverluste im Dreißigjährigen Krieg. In: Gerd Brinkhus u. a.: Eine Stadt des Buches. Tübingen 1498-1998, Universitätsstadt Tübingen, Tübingen 1998 (Tübinger Kataloge, Band 50), S. 77–130, ISBN 3-910090-25-7.
  • Ernst Seidl (Hrsg.): Schätze aus dem Schloss Hohentübingen. Ausgewählte Objekte aus den Sammlungen des Museums der Universität Tübingen MUT (= Schriften des Museums der Universität Tübingen MUT. Bd. 1). Museum der Universität Tübingen MUT, Tübingen 2012 (2., aktualisierte Auflage 2019), ISBN 978-3-9812736-4-9.
  • Michael Weiß: Das Tübinger Schloß. Von der Kriegsfeste zum Kulturbau. Verlag Schwäbisches Tagblatt, Tübingen 1996, ISBN 3-928011-20-0.
  • Eckart Hartmann: Das Schloß in Tübingen. Sanierung des Süd- und Westflügels. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 15. Jg. 1986, Heft 3, S. 93–101. (PDF)
  • Ernst Seidl (Ed.): Treasures of Hohentübingen Castle (= Schriften des Museums der Universität Tübingen MUT, Band 7, engl.). Museum der Universität Tübingen MUT, Tübingen 2014, ISBN 978-3-9816616-3-7.
  • Thomas Beck: Schlosslabor Tübingen. Wiege der Biochemie, Tübingen 2015 (Kleine Monographien des MUT, Band 4), ISBN 978-3-9816616-8-2 (engl. The Tübingen Castle Laboratory. The Cradle of Biochemistry; Tübingen 2016 (Kleine Monographien des MUT, Band 3), ISBN 978-3-9817947-2-4)
  • Jürgen Kost: Die Tübinger Schloss-Sternwarte. Ein einzigartiges Ensemble, Museum der Universität Tübingen MUT, Tübingen 2018 (Kleine Monographien des MUT, Band 9), ISBN 978-3-9819182-2-9 (engl. The Castle Observatory in Tübingen. A Unique Ensemble, Tübingen 2020 (Kleine Monographien des MUT, Band 10), ISBN 978-3-9819182-6-7).
  • Edgar Bierende: Das älteste Riesenweinfass. Ein Superlativ auf Schloss Hohentübingen, Tübingen 2020 (Kleine Monographien des MUT, Band 13), ISBN 978-3-9821339-4-2 (engl. The Oldest Giant Wine Barrel. A Superlative at Hohentübingen Castle, Tübingen 2020 (Kleine Monographien des MUT, Band 14), ISBN 978-3-9821339 5-9).
Commons: Schloss Hohentübingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. L. Schmid: Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen. Nach meist ungedruckten Quellen. Nebst Urkundenbuch. Ein Beitrag zur schwäbischen und deutschen Geschichte. Fues, Tübingen 1853.
  2. Weiß 1996, S. 15.
  3. Sydow 1980, S. 26.

Koordinaten: 48° 31′ 10″ N, 9° 3′ 2″ O